Speichelhormontest - paradoxe Ergebnisse

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14.07.12
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Guten Tag

Ich bin männlich, 31 Jahre alt und arbeite seit 6 Jahren im unregelmässigen Schichtdienst in einem recht stressigen Beruf. Seit ca. 15 Monaten leide ich regelmässig ab Mitte Vormittag bis zum Abend unter Benommenheit und Schwächegefühlen. Zudem habe ich immer wieder Einschlaf- und/oder Durchschlafschwierigkeiten. Die Symptome verschwanden zwischendurch für wenige Wochen bis Monate, kamen aber ohne ersichtlichen Grund immer wieder zurück. Während ich in den Monaten April und Mai beschwerdefrei war, geht es mir seit Anfang Juni, als ich zudem endlich wieder aufgehört habe zu rauchen, wieder deutlich schlechter. Die Symptome sind teilweise extrem stark, so dass ich mich kaum mehr konzentrieren kann. Das Gefühl ist ähnlich einer sehr starken Unterzuckerung oder sehr tiefem Blutdruck (Blutdruck ist aber in Ordnung, habe ich gemessen). Ich achte sehr auf meine Ernährung und treibe regelmässig Sport (Kraft- und Ausdauertraining). Ich habe niemals Drogen genommen oder Medikamente missbraucht.

Die ärztliche Behandlung hat mir bis dato nicht geholfen und es war mir langsam peinlich, als junger, äusserlich gesunder und fitter Mann mit unspezifischen Symptomen immer wieder beim Arzt vorzusprechen. Ich habe deshalb auf eigene Initiative hin einen Speichelhormontest durchführen lassen, da ich adrenale Ermüdung als möglichen Grund für meine Symptome vermutete. Nun bin ich durch die Ergebnisse etwas beunruhigt und kann sie mir auch kaum erklären (Referenzwerte in Klammern):

Estradiol: 1,70 pg/ml (3 – 3,5)
DHEA: 1.048,00 pg/ml (200 – 220)
Estriol: 55.70 pg/ml (15 – 30)
Progesteron: 99.10 pg/ml (80 – 120)
Testosteron: 201.40 pg/ml (100 – 130)
Cortisol 1h, 6h, 13h nach Aufwachen: 12,10, 2,01, 0,70 ng/ml

Der begleitende Kommentar war wenig aufschlussreich, z. B. hiess es, mein hoher Estriolwert "lasse auf äussere Unterstützung schliessen". Ich würde gerne einige informierte Meinungen hören, bevor ich meinen Arzt mit den Testergebnissen konfrontiere. Bis jetzt war er nicht sehr offen gegenüber meinen Vorschlägen und beliess es meist bei pauschalen Aussagen wie: "psychosomatisch" und "reduzieren Sie ihren Stress" etc.

Aus versicherungstechnischen Gründen ist es mir zur Zeit leider nicht möglich, den Arzt zu wechseln.

Kurz gefasst: Estradiol etwas zu tief, Estriol massiv zu hoch, DHEA massiv zu hoch, Progesteron normal, Testosteron massiv zu hoch, Cortisol morgens viel zu hoch, den Rest des Tages viel zu tief. Im Laborkommentar wurde erwähnt dass meine Werte um 19:00 Uhr unter denjenigen liegen, welche im Tiefschlaf erwartet würden! Und die Geschlechtshormone sind ja schon recht drastisch ausserhalb der Referenzwerte. Da ich sehr stark auf Ernährung und Umwelteinflüsse achte, ist es mir sehr wichtig, die Ursache dafür zu finden. Da ich keinerlei Medikamente verwende, keinen Umgang mit Chemikalien etc. pflege, muss es fast an einem mir nicht bekannten Faktor der Ernährung oder Umwelt liegen.

Als einzige wirkliche Korrelation mit meinen Symptomen kann ich erkennen, dass allenfalls der Zeitpunkt der Symptome denjenigen der tiefen Cortisolwerte entspricht. Kann mir jemand helfen, das Gesamtbild dieses Tests irgendwie einzuordnen oder seine eigenen Erfahrungen mit ähnlicher Symptomatik weiterzugeben?

Bis ich auf die Möglichkeit der Nebennieren-Thematik gestossen bin, habe ich eigentlich immer angenommen, meine Symptome kämen von meiner Hals-/Brustwirbelsäule, da ich kurz vor dem ersten Auftreten der Symptome im Mai 2011 einen Unfall hatte und seither immer wieder Beschwerden in diesem Bereich mit teils sehr starken Muskelverspannungen habe. Inzwischen bin ich aber eher der Meinung, dass das Ganze eine Langzeitfolge von berufsbedingtem chronischem psychischem und physischem Stress ist, auch wenn ich mir das nicht gerne eingestehen mag.
 
DHEAs schützen die Nervenzellen vor dem Absterben, bei Stress welcher Art auch immer.
Eine Erhöhung kann also auf Stress deuten, die meisten Ärzte stehen allerdings bei diesem Thema auch auf dem Schlauch.

lg
cheyenne
 
Estradiol: 1,70 pg/ml (3 – 3,5)
DHEA: 1.048,00 pg/ml (200 – 220)
Estriol: 55.70 pg/ml (15 – 30)
Progesteron: 99.10 pg/ml (80 – 120)
Testosteron: 201.40 pg/ml (100 – 130)
Cortisol 1h, 6h, 13h nach Aufwachen: 12,10, 2,01, 0,70 ng/ml
Hallo bushmaster,

also, was mir besonders auffällt, ist das niedrige Cortisol.

D.h. Deine Nebennieren schaffen früh noch genug Cortisol herbei und dann gehts bergab (was Du ab vormittag merkst an Benommenheit und Schwäche). Der niedrige Wert am Abend schon kann nachts z.B. dazu führen, dass man hochschreckt und auf einmal mit Herzrasen wach liegt (quasi ein Notprogramm).

Die schwächelnde NN hängt sehr wahrscheinlich mit Deinem Job (so wie Du ihn beschreibst) zusammen, Schichtdienst ist sowieso schon sehr belastend und wenn dann auch noch Streß dabei ist und das nachts z.B., dafür sind wir nun mal nicht gebaut.

Daher wäre es eigentlich am gesündesten, wenn Du eine Arbeit ohne Schichtdienst machen könntest.

Wenn Nebennieren erschöpft sind, reicht es nicht, nur etwas zu substituieren. Sie erholen sich nur, wenn auch das Leben verändert wird. Also mehr Ruhe, Ausgleich und Entspannung einbauen, spätestens um 23 Uhr ins Bett, 2 h vorher kein Fernsehen/Computer mehr, völlig dunkler Schlafraum usw. Und NN brauchen 1-2 Jahre bis sie wieder fit sind. Sport sollte regelmäßig, aber moderat betrieben werden, also ohne jeglichen Leistungsdruck.

Dein hoher Estriolwert ist auffallend, aber nicht bedenklich (ist wichtig für die Schleimhäute, kein Wachstumshormon). Evtl. verwendest Du Kosmetik, Shampoo etc. worin ein Stoff ist, der Hormon enthält. Ist gar nicht so selten ...

Testosteron kann hochgehen bei starken Verspannungen, viel Sport, aber auch Schilddrüsenbedingt ... ist Deine Schilddrüse untersucht?

Am meisten fällt noch Dein DHEA Wert auf. So hohe Werte heißen entweder Streß oder Aktivitäten im Immunsystem (chron. Erkrankungen etc.). Ist dieser Wert hoch bei Streß ist das ein gutes Zeichen, weil der Körper Unterstützung braucht und bekommt. Bedenklich ist eher, wenn er zu niedrig ist. Hoch heißt aber: Dein Körper ist belastet.

Auch hier (wie beim Cortisol) wird das DHEA wahrscheinlich irgendwann runtergehen (nach z.B. ein paar Jahren) und dann ist der Körper z.B. Infektanfälliger und ihm fehlt ein wichtiger Stoff, um bei Belastungen stark zu sein.

Wichtig wäre noch: Schilddrüse abklären!!! Denn NN und SD beeinflussen sich gegenseitig.

Es wäre auf jeden Fall gut, wenn Du bei der Belastung regelmäßig B-Vitamine, Zn, Se, Vit C, evtl. auch Ginseng zu Dir nimmst (wg Streß).

Viele Grüße
julisa
 
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