Erkrankt man nach einmaliger Schimmelexposition ?
Aber... ich hab in dem ganzen Zusammenhang noch eine Frage: Wie "schnell" können die Schimmelsporen zu Gesundheitsschäden führen?
Die Frage ist, was Du als "Gesundheitsschaden" ansiehst ? Wenn Du bereits eine Art "verschnupft sein", als Schädigung ansiehst, so könnte das bei hohen Konzentrationen für einen Tag passieren. Am nächsten Tag ist es dann aber auch schon wieder vorbei.
Viel mehr ist selbst beim "
Organic Dust Toxic Syndrom" nicht zu erwarten. Das ODTS entsteht nach dem Einatmen von sehr hohen Konzentrationen an Schimmelpilzen (109 Sporen/m3 oder 1–2 µg/m3 Endotoxin). Sowas entsteht z.B. wenn man aus einem Vorratsbehälter (Schiff oder Lastwagen) verschimmeltes Getreide absaugt und die Abluft direkt einatmet. So eine Situation kann in Wohnräumen (auch in stark verschimmelten Kellern) niemals vorkommen.
Persönlich hab ich das mal in einem gewerblichen Keller zu spüren bekommen, in dem Kartonagen bis zur Decke hoch gelagert waren. Nachdem das Wasser aus der Kanalisation hochgedrückt wurde, wurde die ganze Pappe naß und verschimmelte über einen Monat lang. Nachdem die Versicherung dann endlich gezahlt hatte, sollten wir sie "bei doppeltem Lohn" aus dem Keller befördern. Am Abend tränten mir die Augen, es setzten Kopfschmerzen ein und ich bekam Durchfall. Am nächsten morgen war der Spuk wieder vorbei und ich ging wieder zur Arbeit, um eine neue Dosis einzuatmen.
Das Spiel wiederholte sich auch am nächsten Abend, bis eine Luftabsaugung installiert wurde. Man kann so eine Arbeit Tag für Tag fortführen, was heute auch von den 1-Euro Jobbern erwartet wird. Etliche Arbeitslose werden dazu verdonnert, in der Müllsortierung zu arbeiten. Dort riecht's dann auch, wie in einer offenen Mülltonne - schlimmer noch - weil dort der ganze Müll über Fließbänder ständig umgewälzt wird und die Sporen nur so durch die Luft gewirbelt werden. Ich empfand es als Frechheit, daß Erwerbslose für 1 €/Std. zu so etwas verdonnert werden und hab mich mit einem Betroffenen über diese Arbeitssituation unterhalten.
Nun dürfte zuerst einmal nachvollziehbar sein, daß sich die dortigen "Zwangsarbeiter" ausgibig erkundigt hatten, ob es irgendwelche Gründe gibt diesen Job aus gesundheitlichen Gründen ablehnen zu können. Tja - den gab's natürlich nicht (sonst hätte ich mit dem dort nicht mehr sprechen können). Am Anfang hat er es genauso erlebt wie ich in meinem Kartonagenkeller. Am Abend bekam er Kopfschmerzen mit Übelkeit und dann ging's am nächsten Morgen wieder. Mit der Zeit setzte eine Art Immunisierung ein, sodaß die Kopfschmerzen am Abend ausblieben... Inzwischen geht's ohne Probleme ...
IRRTUM, denn der Dampfhammer kommt erst noch. Viele Personen die auf solchen stark belasteten Arbeitsplätzen tätig sind, berichten, daß die Erkrankung erst nach einem Jahr so richtig ausgebrochen ist. Immer wieder berichten Beschäftigte, daß die Symptome erst ausbrach, nachdem sie schon seit Monaten nicht mehr im Betrieb gearbeitet hatten. Oft können die Arbeiter ihre Symptome nicht einmal mehr ihrem letzten Job zuordnen. Na - dann eigenen sich diese 1-€ Jobber doch bestens für diesen Job. Solange sie dort arbeiten merken sie nichts und wenn sie dann wieder arbeitslos sind, kann der Dampfhammer ja ruhig zuschlagen. Was soll's ? Dann muß man ihnen sowieso kein Krankengeld mehr zahlen und die Unfallversicherung ist auch nicht mehr zuständig ...
Aber selbst wenn Menschen beim "
Organic Dust Toxic Syndrom" einer noch höheren Sporenbelastung ausgesetzt werden, reagiert der Organismus nur kurzzeitig wie bei einer Grippe: Schnupfen, Schleimhautreizungen, tränende Augen, Durchfall, Erschöpfungszustände, Rötungen der Haut. Die Reaktion erfolgt wenige Stunden nach der extrem hohen Exposition und man kann an den "Reizungen" schon erkennen, daß diese nicht durch die Sporen, sondern durch die Neurotoxine den MVOCs ausgelöst werden. Diese Reizung hielt im oben geschilderten Fall bis zum nächsten Morgen an, sie hielt damals bei den Dreschern noch den nächsten Tag an und kann beim Mühlenfieber auch mal eine ganze Woche anhalten (an eine Grippe erinnern). Dann ist aber wieder Schluß. Entscheidend ist, daß die Symptome einer Vergiftung gleichen. Sie lassen mit der Zeit nach ...
Viele glauben, daß sie sich mit Pilzen infizieren könnten (so wie mit Viren oder Bakterien). Daß sich Pilze bei ihnen in der Lunge einnisten könnten und sich dort dann unbemerkt vermehren. Dann würden die Symptome aber nicht wie bei einer Vergiftung nachlassen, sondern immer mehr zunehmen. Doch das gelingt Pilzen im lebendigen Organismus nicht, oder ist eben nicht die Strategie der Pilze. Das ist die Strategie der Bakterien ... Dabei konnte man auch sagen: Das höhere Leben entstand, als sich (pflanzliche) Organismen entwickelten, die sich mit den Pilzen arrangierten und die nicht mehr von Pilzen zersetzt werden konnten. Wenn sich das Leben von seiner ersten Erscheinungsform gegen irgendetwas gewappnet hat, dann gegen die Pilze. Man kann also heute noch sagen: Solange ein Organismus lebt, können ihm Pilze nichts anhaben.
Hypersensitivitätspneumonie (EAA) In meinen obigen Beispiel hab ich schon Arbeitsplätze angesprochen, an denen man immer wieder mit einer sehr hohen Sporenbelastung ausgesetzt wird. Für ein paar Tage oder für eine (Ernte-)Saison mag das ja noch hinzunehmen sein, doch wenn z.B. 1-Euro Jobber für Jahre dazu verdonnert werden, dann könnte das schon in einer Hypersensitivitätspneumonie (EAA) münden. Diese EAA wird bei einer immer wiederkehrende Exposition gegenüber sehr hohen Sporenkonzentrationen von 106 bis 1010 Sporen/m3 ausgelöst, wie sie im Innenraum nur offiziel nicht zu erwarten sind.
Hierzu muß ich dann aber doch mal darauf hinweisen, daß in meiner alten Wohnung eine Sporenkonzentration von über 1000 Sporen/ m3 gemessen wurden, wobei keine Schimmelpilze an den Wänden ersichtlich waren. Die Wohnung wurde immer auf 20°C beheizt und die Luftfeuchtigkeit stieg nie über 50% (ich hab also auf eine regelmäßige Lüftung geachtet). Diesbezüglich befürchte ich nun, daß
106 Sporen/m3 in der Raumluft heute eher schon eher die Normalität wie die Ausnahme sind.
Was eine kurzfristige Schimmelpilzbelastung angeht, so brauchst Du Dir darüber also keine Gedanken machen. Ich würde mir beim Verweilen in dieser Wohnung eher über das Wort "kurzfristig" Gedanken machen. Was bedeutet "kurzfristig" ? Ist damit gemeint, daß die Belastung nur solange andauert, bis der oberflächliche Schimmel beseitigt wurde ? Davon würde ich nicht ausgehen ! Wie ich schon sagte: Ich lebte in einer Wohnung die äußerlich keinen Schimmelbefall aufwies und trotzdem lag eine Sporenbelastung vor, die ausgereicht hätte, um eine Farmerlunge auszubilden ! Alleine vom Penicillium wurden lt. Gutachten schon über 1000 kolonienbildende Einheiten pro m3 gemessen ...
Die Arbeitsmedizin gab mir schriftlich: Ohne Belang !
Außerdem werden die Mykotoine (also die aus den Wände ausdünsten Schimmelpilzgifte) als 100 x gefährlicher angesehen, wie die Sporenbelastung. Allerdings sind Mykotoxine ein ganz anderes Thema auf das ich irgendwann noch eingehen werde. An dieser Stelle möchte ich aber darauf hinweisen, daß ich davon überzeugt bin, daß der "Schwamm in den Wänden" wesentlich gefährlicher ist, wie der Schimmel auf der Tapete ...
Eine
andauerde "unterschwellige" Belastung scheint mir wesentlich gefährlicher zu sein, wie eine kurzzeitige hohe Belastung. Da das Immunsystem Schimmelpilze bis zu einer gewissen Schwelle tolleriert, ist es den Schimmelpilzen möglich sich langfristig dem Immunsystem zu entziehen, bzw. dieses zu schwächen. Dazu bilden sie Schutzplaques oder Tarnkappen, schließen sich in Kokons ein und irritieren oder täuschen das Immunsystem. Ihre Strategie besteht also darin immer nur unterschwellig zu agieren, sodaß das Immunsystem niemals anspringen kann. Springt es bei zu hoher Exposition doch an, haben die Pilze keine Chance mehr. Sie müssen sowas unbedingt verhindern.
Da all diese Pilze auch noch immunsuppressive Stoffe absondern, wird das I.S. durch eine unterschwellige Belastung immer schwächer. So können sich dann ganz langsam immer mehr Pilze ansiedeln, ohne das das Immunsystem anspringt. Gleichzeitig setzen die Pilze noch ihre Mykotoxine frei, die immer narkotisierend wirken. Am Ende werden dann nicht die Pilze sondern die viralen und bakteriellen Infektionen zur Gefahr ...
Insofern könnte ich mir schon vorstellen, daß bei vielen ME/CFS Kranken die Mykotoxine das eigentliche Problem darstellen. Die führen dann sicherlich dazu, daß die Betroffenen unter immer wiederkehrenden Infektionen leiden, doch dann stellt sich immernoch die Frage: Warum ? Genau das ist die Frage, auf die die SHG für CFS und Mykosen in Berlin antwortet: Die meisten CFS Kranken leiden unter Schimmelpilzen. Nunja ...