Paula3
Wie entsteht Wissen im Gesundheitswesen?
Einige Zitate
Deutsches Ärzteblatt: BK-Fortbildungskongress: Fächerbergreifendes Lernen für Ärzte unerlässlich
Mittwoch, 30. Januar 2013
Deutsches Ärzteblatt: Weiterbildung: Plädoyer für die evidenzbasierte Medizin
Dtsch Arztebl 2012
Deutsches Ärzteblatt: Weiterbildung: Ist die Bevölkerung damit zufrieden? (10.02.2012)
BRIEFE
Dtsch Arztebl 2012
Deutsches Ärzteblatt: Situation der Weiterbildung in Deutschland: Erkennen, wo der Schuh drückt (06.02.2009)
Dtsch Arztebl 2009
Deutsches Ärzteblatt: Patienteninformation: Navigieren durchs Gesundheits-Web (28.09.2012)
Dtsch Arztebl 2012
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Zugang zur medizinischen Datenbank: Mehr Lesefreiheit für Oberärzte! - Forschung und Lehre - FAZ
Zugang zur medizinischen Datenbank - Mehr Lesefreiheit für Oberärzte!
01.07.2013 Wenn der Doktor es genau wissen will: In Norwegen haben Ärzte und Laien jetzt offenen Zugang zu medizinischen Fachzeitschriften. Nun fordern deutsche Ärzte dieselben Rechte.
ZITAT Mediziner und Vertreter der Gesundheitsberufe [in Deutschland] kommen nur selten an die vollständigen Texte in medizinischen Fachjournalen heran.
ZITAT „Einige Leute haben sich damals zusammengesetzt“, beschreibt Kjell Tjensvoll bescheiden den unspektakulären Planungsbeginn der „Norwegian Electronic Health Library“ oder NEHL vor knapp einem Jahrzehnt. Es handelt sich um einen öffentlich finanzierten medizinischen Informationsservice von überragender Qualität. … Tjensvoll … erläutert, dass man lediglich eine norwegische IP-Adresse benötigt, um sich online von zu Hause aus oder am Arbeitsplatz die besten Quellen für medizinisches Wissen zu erschließen
ZITAT „Die Nutzung ist seit den Anfängen deutlich angestiegen …weiß Tjensvoll zu berichten. Allen voran nutzen Ärzte und Vertreter aus Gesundheitsberufen diesen elektronischen Wissensservice: Die letzte Erhebung zeigte, dass fünfunddreißig Prozent der Ärzte, und fast die Hälfte der Hausärzte sich mindestens einmal wöchentlich bei diesem kostenlosen elektronischen Wissensservice schlaumachen. Fast drei Viertel tun dies, um sich bei einer konkreten Frage zur Therapie eines Patienten auf den neuesten Stand zu bringen („Lancet“, Bd. 375). Inzwischen beraten die Norweger andere Länder, beispielsweise Schweden, wo ein ähnliches Projekt geplant ist.
ZITAT Hierzulande werden hingegen gestandene Oberärzte schon mal zu … Bittstellern, wenn sie an den Originaltext einer wichtigen medizinischen Studie herankommen wollen. Sie fragen zum Beispiel einen Studenten, der noch an eine Universitätsbibliothek Anbindung hat, ob er die Studie, die zu seiner Ausbildung hilfreich wäre, herunterladen kann. Denn der Oberarzt kann es oft nicht, ihm sind die digitalen Pforten zur Universitätsbibliothek im Zweifel verschlossen. usw.
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und ein aktuelles BUCH
Deutsches Ärzteblatt: Sapere aude! Wie entsteht Wissen im Gesundheitswesen? (17.05.2013)
Dtsch Arztebl 2013
Gerd Gigerenzer, J. A. Muir Gray (Hrsg.): Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin. Aufbruch in ein transparentes Gesundheitswesen. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2013, 388 Seiten, 39,95 Euro
„Sauberes Wasser war im 19. Jahrhundert die wichtigste Ressource für Gesundheit. Im 21. Jahrhundert ist dies „sauberes Wissen“. Wie entsteht Wissen im Gesundheitswesen? Wie wird es vermittelt? Wie wird es verstanden und umgesetzt? Eine hochkarätige Gruppe internationaler Wissenschaftler hat sich im Rahmen eines Seminars des Ernst-Strüngmann-Forums diese Fragen gestellt. Antworten findet man in diesem Buch wieder. Es beschreibt die außerordentlichen Möglichkeiten, die in der Hebung des Schatzes „Wissensbasierung“ für die Patientenversorgung liegen. Dazu gehören die Erfassung der tatsächlichen Bedürfnisse und Nöte von Patienten, die Grundlagen einer neuen systematischen medizinischen Wissenschaft, die insgesamt ihre Potenziale in der Versorgungsforschung, durch Outcome-Research oder Register, nutzt. Durch „sauberes Wissen“ werden Ärzte besser befähigt, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen und damit ihrer Verantwortung für das Wohl und Wehe kranker Menschen besser gerecht zu werden.
Die dazu nötige Methodik, das Wissen und die bereits bestehenden Erfahrungen sind über den gesamten Globus verstreut und werden hier zusammengetragen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der „Health literacy“, also dem besseren Verständnis der medizinisch-wissenschaftlichen Aussagen. Die bestehende Unkenntnis über elementare Fakten, wie zum Beispiel den Unterschied zwischen absoluter und relativer Risikoreduktion, ist beunruhigend, aber vergleichsweise leicht lösbar. Dieses Buch hilft, mit besserem Wissen eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten, die sowohl einfacher als auch individueller gestaltet ist. Denn Patienten haben das Bedürfnis, mit ihren eigenen Problemen individuell behandelt zu werden, und dies gelingt dann, wenn Ärzte wissen, welche medizinischen Maßnahmen im Einzelfall tatsächlich einen Nutzen für die Patienten stiften und welche nicht.
Dieses Buch klärt im besten Sinne auf. Das „Sapere aude! – Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“ nach Immanuel Kant (1784) wird hier wiedergeboren. … „ Günther Jonitz
Gerd Gigerenzer, J. A. Muir Gray (Hrsg.): Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin.
Mit Beiträgen von: G. Antes, H. Bastian, J. Bousquet, B. Bower, H. Brighton, H. Buchan, A. Coulter, D.A. Davis, M. Diefenbach, N. Donner-Banzhoff, G. Elwyn, M.A. Feufel, W. Gaissmaier, D. Ghersi, G. Gigerenzer, B. Goldacre, J.A. Muir Gray, M. Härter, R. Hertwig, G. Jonitz, D. Klemperer, K. Kolpatzik, J. Kreis, F. Légaré, W.-D. Ludwig, M. Mäkelä, T. Miron-Shatz, I. Mühlhauser, A.G. Mulley Jr., D.E. Nelson, N. Schmacke, G. Schott, J. Schulkin, H. Schünemann, L.M. Schwartz, D. Simon, R.S.W. Smith, D. Spiegelhalter, J. Steurer, O. Wegwarth, J.E. Wennberg, C. Wild, S. Woloshin, H. Wormer
Entgegen der allgemeinen Annahme besteht das Hauptproblem bei der gerechten Verteilung von Gesundheitsleistungen nicht in einem Mangel an Geldmitteln, sondern es fehlt an Wissen sowohl auf der Seite der Ärzte als auch der Patienten!
Die Autoren zeigen auf, dass viele Ärzte und die meisten Patienten die verfügbaren Informationen zur Diagnostik und Therapie von Krankheiten nicht verstehen. Besonders in dem zentralen Thema der Risiko-Nutzen-Relationen von medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen sind viele Ärzte wahre Risiko-Analphabeten. Dieses fehlende Verständnis ist besonders fatal, da das Marketing für Untersuchungs- und Behandlungsverfahren genau diesen Umstand ausnutzt und sich häufig auf irreführende Statistiken stützt. Das hat zur Folge, dass beispielsweise Millionen damit verschwendet werden, dass an Frauen, denen die Zervix entfernt wurde, weiterhin Pap-Abstriche zur Krebsfrüherkennung durchgeführt werden. Und die Strahlenbelastung durch die übermäßige und oft unnötige Nutzung von CTs führt jedes Jahr zu Zehntausenden neuen Krebserkrankungen.
Die Autoren dieses Werkes beleuchten auch die Ursachen dieser Entwicklungen: Zum einen werden die Schwerpunkte in der medizinischen Forschung häufig mit profitorientiertem Blick auf sogenannte Blockbuster-Medikamente von der Industrie selbst gesetzt, während die Ausbildung der Ärzte oft nicht ausreicht, wissenschaftliche Ergebnisse einzuordnen. Hinzu kommen Interessenskonflikte, die zu irreführender Berichterstattung in medizinischen Zeitschriften, in Patientenbroschüren und den Medien führen. Und schließlich fühlen sich viele Ärzte aus Angst vor dem Patienten als möglichem Kläger zu defensiver Medizin genötigt und führen unnötige MRTs oder CTs durch oder verschreiben Medikamente, die dem Patienten am Ende mehr schaden als nutzen.
Doch es geht den Autoren nicht darum, einzelne Industriezweige, Politiker oder Ärzte an den Pranger zu stellen. Stattdessen analysieren sie ein System, das nicht immer das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zum Ziel hat und zeigen konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf: Wie kann Forschungsfinanzierung transparent und patientenorientiert gestaltet werden? Welchen Richtlinien können Journalisten folgen, wenn sie über Gesundheitsthemen berichten? Wie kann die medizinische Ausbildung verbessert werden?
Antworten auf diese Fragen weisen den Weg zu einem aufgeklärteren Gesundheitssystem, in dem Ärzten und Patienten aus Forschungsergebnissen die richtigen Schlüsse ziehen können und mit informierten Entscheidungen eine bessere medizinische Versorgung möglich machen.
Einige Zitate
Deutsches Ärzteblatt: BK-Fortbildungskongress: Fächerbergreifendes Lernen für Ärzte unerlässlich
Mittwoch, 30. Januar 2013
Auf die Bedeutung der ständigen berufsbegleitenden Fortbildung hat die Bundesärztekammer (BÄK) …hingewiesen …„Dabei müssen Ärzte nicht nur im eigenen Fach, sondern auch in benachbarten Disziplinen den Stand der Wissenschaft kontinuierlich im Blick behalten“, betonte der Vize-Präsident der BÄK, Max Kaplan, der auch Vorsitzender des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung der BÄK ist.
Deutsches Ärzteblatt: Weiterbildung: Plädoyer für die evidenzbasierte Medizin
Dtsch Arztebl 2012
Die Weiterbildung in „wissenschaftlich begründeter Medizin“ bewerten Assistenzärztinnen und -ärzte durchweg schlechter als die in anderen Kernkompetenzen.
Deutsches Ärzteblatt: Weiterbildung: Ist die Bevölkerung damit zufrieden? (10.02.2012)
BRIEFE
Dtsch Arztebl 2012
Die Evaluation der Qualität der ärztlichen Weiterbildung hat eine hohe gesellschaftliche Bedeutung, da sich Patienten darauf verlassen können müssen, dass Ärzte in ihrem jeweiligen Fachgebiet kompetent weitergebildet werden.
Deutsches Ärzteblatt: Situation der Weiterbildung in Deutschland: Erkennen, wo der Schuh drückt (06.02.2009)
Dtsch Arztebl 2009
Die gefühlte Unzufriedenheit mit der ärztlichen Weiterbildung ist groß.
Deutsches Ärzteblatt: Patienteninformation: Navigieren durchs Gesundheits-Web (28.09.2012)
Dtsch Arztebl 2012
… relevantes medizinisches Wissen in Form vergleichender Studien wird nahezu ausschließlich in Englisch produziert. Für nichtenglischsprachige Länder sei diese Sprachbarriere „eine ernsthafte Bedrohung für die Versorgung“, meint Prof. Dr. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg, weil dadurch viele neue Erkenntnisse erst mit großer zeitlicher Verspätung die medizinische Praxis erreichten. Bei circa 20 000 vergleichenden Studien, die jährlich auf Englisch publiziert werden, vergrößert sich die Wissenskluft immer weiter, weil der Wissenszuwachs schlicht nicht verarbeitet werden kann.
... Antes zufolge wollen 80 Prozent der deutschen Ärzte keine englischen Artikel lesen. … „Deutschland hat den Anschluss bei medizinischer Wissensgenerierung und bei der Organisation der Wissensnutzung verloren“, lautet sein Fazit (2).
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Zugang zur medizinischen Datenbank: Mehr Lesefreiheit für Oberärzte! - Forschung und Lehre - FAZ
Zugang zur medizinischen Datenbank - Mehr Lesefreiheit für Oberärzte!
01.07.2013 Wenn der Doktor es genau wissen will: In Norwegen haben Ärzte und Laien jetzt offenen Zugang zu medizinischen Fachzeitschriften. Nun fordern deutsche Ärzte dieselben Rechte.
ZITAT Mediziner und Vertreter der Gesundheitsberufe [in Deutschland] kommen nur selten an die vollständigen Texte in medizinischen Fachjournalen heran.
ZITAT „Einige Leute haben sich damals zusammengesetzt“, beschreibt Kjell Tjensvoll bescheiden den unspektakulären Planungsbeginn der „Norwegian Electronic Health Library“ oder NEHL vor knapp einem Jahrzehnt. Es handelt sich um einen öffentlich finanzierten medizinischen Informationsservice von überragender Qualität. … Tjensvoll … erläutert, dass man lediglich eine norwegische IP-Adresse benötigt, um sich online von zu Hause aus oder am Arbeitsplatz die besten Quellen für medizinisches Wissen zu erschließen
ZITAT „Die Nutzung ist seit den Anfängen deutlich angestiegen …weiß Tjensvoll zu berichten. Allen voran nutzen Ärzte und Vertreter aus Gesundheitsberufen diesen elektronischen Wissensservice: Die letzte Erhebung zeigte, dass fünfunddreißig Prozent der Ärzte, und fast die Hälfte der Hausärzte sich mindestens einmal wöchentlich bei diesem kostenlosen elektronischen Wissensservice schlaumachen. Fast drei Viertel tun dies, um sich bei einer konkreten Frage zur Therapie eines Patienten auf den neuesten Stand zu bringen („Lancet“, Bd. 375). Inzwischen beraten die Norweger andere Länder, beispielsweise Schweden, wo ein ähnliches Projekt geplant ist.
ZITAT Hierzulande werden hingegen gestandene Oberärzte schon mal zu … Bittstellern, wenn sie an den Originaltext einer wichtigen medizinischen Studie herankommen wollen. Sie fragen zum Beispiel einen Studenten, der noch an eine Universitätsbibliothek Anbindung hat, ob er die Studie, die zu seiner Ausbildung hilfreich wäre, herunterladen kann. Denn der Oberarzt kann es oft nicht, ihm sind die digitalen Pforten zur Universitätsbibliothek im Zweifel verschlossen. usw.
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und ein aktuelles BUCH
Deutsches Ärzteblatt: Sapere aude! Wie entsteht Wissen im Gesundheitswesen? (17.05.2013)
Dtsch Arztebl 2013
Gerd Gigerenzer, J. A. Muir Gray (Hrsg.): Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin. Aufbruch in ein transparentes Gesundheitswesen. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2013, 388 Seiten, 39,95 Euro
„Sauberes Wasser war im 19. Jahrhundert die wichtigste Ressource für Gesundheit. Im 21. Jahrhundert ist dies „sauberes Wissen“. Wie entsteht Wissen im Gesundheitswesen? Wie wird es vermittelt? Wie wird es verstanden und umgesetzt? Eine hochkarätige Gruppe internationaler Wissenschaftler hat sich im Rahmen eines Seminars des Ernst-Strüngmann-Forums diese Fragen gestellt. Antworten findet man in diesem Buch wieder. Es beschreibt die außerordentlichen Möglichkeiten, die in der Hebung des Schatzes „Wissensbasierung“ für die Patientenversorgung liegen. Dazu gehören die Erfassung der tatsächlichen Bedürfnisse und Nöte von Patienten, die Grundlagen einer neuen systematischen medizinischen Wissenschaft, die insgesamt ihre Potenziale in der Versorgungsforschung, durch Outcome-Research oder Register, nutzt. Durch „sauberes Wissen“ werden Ärzte besser befähigt, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen und damit ihrer Verantwortung für das Wohl und Wehe kranker Menschen besser gerecht zu werden.
Die dazu nötige Methodik, das Wissen und die bereits bestehenden Erfahrungen sind über den gesamten Globus verstreut und werden hier zusammengetragen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der „Health literacy“, also dem besseren Verständnis der medizinisch-wissenschaftlichen Aussagen. Die bestehende Unkenntnis über elementare Fakten, wie zum Beispiel den Unterschied zwischen absoluter und relativer Risikoreduktion, ist beunruhigend, aber vergleichsweise leicht lösbar. Dieses Buch hilft, mit besserem Wissen eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten, die sowohl einfacher als auch individueller gestaltet ist. Denn Patienten haben das Bedürfnis, mit ihren eigenen Problemen individuell behandelt zu werden, und dies gelingt dann, wenn Ärzte wissen, welche medizinischen Maßnahmen im Einzelfall tatsächlich einen Nutzen für die Patienten stiften und welche nicht.
Dieses Buch klärt im besten Sinne auf. Das „Sapere aude! – Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“ nach Immanuel Kant (1784) wird hier wiedergeboren. … „ Günther Jonitz
ISBN: ISBN-10: 3941468820 |
Gerd Gigerenzer, J. A. Muir Gray (Hrsg.): Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin.
Mit Beiträgen von: G. Antes, H. Bastian, J. Bousquet, B. Bower, H. Brighton, H. Buchan, A. Coulter, D.A. Davis, M. Diefenbach, N. Donner-Banzhoff, G. Elwyn, M.A. Feufel, W. Gaissmaier, D. Ghersi, G. Gigerenzer, B. Goldacre, J.A. Muir Gray, M. Härter, R. Hertwig, G. Jonitz, D. Klemperer, K. Kolpatzik, J. Kreis, F. Légaré, W.-D. Ludwig, M. Mäkelä, T. Miron-Shatz, I. Mühlhauser, A.G. Mulley Jr., D.E. Nelson, N. Schmacke, G. Schott, J. Schulkin, H. Schünemann, L.M. Schwartz, D. Simon, R.S.W. Smith, D. Spiegelhalter, J. Steurer, O. Wegwarth, J.E. Wennberg, C. Wild, S. Woloshin, H. Wormer
Entgegen der allgemeinen Annahme besteht das Hauptproblem bei der gerechten Verteilung von Gesundheitsleistungen nicht in einem Mangel an Geldmitteln, sondern es fehlt an Wissen sowohl auf der Seite der Ärzte als auch der Patienten!
Die Autoren zeigen auf, dass viele Ärzte und die meisten Patienten die verfügbaren Informationen zur Diagnostik und Therapie von Krankheiten nicht verstehen. Besonders in dem zentralen Thema der Risiko-Nutzen-Relationen von medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen sind viele Ärzte wahre Risiko-Analphabeten. Dieses fehlende Verständnis ist besonders fatal, da das Marketing für Untersuchungs- und Behandlungsverfahren genau diesen Umstand ausnutzt und sich häufig auf irreführende Statistiken stützt. Das hat zur Folge, dass beispielsweise Millionen damit verschwendet werden, dass an Frauen, denen die Zervix entfernt wurde, weiterhin Pap-Abstriche zur Krebsfrüherkennung durchgeführt werden. Und die Strahlenbelastung durch die übermäßige und oft unnötige Nutzung von CTs führt jedes Jahr zu Zehntausenden neuen Krebserkrankungen.
Die Autoren dieses Werkes beleuchten auch die Ursachen dieser Entwicklungen: Zum einen werden die Schwerpunkte in der medizinischen Forschung häufig mit profitorientiertem Blick auf sogenannte Blockbuster-Medikamente von der Industrie selbst gesetzt, während die Ausbildung der Ärzte oft nicht ausreicht, wissenschaftliche Ergebnisse einzuordnen. Hinzu kommen Interessenskonflikte, die zu irreführender Berichterstattung in medizinischen Zeitschriften, in Patientenbroschüren und den Medien führen. Und schließlich fühlen sich viele Ärzte aus Angst vor dem Patienten als möglichem Kläger zu defensiver Medizin genötigt und führen unnötige MRTs oder CTs durch oder verschreiben Medikamente, die dem Patienten am Ende mehr schaden als nutzen.
Doch es geht den Autoren nicht darum, einzelne Industriezweige, Politiker oder Ärzte an den Pranger zu stellen. Stattdessen analysieren sie ein System, das nicht immer das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zum Ziel hat und zeigen konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf: Wie kann Forschungsfinanzierung transparent und patientenorientiert gestaltet werden? Welchen Richtlinien können Journalisten folgen, wenn sie über Gesundheitsthemen berichten? Wie kann die medizinische Ausbildung verbessert werden?
Antworten auf diese Fragen weisen den Weg zu einem aufgeklärteren Gesundheitssystem, in dem Ärzten und Patienten aus Forschungsergebnissen die richtigen Schlüsse ziehen können und mit informierten Entscheidungen eine bessere medizinische Versorgung möglich machen.