Toleranz / Intoleranz

Als Neuling(e) in "Symptome" stellen wir uns (idealerweise) vor, eine Gemeinschaft könne unterscheiden, wann Toleranz geboten und wann Inakzeptanz gefordert ist.

Meine Erfahrung mit Menschen, lieber Hänsel, ist die: hinter Toleranz verstecken sich gerne persönliche Schwächen, wie Gleichgültigkeit und fehlende Zivilcourage, ja auch die Fähigkeit zur Kontroverse, zur Diskussion; auch eine Streitkultur vermisse ich oft.

Dann frage ich dich, Gretel: Wem nützt es, dass die Menschen gleichgültig sind, dass sie nicht diskutieren wollen und streiten können? Schuldzuweisungen helfen niemandem. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass offensichtlich negatives Verhalten mit dem positiven Begriff "Toleranz" belegt wird.

Gerade las ich den Beitrag von "Pius", der in scharfer Form auf einen Beitrag von "Beat" reagierte. Was meinst du, Hänsel: muß eine Forumsgemeinschaft so extreme Stellungnahmen (von beiden Seiten) tolerieren, ja sie vielleicht sogar fördern?

In diesem Fall scheint es mir eher so zu sein, Gretel: Die extreme Meinung auf der einen Seite wird von der anderen Seite nicht toleriert. Manchmal mag eine extreme Meinung dazu dienen mich abzugrenzen und Stellung zu beziehen, festzustellen, was ich keinesfalls zu tolerieren, zu "(er)dulden" bereit bin.

Ja, Hänsel, Toleranz hat sicher etwas mit Intelligenz zu tun, der Fähigkeit unterscheiden zu können, wann Toleranz, wann Akzeptanz oder ein Eingreifen erforderlich ist.

Damit hätten wir unseren ersten gemeinsamen Beitrag geschrieben, in einem Thema, wo es scheinbar um geistige Gesundheit geht.

Der Wind, der Wind, ...

Gretel & Hänsel
 
Interessant, wenn zwei sich in einer Person bzw Posting unterhalten. Witzige Idee
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, aber für mich leicht verwirrend. Oder ist das gar keine Idee sondern Fakt?

Ich merke, daß ich eher auf Gretels Seite stehe und daß ich abgesehen davon der Ansicht bin, daß es "die" Menschen nicht gibt. Es gibt sonne und sonne: die einen mögen diskutieren, die anderen nur am Stammtisch. Die einen mögen Menschen einfach mal so, die anderen hassen Menschen einfach mal so. Die kann man doch nicht alle über einen Kamm scheren.

Gruss,
Uta
 
Hallo Hänsel und Gretel

Für Eurebn7Deinen smile Beitrag danke ich, er bringt eine wichtige Sichtweise verständlich in die Diskussion.

Zusammen mit der definition, was Toleranz eigentlich ist, könnte man darauf aufbauen.
Toleranz ist per Definition eigentlich eine Abweichung vomm Sollwert, die man gerade noch akzeptiert. Eien Abweichung vom Sollwert ist aber nie gut. Wenn jemand von uns Ende Monat weniger als der vereinbarte Lohn erhält, wird dies wohl keiner als gut empfinden. Sicherlich werden die meisten von uns aber eine gewisse tolleranz walten lassen und wegen zB 5 Pfennig nicht intervenieren. Wo die interventionsgrenze ist, ist dabei aber sicher individuell, aber nie wird man den Lohn den man weniger erhölt als abgemacht als gut empfinden.
Bei phylosophischen glaubensgrundsätzen etc ergibt sich aber ein zusätzliches Problem, nämlich das man ungleicher meinung ist, was den das Soll, also das richtige ist. Also wird dieses Soll meist individuell festgelegt.
Gewisse Leute haben praktisch kein Soll also hat alles was geboten wird keine Abweichung. Solche Leute meinen dann das sie tolerant sind, was aber nicht so ist, da sie gar kein Soll für sich haben.
Andere Leute haben ein "alles ist möglich", bin offen für alles (und deshalb oft nicht ganz dicht... bigsmile), "viele wege führen zum Ziel" und so ähnliche Glaubensvorstellung. Diese leute bezeichnen sich dann als sehr tolerant und dabei sind sie esmeist absolut nicht. Wenn nämlich jemand kommt, der ihren Glaubensvorstellungen widerspricht, zb sagt, dass es nur einen Weg gibt, dann reagieren sie sehr intolerant, ja beschimpfen den Andersgläubigen sogar als Intolerant. Dabei ist sein Soll nur anders und widerspricht eben dem Soll des Anderen.
Quintessenz: Die die meinen das sie tolerant sind, sind oft sehr intolerant gegen Andersgläubige, sogar auf der pesrsönlicvhen Ebene.
Das was sie als tollerant bezeichnen ist nichts anderes als ein je ka mi glauben, oder ein Glauben an verschiedene Wege. Alle die auch an das glauben sind sie angeblich tolerant (was ja nicht zutrifft, da diese nur Ihr persönliches Soll teilen).
daraus der Spruch: Die (angeblich) Toleranten sind extrem intollerant gegen die Intoleranten

Noch ein Punkt:
Es gibt Toleranz zu der sache und zu den Menschen. Es gibt keinen Grund bei der Sache Toleranz einfach gutzuheissen, nur sie allenfalls zu akzeptieren wie das Bsp des lohnes oben zeigt.
Aber es gibt viele gute Gründe mit den mesncvhen die hinter der sache stehen, tolerant zu sein, auch wenn man mit Ihnen nicht übereinstiimmt, muss dies ja nicht gleich persönlich werden.
Genau diese wichtige Tolerant wird aber leider oft von den sogenannten selbsternannten Toleranten (unrichtig toleranten wie geschildert) nicht eingehalten! Statt die Sache wird die Personen mit den sachlichen abweichenden Glaubensvorstellungen angegriffen und manchmal sogar beleidigt. Und genau damit wird Hass und Gewalt gezüchtet, indem diese Personen (dessen Ansichten von den eigenen Abweichen) zuerst verbal angegriffen werden!! Hier wäre also Toleranz gefragt nicht bei der sache/Vorstellung.

Quintessenz: Andere Vorstellungen/Glauben zu haben und diese Seiten sachlich zu diskutieren/kritiesieren etc fördert nicht Gewalt. Personen die anders glauben etc zu kritisieren und sogar zu beleidigen, dass fördert gewalt und genau da auf der persönlichen Ebene, da wäre die Toleranz gefragt. kurz: Hart in der Sache, aber liebend zum Menschen ist die Devise
 
Manches kann ich akzeptieren. Manches kann ich (noch) tolerieren. Manches kann ich weder akzeptieren noch tolerieren.
Das wäre die individuelle Dimension. Dann gäbe es noch die soziale, in der bestimmtes gefordert wird.

Herzliche Grüße von Leòn
 
Ich sehe, es beliebt offensichtlich sich das Leben schwer zu machen. Und was man dabei alles herbei zu zitieren bedarf. Letztendlich läuft es doch mehr oder weniger darauf hinaus, seine eigene Handlungsweise zu rechtfertigen, vielleicht auch gar zu entschuldigen, zumindest sich selber gegenüber. Wenn ich den anderen so toleriere wie er ist, dann kann ich erwarten, dass er es mir gegenüber auch tut und dann brauch'mer ja auch nicht so genau hinzugucken! Etwa in diesem Sinne. Wenn das der tiefere Grund für Toleranz ist, dann pfeiff ich gerne darauf, dann macht es mir sogar Spass den Finger direkt in die Wunde zu stecken und genüsslich drinn rum zu rühren. Ja um Himmelswillen denn, wem bin ich den überhaupt Rechenschaft schuldig? Irgendwelchen Leuten etwa, die irgendwelche Angaben brauchen umd damit andere kontrollieren und manipulieren zu können?

Es ist bezeichnend für die Schwäche des Menschen, wenn er glaubt, irgend ein menschengemachtes Gesetz stünde über ihm. Was nicht heisst, dass es nicht so angewandt wird, als wäre das so. Darum gibt's ja auch die Todesstrafe - per Gesetz, und für sich humaner gebende, Gefängnisstrafen und sonst noch allerlei Ungemach... (nur weit und breit nicht die geringste Möglichkeit einer irgendwie garteten Form von Wiedergutmachung). Dahinter kann man sich verstecken. Und kann dann ja nix dafür, denn es ist das Gesetz. Und es ist ebenso bezeichnend, dass er das als soziokulturelle Errungenschaft ansieht.

Leòns Gedankengang
Manches kann ich akzeptieren. Manches kann ich (noch) tolerieren. Manches kann ich weder akzeptieren noch tolerieren.
Kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist ein Faktum, dass die Dinge so laufen. Nur, wie ist deren Wirkungsweise? Was nach aussen hin gleich aussieht muss es noch längst nicht sein. Etwas aus Überforderung vernachlässigen oder etwas aus Gelassenheit auf sich beruhen zu lassen, ist nun mal nicht dasselbe, auch wenn es nach aussen kaum zu unterscheiden ist. Nach Toleranz schaut's alleweil aus. Das eine ist bestimmt aufbauender als das andere. Notwendig mag wohl beides sein, damit der ewige Kreislauf nicht zu erliegen kommt... doch das ist wiederum eine andere Geschichte.

Sind die alten Wienercafés mit den alten zerschlissenen Sitzlederbezüge und vom Rauch vergilbten Wänden so wie sie sind aus Überforderung und daraus folgender Vernachlässigung oder aus Gelassenheit und daraus folgendem auf sich beruhen lassen? Was auch immer, macht nicht gerade dies den Charme einiger von ihnen aus?

Der Unterschied von Toleranz und Akzeptanz: Akzeptieren kann ich wenn ich erkennen und verstehen kann. Tolerieren kann ich, auch wenn ich's nicht verstehe, die Zusammenhänge, die Ursachen. Toleranz ist daher eher mit Unwissenheit verbunden, Akzeptanz eher mit Wissen. Wenn sich also Menschen verschiedenster wie immer auch gearteter und begründeter Gruppierungen als tolerant bezeichnen, dann muss ihr Grad an Unwissenheit wohl erheblich sein. Na ja, dafür kann man ja dann a bissl gläubisch sein.

Interessanterweise zeigen sich wirklich Wissende doch eher intolerant, können aber durchaus Dinge akzeptieren. Müsste einem doch irgendwie zu denken geben...


Phil :holzhack:
 
hALLO pHIL

Letztendlich läuft es doch mehr oder weniger darauf hinaus, seine eigene Handlungsweise zu rechtfertigen, vielleicht auch gar zu entschuldigen, zumindest sich selber gegenüber.
Das sehe ich gar nicht so. Es geht darum was Toleranz ist und ob und wann Toleranz gut ist, oder sogar schlecht.

Wenn ich den anderen so toleriere wie er ist, dann kann ich erwarten, dass er es mir gegenüber auch tut und dann brauch'mer ja auch nicht so genau hinzugucken!
So sehe ich es auch. Tolerieren WIE er ist, aber nicht umbedingt tolerieren was er tut. Ein Pädophilen kann ich zwar tolerieren wie er ist, aber nicht gutheissen, aebr ich kann absolut nicht tolerieren wenn er so was in irgend eine richtung tut.

Wenn das der tiefere Grund für Toleranz ist, dann pfeiff ich gerne darauf, dann macht es mir sogar Spass den Finger direkt in die Wunde zu stecken und genüsslich drinn rum zu rühren.
Wenn Du damit eine Person fertigmachst, find ich das daneben, wenn Du dies aber der sache wegen machst, OK.

Was nach aussen hin gleich aussieht muss es noch längst nicht sein. Etwas aus Überforderung vernachlässigen oder etwas aus Gelassenheit auf sich beruhen zu lassen, ist nun mal nicht dasselbe, auch wenn es nach aussen kaum zu unterscheiden ist. Nach Toleranz schaut's alleweil aus.

Was nach aussen hin gleich aussieht muss es noch längst nicht sein. Etwas aus Überforderung vernachlässigen oder etwas aus Gelassenheit auf sich beruhen zu lassen, ist nun mal nicht dasselbe, auch wenn es nach aussen kaum zu unterscheiden ist. Nach Toleranz schaut's alleweil aus.
auch zustimme

Toleranz ist daher eher mit Unwissenheit verbunden, Akzeptanz eher mit Wissen.
Das sehe ich gar nicht so. Eine Toleranz ist eine Abweichung voom (eigenen) Soll. D.h tolerieren kann man nur, wenn man die Toleranz kennt, dh das Soll kennt und auch das IST kennt.
Akzeptanz ist was anderes. Ich kann akzeptieren, dass während ich hier schreibe, wieder ien paar menschen verhungert sind, weil es leider ein Fakt ist und den ich nur im kleinen Rahmen verändern kann. Aber ich finde es nicht noch gut, dh ich toleriere das Verhungern eigentlich nicht.

Interessanterweise zeigen sich wirklich Wissende doch eher intolerant, können aber durchaus Dinge akzeptieren. Müsste einem doch irgendwie zu denken geben...
Habe mir das noch nie überlegt, aber denke du hast Recht, wenn es um das Sachliche und nicht menschliche geht. Sie kennen die "Wahrheit" genauer und kenen deshalb auch di abweichungen und deren auswirkungen besser. Aber Sie kennen auch die menschen und die Umstände etc und können das falsche deshalb als Fakt akzeptieren auch wenn sie es nmicht gutheissen.
 
Gott kennt keine Toleranz, da er - so vermuten wir zumindest - all-wissend und all-seiend ist, unabhängig davon, ob es Subjekt (z.B. Mensch) oder Objekt (z.B. Sache) betrifft. Ist er reine und allumfassende Liebe so ist er ebenso reine und allumfassende Akzeptanz. Und allumfassend meint auch allumfassend, also nicht nur die "Guten". Alles andere scheint mir blanker von minderen Geistern verbreiteter Unsinn zu sein. Dass diese namhafte Namen tragen, verehrt und bisweilen angebetet werden, macht die Sache auch nicht besser.

Anders die Schöpfergötter der Materie - Geistwesen - besser vertraut als Götter und Dämonen. Die einen stellen wir uns engelsgleich vor, die anderen eher dämonisch. Aber da sind wir schon mitten in der Schöpfung drin.

Die einen scheinen keine Mühe damit zu haben sich in die Energie des Allumfassenden zu stellen und ihren Sinn darin zu finden, sich in dessen Dienst zu stellen, selbstlos und demütig.

Die anderen, alles immerzu relativierdenden, haben - so die Geschichte - offenbar Mühe damit, etwas Höheres anzuerkennen. Daher bezeichnen sie sich selber als gottgleich, wenn nicht gleich selbst als Gott. Die Eso-Szene lässt grüssen, ebenso eine Vielzahl von Bünden, Orden, Familien aller Kulturen und Glaubensrichtungen. Und natürlich gibt es eine vielzahl nützlicher Idioten, die deren Sing-Sang nachbeten, nacheifern und sie damit direkt und indirekt am Leben erhalten.

Und diese üben sich fleissig in Wirtschaft, Politik, Manipulation, Krieg, Verleumdung, Übervorteilung, Zinswirtschaft, Gesetzgebung. Da ist es natürlich schon eine Frage der Toleranz, wieviel es leiden mag, ohne dass das ganze System gleich kippt.

Toleranz eben - im Kleinen wie im Grossen, Innen wie Aussen, Oben wie Unten - auf allen Ebenen. Und das wirklich schlimme daran ist, dass wir zutiefst überzeugt sind, uns immer wieder von neuem davon überzeugen lassen, dass es anders nicht möglich sei. Toleranz = wieviel mag es LEIDEN!

Phil :schaukel:
 
Hallo Phil

Ist er reine und allumfassende Liebe so ist er ebenso reine und allumfassende Akzeptanz
Gerade wenn man jemanden liebt, akzeptiert man gewisse Sachen nicht. Wenn ich meine Kinder liebe, dann akzeptiere ich nicht, wenn sie anderen schlechtes antun und ich akzeptiere auch nicht, wenn sie sich zb mit Drogen kaputtmachen.
Liebe heisst nicht alles akzeptieren, im Gegenteil.

Und allumfassend meint auch allumfassend, also nicht nur die "Guten"
Alluumfassende Liebe, heisst das ER uns eben auch liebt, wenn unser verhalten und unsere Einstellung völlig daneben ist. Das ist eben etwas, was wir Menmschen oft nicht (so gut) können. Aber menschlich kennt man es auch, eine mutter kann zB Ihren Sohn u.U. auch noch lieben, wenn er ein Massenmörder ist. Aber auch hier gilt, dass sie seine Taten und seine Einstellung dazu deshalb nicht akzeotieren muss.
 
Kinners, irgendwie wird mir das zu kompliziert!

Mir geht das drum, dass - nennt es Toleranz, nennt es Akzeptanz, nennt es wasihrauchimmerwolltistmirdochegalweilvielleichtdochnurwortklauberi!

Nur Toleranz, Akzeptanz, gegenseitiges Interesse und gegenseitiges Helfen kann diesen wundervollen Planeten retten.

Und da finde ich des Tigers Ansatz doch ganz brauchbar,

Wenn man (bzw. der Mensch) allen Dingen und Wesen "Liebe" und Freundlichkeit entgegenbringt, egal was es ist, wer es ist, wie es ist, warum es ist, wozu es ist, dann brauch man keine Toleranz mehr. Oder anders gesagt es ist dann eigentlich die höchste Form von Toleranz! Und egal was ein Mensch auch getan hat, lernt ihn doch einfach mit Liebe zu begegnen. Das verlangt natürlich auch eine Art universelle, moral-ethische, objektive Subjektivität. Vielleicht versteht ihr es, vielleicht auch nicht. Ihr könnt es glauben oder auch nicht. Hauptsache ihr macht was draus! Bitte!
Liebe Grüße
Tiger

wenn damit nicht gemeint ist, sich vor verantwortlichen Standpunkten zu drücken!

Euer

Leòn
 
Hallo

Zu Tiger's Worte:Den Menschen einfach mit liebe zu begegnen, finde ich völlig treffend, denke die meisten hier würden dem zustimmen.
Aber das ganze ist eine Platidüde, nicht konkret und noch nicht praktisch

Die Frage bleibt nämlich offen, welches Verhalten gegenüber einem anderen entspricht dem "mit Liebe begegnen?"
Wenn ein Kindsmörder gefasst wird, wie konkret begegnet man so einer Person mit Liebe?
Ist es Liebe, ihn einfach ohne Konsequenz/Strafe ziehen zu lassen?
Solche und ähnliche Fragen sind entscheident. Alles andere sind zwar schöne praktisch unnütze Worte.
 
Hallo

Zu Tiger's Worte: Den Menschen einfach mit Liebe zu begegnen, finde ich völlig treffend, denke die Meisten hier würden dem zustimmen.
Aber das ganze ist eine Platitüde, nicht konkret und noch nicht praktisch.

Die Frage bleibt nämlich offen, welches Verhalten gegenüber einem Anderen entspricht dem "mit Liebe begegnen?"
Wenn ein Kindsmörder gefasst wird, wie konkret begegnet man so einer Person mit Liebe?
Ist es Liebe, ihn einfach ohne Konsequenz/Strafe ziehen zu lassen?
Solche und ähnliche Fragen sind entscheident. Alles andere sind zwar schöne, aber praktisch unnütze Worte.
 


Folgende Erklärung zum Thema habe ich auf der Homepage der UNESCO gefunden (s.u.):

Erklärung von Prinzipien der Toleranz
Die Erklärung von Prinzipien der Toleranz wurde auf der 28. Generalkonferenz (Paris, 25. Oktober bis 16. November) von den Mitgliedstaaten der UNESCO verabschiedet.
Entschlossen, alle positiven Schritte zu unternehmen, die notwendig sind, um den Gedanken der Toleranz in unseren Gesellschaften zu verbreiten - denn Toleranz ist nicht nur ein hochgeschätztes Prinzip, sondern eine notwendige Voraussetzung für den Frieden und für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung aller Völker,
erklären wir:


Artikel 1: Bedeutung von ‘Toleranz’
1.1 Toleranz bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt. Gefördert wird sie durch Wissen, Offenheit, Kommunikation und durch Freiheit des Denkens, der Gewissensentscheidung und des Glaubens. Toleranz ist Harmonie über Unterschiede hinweg. Sie ist nicht nur moralische Verpflichtung, sondern auch eine politische und rechtliche Notwendigkeit. Toleranz ist eine Tugend, die den Frieden ermöglicht, und trägt dazu bei, den Kult des Krieges durch eine Kultur des Friedens zu überwinden.

1.2 Toleranz ist nicht gleichbedeutend mit Nachgeben, Herablassung oder Nachsicht. Toleranz ist vor allem eine aktive Einstellung, die sich stützt auf die Anerkennung der allgemeingültigen Menschenrechte und Grundfreiheiten anderer. Keinesfalls darf sie dazu mißbraucht werden, irgendwelche Einschränkungen dieser Grundwerte zu rechtfertigen. Toleranz muß geübt werden von einzelnen, von Gruppen und von Staaten.

1.3 Toleranz ist der Schlußstein, der die Menschenrechte, den Pluralismus (auch den kulturellen Pluralismus), die Demokratie und den Rechtsstaat zusammenhält. Sie schließt die Zurückweisung jeglichen Dogmatismus und Absolutismus ein und bekräftigt die in den internationalen Menschenrechtsdokumenten formulierten Normen.

1.4 In Übereinstimmung mit der Achtung der Menschenrechte bedeutet praktizierte Toleranz weder das Tolerieren sozialen Unrechts noch die Aufgabe oder Schwächung der eigenen Überzeugungen. Sie bedeutet für jeden einzelnen Freiheit der Wahl seiner Überzeugungen, aber gleichzeitig auch Anerkennung der gleichen Wahlfreiheit für die anderen. Toleranz bedeutet die Anerkennung der Tatsache, daß alle Menschen, natürlich mit allen Unterschieden ihrer Erscheinungsform, Situation, Sprache, Verhaltensweisen und Werte, das Recht haben, in Frieden zu leben und so zu bleiben, wie sie sind. Dazu gehört auch, daß die eigenen Ansichten anderen nicht aufgezwungen werden dürfen.

Artikel 2: Toleranz und der Staat

2.1 Toleranz auf der Ebene staatlichen Handelns erfordert Gerechtigkeit und Unparteilichkeit in der Gesetzgebung, bei der Anwendung der Gesetze sowie in Justiz und Verwaltung. Sie erfordert auch, daß wirtschaftliche und soziale Chancen jeder einzelnen Person ohne Unterschied zuteil werden. Ausgrenzung und Randständigkeit können Frustration, Feindseligkeit und Fanatismus zur Folge haben.

2.2 Auf dem Weg zu einer toleranteren Gesellschaft sollten Staaten die vorhandenen internationalen Menschenrechtskonventionen ratifizieren und neue Gesetze erlassen, soweit dies erforderlich ist zur Sicherstellung von Gleichbehandlung und Chancengleichheit für alle Gruppen und Individuen in der Gesellschaft.

2.3 Für ein harmonisches internationales Zusammenleben ist es wesentlich, daß einzelne, Gemeinschaften und Nationen den multikulturellen Charakter der Menschheit anerkennen und respektieren. Ohne Toleranz gibt es keinen Frieden, und ohne Frieden kann es weder Demokratie noch Entwicklung geben.

2.4 Intoleranz zeigt sich oft in Form von Marginalisierung schutzloser Gruppen und ihrer Ausgrenzung von sozialer und politischer Partizipation, verbunden mit Gewalt und Diskriminierung. Nach den Bestimmungen der Erklärung über Rasse und Rassenvorurteile "haben alle Personen und Gruppen das Recht, verschieden zu sein" (UNESCO-Rassendeklaration vom 27.11.1978, Artikel 1.2).

Artikel 3: Soziale Dimensionen

3.1 In der heutigen Welt ist Toleranz wichtiger als jemals zuvor. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch Globalisierung der Wirtschaft und durch schnell zunehmende Mobilität, Kommunikation, Integration und Interdependenz, gewaltige Wanderungsbewegungen und Vertreibung ganzer Bevölkerungen, Verstädterung und Wandel sozialer Muster. Da jeder Teil der Welt das Merkmal der Vielfalt trägt, bedrohen zunehmende Intoleranz und Zwietracht potentiell jede Region. Sie sind nicht begrenzt auf einzelne Länder, sondern eine globale Gefahr.

3.2 Toleranz ist notwendig zwischen einzelnen wie in Familie und Gemeinschaft. Toleranz und Offenheit, die Fähigkeit zum Zuhören und Solidarität sollten vermittelt werden in Schulen und Universitäten wie in außerschulischer Bildung, zu Hause und am Arbeitsplatz. Die Massenmedien können eine konstruktive Rolle spielen, indem sie Räume schaffen für freien und offenen Dialog und Diskussion, die Werte der Toleranz verbreiten und hinweisen auf die Gefahren der Indifferenz gegenüber der Ausbreitung intoleranter Gruppen und Ideologien.

3.3 Wie schon die UNESCO-Rassendeklaration bekräftigt, müssen, wo immer nötig, Maßnahmen zur Sicherung von Gleichheit in Würde und der Rechte einzelner oder ganzer Gruppen ergriffen werden. Dabei sollten sozial oder wirtschaftlich benachteiligte und deshalb besonders gefährdete Gruppen besondere Beachtung finden durch Schutzgarantien der geltenden Gesetze und Sozialhilfemaßnahmen, insbesondere in den Bereichen Wohnung, Arbeit und Gesundheit, durch Achtung der Authentizität ihrer Kultur und ihrer Werte und - insbesondere über Bildungsmaßnahmen - durch Förderung ihrer sozialen und beruflichen Entwicklung und Integration.

3.4 Zur Koordination der Antwort der internationalen Gemeinschaft auf diese globale Herausforderung sollten die erforderlichen wissenschaftlichen Studien betrieben und Netzwerke aufgebaut werden, einschließlich sozialwissenschaftlicher Erkundung der tieferen Ursachen und wirksamer Gegenmaßnahmen sowie Begleitforschung zur Politik und Gesetzgebung der Mitgliedstaaten.

Artikel 4: Bildung und Erziehung

4.1 Bildung ist das wirksamste Mittel gegen Intoleranz. Der erste Schritt bei der Vermittlung von Toleranz ist die Unterrichtung des einzelnen Menschen über seine Rechte und Freiheiten und die damit verbundenen Ansprüche sowie die Herausbildung des Willens zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer Menschen.

4.2 Erziehung zur Toleranz gehört zu den vordringlichsten Bildungszielen. Deshalb ist es notwendig, für den Unterricht zum Thema Toleranz systematische und rationale Lehrmethoden zu verbreiten, die aufklären über die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen Wurzeln von Intoleranz - und damit über die tieferen Ursachen von Gewalt und Ausgrenzung. Bildungspolitik und Lehrpläne sollen ihren Beitrag leisten zur Verständigung, Solidarität und Toleranz zwischen Individuen ebenso wie zwischen ethnischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder Sprachgruppen und zwischen den Nationen.

4.3 Erziehung zur Toleranz soll sich bemühen, das Entstehen von Angst vor anderen und der damit verbundenen Ausgrenzungstendenz zu verhindern. Sie soll jungen Menschen bei der Ausbildung ihrer Fähigkeit zur unabhängigen Wertung, zum kritischen Denken und zur moralischen Urteilskraft helfen.

4.4 Wir verpflichten uns zur Unterstützung und zur Umsetzung von sozialwissenschaftlichen Forschungsprogrammen und von Lehrplänen zu den Themen Toleranz, Menschenrechte und Gewaltlosigkeit. Besondere Aufmerksamkeit verdienen deshalb die Verbesserung der Lehrerausbildung, der Lehrpläne, der Unterrichtsinhalte und Lehrbücher sowie anderer Lehrmaterialien einschließlich der neuen Unterrichtstechnologien. Ziel ist die Ausbildung solidarisch und verantwortlich denkender Bürger, die offen sind für andere Kulturen, die den Wert der Freiheit schätzen, die die Menschenwürde ebenso wie zwischenmenschliche Unterschiede achten und die in der Lage sind, Konflikte zu vermeiden oder sie gewaltfrei zu lösen.
Artikel 5: Verpflichtung zum Handeln
Wir verpflichten uns zur Förderung von Toleranz und Gewaltlosigkeit durch Programme und Institutionen in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.

Artikel 6: Internationaler Tag für Toleranz
Mit dem Ziel, Problembewußtsein in der Öffentlichkeit zu wecken, die Gefahren der Intoleranz deutlich zu machen und unser tätiges Engagement zu bekräftigen, proklamieren wir feierlich den 16. November zum Internationalen Tag für Toleranz.
Erklärung von Prinzipien der Toleranz - Deutsche UNESCO-Kommission
 
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