Sommer

Christen, Ada (1839-1901)

Nach dem Regen
Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niedern Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.

Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.

EOS_A2625.jpg


https://gallery.dralzheimer.stylesyndication.de/galleries/wallpaper/EOS_A2625.jpg
 
(seufz) Ja wenns mal regnen würde! :schock:
Ein schönes Gedicht, Uta!:)

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Sommeranfang
Heute ist der 1. Juni. Für Meteorologen ist das der Sommeranfang. Aus statistischen Gründen.
Auf Travellers Pfaden: Sommeranfang

Meteorologischer Sommeranfang

Offenbach - Für Meteorologen in aller Welt beginnt der Sommer schon am 1. Juni. Die Sonne erreicht aber erst am 21. Juni am Wendekreis des Krebses bei 23 Grad, 26 Strich nördlicher Breite ihren höchsten Stand über der Nordhalbkugel. Dieser Tag ist der astronomische Sommeranfang.

Für die Meteorologen wäre ein Jahreszeitenwechsel mitten im Monat aber schon aus Gründen der Statistik unpraktisch. Für langfristige Wetter- und Klimavergleiche sind Monatsmittelwerte wichtig. So hat die Weltorganisation für Meteorologie, eine Unterorganisation der UN, den Wechsel der Jahreszeiten nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes jeweils um etwa drei Wochen auf die Monatsanfänge vorverlegt.

Klimatologisch zählt der Juni nach Auffassung der Wetterkundler ohnehin mehr zum Sommer als zum Frühling. Genauso sei der März schon dem Frühling und nicht mehr dem Winter zuzurechnen. Nach dem astronomischen Sommeranfang werden die Tage auf der Nordhalbkugel der Erde wieder kürzer, für die Bewohner der Südhalbkugel ist unser Sommeranfang gleichzeitig Wintersonnenwende.
dpa
RZ-Online (News): Meteorologischer Sommeranfang




Herzliche Grüße von

Leòn
 
Sonnenwende
Sonnenwende_Stonhegne.gif


Nun die Sonne soll vollenden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ocean!

Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur,
und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.

Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft´gen Thal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunk´nen Strahl.

Ludwig Uhland (1787 - 1862
 
An die Rose

Rose, komm! der Frühling schwindet,
Veilchen haben dich verkündet,
Maienblumen starben hin;
Öffne dich beim Lustgetöne
Dieser Fluren; komm o schöne
Holde Blumenkönigin!

Als du kamst im ersten Lenze,
Hingen tausendfache Kränze
Schon um Anger, Berg und Tal;
Ufer lockten, Wälder blühten,
Pomeranzen-Haine glühten
Weit umher im Sonnenstrahl.

Und du gingst mit leisem Beben
Aus der zarten Knosp' ins Leben;
Erd' und Himmel neigten sich;
Und es huldigten die Wiesen;
Nachtigallenchöre priesen,
Alle Nymphen liebten dich.

Goldne Schmetterlinge schlugen
Froh die Flügel; Winde trugen,
Wo die Luft in Jubel war,
Deinen Balsam; Herzen pochten
Dir entgegen; Mädchen flochten
Unter Perlen dich ins Haar.

(Johann Georg Jacobi)

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"Rittersporn" tbn0.google.com/images?q=tbn:XFTHDMChLS511M:http:

Als Georg mit dem Drachen focht,
da hat der Wurm es noch vermocht,

daß er ihm mit dem letzten Biß
das Sporenrad vom Stiefel riß.

Der Heilige, so arg versucht,
hat nicht gelästert, nicht geflucht,

und dafür wuchs zu seinem Ruhme,
aus jenem Sporn die blaue Blume.

Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)
 
Tanz der Liebenden

Elke Anita Dewitt

Leises Rauschen in den Wipfeln,
tief in schwarzen Samt gehüllt,
summen den Himmelssphären ein Lied.
Von vergangenen Tagen und Nächten,
von Stürmen, Hitze und Kälte,
vom wechselnden Farbenspiel der Natur.

Ein heller Strahl durchbricht das dunkle Firmament,
kitzelt das Laub, das sich wohlig räkelt,
klettert über Äste und Stamm.
Tautropfen blitzen wie Diamanten
der aufgehenden Sonne zum Gruß.
Sachte hebt sich nun der schwarze Mante.

Der Tag hüllt die Nacht in seinen rotgoldenen Schleier.
In inniger Umarmung schweben sie
über Berge, Wiesen und Wälder hinweg.
Ihr Atem verleiht dem Land einen goldenen Hauch.
Blumen recken sich und heben die Köpfchen.
Begrüßen die Liebenden mit ihrem süßesten Duft.

Tanz der Liebenden der Ewigkeit gewidmet,
auf immer verbunden in der Gewissheit,
dass ihr Einssein nur für Augenblicke währt.
Ihr zärtliches Spiel in Zartrosa,
belebt das letzte noch verbliebene Grau.
Geheimnisvolles Geflüster in Violett,
verheißt dem Morgen ein neues Gesicht.

Ekstase in einem Meer aus flammendem Rot,
weckt schillernde Impulse, vertreibt den Frost.
Strahlend erhebt sich der Morgen
über die letzten Schatten hinweg.
In seinem Glanz bettet sich die Nacht,
Vertrauensvoll ruhend im Schein ihrer Wiederkehr.

Ihre Vergänglichkeit, so weiß sie,
ist ein Teil des Unendlichen.
Mit jeder Wolke schickt sie
einen Traum auf die Reise.
Sehnsuchtsvoll erwartet sie die Begegnung
in der unbegrenzten azurblauen Weite.


 
Zum Geburtstag im Juni
Den Jahreszeiten allen
Selbviert sei Preis und Ehr!
Nun sag ich: Mir gefallen
Sie minder oder mehr.

Der Frühling wird ja immer
Gerühmt, wie sich's gebührt,
Weil er mit grünem Schimmer
Die graue Welt verziert.

Doch hat in unsrer Zone
Er durch den Reif der Nacht
Schon manche grüne Bohne
Und Gurke umgebracht.

Stets wird auch Ruhm erwerben
Der Herbst, vorausgesetzt,
Daß er mit vollen Körben
Uns Aug und Mund ergörzt.

Indes durch leises Tupfen
Gemahnt er uns bereits:
Bald, Kinder, kommt der Schnupfen
Und's Gripperl seinerseits.

Der Winter Kommt. Es blasen
Die Winde scharf und kühl;
Rot werden alle Nasen,
Und Kohlen braucht man viel.

Nein, mir gefällt am besten
Das, was der Sommer bringt,
Wenn auf belaubten Ästen
Die Schar der Vöglein singt.

Wenn Rosen, zahm und wilde,
In vollster Blüte stehn,
Wenn über Lustgebilde
Zephire kosend wehn.

Und wollt' mich Einer fragen,
Wann's mir im Sommer dann
Besonders tät behagen,
Den Juni gäb ich an.

Und wieder dann darunter
Den selben Tag gerad,
Wo einst ein Kindlein munter
Zuerst zu Tage trat.

Drum flattert dies Gedichtchen
Jetzt über Berg und Tal
Und grüßt das liebe Nichtchen
Vom Onkel tausendmal.

von Wilhelm Busch
 
Friedrich Rückert

Um Mitternacht

Um Mitternacht
Hab´ ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Hab´ ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken;
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz´ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Kämpft´ ich die Schlacht
O Menschheit deiner Leiden;
Nicht konnt´ ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.

Um Mitternacht
Hab´ ich die Macht
In deine Hand gegeben:
Herr über Tod und Leben,
Du hältst die Wacht
Um Mitternacht.


moon.jpg
 
Siebenschläfer

Paula Dehmel (1862-1918)

Ihr Siebenschläfer in den Höhlen,
Reckt euch, streckt euch, aufgewacht!
Der Frühling leuchtet in den Himmel
Nach dieser ersten warmen Nacht!

Ja, schüttelt nur die dicken Zotteln
Und blinzelt in das blaue Licht;
Herr Gott, wer wird so langsam trotteln,
Ich lauf voraus, ich warte nicht.

Die Amsel übt schon ihre Lieder,
Ich sing sie mit, ich kann sie auch;
Und denkt euch nur, der blaue Flieder
Hat Knospen, und der Haselstrauch.

Der Teckel bellt vor lauter Wonne
Und wühlt die frische Erde um;
Na?! seid ihr noch nicht in der Sonne,
Ihr Siebenschläfer, faul und dumm?!



 
Johannisfeuer

Johann Wolfgang von Goethe

Johannisfeuer sei unverwehrt,
die Freude nie verloren!
Besen werden immer stumpf gekehrt
und Jungens immer geboren.



johannisfeuer.jpg
 
Sommersonnenwende

Hans Günther Saul

Sie wenden
schon wieder
das Heu.

Sie wenden
schon wieder
das Jahr
unterm Wind
hastig
ins Licht,

das der Regen
bedroht und
die wachsende
Nacht.

Sie wenden
und werden
schon bald
selber Gewendete
sein.


heuwenden01.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielerorts, besonders in ländlichen Gegenden ist es noch ein schöner Brauch, das "Johannisfeuer" anzuzünden. Noch bis in die Mitte des 19. Jhdts sprangen Liebespaare gemeinsam in das Johannisfeuer, damit ihrer Liebe weiterhin Glück beschert sei. Der Beifuß heißt auch "Sonnwendgürtel", weil man mit dieser Pflanze umgürtet durch das Feuer sprang und ihn anschließend in die Flammen warf. So "verbrannte" man seine Krankheiten für das folgende Jahr. Auch fertigte man Sträuße aus Beinwell, welche den selben Zweck erfüllen sollten. Der deutsche Züchter benannte eine Rose: www.zauber-pflanzen.de/weltrose/duftrosen/1ij_duftrosen.htm#johannisfeuer


Wer je die Flamme umschritt,
bleibe der Flamme Trabant!
Wie er auch wandert und kreist:
bis zum letzten Atemschluß.

Frieden wirst du nie erkämpfen.
Dennoch! Schmück dir Schwert und Schmerz
hin und wieder mit Aurikeln
und bekränze auch dein Herz.

 
Danke, Uma für die Erläuterung!:)
Und für das Gedicht von Liliencron.

Frieden wirst du nie erkämpfen.
Dennoch! Schmück dir Schwert und Schmerz
hin und wieder mit Aurikeln
und bekränze auch dein Herz.


Von den anderen säbelrasselnden Spätromantikern seiner Zeit hob er sich doch offensichtlich ab.

Herzliche Grüße von
Leòn


Detlev Freiherr von Liliencron
eigentlich: Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron

Geboren am 3.6.1844 in Kiel als Sohn eines Zollverwalters und einer Generalstochter. Nach preußischem Militärdienst wurde er 1863 Offizier in Mainz. 1875 mußte er wegen Verschuldung aus dem Militärdienst ausscheiden und arbeitete ohne Erfolg in verschiedenen Berufen in Amerika (Sprachlehrer, Pianist, Stallmeister).

Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Gesangslehrer in Hamburg.

1882 bekam er eine Anstellung als Landesvogt auf der nordfriesischen Insel Pellworm und mußte das Amt wegen Schulden aufgeben. Danach freier Schriftsteller in München (dort Kontakt mit Bierbaum ), Berlin und Altona. Von 1889-1899 lebte er in Ottensen bei Hamburg (Kontakt mit Dehmel , Falke , Spiero).
Projekt Gutenberg-DE - Kultur - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

herzliche Grüße von

Leòn
 
"Noch bis in die Mitte des 19. Jhdts sprangen Liebespaare gemeinsam in das Johannisfeuer, damit ihrer Liebe weiterhin Glück beschert sei." :schock:

Haben sie dann später eingesehen, dass ihnen die Sache zu heiß wurde? :cool:

Fragende Grüße, Bodo
 
;)
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Sonnenwende

Karl Schüler


Sonnenwende, komm und ende
alles Dunkel, mach uns frei!
Wende ab den Schlaf der Satten,
wende ab den Tod der Schatten,
wende ab die Nacht der Träume,
sende Licht in alle Räume.


Gedichte: Klassisch


sonnenwende2.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Sommerabend

Schubert, Juliane (1776-1864)

Licht ists noch am Abend-Himmelsrande
Von der Sonne sanftem Scheideblick;
Und im holden, rosigen Gewande
Glänzt uns noch ihr letzter Strahl zurück.

O des schönsten Sommerabendskühle
Wandelt sanft durch Wiesen, Flur und Hain;
Und voll süßer, zärtlicher Gefühle
Denk' ich jetzt, du Vielgeliebte! dein.

Denke dein, hier, wo im Abendhauche
Sich das Herz zu reiner Lust erhebt,
Süßer Duft vom Sommerblumenstrauche
Um des Nachtwind sanftem Flügel schwebt.

O vielleicht, von Hochgefühl durchdrungen,
Trinkst auch du jetzt Wonne der Natur;
Und, umhüllt mit Abenddämmerungen
Blumenduft auf einer stillen Flur.

Siehst einmal, entflohn dem Stadtgetümmel,
Wo so oft die stillern Freuden fliehn,
Schöner unter Gottes freiem Himmel
Um dich her des Lebens Anmuth blühn.

Oft schon folgt' im Geist ich dir zur Quelle,
Die dort warm und segenbringend fließt,
Wo Gesundheit sich mit jeder Welle
Stärkend in die kranken Nerven gießt.

O genieße, Freundin! ganz das Glücke,
Welches dir der warme Quell verspricht;
Komm gesund zu deiner Stadt zurücke;
Lebe glücklich, und - Vergiß mein nicht!

O des schönsten Sommerabendskühle
Wandelt sanft durch Wiesen, Flur und Hain;
Und voll süßer, zärtlicher Gefühle
Denk' ich jetzt, du Vielgeliebte! dein

Denke dein, hier, wo im Abendhauche
Sich das Herz zu reiner Lust erhebt,
Süßer Duft vom Sommerblumenstrauche
Um des Nachtwind sanftem Flügel schwebt.

O vielleicht, von Hochgefühl durchdrungen,
Trinkst auch du jetzt Wonne der Natur;
Und, umhüllt mit Abenddämmerungen
Blumenduft auf einer stillen Flur.

Siehst einmal, entflohn dem Stadtgetümmel,
Wo so oft die stillern Freuden fliehn,
Schöner unter Gottes freiem Himmel
Um dich her des Lebens Anmuth blühn.

Oft schon folgt' im Geist ich dir zur Quelle,
Die dort warm und segenbringend fließt,
Wo Gesundheit sich mit jeder Welle
Stärkend in die kranken Nerven gießt.

O genieße, Freundin! ganz das Glücke,
Welches dir der warme Quell verspricht;
Komm gesund zu deiner Stadt zurücke;
Lebe glücklich, und - Vergiß mein nicht!


 
Sommer

(Otto Julius Bierbaum, 1865-1910)
Singe, meine liebe Seele,
Denn der Sommer lacht.
Alle Farben sind voll Feuer,
Alle Wett ist eine Scheuer,
Alle Frucht ist aufgewacht.

Singe, meine liebe Seele,
Denn das Glück ist da.
Zwischen Ähren, welch ein Schreiten!
Flimmernd tanzen alle Weiten,
Gott singt selbst Hallelujah.


 
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