Aufsatz

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Wenn ihr mal Zeit und Lust habt, euch gerade langweilig ist...
Wir haben heute den Entwurf unseres Abitur-Aufsatzes im Deutsch zurückbekommen, und ich dachte mal, ich schreib den ab ^^
Leider weiss ich die Umsetzung nicht mehr so genau, und auf dem Entwurf habe ich das nicht markiert.. aber ich hoffe, man versteht es ;-)
Er ist ziemlich provokativ geschrieben, und ich hoffe, es verletzt niemanden..

Das trostlose Dasein des Menschen

Ein Maturaaufsatz von Liliane

In lebensbedrohenden Situationen verhält sich der Mensch wie ein verwundetes Tier. Er zieht sich ängstlich in die hinterste Ecke seines Zimmers zurck, kauert zitternd auf dem Boden, macht sich so klein, wie es nur irgendwie geht und will in Ruhe gelassen werden. Wenn man ihm zu Nahe kommt, wird er aggressiv und schnappt wie ein wildes Tier nach der ihm entgegengestreckten Hand, die ihm doch nur helfen möchte.
Normalerweise unterscheidet uns jedoch viel von den Tieren. Ein Tier denkt zum Beispiel nicht, es handelt nach seinem naturgegebenen Instinkt. In Todesangst weiss es nicht, was es bedeutet, gelebt zu haben, was es bedeutet, Entscheidungen getroffen zu haben, die es dorthin geführt haben, wo es nun steckt.
Anders als der Mensch hat es kein Gewissen, das ihm hilft, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das eine sogenannte Moral hat, er kann sogar über sich selbst, über das Leben und über seine begangenen Taten zu reflektieren, aber genau das bereitet ihm Probleme.

Wir philosophieren seit eh und je. Schon immer sind wir auf der Suche nach Glück und einem erfüllten Leben. Seit den alten Griechen wurden immer neue Problemlösungsmethoden herausgefunden, neue Denkmustervertreten und immer wieder kam man auf die gleiche Frage zurück: Was hat unser Dasein überhaupt für einen Sinn?

In den 4000 Jahren, die seit den Griechen vergangen sind, haben wir immer noch keine Lösung gefunden. Zwischendurch gab es natürlich Erklärungen, die durch die Religionen grosse Verbreitung gefunden haben. Im Mittelalter zum Beispiel wurde nicht gross nach dem Glück gesucht, weil das Christentum auf Alles eine Antwort wusse und klar definiert war, was man tun musste, um sein Glück zu erreichen.
Bis zur Reformation lief das problemlos. Es gab sicher einige, die am System der Kirche zweifelten, doch vor Martin Luther traute sich niemand, etwas zu sagen, weil er Angst hatte, sonst in die Hölle zu kommen. Man könnte sagen, dass durch die Reformation die Katastrophe seinen Lauf nahm. In ganz Europa kam es zuu Glaubenskriegen, Auswanderungen nach Amerika, grossen Meinungsverschiedenheiten. Aber nach dem Überwinden dieser Krise besass Europa ein Toleranzdenken, das vielleicht Auslöser für die weiteren Schwierigkeiten war. Es gab nun zwei Religionsausübungsmöglichkeiten, die sich tolerierten. Die Katholische Kirsche hatte nicht mehr so eine grosse Macht wie zuvor. Und so kam es dazu, dass über die Aufklärub bald die Religionen selbst angezweifelt wurden, bald sogar Gott höchstpersönlich.
Diesen Atheismus findet man heute häufig, doch solche Leute führen ein eher trostloses Leben. Für sie gibt es nur das sinnlose Dasein, keine Freude, keine Hoffnung, kein Glück.


Was bedeutet denn das genau? Man hat kein Vertrauen ins Leben. Man weiss nie, ob es gut kommt, oder nicht. Man muss damit leben, dass man vom Schicksal abhängt, man kann nicht selbst bestimmen, was man gerne tun würde, die Aussenwelt gibt vor, was zu tun ist und welches Denken wir haben müssen, sonst wird man schnell zum Aussenseiter.
Den Glauben an Gott hat man verloren, man glaubt nicht daran, dass es ihn gibt, denn sonst müsste man ihn ja sehen oder fühlen können. Wenn es Gott gäbe, warum lässt er dann zu, dass es so viel Leid auf der Welt gibt? Das, was in der Kirche erzählt wird, kann gar nicht stimmen. Wie soll man sein Glück in einer Religion finden, die für das lebt, was nachher ist, wenn Glück ja gar nicht existiert?
Glücksgefühle sind eine reine Täuschung unseres Körpers, damit unser Leben einigermassen erträglich ist. Unsere Hypophyse produziert fleissig Hormone, sogenannte Endorphine, die dann munter durch unseren Körper strömen und das Gefühl des Glücklichsein auslösen.
Also ist es doch nur verschwendete Zeit, wenn wir nach unserem Glück suchen? Und noch mehr verschwendete Zeit ist es, nach dem Sinn des Lebens zu suchen, weil man ja denken könnte, dass dieser glücklich macht, dabei stürzt man sich höchstens ins Unglück, weil man nach etwas sucht, das nicht existiert.

Wenn man einmal begonnen hat, so zu denken, fällt es einem schwer, wieder damit aufzuhören, sich zu besinnen, und zurück zum Gefühl des Urvertrauens zu kommen, das von Geburt an in jedem Menschen stecken würde.
Denn wenn man diesen Gedanken zu Ende denkt, müsste man sich ernsthaft fragen, wozu man eigentlich noch lebt. Schlussendlich würde es nämlich darauf hinauslaufen, das alles nur eine Illusion ist, dass sogar das letzte Gefühl von allen, die Verzweiflung, nur eine Täuschung ist.
Und dann soll man am nächsten Tag wieder mit einem Lächeln im Gesicht aufstehen und das Beste daraus machen?
Woraus, wenn man gar nichts mehr hat?
Da würde man doch lieber noch als ein nach Instinkt handelndes Tier leben, das überhaupt nicht denken kann.
 
Liebe Liliane,

war das trostlose Daseins des Menschen dein Maturathema?
Das klingt ja so richtig aufbauend!
Ideal für junge Menschen auf der Suche nach Sinn! :rolleyes: :rolleyes:
Und wie ist die Sache ausgegangen? Von der Note her? Wie überhaupt die ganze Matura. Und was hast du - abgesehen vom Ferienmachen - jetzt vor?

Herzliche Grüße, Horaz

Übrigens 4000 Jahre liegt die Sache mit den Griechen nicht zurück!
 
hm, tja, dann hab ich wohl mehrere Fehler gemacht...

Leider hab ich noch überhaupt keine Ahnung von der Note... Die werden erst nach der mündlichen Abitur bekannt gegeben, 28.Juni..

Zum Aufsatz:
Es gab 4 mögliche Themen, und mich hat nur eines richtig angemacht..
Ein Textausschnitt aus einem Buch von Philippe Djian; Betty Blue

leider habe ich nur den 2.Teil gefunden, vorhin gibt es noch was mit einem verwundeten Tier..

Ja sicher, sie müßte einsehen, daß das Glück nicht existiert, daß das Paradies nicht existiert, daß es nichts zu gewinnen oder zu verlieren gibt und man im wesentlichen nichts ändern kann. Und wenn du glaubst, die Verzweiflung ist alles, was einem dann bleibt, dann irrst du dich noch einmal, denn auch die Verzweiflung ist eine Illusion. Alles was du machen kannst, das ist, dich abends hinzulegen und morgens aufzustehenm wenn's geht mit einem Lächeln auf den Lippen, und egal, was du denkst, es wird sich nichts ändern, du machst die Dinge nur noch komplizierter.


Naja :p der Titel hat sich dann halt einfach so ergeben..
 
Hallo Shadowlady,

mein erster Erindruck ist, dass Du Dich gut von der anskizzierten Gefühls-/ Gedankenwelt der Person hast inspirieren lassen und dann bist Du Deinen eigenen Gedanken u nd Interpretationen gefolgt und bist zum Schluss wieder zu der Person zurückgekommen. Ich bin ein Leser und kein Lehrer und ich fand es gut.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Betty Blue ist nicht gerade trostreiche Literatur.
Aber ich weiß ja, dass du einen Hang für schwere Themen hast.
Es gab mal eine Zeit, da machte ich mir sogar Sorgen!
Griechische Geschichte beginnt etwa 1000 v.Chr., eigentlich erst 750 v. Chr.
Ich zweifle nicht daran, dass du trotzdem einen guten Maturaaufsatz geschrieben hast und ich drücke dir die Daumen für die Mündliche!
Nochmals, herzliche Grüße, Horaz
 
hallo shadowlady,

ich finde, dass das, was du schreibst nicht stimmt.
aber das ist halt meine ansicht.
und du hast eine andere auffassung der dinge und das ist ja auch ganz gut. es ist ja auch dein aufsatz.
aber ich finde, dass viele punkte nicht stimmen, so wie du es schreibst.
ich finde, du verallgemeinerst viele dinge und stellst sie so hin, als würden sie nur so stimmen, wie du es eben schreibst. aber das ist ja auch okay. das zeigt, dass du deine bestimmte meinunge hast.
aber ich will jetzt also nicht alle punkte auseinander nehmen.

auf alle fälle weiss ich jetzt, dass ich nie, nie, nie deutschlehrerin oder deutsch dozentin werden könnte. ich könnte solche aufsätze echt nicht neutral bewerten.
welche note hast du denn bekommen?

viele grüsse; shelley :wave:
 
Hey liebe Shelley ;-)

Ja, stimmt eben schon, ich habe ziemlich übertrieben und in "Schwarz-Weiss" geschrieben... Heute würde ich den Aufsatz auch anders schreiben...

--> Ich wollte echt niemanden mit meinem Aufsatz beleidigen...

Die Note wurde leider noch nicht bekannt gegeben.. Die wissen wir erst nach der Diplomfeier am 28. Juni... =) Ist halt leider so, aber macht auch nichts..
Was ich danach machen werde, steht noch ziemlich offen. Geld verdienen ;-) Ein Praktikum machen, Berufswelt erkunden... mal schauen...

Schöne Pfingsten!
 
hallo shadowlady.

ich finde den aufsatz nicht beleidigend.
ich finde einfach, dass er behauptungen aufstellt und diese behauptungen als einzig reine wahrheit darstellt.

ich meine; schon nur der erste satz:

"In lebensbedrohenden Situationen verhält sich der Mensch wie ein verwundetes Tier."

ich finde, das stimmt schlicht und einfach nicht!
es mag sein, dass sich einige menschen so verhalten. aber nicht "der" mensch. du könntest gerade so gut behaupten, dass sich "der" mensch in lebensbedrohenden situationen wie ein wütendes tier verhält. so könntest du noch sehr viele andere behauptungen aufstellen.

"Er zieht sich ängstlich in die hinterste Ecke seines Zimmers zurck, kauert zitternd auf dem Boden, macht sich so klein, wie es nur irgendwie geht und will in Ruhe gelassen werden."

das finde ich nochmals schlicht und einfach falsch!
ich hätte es noch besser gefunden, wenn du eine differenzierung gemacht hättest zwischen den menschen, welche in einer lebensbedrohlichen situation die flucht ergreiffen und sogar aus einem offenen fenster im 5. stock springen würden, und denen, welche vor schock stehen bleiben und nicht einmal vor dem feuer weg rennen.

ich weiss nicht, ob du deswegen einen abzug bekommst.
wenn du einen lehrer hast, welcher die psychologische aufteilung zwischen denen "starr bleibenden" und "wegrennenden" opfern (zum beispiel in der lebensbedrohlichen situation eines hausbrandes) macht, dann könnte es schon sein, dass ihm dein aufsatz nicht gefällt und er schon mal aus antipathiegründen nicht die bestnote verteilt.

wie gesagt; ich könnte nie aufsätze benoten, habe ich nach deinem aufsatz gemerkt. denn ich könnte nicht mehr neutral bleiben. ich hoffe, dass du da auf bessere "kritiker" als mich gestossen bist.

"Wenn man ihm zu Nahe kommt, wird er aggressiv und schnappt wie ein wildes Tier nach der ihm entgegengestreckten Hand, die ihm doch nur helfen möchte."

da finde ich: woher willst du wissen, wie sich die vielen menschen auf unserer grossen welt verhalten, wenn sie in einer lebensbedrohlichen situation sind?
du beschreibst bis ins äusserste detail, wie sich jeder mensch verhalten würde.
also ehrlich gesagt würde schon ich mich mal nicht so verhalten, wie du das behauptest. und ich bin nur eine von vielen.

oder stell dir mal die situation vor, in welcher jemand mit seinem freund auf eine bergspitze geklettert ist. er rutscht aus. sein freund streckt ihm die hand entgegen.
denkst du wirklich, dass der ausgerutschte noch nerven hat, aggressiv zu sein und nach der entgegengestreckter hand wie ein wildes tier zu schnappen?
also ich denke, er wird da nicht mehr so wild und agressiv sein. ich denke eher, dass er wird von angst getrieben vertrauen erlangen. er wird vertrauen, dass wenn er die ausgestreckte hand nehmen wird, dass er dabei nicht abstürzt. denn würde er nicht vertrauen, könnte er die hand gar nicht aus der felsspalte ziehen, durch die freie luft führen und in die hand des freunde legen. ohne vertrauen könnte es sein, dass er angst hat, während dieses vorganges abzustürzen.

es mag sein, dass ein mensch, welcher wütend auf sich selbst ist, in dieser situation denkt: "ist mir scheissegal, wenn ich abstürze und sterbe. ist doch eh alles voll die kacke." vielleicht wird so ein mensch rumschreien, wütend und aggressiv sein und einfach nur nach der entgegengestreckten hand schnappen, weil er unterbewusst hofft, dabei in den tod zu stürzen.

so gesehen magst du in wenigen von vielen fällen recht haben. doch du schreibst es so, als wäre diese situation die allgemein und einzig gültige.

so könnte ich jeden einzelnen satz deines aufsatzes auseinander nehmen.
ich mache es aber nicht, weil es zu weit führt.
ich wollte dir nur zeigen, was ich meine.

ich finde weniger, dass dein denken schwarz-weiss ist.
ich denke eher, es ist - wie sagt man dem auf deutsch?
vielleicht merkst du, was ich meine.

sei auf alle fälle froh, dass deine experten ausgebildet und nicht ein laie, wie ich es bin, sind. sie werden dich gerecht bewerten. das wünsche ich dir doch!

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
Ich hab nicht genau alles gelesen, aber weisst du... Man hat für diesen Aufsatz nicht mehr als vier Stunden Zeit. Das ist viel zu wenig, um sich genau zu überlegen, wie man den Aufsatz gestalten will. Es lassen sich gar nicht alle Fakten aufzählen, alles differenziert darstellen, das ist unmöglich?... Vielleicht weisst du ja, was ich meine ;-)
 
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