Themenstarter
- Beitritt
- 10.01.04
- Beiträge
- 73.498
https://www.impf-report.de/jahrgang/2002/12.htmUmwelttoxikologie Bekannt geworden ist die Verseuchung einer japanischen Meeresbucht
(Minamata) durch quecksilberhaltige Industrieemissionen. In der
Nachkriegszeit kam es dort zu Massenvergiftungen in der Bevölkerung
wegen der Einleitung metallischen Quecksilbers in die Gewässer ("Mi-
namata-Krankheit"). Dabei wurde das Quecksilber zuerst durch Mikro-
organismen methyliert*, in dieser organischen Bindung wurde es dann
von Schalen- und Krustentieren, sowie Fischen aufgenommen und in de-
ren Organismen angereichert. Da die einheimische Bevölkerung sich
vorwiegend vom Fischfang ernährte, führte die Kumulation von organi-
schem Methylquecksilber in der marinen Nahrungskette zu Hunderten
von Todesfällen, und die Überlebenden litten unter schweren neurolo-
gischen* Folgeschäden.
[FONT=Courier New, Courier, mono]II. Spezielle Toxikologie - Pferd[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]1. Toxizität [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]Wegen ihrer guten Lipidlöslichkeit* ist die Toxizität der organi-
schen Quecksilberverbindungen höher als die der anorganischen Ver-
bindungen. Die minimale toxische Dosis für Pferde (oral) wird wie
folgt angegeben: Sublimat, 8-16 mg/kg Körpergewicht; Kalomel, 24-32
mg/kg. Genaue Angaben für andere Verbindungen liegen nicht vor.[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]2. Latenz [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]Die Latenzzeit* variiert wegen der unterschiedlichen Aufnahmekinetik
der verschiedenen Quecksilberpräparate sehr stark. Es sind sowohl
akute wie chronische Vergiftungen möglich.[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]3. Symptome [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]3.1 Allgemeinzustand, Verhalten
Anorexie*, Ataxie*, ZNS-Depression, gelegentlich Hyperthermie*
3.2 Nervensystem
Tremor*, Krämpfe aber auch Schwäche der Gliedmassen bis Läh-
mungen
3.3 Oberer Gastrointestinaltrakt*
Salivation*, Stomatitis*, bläulicher bis schwarzer Gingiva-
saum*, bei chronischen Vergiftungen: Zahnverlust
3.4 Unterer Gastrointestinaltrakt
Gastroenteritis*, Kolik*, Durchfall, blutiger Kot, Meläna*
3.5 Respirationstrakt
Keine Symptome
3.6 Herz, Kreislauf
Keine Symptome
3.7 Bewegungsapparat
Keine Symptome
3.8 Augen, Augenlider
Beeinträchtigung des Sehvermögens
3.9 Harntrakt
Erst Polyurie später Anurie, schließlich Nierenversagen, Hä-
maturie
3.10 Fell, Haut, Schleimhäute
Hautekzem, Verlust der Langhaare
3.11 Blut, Blutbildung
Hämolytische* Anämie, blasse Schleimhäute
3.12 Fruchtbarkeit, Laktation*
Keine Symptome[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]
4. Sektionsbefunde [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]Quecksilbervergiftungen hinterlassen Tubulonekrosen*, primäre Axon-
degenerationen*, Hirnödem, eventuell Degeneration der Purkinjefa-
sern* und Spinalganglien*, Ödeme* und Ulcera* von Dünn- und Dick-
darmwand, Gastroenteritis*, blutiger Darminhalt und petechiale* Blu-
tungen der Schleimhäute.[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]5. Weiterführende Diagnostik [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]5.1 Nachweis von Quecksilber im Futter: Futtermittel sollten weni-
ger als 1 ppm* Quecksilber enthalten (bezogen auf das Trocken
gewicht).
5.2 Nachweis in Harn (Normalwert bis 50 ppb*), Kot, Blut (Normal
wert bis 30 ppb*), Haaren (Normalwert bis 10 ppm*) und postmor-
tem* in den Nieren oder Leber (Normalwert bis 1 ppm*). Methode:
Atomabsorptionsspektrometrie*.
5.2 Kreatinin- und Harnstoffbestimmung im Blut sowie Harnanalyse
zum Nachweis der Niereninsuffizienz*[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]
6. Differentialdiagnose [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]Die Differentialdiagnose ist sehr umfangreich: Blei-, Fluor-, Arsen-
oder Thalliumvergiftung, sowie andere Ursachen für Gastroenteritis*,
ZNS-Störungen* oder Niereninsuffizienz*. Weitere Differentialdiagno-
se*: Pflanzenvergiftung.[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]
7. Therapie [/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]7.1 Dekontamination
Dekontamination mittels Aktivkohle, Entfernung der Quecksil-
berpräparate von der Haut
7.2 Kreislauf
Flüssigkeit- und Elektrolytersatz
7.3 Nierenfunktion
Unterstützung der Nierenfunktion durch Diurese*
7.4 Forcierte Ausscheidung
Die renale* Quecksilberausscheidung kann durch Komplexierung
mit Dithiolverbindungen - zum Beispiel Dimercaptopropansulfo-
nat (DMPS) - beschleunigt werden: Dosierung von DMPS: 5 mg/kg
langsam - während 10 Minuten - i.v.; 6 Verabreichungen im Ab-
stand von 4 Stunden; danach: 2 mg/kg p.o. alle 8-12 Stunden.
Andere Komplexbildner - wie zum Beispiel Dimercaprol - sind
nur bei Vergiftungen mit anorganischen Quecksilberverbindungen
effektiv.
Weil Komplexbildner am Tier selten Anwendung finden, muss sich
die Therapie oft auf die symptomatischen Maßnahmen beschrän-
ken.[/FONT]
[FONT=Courier New, Courier, mono]
[/FONT]
Ich möchte noch dazu sagen, daß ich im allgemeinen nicht viel vom impf-report halte, weil dort die Haltung eindeutig überhaupt gegen jedes Impfen eingenommen wird.
Aber in diesem Fall finde ich die Zusammenfassung der Quecksilber-Wirkungen und evtl. mögliche Therapieen recht aufschlußreich.
Gruss,
Uta