Hallo Puh und alle anderen,
Ich fühle mit dir.
Ich bin auch betroffen und darf unser herrliches System in seiner vollen Schönheit erleben. Ich habe das Glück, einen Partner zu haben, der zu mir steht, und eine Familie, die mir hilft. Außerdem bin ich eine Kämpfernatur mit angeborenem Selbstbewusstsein. Und trotzdem könnte ich manchmal daran zerbrechen und verzweifeln. So viel Boshaftigkeit, Doofheit und alles, manchmal ist es unfassbar.
Für mich war recht bald klar, dass es in Deutschland für mich keine Hilfe geben wird. In Belgien gäbe es noch jemanden, und in Norwegen sind die Betroffenen auch besser dran. Wohl auch in Spanien, Litauen, Estland, Ukraine... Einzige offizielle Anlaufstelle in DE ist wohl die Charité, aber die behandeln nicht, meine ich (trotzdem muss man betonen, dass ich den Eindruck habe, die möchten hier in DE wirklich was ändern und aufbauen). Um gegen Behörden überhaupt eine Chance zu haben, ist deren Diagnose aber unabdingbar.
Da ich kein Geld habe, gehöre ich zu denen, die ihren Zustand akzeptieren müssen. Dazu gehört der Ärger mit den Behörden, ständige Existenzangst und Angst vor Zwangsbehandlung.
Hier in DE muss man - besonders mit ME - höllisch aufpassen, dass man nicht in eine Entmündigung mit Zwangsbehandlung rutscht. Ich habe deshalb eine Patientenverfügung.
Das Problem der Psychologisierung gibt es nicht nur bei ME. Die Psychologie hat einen Siegeszug gemacht, vergleichen kann ich das nur noch mit der Inquisition und der Hexenverbrennung - wer "komisch" ist, andere Meinungen und Werte hat oder nicht so funktioniert, wie er soll, ist "psychisch krank". Wir müssen verstehen, dass wir "Human Ressources" sind. Eine kaputte Maschine wird auch weggeworfen. Das ist nicht meine Meinung, aber unser Zeitgeist. Wenn ein ach so intelligenter Arzt nicht weiter weiß und keinen Bock mehr hat, ist man "psychisch krank". Früher wurde man "Simulant" genannt, dann geisteskrank, heute psychisch krank. Die Bevölkerung hat das auch sehr willens angenommen, so wie jede Propaganda.
Deshalb habe ich mich, zumindest im Geiste, der Antipsychiatriebewegung angeschlossen. Für mehr reicht meine Gesundheit nicht.
Ich halte es für wichtig, dass wir uns zusammentun. Zusammen ist man nun mal stärker. Wenn hier jemand also einen guten ME-Verein kennt, gerne her damit. Oder vielleicht kann man sich schreiben, Tips geben etc. Es gibt zb Erwerbslosen-Foren, Kranken-Foren usw. Da findet man richtig gute Tips, auch im Umgang mit den Behörden. Es gibt Unterstützung, man kann sich dort offen austauschen, motzen, aufregen, jammern, freuen...
Ich halte auch klagen für wichtig. Aber das Geld muss man erstmal haben. Ich habs nicht. Und irgendwo sollten die Urteile gesammelt werden - ich kriege davon leider gar nichts mit. Vielleicht gibt es da schon was?
P.S. Zu den "Dr. H-Diskussionen": Ich weiß, dass es hier viel Unmut deswegen gab. Aber mir haben die echt geholfen, und zwar immens. Ich war nie bei diesem Arzt und wäre auch nicht hin (kein Geld), aber ich konnte mich schon mal auf den Kampf einstellen, der mich erwartet. Außerdem war es nie langweilig. Mir haben Beiträge von boooa, Castor und vielen anderen Kampfesgeist gegeben. Ich schlage lieber zu, als mich zu verkriechen.
Also danke an alle Beteiligten.