Sommer

DAS OADELWOASS

von Hanns von Gumpenberg


O Berg - euch liab' ich allezoat,
Ja selbscht im Winta, wenn es schnoat!
Ich grüaß' den roanen Sunnenschoan,
Und stoag' ins stoale G'wänd hinoan:
Da wer'n miar wohl die Woadel hoaß,
Doch grüaßt mich z'letzt oan Oadelwoaß,
Oan Oadelwoaß!
O Liad, gediachtet still dahoam,
Wie g'froat von diar mich jeda Roam!
Jetzt kling' von Berg zu Bergen woat,
Zum Proas der Alpenherrlichkoat!
Und singt dich d'Senn'rin hoch am Oas,
Dann bist auch du oan Oadelwoaß,
Oan Oadelwoaß!


nach einer "oberbairischen" Dialektdichterin
 
boarische Dichtung schoant moar reacht vokalisch... :D . Wie heißt es doch so schön: 1 ei = oa oa. 2 eier = zwoa oa... :rolleyes:
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hier werden Gedichte vorgetragen:

www.dtv.de/special_dichter/start_special.cfm?showpage=2
 
AM BRUNNEN www.gifart.de/gif234/brunnen/00002276.gif

von Hanns von Gumppenberg

Fahl erhöht zu gesprenkeltem Hochschuß
Morgenrötet das Steigrohr,
Krummausröhrend in bleigrauer Demut.
Schläfrig schleimig ranzt der Trog,
Moosbesaugt, schwärzlich brummend.
Fischblau strudelt das Erdblut,
Braun verqualmend
Zwischen grünen Giftküssen
Lila bröckelnder Moderkrumen.
Weiches Sonnengelb glimmt flüsternd
Auf dürr verzweifeltem Schmachten
Und silberner Tränennässe.
Goldblaurot röchelnde Perlen
Singen und lachen im Tropftod.
Ahnungslos heiße Schneesterne
Geigen Honig entgegen.
Weinrot schluchzt eine Gänseblume -
Stahlkühl schweigt der Sickergrund.


nach Maximilian Dauthendey (erste Periode)
 
Liebesweh

von Erich Mühsam

Zäre rieselt mir um Zäre
in des Bettes zerwühlten Laken.
Bange Angstgedanken haken
sich in meiner Seele Schwere.
Schmerzgekrümmt sind meine Beine;
traurig triefend hängt der Bart
von den Tränen, die ich weine -
und die Nase trieft apart...
Ach, es ist der Traum der Liebe,
den ich durch die Seele siebe.
Ach,es ist der Liebe Weh,
die mich zwickt von Kopf bis Zeh. -
Armes Herz! Die Träume wittern
fernen Trost. Ich spann' die Ohren -
und durch meiner Seele Zittern,
fernherflüsternd, traumverloren,
murmelt ein geliebter Mund:
Schlapper Hund!


www.gifart.de/gif234/hunde/00004423.gif


https://www.erich-muehsam.de/
https://www.mela.de/Mela/muehsam.shtml

Herzliche Grüße,
Leòn
 
oooooch .....
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+
hoass iis, deshalb ein Bier-Gedicht:


Bier-Fragment

War ich, wo's Bier zu trinken gab,
stellt sich die Frage unterwegs mir:
Wenn ich beim Bier geschäkert hab,
dann bin ich wohl ein Schäksbier?


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ferien auf dem Lande

(Ich kam mit einem Auto an
und Koffern, sechs bis sieben.
Der Motor ging total entzwei,
so mußt zuletzt ich schieben.)

Ich wohn' in einem Bauernhaus.
Die Milch ist frisch und sahnig.
Die Störchin auf dem Scheunendach,
sie schäkert mit dem Kranich.

Die Kuh macht »muh« — der Ochse auch,
sind schwer zu unterscheiden,
erst wenn man melken will, merkt man
den Unterschied der beiden.

Die Bauersfrau ist jung und schön.
Ich bin bei ihr der Kranich.
Ein Ochse ist ihr Herr Gemahl. —

(Zurück fahr mit der Bahn ich!)


Na, von wem wohl?
 
Sommerabend

von Peter Huchel


Wenn sie reiten zur Schwemme
Aus dem steinernen Tor
Abends über die Dämme,
brennt noch die Sonne im Rohr.
www.gifart.de/gif234/pferde/00008223.gif
Frei von des Tages Bürde
Reiten sie Seit an Seit.
Horch, wie der Hengst in der Hürde
Zornig nach Liebe schreit.
www.gifart.de/gif234/pferde/00008253.gif
Uferwärts Roßeschnauben,
Zuruf, Lachen und Trab.www.gifart.de/gif234/pferde/00008245.gif
Vögel mit seltsamen Hauben
Tauchen erschrocken hinab.

In die schäumenden Fluten
Hinter der sandigen Furt
Drängen Fohlen und Stuten
Ohne Sattel und Gurt.www.gifart.de/gif234/pferde/00008246.gif

Reiter mit jungen Stimmen
Werden den Tieren nicht schwer,
packen die Mähnen und schwimmen
neben den Pferden her.

Knaben schön ist das Leben,
wenn es noch stark ist und gut.
Seht, wie die Lerchen schweben
Spät in der Abendglut.

Unter erlöschendem Himmel
Zittert des Hengstes Schrei.
Reiter, Rappen und Schimmel,
bald ist der Sommer vorbei.
www.gifart.de/gif234/pferde/00008261.gif
 
Sommerzeit - Wespenzeit...


www.wolf-ruediger-marunde.de/cartoons88/cartoons88Bilder/0110_wespe
 
Karoline Rudolphi 1754-1811)

Der Maulwurf

Zur hellen Mittagsstunde wagt
Ein Maulwurf sich aus seinen dunkeln Höhlen
t063.gif

Ans Tageslicht herauf, und sagt:
Ich hörte ja so vielerley erzählen
Vom Licht und seinem schönen Glanz,
Von Blumen und von bunten Farben,
Von Büschen, Bäumen, Weitzengarben;
Ich traue dem doch nicht so ganz.
Der Hamster sagt, er hab' es selbst gesehn;
Doch soll er mich nicht hintergehn:
Von weitem her hat man gut lügen.
Mich soll man nicht so leicht betrügen,
Ich will mit eignen Augen sehn. - - -
Er watschelt fort, der Untersucher, schaut
Mit eignen Augen; doch - vertraut
Nicht mit der schönen Tageshelle,
Erkennen sie vom Boden kaum die Stelle,
Die er mit seinem Körper deckt,
Das andre bleibet ihm verborgen und versteckt.
Er kehrt in seine Finsterniß zurück
Und wünscht sich und den Seinen Glück,
Daß er die Wahrheit endlich nun entdeckt.
»Ich dacht' es längst, noch eh' ich dieses Mittel wählte;
Ein Mährchen ist es, was man mir erzählte.« -

Wozu soll aber diese Fabel taugen?
Das, lieben Leute, weiß ich nicht.
Dieß weiß ich wohl, man sieht nicht ohne Licht;
Doch, wer da sehn will - stärke seine Augen.

https://www.wortblume.de/dichterinnen/rudolp_i.htm

www.epoche-napoleon.net/pages/bio/rudolphi.htm
 
Georg Britting 1891-1964


WESPEN-SONETTE
I.

Das Stroh ist gelb. Das ist Septembers Farbe.
Die fette Birne ist so gelb wie er,
Und für die Wespe da, daß sie nicht darbe:
Verspätete, sonst flögen viele her!

Die goldne Sonne hängt am Himmel schwer,
Gelb wie die Birne, die zersprungen klafft.
Die Wespe trinkt bedächtig von dem Saft:
Die Birne, weiß sie, wird so schnell nicht leer

Und trocken sein, und nichts als dürre Haut!
Vom Himmel oben, der gewaltig blaut,
Strömt überreifes, süßes Licht hernieder.

Die Wespe trinkt. Bei jedem Zuge rührt
a020.gif

Die Brust sich ihr, spannt sich das enge Mieder,
Das ihre fräuleinshafte Hüfte schnürt.

II.

Die letzten Zwetschgen süßen sich am Ast,
Die Tafel sonst ist nicht mehr reich bestellt.
Die Wespe spürt: es ändert sich die Welt.
Doch weiß sie, was sich ziemt für einen Gast

Und hört nicht auf die Gartenlust zu preisen,
Das blaue Mahl. Die Sonnenblumen prahlen:
Komm her! Mach schnell! Um auch bei uns zu speisen,
Bevor die Vögel sich das Beste stahlen!

So lebt sie ihren Tag, Mitsingende
Im dünn gewordnen Chor der gelben Schwestern,
Noch als der Wind, der regenbringende,

Sich austobt an den leeren Vogelnestern
Im Baumgeäst - ein Raufbold der, ein grober
Kennt seinen Namen nicht, doch ihn, Oktober!

www.britting.com/gedichte/4-196.html
 
übersetzung für Leon

zomer, het mooiste jaargetijde zegt men wel,
ik ben meer een lente fan.
--sommer ,der schönste jahreszeit sagt man auch,
ich bin mehr ein frühlingfan

Ich mag das Bunte des Spätsommers,
wenn die ersten Blätter fallen und Ruhe einkehren will

in de lente, daar kommt het eerste groen,
en het is nog niet zo heet.
in der frühling ,da kommt das erste grün,
und es ist noch nicht so heiss.



Aber auch die Früchte werden geerntet, die im Frühjahr als kleine Triebe den Weg der Reife begannen

dan hoor ik de vogels,die hun liefdeslied fluiten,
om een partner te lokken,en nestjes te bouwen
dan höre ich die vögel,die ihr liebeslied pfeiffen,
um ein partner zu locken,und neste zu bauen


Die Herzen sind mit Vergnügen und Leichtigkeit gefüllt,
um der kommenden Dunkelheit begegnen zu können.

de zon is op zijn hoogste punt gekomen,de zomer,
zwemmen in open water,tot s avonds laat. heerlijk
der sonne is auf sein höhste punckt gekommen,
schwimmen in offnen wasser,bis spät abends,herrlich


Die Natur ist auf ihrem Zenit
und manch einsames Herz fühlt sich am Ziel.



de lange zomeravonden zijn warm,
samen zitten bij een vuurtje,genietend van elkaar.
in volle vrede en liefde.
die länge sommerabende sind warm,
zusammen sitzend bei ein feuer,geniessend voneinander,
in voller friede und liebe.


mit liebe leuchtend soul
 
Noch einmal Gernhardt:

buch006.gif


Ums Buch ist mir nicht bange.
Das Buch hält sich noch lange.

Man kann es bei sich tragen
und überall aufschlagen.

Sofort und ohne Warten
Kann dann das Lesen starten.

Im Sitzen, Liegen, Knien
Ganz ohne Batterien.

Beim Fliegen, Fahren, Gehen –
Ein Buch bleibt niemals stehen.

Beim Essen, Kochen, Würzen
Ein Buch kann nicht abstürzen.

Die meisten andren Medien
tun sich von selbst erledigen.

Kaum sind sie eingeschaltet
heißts schon: Die sind veraltet!

Und nicht mehr kompatibel
Marsch in den Abfallkübel

Zu Bändern, Filmen, Platten,
die wir einst gern hatten,

und die nur noch ein Dreck sind,
weil die Geräte weg sind

und niemals wiederkehren,
gibt’s nichts zu sehn, zu hören.

Es sei denn, man ist klüger
und hält sich gleich an Bücher,

die noch in hundert Jahren
das sind, was sie stets waren:

Schön lesbar und beguckbar
So stehn sie unverruckbar

In Schränken und Regalen
Und die Benutzer strahlen:

Haben die sich gut gehalten!

Das Buch wird nicht veralten.


 
flydov1.gif

Ich sah den Vogel, der zur Sonne blickte

Ich sah den Vogel, der zur Sonne blickte,
Mit schwachen Flügeln sich zum Himmel wagen,
Und immer mehr, je mehr sein Flug ihm glückte,
Fiel von ihm ab der Erde scheues Zagen.

Ich sah ihn, da die Bläue ihn verzückte,
der höchsten Gipfel Scheitelhöh´ erjagen
Und durch die Wolken seine Schwingen tragen
Bis zu dem Ort, der Götter einst entrückte:

Dort schwand er ganz. Und plötzlich sah ich dann
Von einem Wirbelwind ihn jäh gewendet,
Spiralengleich zur Erde niederrauchen:

Ich fand den Körper, der zu Staub zerrann
Und sah den Vogel, den das Feur´ geblendet
Wie einen Glühwurm aus der Asche tauchen.



Rainer Maria Rilke

[/I]
 
Wie schön....

Uta und Uma, ich danke Euch für Eure Gedichte und Dir soullove für die Übersetzung!

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende von
Leòn

www.gifart.de/gif234/sterne/00009504.gif


RÜCKLINGS IM GRAS
von Wolfgang Buhl
Parodie auf die Naturlyrik von
KARL KROLOW


Sonnengürtel, chromgewebt,
schnürt poröses Jahr.
Brauner Kakerlake gräbt
sich ins Achselhaar.

Bündelt krummer Sauerdorn
die gestanzte Traube,
silbern klirrt der Rittersporn,
bohrt der Wurm im Staube.

Steht die Hummel überm Minz,
träger Fleck von Ruß.
Huscht die Spur des Sommerwinds,
spröd' wie Unkenfuß -

Ruht auf Eppich, Bürzelwurz,
wo die Raupe kreißt.
Auch der hohe Blaubeersturz
Geist für meinen Geist.

Alles, was da wächst und kriecht,
Phlox und Natternblitz,
alles, was grünt, blüht und riecht,
Giersch und Berberitz,

Pfaffenblume, Lattichzeichen,
Pastinak und Malvenmond:
Requisit am immer gleichen
Wald- und Wiesenhorizont.


Wolfgang Buhl
Geboren 1925 in Reinsdorf/Sachsen; Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an der Universität Erlangen, Abschluß mit Promotion; 1953 - 1963 Feuilletonredakteur bei den "Nürnberger Nachrichten; dann Mitarbeiter und von 1978 - 1990 Leiter des Studios Nürnberg des Bayerischen Rundfunks; Honorarprofessor, Lehrbeauftragter an der Universität Erlangen-Nürnberg. Wolfgang Buhl war eng befreundet mit Hermann Kesten und lebt heute in Nürnberg.
Veröffentlichungen: Neben zahlreichen Arbeiten - u. a. zur Kultur und Geschichte Frankens - hat Wolfgang Buhl auch etliche Parodien verfaßt und in den beiden Sammlungen "Die Äpfel des Pegasus" (Berlin 1953) und "Pflaumen des Pegasus" (München 1985) veröffentlicht.
https://www.erlangerliste.de/parodie/lenore.html
 
Hihi - zugegeben, folgender Text hat kaum etwas mit "Sommer" zu tun. Aber ich muss ihn mal loswerden.
Es ist eine Parodie von Christian Morgenstern auf Walt Whitman:

Noch ein Gesang Walt Whitmans

Der Zimmergesang der Demokratie
Ich singe den Gesang meines Zimmers.
Ich singe den Gesang meiner Tapete, meines Plafonds, meines Fußbodens, meiner Türen, meiner Fenster, meiner Umzimmer, Unter- und Überzimmer.
Ich singe die Lampe, die aus dem Zentrum herabhängt.
Ich singe den Ofen in der Ecke, breitspurig, hervortretend, seine Verzierung auf der Brust.
Ich singe die drei andern Ecken leer oder gefüllt mit Schränken, Büsten, Wandbrettern, rechtwinklig laufend nach rechts oder links.
Ich singe den Teppich, den Tisch und die Stühle. Waagrecht liegt er am Booden. Senkrecht setzen sie ihre Beine auf seine Fläche.
Ich singe die Bilder und Karten an der einen Wand. Jedes nach seiner Weise.
Ich singe die Bilder und Spiegel an der andern Wand. Ein jedes auf seine Weise.
Den Schreibtisch besinge ich und seine Bücher, Blätter, Federn, Gestelle, Uhren, Schiebladen, Schlösser, Tintenfaß, Löschapparat, Briefauftrenner, Kuverts, große und kleine, den silbernen Trinkbecher, das Kalenderbuch, das Petschaft, die blaue Schachtel mit dem unzerbrechlichen Bleistift Koh-i-noor.
Ich singe den Pendel der großen Uhr, wenn er hin- und herschwankt.
Ich singe die Gardinen, weiß, mit den Mustern der Fabriken, durchbrochen, fallend nach links und rechts.
Ich singe den messingenen Fenstergriff, blank, sauber. Das Mädchen putzt ihn jeden Morgen. Das flinke, gemietete Mädchen aus Ruppin, im Norden der Mark.
Tretet herein, Freunde!

Hier ist mein Zimmer!
Sauerstoff, Stickstoff, Licht, Wärme, Luftdruck (doch nur so viel wie gerade recht), weiche Kissen oder ein Divan (denn ihr könntet müde geworden sein), ein Apfel, eine Birne, beides aus Borsdorf, in einer Kiste geschickt, Stroh, Papier herum von fürsorglichen Händen.
Oder wenn ihr Wein wollt?
Herein tritt der Kaufmann, zwei Stock tiefer. Er sieht sich um. Höflich zieht er den Hut. Er fragt mit lauter Stimme.
Er nennt uns seine Weine:
Den Zeltinger, den Brauneberger, den Nierensteiner, den Rauenthaler, den Rauenthaler Berg, den Rüdesheimer, den Geisenheimer, den St.Julien, den Médoc, den Pontet Canet, den Marcobrunner, den Kaisersekt, die Veuve Cliquot, den Pomery Greno, den Heidsick Monopol.
Wählt meine Freunde. Laßt ihn bringen, was er hat. Mein Zimmer ist groß genug dazu.
Mein Zimmer ist nicht nur mein Zimmer. Mein Zimmer ist die Welt, the world, orbis pictus.
Hört mich an, Ihr Zimmerbewohner aller fünf Weltteile!
Große Zimmergenossenschaft der Demokratie!
Camerados!
Singt mit mir den Zimmergesang, den millionenhaften!
Singt mit mir den Zimmergesang der Demokratie!
 
Hallo, ihr Lieben!

Jetzt wird es wieder sommerlich!

Dröstliche Hülsenblüthen: Der Mittwoch
(Eine westphälische Vision)


von Ludwig Eichrodt

Posaunen hauchen wilden Geisterlaut,
Dazwischen hürchelt banges Orgelstöhnen,
Leis wuchert bst! der Andacht Heidekraut -
Da steh ich in dem Dom - umringt von Schönen.
Sieh dort, die Blonde unter Kerzgeflimmer!
Ein einsam gramgeboren Frauenzimmer,
Sie zupft, ha! mit dem Finger, prickt und pocht
An der Laterne quirlendem Gedocht.

Und drüben an der schmerlegrausen Säul,
Hohlhüstelnd ragt die schwimmelnde Matrone,
Der Blick des Auges schwärmt dahin wie Pfeil,
Aufschwirrend durch des Lebens Nachtschablone.
Hi! Still! na! o ich bin verloren,
Zerrückt, zerknistert, gluthig angeschmoren,
Was ist das, die Laterne spritzt und kocht -
Auch sie zupft, zirpft am eigenen Lebensdocht.

Und Käuzchenschrei ruschelt mit Geierpfiff
Wirr durch der Halle wimmerfahlen Brodem -
Verfallenes Gemäuer, eingestürztes Schiff,
Glockengebraus, Gespensterschwadenodem..
Und Mitternacht! Dann plötzlich Lichtgefunkel,
Da wälzt sich aus des Dienstags Trümmerdunkel,
Der frühlichtflimmernde Mittwoch empor,
Und säuselt Schauerwollust in das trunkne Ohr.

Hahu! regnet es nicht? Saugt nicht den Duft
Des molchgesäugten giftiggelben Schwadens
Natur? zückt greiser Blitz in wunde Brust,
Verzweifelnd an dem Glücke des Entladens?
Scheu flattert auf der Troß der Quazaquelen,
Die Lampe schüttert lächelnd im Verschwehlen,
Und gleich dem glüden Spülicht tropft das Oel
Herunter auf des Brodems Angstgeschwehl.

Hui! ich erwach'! des Traumes Vampyr flieht,
Und schon an der Gardine zupfen Strahlen
Der Morgensonne bst! Frohlock', Gemüth!
Die Lerchen zitschern weg die lecken Qualen.
Des Kummers feuchte Moderkatakombe
Stürzt donnernd ein, und nur die müß’ge Rompe
Der glitzerhaften Qualerinnerung
Schlirrt noch einmal - und du bliebst jung!

Kling klar! Johann! die schwarzen Schimmel vor!
Spann an! wir fahren heut noch durch die Heide,
Dort, wo die Krähe duckt, die Kröt' im Moor,
Dort soll versausen meiner Seele Freude.
Lang ist der Tag - drum gleich der Wetterwolke
Ausbrechen laß' die Bracken bis zum Kolke!
Wie geigt die Grill, wie brodelts im Gestumpf!
Sehr mangelt mir der Sitz ... hinaus zum Sumpf!
 
Nicht nur Sommer...


Das Heidelberger Schloß

Euch grüß ich, weite lichtumflossne Räume,
Dich, alten reichbekränzten Fürstenbau.
Euch grüß ich hohe, dichtumlaubte Bäume
Und über euch des Himmels tiefes Blau.

Wohin den Blick das Auge forschend wendet
In diesem blütenreichen Friedensraum,
Wird mir ein leiser Liebesgruß gesendet;
O freud- und leidvoll schönster Lebenstraum!

An der Terrasse hohem Berggeländer
War eine Zeit sein Kommen und sein Gehn,
Die Zeichen treuer Unterpfänder,
Sie sucht ich, und ich kann sie nicht erspähn.

Dort jenes Baumsblatt, das aus fernem Osten
Dem westöstlichen Garten anvertraut,
Gibt mir geheimer Deutung Sinn zu kosten,
Woran sich fromm die Liebende erbaut.

Dem kühlen Brunnen, wo die klare Quelle
Um grünbekränzte Marmorstufen rauscht,
Entquillt nicht leiser, rascher, Well auf Welle,
Als Blick um Blick, und Wort um Wort sich tauscht.

O schließt euch nun, ihr müden Augenlider!
Im Dämmerlicht der fernen, schönen Zeit
Umtönen mich des Freundes hohe Lieder;
Zur Gegenwart wird die Vergangenheit.

Durch jenen Bogen trat der kalte Norden
Bedrohlich unserm friedlichen Geschick;
Die rauhe Nähe kriegerischer Horden
Betrog uns um den flüchtgen Augenblick.

Aus Sonnenstrahlen webt ihr Abendlüfte
Ein goldnes Netz um diesen Zauberort,
Berauscht mich, nehmt mich hin, ihr Blumendüfte,
Gebannt durch eure Macht kann ich nicht fort.

Schließt euch um mich, ihr unsichtbaren Schranken;
Im Zauberkreis, der magisch mich umgibt,
Versenkt euch willig, Sinne und Gedanken;
Hier war ich glücklich, liebend und geliebt.

Marianne von Willemer (1784-1860)
(Goethe verewigte sie im "Buch Suleika" seines Spätwerks "West-Östlicher Divan")
 
Hallo, Uma,
sehr "volksliedhaft" und melodiös, finde ich das Gedic ht. Sehr schön! Mir ist sofort eine Melodie eingefallen, als ich es gelesen habe.
www.gifart.de/gif234/musikinstrumente/00007825.gif

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo, Uta :)

Im Sommer

Villon, François (1431-1464)

Im Sommer war das Gras so tief,
Daß jeder Wind daran vorüberlief.
Ich habe da dein Blut gespürt
Und wie es heiß zu mir herüberrann.
Du hast nur mein Gesicht berührt.
Da starb er einfach hin, der harte Mann,
Weils solche Liebe nicht mehr gibt...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Im Feld den ganzen Sommer war
Der rote Mohn so rot nicht wie dein Haar.
Jetzt wird es abgemäht, das Gras,
Die bunten Blumen welken auch dahin.
Und wenn der rote Mohn so blaß
Geworden ist, dann hat es keinen Sinn,
Daß es noch weiße Wolken gibt...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
Du sagst, daß es bald Kinder gibt,
Wenn man sich in dein rotes Haar verliebt,
So rot wie Mohn, so weiß wie Schnee.
...Im Herbst da kehren viele Kinder ein,
Warum solls auch bei uns nicht sein?
Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh,
Und wenn es tausend schönere gibt...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.
 
Und das dann von George Brassens gesungen! Superbe :) ...
---------------------------------------------------------
Auf die Gefahr hin, daß es kaum einer versteht:

B TOP - BOB... - Brassens Georges Lyrics - La Mauvaise Herbe Lyrics

Paroles et musique : Georges Brassens
(c) 1954 ÉDITIONS RAY VENTURA droits transférés
à WARNER CHAPPELL MUSIC FRANCE

1 Quand l'jour de gloire est arrivé
Comme tous les autres étaient crevés
Moi seul connus le déshonneur
De n'pas être mort au champ d'honneur
Je suis d'la mauvaise herbe braves gens
Braves gens
C'est pas moi qu'on rumine
Et c'est pas moi qu'on met en gerbe
La mort faucha les autres braves gens
Braves gens
Et me fit grâce à moi
C'est immoral et c'est comme ça
La la la la la la la la la
La la la la la la la la la
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange que j'vive un peu.
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange que j'vive un peu.

2 La fille à tout l'monde a bon coeur
Elle me donne au petit bonheur
Les p'tits bouts d'sa peau bien cachés
Que les autres n'ont pas touchés
Je suis d'la mauvaise herbe braves gens
Braves gens
C'est pas moi qu'on rumine
Et c'est pas moi qu'on met en gerbe
Elle se ven' aux autres braves gens
Braves gens
Elle se donne à moi
C'est immoral et c'est comme ça
La la la la la la la la la
La la la la la la la la la
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange qu'on m'aime un peu.
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange qu'on m'aime un peu.

3 Les hommes sont faits nous dit-on
Pour vivre en bande comme des moutons
Moi j'vis seul et c'est pas demain
Que je suivrai leur droit chemin
Je suis d'la mauvaise herbe braves gens
Braves gens
C'est pas moi qu'on rumine
Et c'est pas moi qu'on met en gerbe
Je suis d'la mauvaise herbe braves gens
Braves gens
Je pousse en liberté
Dans les jardins mal fréquentés
La la la la la la la la la
La la la la la la la la la
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange que j'vive un peu.
Et je m'demande pourquoi Bon Dieu
Ça vous dérange que j'vive un peu


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

BARBARA
Dis, quand reviendras-tu?
Voilà combien de jours, voilà combien de nuits,
Voilà combien de temps que tu es reparti,
Tu m'as dit cette fois, c'est le dernier voyage,
Pour nos coeurs déchirés c'est le dernier naufrage,
Au printemps tu verras, je serai de retour,
Le printemps c'est joli pour se parler d'amour,
Nous irons voir ensemble les jardins refleuris,
Et déambulerons dans les rues de Paris,


Dis, quand reviendras-tu,
Dis, au moins le sais-tu,
Que tout le temps qui passe,
Ne se rattrape guère,
Que tout le temps perdu,
Ne se rattrape plus,


Le printemps s'est enfui depuis longtemps déjà,
Craquent les feuilles mortes, brûlent les feux de bois,
A voir Paris si beau dans cette fin d'automne,
Soudain je m'alanguis, je rêve, je frissonne,
Je tangue, je chavire et, comme la rengaine,
Je vais, je viens, je vire, je tourne et je me traîne,
Ton image me hante et je te parle tout bas,
Et j'ai le mal d'amour et j'ai le mal de toi,


Dis, quand reviendras-tu,
Dis, au moins le sais-tu,
Que tout le temps qui passe,
Ne se rattrape guère,
Que tout le temps perdu,
Ne se rattrape plus,


J'ai beau t'aimer encore, j'ai beau t'aimer toujours,
J'ai beau n'aimer que toi, j'ai beau t'aimer d'amour,
Si tu ne comprends pas qu'il te faut revenir,
Je ferais de nous deux mes plus beaux souvenirs,
Je reprendrais ma route, le monde m'émerveille,
J'irais me réchauffer à un autre soleil,
Je ne suis pas de celles qui meurent de chagrin,
Je n'ai pas la vertu des femmes de marin,


Dis, quand reviendras-tu,
Dis, au moins le sais-tu,
Que tout le temps qui passe,
Ne se rattrape guère,
Que tout le temps perdu,
Ne se rattrape plus...


(Barbara/Barbara, Éditions Beuscher)




BARBARA
Sag, wann bist Du bei mir
Seit du gegangen bist, wie lange ist das her!
Wieviele Nächte schon, ich weiß die Zahl nicht mehr.
Du sagtest: "Einmal nur laß ich dich noch allein,
das wird fü unser Glück die letzte Prüfung sein.
Im Frühling, du wirst seh'n, bin ich wieder bei dir,
und für zwei wird das schön, die sich lieben wie wir.
Dann geh'n wir Hand in Hand durch all die Blütenpracht
und bummeln so wie einst durch ganz Paris bei Nacht."


Sag, wann bist du bei mir?
Wann, bitte, sag es mir!
Ich glaub' nicht, daß du weißt,
wie sehr ich auf dich warte.
Ich seh' die Zeit vergeh'n
auf Nimmerwiederseh;n!


Der frühling kam und ging, die Sommersonne schien,
nun raschelt welkes Laub, und Holz brennt im Kamin.
Wie schön war sonst Paris, der Herbst in dieser Stadt!
Ich träume und ich frier', ich fühle mich so matt.
Ich schwanke hin und her, ich weiß nicht ein und aus,
mein Denken geht im Kreis, ich find' nicht mehr heraus.
Bei Tag und nachts im Traum seh' ich dein Bild vor mir -
Ich bin vor Liebe krank und sehn' mich krank nach dir...


Sag, wann bist du bei mir?
Wann, bitte, sag es mir!
Ich glaub' nicht, daß du weißt,
wie sehr ich auf dich warte.
Ich seh' die Zeit vergeh'n
auf Nimmerwiederseh;n!


Ich lieb' dich immer noch, ich lieb' dich immerzu,
ich lieb' nur dich allein, wie sehr, das weißt nur du!
Doch siehst du das nicht ein und bist nun bald bei mir,
Dann mach' ich aus uns zwei'n mein schönstes Souvenir
und mach' mich auf den Weg - du weißt, ich reise gern -
und richte meinen Kurs nach einem andern Stern.
Vor Kummer sterb' ich nicht, da kennst du mich genau,
ich hab' nicht die Geduld einer Seemannsfrau!


Sag, wann bist du bei mir?
Wann, bitte, sag es mir!
Du mußt das doch versteh'n:
Die Zeit, die wir verlieren,
sie wird verweh'n, vergeh'n,
auf Nimmerwiederseh;n!


(W. Brandin/Barbara, Éditions Métropolitaines)


https://www.mcgee.de/paroles/index1.html
 
Oben