Windpferd
. . . nochmal Goethe. (Muß ich um Verzeihung bitten?)
Die Datierung ist ungewiß; vermutlich (lt. Insel-Ausgabe) mit neunundsiebzig geschrieben, vier Jahre vor seinem Tod. In diesem Alter WAR er offenbar Bräutigam. Er hat den Text nur einmal, an einem sehr entlegenen Ort, drucken lassen und ihn erstaunlicherweise nicht in die "Ausgabe Letzter Hand" aufgenommen. Man weiß m.W. nicht, wer "Sie" ist.
Oft wurde diskutiert, ob die Liebe stärker sei als der Tod oder umgekehrt. Dieser Text ist eine Antwort.
Übrigens, die Jungianer berichten, daß bestimmte Träume den nahen Tod ankündigen. Unter anderen dieser: die Erste Freundin kommt, um den Träumer zu einer weiten Reise abzuholen; es herrscht frühlingshafte Aufbruchstimmung - wie damals eben. (Von Frauen als Träumerinnen habe ich das noch nie gehört oder gelesen; merkwürdig.)
Damit sich aber niemand unnötig Sorgen macht: Ich hatte diesen Traum schon dreimal, schon vor Jahren. Und irgendwie leb ich immer noch. "Mich hat der Tod vergessen", scherzte einer meiner Onkeln, als er 104 war.
Möge auch der unsere vergeßlich sein. (Scließlich muß der ja auch älter werden!) Solange das irgend jemandem gut tut.
Wünscht uns
Windpferd
Der Bräutigam
Um Mitternacht, ich schlief, im Busen wachte
Das liebevolle Herz, als wär' es Tag;
Der Tag erschien, mir war, als ob es nachte -
Was ist es mir, so viel er bringen mag?
Sie fehlte ja! mein emsig Tun und Streben
Für sie allein ertrug ichs durch die Glut
Der heißen Stunde; welch erquicktes Leben
Am kühlen Abend! lohnend wars und gut.
Die Sonne sank, und Hand in Hand verpflichtet
Begrüßten wir den letzten Segensblick,
Und Auge sprach, ins Auge klar gerichtet:
Von Osten, hoffe nur, sie kommt zurück.
Um Mitternacht, der Sterne Glanz geleitet
In holdem Traum zur Schwelle, wo sie ruht.
O sei auch mir dort auszuruhn bereitet!
Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.
Um Mitternacht, ich schlief, im Busen wachte
Das liebevolle Herz, als wär' es Tag;
Der Tag erschien, mir war, als ob es nachte -
Was ist es mir, so viel er bringen mag?
Sie fehlte ja! mein emsig Tun und Streben
Für sie allein ertrug ichs durch die Glut
Der heißen Stunde; welch erquicktes Leben
Am kühlen Abend! lohnend wars und gut.
Die Sonne sank, und Hand in Hand verpflichtet
Begrüßten wir den letzten Segensblick,
Und Auge sprach, ins Auge klar gerichtet:
Von Osten, hoffe nur, sie kommt zurück.
Um Mitternacht, der Sterne Glanz geleitet
In holdem Traum zur Schwelle, wo sie ruht.
O sei auch mir dort auszuruhn bereitet!
Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.
Oft wurde diskutiert, ob die Liebe stärker sei als der Tod oder umgekehrt. Dieser Text ist eine Antwort.
Übrigens, die Jungianer berichten, daß bestimmte Träume den nahen Tod ankündigen. Unter anderen dieser: die Erste Freundin kommt, um den Träumer zu einer weiten Reise abzuholen; es herrscht frühlingshafte Aufbruchstimmung - wie damals eben. (Von Frauen als Träumerinnen habe ich das noch nie gehört oder gelesen; merkwürdig.)
Damit sich aber niemand unnötig Sorgen macht: Ich hatte diesen Traum schon dreimal, schon vor Jahren. Und irgendwie leb ich immer noch. "Mich hat der Tod vergessen", scherzte einer meiner Onkeln, als er 104 war.
Möge auch der unsere vergeßlich sein. (Scließlich muß der ja auch älter werden!) Solange das irgend jemandem gut tut.
Wünscht uns
Windpferd
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