Danke mal wieder liebe Oregano!
So sorry, habe diesen Thread erst jetzt entdeckt, den ich für sehr wichtig halte.
Ich habe im Rahmen meiner Recherchen zu HIT und biogenen Aminen in dem Buch von D. M. Beutling, „Biogene Amine in der Ernährung“, Springer Berlin-Heidelberg 1996 (leider offensichtlich vergriffen aber über Büchereien ev. noch erhältlich, dort hatte ich es her) und in dem Buch "Askar/Treptow "Biogene Amine in Lebensmitteln", Ulmer 1986 eine ganze Reihe wichtiger Informationen über die Thyramin-Intoleranz gefunden. Die möchte ich hier weitergeben:
- Migränepatienten haben häufiger einen
Mangel am Enzym MAO (MAO = Monoaminoxidase ist das Abbauenzym u. A. für Thyramin, aber auch für Serotonin, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin.)
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Tyraminvergiftung zeigt sich – im Gegensatz zur Histaminvergiftung – durch
hohen Blutdruck in Verbindung mit bohrenden Kopfschmerzen, Cappilarverengung in Stirn (Blässe) und Gehirn (bis zum ischämischen Infakt), Schwindel, Sehstörungen, Überempfindlichkeit gegen Licht, Gerüche und Geräusche sowie Übelkeit. Gelegentlich kommt es auch zu Durchfall und Erbrechen. Die Wirkung von Tyramin tritt deutlich langsamer ein als die von Histamin. Die Anfangssymptome (Müdigkeit, Sauerstoffmangel, später milder Kopfschmerz) treten nach 1 – 3 Stunden auf, die volle Symptomatik entwickelt sich über weitere Stunden. Tyraminbedingte Kopfschmerzen können 8 – 24 Stunde andauern. (Beutling S. 197 - 200)
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Tyramin wird wie Histamin
vorrangig von Mikroben gebildet und zwar aus Tyrosin. (Ein massiver Produzent von Tyramin ist dabei Streptococcus faecialis.)
- Tyrosin kommt natürlicherweise in besonders großen Mengen in Milch und Milchprodukten vor. Weitere
Lebensmittel, die Wechselwirkungen in Kombination mit MAO-Hemmern (Antidepresiva, Mittel gegen Angsterkrankungen) oder
Wirkungen bei Tyraminintoleranz (MAO Mangel) zeigen sind:
Ananas, Bananen (Tyramin), Chianti-Wein (Tyrosin), Cola und ähnliche Getränke (Koffein), Fisch (Tyrosin), Geflügelleber / Rinderleber (Tyrosin), Kaffee (Koffein), Käse (Tyramin), Pferdebohnen (Tyrosin), Tomaten (Tyramin), Schokolade, Alkohol sowie Sauerkraut, Fischprodukte, Rohwurst, Hefeextrakt, braune Bohnen, Birnen und Trauben . Außerdem enthalten folgende Lebensmittel viel Thyramin (im oben genannten Büchern sind auch Werte -ppm- und -mg/100g- angegeben, hier beginnend mit höchsten Gehalten an Thyramin):
a) ppm-Werte: Hefe u. Hefeextrakt, Camambert, Cheddar-Käse, Toshi (aus Soja), Salami, Sojasauce, Westfälischer Schinken, Stilton, Brie, Emmentaler, Gruyère, Tofu, Hering gesalzen und getrocknet, Miso (aus Soja), Mozarella, Rohwurst, Rinderleber, Fleischextrakte, Krabbensauce, Mortadella, Sauerkraut, rote Pflaumen,
Kohlrabi, Himbeeren, Champignons (frisch geerntet), Räucherfisch, Himbeermarmelade, Kim chee (koreanischer fermentierter Kohl), Kakao, Orangen, Advokado, Pflaumen, Urume-zuke (jap. Mixed pickles), Banane
b) mg/100g: Blauschimmelkäse,
Kohlrabi, Kartoffeln (insb. alte), Tomaten, Gouda, Hessischer Handkäse, Kohl, Paprika, Spinat, Blumenkohl, Möhren, Gurken, Bohnen (welche ?), Rettich, Rote Beete
(...viele Überschneidungen zu Histamin unter anderem deshalb, weil viele histaminproduzierende Mikroben auch Thyramin bilden - aber auch einige Unterschiede z. B. bei Paprika, Kohl, Blumenkohl, Pflaumen, Möhren, Rettich und Gurken, die bei reiner HIT unproblematisch sind.)
- Noch strikter als bei Histaminintoleranz
sollten bei Tyraminintoleranz Lebensmittel gemieden werden, die viele biogene Amine, insb. viel Serotonin, Dopamin, Adrenalin oder Noradrenalin, enthalten, da diese ebenfalls hauptsächlich von MAO abgebaut werden. Dazu gehören besonders Bananen, Wal- / Hickorynüsse, Tomaten und Ananas (Serotonin, Dopamin), sowie Milch mit Honig (durch Enzyme aus Honig entsteht in dieser Kombination Serotonin). Entsprechend sollten auch Gewürze gemieden werden, die eine Seroroninfreisetzung im Darm bewirken (Thymol u. Eugenol) und Stoffe, die eine Noradrenalin- und Dopaminfreisetzung im Körper bewirken (Coffein / Teein…). Nikotin bewirkt ebenfalls eine Serotoninfreisetzung im Körper. (Thymol u. Eugenol als Serotoninfreisetzer - Quelle: Apotheken Umschau A 08/2007, S. 53)
- Folgende
natürliche MAO-Hemmer müssen bei MAO-Mangel (Thyramin-Intoleranz) gemieden werden: Alkohol, Tabakrauch, Muskatnuss, Muskatblüte, Passionsblume (in Schlaf- u. Beruhigungstees), Hamamelis, Steppenraute, sowie Phenylethylamin (Kakao / Schokolade, Walnuss / Hickorynuss, Banane, viele Käsesorten, Hartwurst und geräucherter Schinken, Sardellen in Dosen, Matjeshering. Phenylethylamin kann die Blut-Hirnschranke passieren und entsteht wahrscheinlich auch vermehrt bei Stress im Körper selber. (weitere Quelle hier Wikipedia)
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Die Niere ist das Hauptausscheidungsorgan für Tyramin. Bei Beeinträchtigung der Nieren und Nierenentzündung (Nephritis) kommt es zu erhöhten Tyraminwerten im Blut.
Bei chronischer Verstopfung kommt es zu einer erhöhter Tyraminproduktion im Darm (durch Faekalstreptokokken). (Beutling S 241)
- Besteht eine Tyraminintoleranz oder werden MAO-Hemmer eingenommen, kann die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln (z.B.
Dextromethorphan – Hustenblocker u. gegen neuropatische Schmerzen, künstliches Opiat, auch in den frei verkäuflichen Wick Hustenpastillen und entsprechendem Hustensaft enthalten) oder von
Amphetaminen (Extasy) sowie
Meskalin lebensgefährlich sein (schwere Atem- und Kreislaufstörungen). Wichtig ist deshalb Beipackzettel von Medikamenten gründlich zu lesen, ob
Wechselwirkungen mit MAO-Hemmern bestehen.
Wenn ja, gilt entsprechendes auch bei der Tyraminintoleranz (MAO-Mangel) !
Dextromethorphan ist in Deutschland u.a. in Wick® Formel 44 Husten-Stiller, in Ratiopharm® Hustenstiller-Kapseln (NICHT Clobutinol!) und in Silomat DMP enthalten. In der Schweiz ist es als Bexin® (französische Bez.: Bexine) als Hustensaft oder als Tabletten erhältlich. Also Vorsicht! (Quelle Wikipedia CD-Rom 2006/2007)
- Auch Pflanzen können in geringen Mengen Stoffe enthalten, die als Halluzinogene wirken, weil ihre biologischen Umwandlungsprodukte ähnliche Strukturen besitzen wie Meskalin und Amphetamin. Hierzu gehören die Phenylpropan-Derivate Myristicin, Safrol und Elemicin sowie Dillapiol, Apiol, Asarone. Solche Stoffe sind enthalten in Muskatnuss, Fenchel, Dill, Petersilie / Petersilienwurzel, Pastinake, Liebstöckel, schwarzer Pfeffer, Kalmus, Pfeffergewächs Makulan sowie im Rötegewächs Zieria und in Sassafrasöl, Kampferbaumwurzelöl.
Diese Pflanzen sind zu meiden. (Ein gutes Beispiel für die möglichen Folgen solcher ohne Thyramin-Intoleranz verträglichen Gewürze und Käuter findet sich hier:
https://www.symptome.ch/threads/hilfe-warum-wirkt-muskat-so.77535/ .) (Quelle: Wikipedia CD-Rom 2006/2007)
Ich hoffe, ich kann mit diesen Infos dem einen oder anderen weiterhelfen - in meiner Schublade wollten die Infos jedenfalls nicht mehr bleiben...
Liebe Grüße Abigail