Hallo Paule ,
danke für den Link ......hört sich interessant an . Kennst Du jemanden der diese Art von Therapie gemacht hat ? Hast Du vielleicht selbst Erfahrung damit gemacht ? Würde mich sehr für die praktische Seite , also ich mein wie das so von statten geht interessieren

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Grüssle Petra:wave:
Hi Petra,
ja ich kenne jemanden, der die Therapie gemacht hat, und ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt.
Es geht darum, dass das Trauma über das Stammhirn auf physiologischer Ebene gespeichert ist, denn jedes Gefühl ist unweigerlich mit einer Körperreaktion verbunden. Ich glaube, es war Damasio, der dies gezeigt hat.
Es geht nun darum, dies in kleinen Schritten abzubauen, ohne das man das Trauma neu erlebt. Denn jedesmal wenn man davon erzählt, dann erlebt man es neu, und das ganze verfestigt sich. Auf ein kleines Stichwort geht das Nervensystem bereits an die Decke wie das HB-Männchen in der alten Werbung - das geschieht völlig automatisch und unterliegt nicht der willentlichen Kontrolle.
Die Arbeit geht so, dass man aufgefordert wird im Körper beispielsweise Verspannungen oder ähnliches wahrzunehmen (z.B. bemerkt man eine Anspannung im Unterarm). Dazu muss man sich nicht einmal an das Geschehen errinnern. Aber wenn man davon erzählt, dann wird man von der Therapeutin gebremst (z.B. durch eine angenehme Ablenkung), ehe der Erregunszustand zu stark werden kann.
Dann erspürt man oder bekommt von der Therapeutin Vorschläge, was der körper braucht, um diese Verspannung aufzulösen. Dies kann beispielsweise eine Wegschieb-Bewegung sein, die man mit dem Arm damals nicht machen konnte - der Körper weiss das von alleine. Diese Bewegung macht man dann langsam und kontrolliert (es können dabei alte Gefühle hochkommen) und dann tritt eine Entspannung und ein befreites Gefühl ein. Anschliessend befasst man sich mit kurz etwas Angenehmem.
Dann kann man wieder spüren, was im Körper vor sich geht -> die nächste Runde.
Es wird versucht, das Ganze in kleinen Dosierungen zu machen, damit man nicht belastet wird.
Durch diesen Wechsel zwischen kleinen Anspannungs- und Entspannungszuständen (sie nennen es "Pendeln") lernt man auch automatisch sein Nervensystem zu regulieren. So wie man im Fitnessstudio Übungssätze mit Pausen dazwischen und anfangs kleinen Gewichten macht und dabei nicht nur den einen Muskel trainiert sondern allgemein fitter wird, wird man dabei also in kleinen Schritten psychisch fitter.
Man baut dabei also nicht nur das Trauma ab, sondern lernt allgemein, sein Nervenystem zu regulieren. Und dieses "Training" hilft einem allgemein.
Meiner Meinung nach müsste das daher nicht nur unter Trauma-Therapie laufen, sondern jeder könnte davon profitieren: Man nimmt über den Körper sehr früh wahr, wenn etwas "nicht passt", kann sich sofort selbst wieder entspannen und gelassen reagieren.
Durch diese frühe Wahrnehmung vermeidet man dann auch automatisch Gefahrensituationen.
Vor allem bei Traumata aufgrund eines Einzelereignisses (z.B. Autounfall; ein Kind, das fast ertrinkt) ist es beeindruckend, welche Besserung bereits nach 1-2 Sitzungen eintritt.
Verstehst du englisch?
dann können dir folgende videos einen Anhalt geben, auch wenn der Ablauf nicht sehr deutlich wird. vergiss das amerikanische (Fernseh-)Getue, das etwas an der Seriosität zweifeln lässt - in der Therapie ist das natürlich anders.
Ich hoffe, ich konnte es einigermassen verständlich machen, auch wenn das Verfahren natürlich viel komplexer ist und vom Einzelfall abhängt.
Alles Gute und Grüsse
Paul
ps: wenn man einen Hund oder eine Katze hat, dann kann man beobachten dass die das Ganze automatisch machen: nach jeder kleinsten Anspannung schütteln bzw. zittern sie sich die Anspannung weg. sie haben ja ein ähnliches Stammhirn wie wir. Nur unser Grosshirn verhindert leider diesen Ablauf.