Studien und -ergebnisse: Geheimnisverbot

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In der SZ vom 8.9.04, Rubrik "Wissen" stand:
" Geheimnisverbot
Studienergebnisse werden öffentlich

Pharmafirmen dürfen klinische Studien nicht mehr in der Versenkung verschwinden lassen, wenn ihnen die Ergebnisse nicht passen. Dieser Forderung kommen in den USA immer mehr Konzerne nach. So erkärte die Firma MSD jetzt, sie werde die Resultate von knapp hundert laufenden Studien auf der frei zugänglichen Webseite clinicaltrials.gov veröffentlichen - unabhängig davon, wie diese ausgehen. Die Firmen wollen ofenbar einer gesetzlichen Registrierungspflicht zuvorkommen, wie sie in den USA derzeit gefordert wird.
Ergebnisse, die aus öffentlich geförderter Forschung stammen, sollen in den USA künftig ebenfalls bekannt gegeben werden. Das fordern jetzt nicht nur Nobelpreisträger (SZ 3.9.) sondern auch die National Inst. of Health als Geldgeber. In Deutschland müssen forscher klin. Studien, die mit Steuermitteln finanziert werden, bereits unter www.controlled-trials.com in ein Register eintragen. Noch sind dort allerdings keine Ergebnisse nachzulesen, weil klin. Studien in Deutschland überhaupt erst seit Ende 2003 öffentlich gefördert werden. Dagegen sind Pharmafirmen hier zu Lande in ihrer klin. Forschung zu keinerlei Transparenz verpflichtet. "Die Ethikkommissionen, die solche Studien genehmigen, wwären gefordert", sagt Gerd Antes vom Deutschen Cochrane-Zentrum in Freiburg. "Sie könnten eine Veröffentlichung der Ergebnisse verlangen. Aber daran haben sie bisher offenbar kein Interesse". "
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Wenn man das so liest, wird klar, daß in Deutschland Studien nicht oder nur teilweise veröffentlicht werden, wenn sie gegen ein Produkt sprechen. Das läßt den Rückschluß zu, daß es auf jeden Fall sehr schwierig ist, als Laie herauszubekommen, ob die Werbeversprechungen, die eine Firma macht, auf Tatsachen beruhen oder auf der Phantasie der Werbeabteilung :( .
 
Hallo Uta,

"klinisch getestet" heißt noch lange nicht "für gut befunden"

Liebe Grüße

Günter
 
Ist klar, Günther ;) . Mir wird nur eben immer klarer, daß es noch kaum möglich ist, selbst zu erkennen, ob ein Medikament erstens sinnvoll, zweitens wirksam und drittens bekömmlich ist.
Gestern habe ich einen Bericht über Contergan von Grünenthal in den 50/60iger Jahren gesehen. Damals galt Contergan als tolles Mittel,und trotzdem sind viele Kinder mit schlimmen Schädigungen geboren worden. Es war eben nicht an Schwangeren getestet worden - wie auch :? ...
Und ich fürchte, daß so etwas heute auch noch vorkommen kann :( .
Grüße,
Uta
 
Hallo Uta,

ich hatte lange Zeit Schmerzen in der Prostata und war deswegen beim Urologen. Der hat mir ein Mittel verschrieben, dessen Beipackzettel so mit extremsten Nebenwirkungen gespickt war, daß ich auf die Einnahme verzichtet habe. Im Beipackzettel stand dann auch noch, daß das Mittel nur wirkt, wenn man für einen basischen Urin sorgt. Wenige Tage später habe ich mich kinesiologisch testen lassen mit dem Ergebnis, daß ich unter anderem total übersäuert bin. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich Basenpulver nahm, war ich beschwerdefrei (keine Schmerzen mehr, kein Nachtröpfeln). Daß heißt, die Wirkung des Medikamentes mit den heftigen Nebenwirkungen beruht wahrscheinlich nur auf der gleichzeitigen Einnahme des Basenpulvers.
Liebe Grüße

Günter
Edit wegen Kommafehler

[geändert von Günter M. am 09-17-04 at 08:55 AM]
 
... :( ! Die Wirkung des Mittels von Seiten des Herstellers gesehen, besteht wahrscheinlich darin, daß der Patient bald ein neues Mittel braucht, um die Nebenwirkungen zu bekämpfen...
So beschreibt es u.a. der Autor des Buchs "Heilen verboten, töten erlaubt".
Gruß,
Uta
 
Hallo Günther,
kleine, auch scherzhaft gemeinte Bemerkung:
hat die Verschreibung des Mittels Dich nicht dahin geführt, dass Du den Beipackzettel gelesen, daraufhin Deinen Urin getestet und basisch "gemacht" (gibt es eigentlich ein Wort dafür: gebasischt??) hast und so beschwerdefrei wurdest?
War der Doc nicht Klasse und hat Dir toll geholfen? Warst Du nicht auch Klasse und hast Dir toll geholfen?
Viel Gesundheit wünscht Dir Jontev.
 
Hallo Uta,
diese Nachricht habe ich auch im Radio gehört. Eigentlich ganz logisch, dass, wer sich das leisten kann, nur solche Meinungen veröffentlicht, die ihm in den Kram passen bzw. seine Aussichten auf finanziellen Gewinn verbessern.
Traurig, aber ....
Dem sarkastischen Spruch "Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!" nachempfunden, ist bei klinischen Studien natürlich auch Skepsis angebracht. Welche Schlussfolgerungen werden aus welchen Ergebnissen gezogen? Und was trifft auf mich oder andere Betroffene überhaupt zu, was ist anwend- oder verwendbar? Und zusätzlich besteht noch die Schwierigkeit, dass wir alle nur Spezialisten auf einem recht kleinen Gebiet (wenn überhaupt :) sind und uns oft auf andere verlassen müssen.
Bei der von Dir erwähnten Nachricht geht es sogar noch um die Vorauswahl vor einer Veröffentlichung = Zensur. Die lässt sich unter Menschen ja nie ganz vermeiden. Aber je weniger, desto besser.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch mal die oftmals m.E. regelrecht verdummend, auf jeden Fall tendenziös vorgenommene Verallgemeinerung von Untersuchungen hinweisen, oft unter reisserisch angelegten Überschriften wie: Jeder 4. hat (z.B.) grüne Streifen im Gesicht! Es wird natürlich nicht erwähnt, dass dann ja um die 75 Prozent noch oder sowieso "ungestreift" existieren.

Prinzipiell kann es aber nur gut sein, wenn Studien auch dann veröffentlicht oder wenigstens erwähnt werden, die unklare (das dürften nicht wenige sein) oder negativ im Sinne der Untersuchenden Ergebnisse erbringen.

Liebe Grüsse - Jontev.
 
Dieser Thread ist ja schon etwas älter. - Leider hat sich seitdem nichts Wesentliches geändert.
Im Zusammenhang mit Zoloft (Pfizer) habe ich gelesen, daß die von den Studien, die dort vorliegen, nur einen Teil heraus rücken. Welcher Teil das ist, dürfte klar sein...
Laut diesem SPIEGEL-Artikel ist es zwar ein bißchen einfacher geworden, Einsicht in die vorhandenen Informationen zu bekommen. Es dürfte trotzdem eine Minderheit an Betroffenen sein, die so zu ihrem Recht kommen.

DER SPIEGEL 34/2009 - Der Dammbruch
Nicht richtig publiziert - Kritiker bemngeln einseitige Auswahl von Studien

Grüsse,
Oregano
 
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