So Leute,
weil ich mich momentan recht gut fühle, folgt nun mein ausführlicher Bericht zur Stammzelltherapie in Brüssel:
1. Teil Vorbereitung:
Zur Vorbereitung auf die Behandlung gehören das Einhalten einer Paleo-Diät für 4 Wochen, Abstinenz von chemischen Medikamenten für 6 Wochen, die Einnahme von Kurkuma und Omega 3 von 1000mg bzw. 3000mg täglich, sowie bei Vorhandensein von Amalgamfüllungen deren fachgerechte Ausleitung.
Bezahlt wird der Betrag für das Prozedere in zwei Schritten: 50% des Betrages eine Woche im Vorraus, die restlichen 50% direkt vor der Behandlung.
Des Weiteren wird einem dann, wie bei jeder OP, noch ein Zettel auf Englisch vorgelegt, welcher die möglichen Risiken des Eingriffs erwähnt (allergische Reaktionen, Tod, etc.).
Außerdem kann man dort dann auch ankreuzen, ob es OK für einen ist, wenn jemand drittes anwesend ist, welcher in der Prozedur ausgebildet wird.
Dort habe ich ja angekreuzt, da ich der Meinung bin, dass wir alle davon profitieren können, wenn es mehr Ärzte gibt, die das können.
2. Teil: Der Eingriff
Am Tag des Eingriffs war ich natürlich pünktlich und die Sekretärin öffnete mir die Tür.
In der Praxis waren insgesamt zum Zeitpunkt meiner Ankunft 5 Leute: Der Arzt, der auszubildende, zweite Arzt, eine Krankenschwester, die Sekretärin und eine Freundin der Sekretärin.
Der Arzt und die Krankenschwester waren Deutschsprachig, die anderen Anwesenden Englisch bzw. Littauisch.
Nach kurzem Smalltalk mit der Sekretärin und dem auszubildenden Arzt, welcher sich als der Bruder der Sekretärin herausstellte, ging ich mit dem Arzt und dem Auszubildenden in sein Sprechzimmer. Meiner Begleitung wurde währenddessen Kaffee usw. angeboten.
Im Sprechzimmer selbst erläuterte ich nochmal kurz meine Situation, auch die Ernährungsproblematik, brachte nochmal sämtliche Befunde und Bilder im Original mit, welcher sich der Arzt auch alles anschaute.
Die Blutbilder besprach er auch noch kurz mit seinem auszubildenden Kollegen und ich stellte noch ein paar Fragen, welche er mir beantwortete.
Anschließend schob die Schwester einen Apparat herein, welcher Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung maß und zudem noch die Körpertemperatur, da ich mich ein paar Tage zuvor und am selben Tag leicht fiebrig fühlte.
Temperatur betrug 37,2° C und war damit unter der entscheidenden Grenze von 37,7° C, womit dem Prozedere nichtsmehr im Weg stand.
Es folgte noch eine kurze, manuelle Untersuchung, in welcher er schaute, wo genau meine Schmerzen am KZÜ und an der HWS waren, und wie meine ROM's waren, sowie ein Test, in wie weit sich meine Beine passiv nach oben bewegen ließen.
Er fragte mich daraufhin, ob ich mal Yoga gemacht hätte, was ich bejahte, allerdings schon drei oder vier Jahre her sei.
Zu guter letzt der Voruntersuchung blickte er mir dann noch mit einer Taschenlampe in den Rachen, auch dort war alles Ok und dann ging es los.
Ich bekam einen sterilen Dress, der dem eines Krankenpflegers ähnlich ist.
Ich entkleidete mich, zog mir den Dress über und ging nochmal eben aufs Klo.
Zunächst wurden mir 12 Ampullen Blut, welche, so meine ich mich zu Erinnern, ein Fassungsvermögen von 120 ml hatten, über die Armvene entnommen. Dieses wird später im Labor für die Gewinnung der Wachstumsfaktoren benutzt.
Ich war sehr, sehr aufgeregt, Puls betrug 140 und Blutdruck 140/90, wobei ich in der Retrospektive sagen muss, dass die Aufregung total unbegründet war aber das weiß man ja vorher nicht.
So legte ich mich im Behandlungsraum auf eine Liege auf den Bauch.
Die Liege konnte in der Höhe verstellt werden und war an sich recht bequem, wenn auch eher Schmal.
In dem Raum selbst waren noch ein C-Arm Röntgengerät, ein Ultraschallgerät, das Gerät für Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung, sowie ein paar Schränke mit Medikamenten und medizinischem Zubehör vorhanden.
Während den gesamten Prozeduren und auch dazwischen bekam ich Sauerstoff über die Nase, da das angenehm beruhigt und so empfand ich es auch.
Außerdem kann bei Bedarf Kochsalz gespritzt werden, da man während der gesamten Prozedur nüchtern bleiben muss und daher der Kreislauf schonmal absacken kann.
Der hintere, obere Teil des Beckens wurde freigelegt, desinfiziert und rundherum alles abgedeckt.
Anschließend spritzte der Arzt Lidocain zur Betäubung der Haut, danach Ripovocain zur Betäubung der Knochenhaut, alles unter dem 140bpm Beat des Herzmonitors.
Danach nahm er den Trocar, durchstaß die Haut, wovon ich nichts merkte, und suchte unter Ultraschallkontrolle eine geeignete Stelle, an welcher er das Knochenmark entnehmen konnte.
Er fragte jedesmal, wo es wehtun würde, wenn er eine Stelle fand, die nicht weh tat, fragte er nochmal, ob er bohren dürfte.
War er im Knochen drin, so spülte er die Nadel zunächst mit Heparin, was ein leichtes Ziehen bis in die Füße hervorrufte und zog dann das Knochenmark heraus, was etwas schmerzte aber durchaus alles erträglich war.
Unterhalb der Haut bewegte er die Nadel dann mit Ultraschallkontrolle zur nächsten Stelle und wiederholte das Prozedere.
Insgesamt wurde auf jeder Seite, ich meine 3 mal, bin mir aber nichtmehr ganz sicher, Knochenmark entnommen.
Danach kam dann ein Pflaster auf die Stellen, er zeigte mir die Ampullen mit den Stammzellen, ich glaube es waren drei Ampullen, mit einem Durchmesser von ca. 1,5 cm und einer Höhe von ca. 10 cm, welche ca. zur Hälfte bis 3/4 gefüllt waren.
Er sagte mir, dass er nun zwei Stunden ins Labor gehen würde, um die ganzen Sachen aufzubereiten, legte seine Hand auf meine Schulter und sagte, dass ich ersteinmal noch liegen bleiben sollte und mich ausruhen sollte.
Insgesamt empfand ich ihn als sehr nett und fast schon väterlich fürsorglich, überhaupt das gesamte Team ist an Freundlichkeit, meines Erachtens nach, kaum zu überbieten.
Nach kurzer Zeit wurde ich dann in einem Rollsessel wieder in den Nebenraum geführt und konnte dort erstmal ausruhen.
Da es mir nach kurzer Zeit vom Kopf her etwas duselig wurde, brachte die Schwester noch die Vitalfunktions-Überwachungsmaschine (komplizierter Neologismus aber ich denke, es ist klar welche gemeint ist :-D) herein und verabreichte mir zudem Sauerstoff über die Nase, welcher alsbald für Besserung sorgte.
Nach etwa 2 Stunden dann kam zunächst der Anästhesist von Auswärts, welcher ebenfalls deutschsprachig war und wir redeten kurz, auch das ich mir Sorgen machte, wegen Nebenwirkungen der Medikamente aufgrund meines Stoffwechsels etc.
Auch er war sehr nett, beruhigte mich und ging mit der Schwester in den Nebenraum, um sich vorzubereiten.
Schließlich kam der Arzt in mein Wartezimmer herein, mit den ganzen Spritzen, unterschiedlichster Größe und Durchmesser herein und erklärte mir deren Inhalt.
Dort waren Spritzen mit Stammzellen, PRP und auch noch mit Fett welches er zusätzlich injizierte.
Des Weiteren sagte er mir bei einer Flüssigkeit, dass diese Recht aggressiv sei und er sie daher immer verdünnen müsse.
Danach ging er in den Behandlungsraum, sprach sich mit dem Anästhesisten ab und bereitete alles vor.
Auf der Liege lag nun eine Kopfschale, in welche ich meinen Kopf legte, sodass diese ihn genau ausrichtete.
Ich lag somit auf dem Rücken und meine Beine raten etwas über die Liege hinaus, was mir allerdings egal war und aufgrund meiner Größe auch nicht anders machbar war.
Ich bin mir nichtmehr sicher, ob ich eine Haube aufbekam oder nicht, jedenfalls bekam ich dann noch einen Plastikring in den Mund, der ihn offen hielt und der Anästhesist leitete die Narkose ein.
Ich merkte zunächst einen leichten Schwindel und als nächstes setzt meine bewusste Erinnerung wieder ein, als ich auf dem Bauch liege und der Arzt sagt, dass er jetzt hinten reinspritzt.
Das tat er dann auch und ich merkte leichte, erträgliche Schmerzen.
Bei C0 bis C2 spritzte er die Zwischengelenke und die Bänder, ebenfalls bei C5/C6, da noch Stammzellen übrig waren.
Anschließend ruhte ich mich noch eine Weile aus, sowohl auf der Liege, als auch im Wartezimmer.
Meine Begleitung war derweil schonmal einkaufen gewesen und als sie wiederkam, bedankte ich mich bei allen und wir fuhren erstmal wieder ins Hotel.
3. Teil: Nachbereitung:
Der Arzt gab mir noch ein paar Schmerzmittel und Instruktionen mit, wie ich mich bei Schmerzen verhalten sollte, bis zum Abend allerdings hatte ich keinerlei Schmerzen.
Dann stellten sich Schmerzen ein, die ähnlich eines starken Muskelkaters sind, sodass ich mich nichtmehr viel bewegen konnte.
Das war allerdings nicht so schlimm, da ich eh sehr müde war, schlief ich recht schnell ein und am nächsten Tag gingen schon wieder leichte Bewegungen, bis auf starkes nach vorne Beugen zum Beispiel.
Am nächsten Tag kam der Arzt dann im Hotel vorbei und schaute nach mir.
Er guckte sich die Einstichstellen an und auch die am Becken, alles sah soweit gut aus und er war erstaunt, dass ich keine Schmerzmittel brauchte.
Des Weiteren sagte er mir nochmals, dass ich mich jederzeit bei ihm telefonisch melden könnte, sollte irgendwas sein.
Wie immer sehr freundlich und dann ging er auch wieder.
Den 2. Tag verbrachte ich ebenfalls auf dem Hotelzimmer, da ich mich noch recht schwach fühlte, allerdings konnte ich schon wieder was essen, was am Tag davor nicht möglich war, da ich gegen Abend schmerzen beim Schlucken hatte.
Am 3. Tag dann wollten wir mal in die Stadt, bzw. zum Atomium. Leider scheiterte dies, da ich mich auf der Autofahrt leider wieder sehr schwach fühlte. So kehrten wir wieder um zum Hotel und ich blieb wieder ersteinmal auf dem Zimmer und ging Abends noch in die dortige, leichte 55° C Sauna, weil der Arzt es mir empfahl, da dies Wachstumsfaktoren ausschütte.
Am Montag dann hatte ich einen starken Energieschub. Zunächst brachten wir eine Heizdecke zum Arzt zurück, welche er mir gegeben hatte, die ich aber eigentlich garnicht gebraucht hätte.
Nach kurzem Smalltalk schaute er mir nochmal in den Hals, alles war ok und ich verabschiedete mich dankbar und freundlich bei ihm und seinem Team.
Anschließend sind meine Begleitung und ich in die Stadt und haben zunächst etwas in einem Restaurant gegessen, da der Arzt meinte, ich sollte dort mal den frischen Fisch probieren.
Das tat ich dann auch und ich vertrug das Essen erstmal gut ohne sofortige Reaktion.
Danach gingen wir dann noch durch die Stadt und ich hatte so viel Energie, dass wir ein paar Stunden durch die Stadt gingen und ich teilweise schneller vorran schritt als meine Begleitung.
Dann irgendwann gegen 16 Uhr fuhren wir zurück nach Deutschland.
Am nächsten Tag hatte ich dann leider doch Durchfall, höchstwahrscheinlich vom Sesam, in welchem der Fisch paniert war aber ansonsten weiterhin gut und mehr Energie.
4. Teil: Die Zeit danach und wie geht es mir heute?
Die Zeit danach war bisher ein leichtes Auf und Ab. Mir geht es definitiv besser als vorher und ich habe das Gefühl, keinen Nitrostress mehr zu haben, womit die Ursache meiner Stoffwechselproblematik abgestellt wäre.
Womit ich noch zu kämpfen habe ist die HPU/KPU aber durch niedrig dosiertes Zink und B6 geht auch das schon besser, allerdings traue ich mich noch nicht etwas anderes zu essen und der Arzt meinte auch, es sei OK, wenn ich für die, jetzt noch, nächsten 4 Wochen Hähnchen und Brokkoli esse und es wäre auch kein Problem, wenn ich mal nichts äße.
Momentan fühle ich mich so gut, dass ich mir auch vorstellen kann, wieder zu arbeiten und Studium zu beenden, allerdings ist für die nächsten 4 Wochen noch Vorsicht angesagt.
Auch macht mir leider momentan mein linkes Kiefergelenk wieder zu schaffen, welches er leider nicht mitbehandelt hat, da es durch die Instabilität nichtmehr so schmerzte, allerdings habe ich ihm deswegen mal ne E-Mail geschrieben, was ich diesbezüglich tun soll und werde nun abwarten.
So weit der Bericht von mir, viele Grüße euch allen! :fans: