Sprache: Kommunikation Arzt-Patient

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
74.026
Hier geht es zwar um die Sprache in Bezug auf Diabetes. Sie hat auch bei diesem Thema großen Einfluß auf den Umgang mit dem Patienten bzw. auf den Umgang des Patienten mit der Krankheit. Und das gilt natürlich nicht nur für die Krankheit „Diabetes“ sondern quasi für alle Themen: die Sprache und Ausdrucksform entscheidet u.a. darüber, wie ein Patient sich verhält.

... Sensible Sprache: Bitte nicht mehr „Diabetiker“ sagen
...
Auf Diabetes-Kongressen und in Fachpublikationen begegnet man ständig „schlecht eingestellten Diabetikern“, denen es an „Therapietreue mangelt“ und die deshalb „einer Lebensstilintervention zugeführt werden müssen“. An dieser Sprache muss sich dringend etwas ändern, findet die Bloggerin, Journalistin und Patientin Antje Thiel.
Sprache kann verunsichern und demotivieren. Dies sollten sich Diabetesteams bewusst machen. Angesichts der Herausforderungen durch ihre chronische Erkrankung brauchen Menschen mit Diabetes vielmehr Ermunterung und sollten bestärkt werden. Foto: Antje Thiel
Sprache kann verunsichern und demotivieren. Dies sollten sich Diabetesteams bewusst machen. Angesichts der Herausforderungen durch ihre chronische Erkrankung brauchen Menschen mit Diabetes vielmehr Ermunterung und sollten bestärkt werden. Foto: Antje Thiel
Die Sprache formt das Denken und umgekehrt. Wie man mit und über Menschen mit Diabetes spricht, beeinflusst, wie man über sie denkt. Dies wiederum prägt unsere Sprache beim Thema Diabetes. Und wie Menschen mit Diabetes angesprochen werden, kann ihr Selbstbild und die Haltung zu ihrem Diabetes beeinflussen. Gute Gründe also, sich mit der „Sprache des Diabetes“ zu beschäftigen.

Grüsse,
Oregano
 
Da kann ich nur zustimmen, gerade die drei erwähnten Formulierungen schlecht eingestellte Diabetiker, mangelnde Therapietreue, einer Lebensstilintervention zugeführt werden müssen empfinde ich schon als sehr paternalistisch und respektlos. "Zugeführt werden" klingt nach einem Gegenstand und man könnte auch weiteres sprachlich auseinander nehmen.

Muss man aber vielleicht garnicht, denn vielen wird es auch so bewusst sein und leider ist hier wohl etwas dran: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen" (JW Goethe, Faust I). Ob Ärzte inzwischen in der Ausbildung hier in eine etwas andere Richtung geschult werden, in Zeiten, wo Patientenrechte ja eigentlich längst Thema sind?
 
Ob Ärzte inzwischen in der Ausbildung hier in eine etwas andere Richtung geschult werden, in Zeiten, wo Patientenrechte ja eigentlich längst Thema sind?
Es wäre zu hoffen !

Es gibt Angebote und wahrscheinlich auch Pflichtvorlesungen zum Thema „Umgang mit Patienten“, z.B.:

... Ein altes Sprichwort besagt: „Eine gute Anamnese ist die halbe Diagnose“- Wie kann es denn dann sein, dass immer weniger Ärzte sich die Zeit für ein Gespräch mit ihren Patienten nehmen? Die durchschnittliche Dauer eines Anamnesegesprächs beträgt 3 Minuten. Oft scheint allein die Krankheit im Vordergrund zu stehen und nicht der kranke Mensch. Dieser im medizinischen Alltag immer üblicher werdenden Tatsache versuchen die Anamnesegruppen entgegenzuwirken; Anamnesegruppen sind studentische Gruppen, die es sich zum Ziel gemacht haben, den Patienten in seiner bio- psycho-sozialen Ganzheit zu erfassen. Neben dem körperlichen Zustand werden hier die psychischen und sozialen Verhältnisse des Patienten in die Anamnese mit einbezogen. Durch dieses Verständnis kann der Student seinen Umgang mit Patienten verbessern und für sich selbst geeignete Coping- und Gesprächsstrategien entwickeln. Eine Anamnesegrupppe besteht aus 8 – 12 TeilnehmerInnen und zwei studentischen TutorInnen, die sich einmal wöchentlich in verschiedenen Kliniken treffen, um eine Anamnese (ohne körperliche Untersuchung) bei PatientInnen zu erheben.
Ein Anamneseabend besteht basierend auf dem Unterricht am Krankenbett aus einem Anamnesegespräch und einer anschließenden Diskussion und dauert insgesamt zwei Stunden. Das Anamnesegespräch mit dem Patienten wird von einem/r TeilnehmerIn geführt, während die anderen Gruppenmitglieder zuhören und beobachten. Im Anschluss erhält der Gesprächsführer ein ausführliches und konstruktives Feedback. ...

Grüsse,
Oregano
 
Oben