Hallo Jennifer,
auf den ersten Blick sind diese Werte nicht beunruhigend.
Im einzelnen will zu den einzelnen Werten folgendes anmerken:
AP:
Der Wert liegt eher niedrig, als hoch. Wie ich schon mal schrieb, ist die AP bei MW oft im unteren Bereich, wobei man berücksichtigen muss, dass alle Werte auch Schwankungen unterliegen.
So gesehen, wäre der Wert nicht ganz unverdächtig auf MW.
Meine AP-Werte lagen vor meiner Therapie teils auch in diesem Bereich, teils auch niedriger (niedrigster so bei 45).
GPT, GOT und GGT sind o.k. Dennoch kann man auch bei einem MW solche Werte haben. D. h. ausschließen könnte man einen MW mit diesen Werten nicht.
Was mir etwas auffällig erscheint, ist die CHE. Wie ich schon mal schrieb, sind niedrige Werte verdächtig in Bezug auf eine Zirrhose.
Ich habe mit meiner partiellen Zirrhose eine CHE von derzeit zwischen 7000 und 7500. Mein niedrigster Wert in den letzten 2 Jahren lag etwa bei 5800.
Man muss bedenken, dass viele Labore den Normbereich höher ansetzen, d. h. bei vielen Laboren beginnt der untere Normbereich erst bei ca. 5300.
Ich hielte eine CHE von über 8000 für unverdächtiger.
Aber es gibt neben einer Leberzirrhose oder Leberkrankheit noch andere Ursachen für eine niedrige CHE, das sollte man auch in Betracht ziehen bei Deinem Wert. D. h. es muss nicht ein unerkannter MW sein, der an dem nicht so hohen Wert "Schuld" ist und da Du noch andere Probleme hast, könnten auch die evtl. dafür verantwortlich sein.
Es soll sogar angeborener CHE-Mangel geben.
Man kann natürlich anhand eines Wertes nichts über einen MW sagen, sondern muss immer alle Dinge insgesamt betrachten.
Das Haptoglobin ist unauffällig. Allerdings gehört es wie das Coeruloplasmin zu den sog. "Akute-Phase-Proteinen" und könnte evtl. durch die anderen Krankheiten beeinflusst sein, d.h. evtl. höher sein als der Wert evtl. ohne diese Krankheiten wäre.
Kupfer und Coeruloplasmin:
Das daraus errechnete sog. "freie Kupfer" ist bei ca. 29 bis 30.
Vom Serum-Kupfer zieht man das Dreifache (bzw genauer das 2,93-fache) des Coeruloplasmins ab.
Also:
114 ./. (3 x 28,4) = 28,80
das freie Kupfer beträgt also ca. 28,8
Es sollte kleiner als 10 sein, so ist zumindest die Meinung der führenden Wilson-Experten.
Aber evtl. ist Dein Wert typisch für den Wert eines Genträgers.
Jedoch musst Du bei diesen Werten bedenken, dass sie stark schwanken können. Mein freies Kupfer vor der Therapie bewegte sich in mind. 10 Bestimmungen zwischen ca. 5 und 69.
Auch ich hatte mal einen Wert zwischen 25 und 30, hatte dann auch öfters auch Werte über 50.
Aber ich will auch nicht behaupten, dass ich "das Mass aller Dinge bin".
Was die Höhe des Coeruloplasmins angeht, so ist ein Wert unter z. B. 15 natürlich viel verdächtiger auf MW, aber ein Wert von 28,4 schließt einen MW nicht völlig aus.
Man weiß halt nicht, inwieweit Deine anderen Krankheiten in der Lage sind, diesen Wert zu erhöhen.
Im Ergebnis könnte es schon sein, dass Du die typischen Werte einer Genträgerin hast, aber man könnte einen MW mit diesen Werten auch nicht völlig ausschließen.
Aber anderseits sollte man ein evtl. erhöhtes Kupfer und die daraus resultierenden Symptome behandeln und dabei sollte die theoretische Frage, ob jemand nur Überträger=Genträger ist oder ob er einen echten MW hat (also 2 Gendefekte) nicht so sehr die Rolle spielen, zumal man Genträger und MW-Kranke nicht immer richtig auseinanderhalten kann. Leider gibt dies die Genuntersuchung noch nicht her.
Es ist bei Dir sicher schwer zu sagen, hast Du einen Teil Deiner Beschwerden nun durch Deine anderen Krankheiten oder könnten diese Beschwerden auch von einer gewissen Kupferbelastung herrühren.
Vielleicht sollte man diese Werte öfters bestimmen und auch gelegentlich mal einen 24h-Urin auf Kupfer machen. Dann erst sieht man eine Tendenz.
Falls je mal eine Leberbiopsie in Betracht gezogen wird, sollte man auf jeden Fall das Leberkupfer mitbestimmen.
Ich will Dir jetzt nicht zu einer Leberbiopsie raten, da diese potentiell auch nicht ungefährlich ist (es passiert in den meisten Fällen ja nichts, aber selten soll es doch mal Probleme geben).
Der Termin beim Augenarzt ist sehr sinnvoll und wenn Du den Eindruck hast, dass er nicht genau weiß, wonach er suchen soll, würde ich noch einen weiteren Augenarzt aufsuchen.
Ansonsten würde ich wirklich erwägen, Zink einzunehmen (der Zinkwert wurde nicht mitbestimmt?). Ich denke, es würde Dir mehr helfen, als schaden, wenn ich das doch nicht ganz unauffällige freie Kupfer betrachte.
Gruss
Margie