Themenstarter
- Beitritt
- 16.02.05
- Beiträge
- 1.781
15.03.2006 - Übersäuerung kann Muskel- und Gelenkschmerzen fördern
Rückenschmerzen gelten als Volkskrankheit
Rückenschmerzen gelten als Volkskrankheit. Statistisch betrachtet sind sie die zweithäufigste Ursache für das Aufsuchen eines Arztes. Osteoporose, "der Hexenschuß", Arthritis und Arthrose sind häufige Verursacher für Schmerzen im Rücken. Vielfältige Einflüsse auf die Muskulatur, wie einseitige Überforderung, Bewegungsmangel, mechanische Irritationen, Einwirkungen von Kälte und Nässe sowie psychosozialer Stress führen zu einer Überaktivität der Muskulatur.
Die Muskelverspannungen lösen Durchblutungsstörungen der kleinsten Kapillare aus, die Folge ist eine Minderversorgung mit Sauerstoff. Durch dieses Sauerstoffdefizit der einzelnen Zellen der Muskulatur und des Bindegewebes kommt es zwangsläufig zu einem Energiedefizit auf zellulärer Ebene mit vermehrter Bildung von Milchsäure. Die Muskulatur verbraucht aber nicht nur Sauerstoff, wenn wir uns bewegen. Auch um die Muskeln ruhig zu halten, ist Energie und somit Sauerstoff notwendig.
Fehlender Sauerstoff löst eine Art Energiekrise aus. Bleiben Muskelfasern als Resultat des Sauerstoffmangels bzw. aus dem Energiedefizit auf zellulärer Ebene kontrahiert, so spricht man von so genannten Kontraktionsrückständen, die innerhalb feinster Muskelfasern auftreten können. Diese können zu erheblichen Schmerzen führen. Die Dysfunktion auf zellulärer Ebene führt somit nicht "nur" zur Gewebeazidose, sondern auch zu Kontraktionsrückständen.
Muskeln können bewusst angespannt und entspannt werden.
Kontraktionsrückstände können jedoch nicht willentlich gelöst werden. Solche kontrahierten Muskelfasern(teile) werden auch als Triggerpunkte (Tender points) bezeichnet. Der in Dysbalance geratene Energiestoffwechsel der Muskulatur muss also normalisiert werden. Ein möglicher Ansatz im Sinne einer orthomolekularen Therapie ist die Vermeidung einer Gewebeazidose.
Dass gewisse Nahrung für Rheumakranke schädlich ist, ist allgemein bekannt. Schon die Großeltern wussten "Schweinefleisch macht das Blut sauer". Mit Hilfe von Basentherapeutika lässt sich die Dysbalance zwischen Säure und Base normalisieren und somit eine adäquate Versorgung mit Sauerstoff unterstützen. Mehr Sauerstoff heißt weniger Schmerz. Je früher man in das Schmerzgeschehen eingreift, desto wirksamer ist dieser Ansatz. Aber auch wenn bereits eine Chronifizierung mit der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses eingetreten ist, ist eine Basentherapie hilfreich.
Bindegewebe als Säurespeicher
Die Zellen geben ihren Säureüberschuss an das Blut ab, das Bindegewebe dient als Transportweg. Es ist gleichzeitig Kittsubstanz, in die die Zellen eingebettet sind. Außerdem agiert es als Ver- und Entsorger für die Zellen. Vermutlich nehmen bei einer Azidose die im Binde- und Knorpelgewebe vorhandenen Zucker-Protein-Komplexe Säuren auf und binden Sie. Dies bezahlen sie mit ihrem Leben. Die Komplexe verlieren ihre Fähigkeit, sich zu vernetzen und Wasser zu binden. Die Folge ist ein Verlust an Elastizität. Das Bindegewebe kann als Sammelbecken überschüssiger Säure betrachtet werden.
Je größer der Kohlenhydratanteil des Bindegewebes ist, desto größer ist die Anzahl an freien Basenteilen. Diese so genannten OH-Gruppen neutralisieren überschüssige Säure. Je mehr OH-Gruppen vorhanden sind, desto größer ist die Pufferkapazität.
Bezogen auf Nahrungsmittel bedeutet dies, je mehr Eiweiß verzehrt wird, desto stärker wird die Pufferwirkung reduziert. Obwohl der pH-Wert der Zell-Flüssigkeit nicht beeinflusst wird, bestimmt der prozentuelle Gewichtsanteil von Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten die Pufferkapazität des Bindegewebes.
Azidose und Osteoporose
Mit zunehmendem Lebensalter verliert die Niere die Fähigkeit, das Säure-Basen-Gleichgewicht effizient zu regeln. Damit steigt die Gefahr, dass eine säurelastige Ernährung zu einer leichten Übersäuerung des Blutes führt. Reichen die herkömmlichen Pufferkapazitäten des Körpers nicht mehr aus, bedient sich der Körper bei den Knochen. Zur Neu-tralisierung des Säureanfalles werden Basen aus dem Knochen herausgelöst.
Eine Studie von Prof. Reto Krapf, Uniklinik Basel, wies nach, dass die Einnahme von Natriumhydrogencarbonat zu einer herkömmlichen Ernährung bereits nach wenigen Tagen einen Calciumzuwachs in den Knochen bewirkt. "Auch die Knochendichte und das Längenwachstum bei Kindern zeigt eine ähnliche Korrelation", schreibt Krapf unter der Überschrift "Bin ich zu sauer für meinen Knochen?" in der Ärztezeitschrift "Synapse".
Je mehr Säurebildner aufgenommen werden, desto größer ist die Rate an Knochenbrüchen. Diese Säuren sind neben dem Calciummangel vermutlich mit dafür verantwortlich, dass immerhin jede zweite Frau und jeder dritte Mann sich mindestens einmal im Leben auf-grund einer Osteoporose die Knochen bricht.
"Durch Zugabe von Basen konnten wir bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen eine erhebliche Verminderung von Schmerzmitteln feststellen", so beschreibt Prof. Jürgen Vormann, Ernährungswissenschaftler aus München in seinem Buch "Harmonisch zum Säuren-Basen-Gleichgewicht" die Erfolge bei Schmerzpatienten.
Neutralisation im Darm und nicht im Magen
Der pH-Normalbereich in Körperflüssigkeiten liegt zwischen 7,36 und 7,44. Auch nur geringfügige Abweichungen über oder unter diesen Bereich führen sofort zu einer Beeinträchtigung physiologischer Prozesse.
Um eine Übersäuerung des Körpers zu verhindern, verfügt er über Regulationsmechanismen. Ausgeklügelte Puffersysteme regeln den pH-Wert. Leider schafft es der Körper nicht immer mit der Geschwindigkeit der Umweltentwicklung Schritt zu halten. Dies gilt auch für andere Erkrankungen, beispielsweise Allergien oder Neurodermitis. Für ein Leben wie vor 20 Jahren reichen die Schutzmechanismen, aber die Zahl der Umweltgifte hat stetig zugenommen.
Mit den Säuren in der Umwelt ist es ähnlich. Fleischreiche Ernährung, Fastfood, wenig Ballaststoffe machen unser Blut saurer. Eine der stärksten Basen in unserem Körper ist Natriumhydrogencarbonat. Sie sorgt auch dafür, dass der Magen sich nicht selber verdaut. Die Pufferwirkung ist so stark, dass selbst die Magensalzsäure klein beigeben muss. Warum nicht einfach Natriumbicarbonat einnehmen und somit den Säuren den Kampf ansagen?
Zahlreiche Produkte aus Drogerie und Reformhaus enthalten diese Base und versprechen Linderung. Chemisch ist es korrekt: Base neutralisiert Säure. Leider lösen sich fast alle Produkte bereits im Magen auf. Die Folge ist eine Aufspaltung des Natriumhydrogencarbonats in Natriumchlorid (Kochsalz) und Kohlendioxid. Dieses Gas führt aber dazu, dass der Magen überbläht werden kann. Die so genannte kompensatorische Hypersekretion führt dazu, dass der Magen nun noch mehr Magensäure bildet. Außerdem muss das entstehende Gas den Körper ja wieder verlassen. Die Folge sind Aufstoßen und/oder Blähungen.
Eine Aufspaltung im Magen hat noch weitere Nachteile. Die Salzsäure hilft nicht nur bei der Verdauung der Speisen. Sie tötet auch krankmachende Bakterien ab. Außerdem ist sie an der Verwertung von lebensnotwendigem Vitamin B12 beteiligt. Würde man die Magensäure neutralisieren, könnte der Körper das Vitamin nicht mehr aus der Nahrung isolieren und verarbeiten.
Deshalb sind nur solche Puffersubstanzen sinnvoll, die sich erst im Dünndarm auflösen, beispielsweise Bicanorm ®. Es enthält Natriumbicarbonat in einer speziellen Zubereitung, die den Wirkstoff vor der Magensäure schützt. Aus diesen magensaftresistenten und dünndarmlöslichen Zubereitungen ergeben sich folgende Vorteile:
Aus der Dünndarmlöslichkeit resultieren folgende Vorteile:
Keine Bildung von Kohlendioxid im Magen
Der Magen wird nicht überbläht
Es tritt keine kompensatorische Hypersekretion (Acid-rebound) auf
Es tritt kein Aufstoßen auf
Keine Neutralisation der notwendigen Magensäure
Keine Beeinträchtigung der Verdauung
Bakterizide Wirkung der Magensäure bleibt erhalten
Weniger Belastung der Blutdruckregulation durch resorbiertes Natrium
Sehr langsames Überwinden der Blut-Hirn-Schranke
Nur geringes Überwinden der Placentaschranke
Weniger Wechselwirkungen mit Medikamenten
Vitamin B12 kann weiterhin verwertet werden
Außerdem führt die Freisetzung von basischen Substanzen wie Natriumbicarbonat dazu, dass fettspaltende Enzyme im Darm effizienter arbeiten.
Nicht jede Übersäuerung ist therapiebedürftig, nicht jeder mit Rückenschmerzen ist übersäuert. Rheumatische Erkrankungen verlaufen jedoch häufig chronisch und bedürfen der Mitarbeit des Patienten. Neben einer Gewichtsreduktion und einer Nahrungsoptimierung hat der Betroffene mit Basenpräparaten die Möglichkeit, seinen Körper beim Kampf gegen die Erkrankung zu unterstützen. Wichtig ist dabei aber nicht die Menge der Munition sondern die Art. Eine große Menge Basenpulver, das sich bereits im Magen auflöst, wirkt allenfalls als Platzpatrone.
Der Darm ist das Feld, wo die Schlacht entschieden wird.
(Matthias Bastigkeit, Fachdozent für Pharmakologie, www.medizin.de/gesundheit/deutsch/2504.htm)