Themenstarter
- Beitritt
- 16.02.05
- Beiträge
- 1.781
Ärztekammer-Alarm:
Rauch-Kallat prüft Warnung vor Handys
VON ANDREAS WETZ UND CHRISTIAN MAYR (Die Presse) 06.08.2005
Laut neuer Studie kann elektromagnetische Strahlung Erbgut schädigen. Medizin-Experten und Handy-Betreiber bezweifeln die Seriosität der Studie.
Nun wird genau geprüft, ob Handys die Gesundheit schädigen. | (c) Lukawinsky
Während Österreichs Mobilfunk-Unternehmen die Drohung mit Tariferhöhungen wegen der Funkmasten-Steuer in Niederösterreich bekräftigen (siehe Bericht auf Seite 17), eröffnete sich am Freitag der Branche eine weitere, noch brisantere Front: Laut einer von der EU finanzierten Studie kann die elektromagnetische Strahlung, die beim mobilen Telefonieren entsteht, das menschliche Erbgut verändern.
Für die Wiener Ärztekammer Grund genug, vor dem häufigen Gebrauch von Handys zu warnen. Prompt reagierte auch Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat: Wie "Die Presse" erfährt, hat sie noch am Freitag den Obersten Sanitätsrat - ein höchstrangiges Expertengremium, das sie in allen wichtigen medizinischen Fragen berät -, angewiesen, bis Herbst ein neues Gutachten über die Risiken des Mobilfunks auszuarbeiten. Darin soll auch die neue Studie einfließen. Sollten sich danach die Hinweise verdichten, dass Handy-Telefonieren tatsächlich gesundheitsschädlich ist, werde man natürlich eine Warnung aussprechen, so ein Ministeriums-Sprecher zur "Presse".
Der Wiener Ärztekammer dauert das zu lange. Sie warnt bereits jetzt vor Gesundheitsschäden. Erik Huber, Referent für Umweltmedizin zur "Presse": "Bis heute wusste man nur, dass Röntgen- und die radioaktive Gammastrahlung das menschliche Erbgut verändern und in weiterer Folge Krebs auslösen. Die Reflex-Studie beweist, dass das auch durch Handy-Strahlung passieren kann." Deshalb sprach er - wie es die britische Gesundheitsbehörde bereits vor längerer Zeit getan hat - eine Warnung vor zu häufigem Handy-Gebrauch aus. Laut Huber seien Kinder auf hochfrequente Strahlung besonders empfindlich, weil deren Schädelknochen dünner und die Anfälligkeit für erbgutverändernde Effekte größer als bei Erwachsenen sei. "Wenn möglich, sollten Kinder überhaupt kein Mobiltelefon besitzen", rät Huber besorgten Eltern.
Der Vorsitzende des Obersten Sanitätsrats, der international renommierte Herzspezialist Ernst Wolner, versucht auf "Presse"-Anfrage hingegen die Wogen zu glätten. "Es gibt bis dato keine harten Daten, die belegen, dass Handy-Telefonieren irgendwelche Veränderungen hervorruft." Wörtlich spricht er von "lauter unphysiologischen Untersuchungen", die in regelmäßigen Abschnitten auftauchten. Einmal werde die Handy-Strahlung problematisiert, ein anderes Mal die Abwärme der Geräte. "Wir sind natürlich sehr vorsichtig und werden auch das prüfen - aber das ist alles Hypothese", so Wolner. Und er hält den Kritikern entgegen, dass Handys im Alltag schon "viele, viele Menschenleben" gerettet hätten (etwa bei Auto- oder Bergunfällen) und der Nutzen wesentlich höher sei als möglicher Schaden. "Das ist das einzig gesicherte Faktum", sagt Wolner.
Dem widerspricht der Leiter der klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin an der Medizin-Universität Wien vehement. Hugo Rüdiger leitete im AKH nämlich einen jener zwölf Forschungsstandorte, die an der drei Millionen Euro teuren neuen Studie beteiligt waren. "Durch die Studie ist eindeutig bewiesen, dass Handy-Strahlung einen biologischen Effekt auf das Erbgut hat", so Rüdiger. Allerdings hält er die Krebswarnung der Wiener Ärztekammer für "überzogen und spekulativ", denn: "Es ist nicht möglich, die Auswirkungen der Strahlung in ein konkretes Krebsrisiko zu übersetzen."
Gleichfalls anderer Meinung als Wiens Ärztekammer sind - weniger überraschend - die Mobilfunk-Unternehmen. Das Forum Mobilkommunikation (FMK), die Interessenvertretung aller heimischen Betreiber, spricht von "Schauermärchen". FMK-Geschäftsführer Thomas Barmüller ortet gar "geschäftsschädigendes Verhalten". Rechtliche Schritte gegen die Ärztekammer seien der falsche Weg.
Eine kompakte Zusammenfassung der Reflex-Studie finden Sie auf der "Presse"-Homepage unter:
https://www. diepresse.com/reflex-studie
Dies ist ein copyrighted Text und dient nur der privaten Information der Forumsteilnehmer. Der Text wurde unverändert dem Artikel entnommen.
Rauch-Kallat prüft Warnung vor Handys
VON ANDREAS WETZ UND CHRISTIAN MAYR (Die Presse) 06.08.2005
Laut neuer Studie kann elektromagnetische Strahlung Erbgut schädigen. Medizin-Experten und Handy-Betreiber bezweifeln die Seriosität der Studie.
Nun wird genau geprüft, ob Handys die Gesundheit schädigen. | (c) Lukawinsky
Während Österreichs Mobilfunk-Unternehmen die Drohung mit Tariferhöhungen wegen der Funkmasten-Steuer in Niederösterreich bekräftigen (siehe Bericht auf Seite 17), eröffnete sich am Freitag der Branche eine weitere, noch brisantere Front: Laut einer von der EU finanzierten Studie kann die elektromagnetische Strahlung, die beim mobilen Telefonieren entsteht, das menschliche Erbgut verändern.
Für die Wiener Ärztekammer Grund genug, vor dem häufigen Gebrauch von Handys zu warnen. Prompt reagierte auch Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat: Wie "Die Presse" erfährt, hat sie noch am Freitag den Obersten Sanitätsrat - ein höchstrangiges Expertengremium, das sie in allen wichtigen medizinischen Fragen berät -, angewiesen, bis Herbst ein neues Gutachten über die Risiken des Mobilfunks auszuarbeiten. Darin soll auch die neue Studie einfließen. Sollten sich danach die Hinweise verdichten, dass Handy-Telefonieren tatsächlich gesundheitsschädlich ist, werde man natürlich eine Warnung aussprechen, so ein Ministeriums-Sprecher zur "Presse".
Der Wiener Ärztekammer dauert das zu lange. Sie warnt bereits jetzt vor Gesundheitsschäden. Erik Huber, Referent für Umweltmedizin zur "Presse": "Bis heute wusste man nur, dass Röntgen- und die radioaktive Gammastrahlung das menschliche Erbgut verändern und in weiterer Folge Krebs auslösen. Die Reflex-Studie beweist, dass das auch durch Handy-Strahlung passieren kann." Deshalb sprach er - wie es die britische Gesundheitsbehörde bereits vor längerer Zeit getan hat - eine Warnung vor zu häufigem Handy-Gebrauch aus. Laut Huber seien Kinder auf hochfrequente Strahlung besonders empfindlich, weil deren Schädelknochen dünner und die Anfälligkeit für erbgutverändernde Effekte größer als bei Erwachsenen sei. "Wenn möglich, sollten Kinder überhaupt kein Mobiltelefon besitzen", rät Huber besorgten Eltern.
Der Vorsitzende des Obersten Sanitätsrats, der international renommierte Herzspezialist Ernst Wolner, versucht auf "Presse"-Anfrage hingegen die Wogen zu glätten. "Es gibt bis dato keine harten Daten, die belegen, dass Handy-Telefonieren irgendwelche Veränderungen hervorruft." Wörtlich spricht er von "lauter unphysiologischen Untersuchungen", die in regelmäßigen Abschnitten auftauchten. Einmal werde die Handy-Strahlung problematisiert, ein anderes Mal die Abwärme der Geräte. "Wir sind natürlich sehr vorsichtig und werden auch das prüfen - aber das ist alles Hypothese", so Wolner. Und er hält den Kritikern entgegen, dass Handys im Alltag schon "viele, viele Menschenleben" gerettet hätten (etwa bei Auto- oder Bergunfällen) und der Nutzen wesentlich höher sei als möglicher Schaden. "Das ist das einzig gesicherte Faktum", sagt Wolner.
Dem widerspricht der Leiter der klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin an der Medizin-Universität Wien vehement. Hugo Rüdiger leitete im AKH nämlich einen jener zwölf Forschungsstandorte, die an der drei Millionen Euro teuren neuen Studie beteiligt waren. "Durch die Studie ist eindeutig bewiesen, dass Handy-Strahlung einen biologischen Effekt auf das Erbgut hat", so Rüdiger. Allerdings hält er die Krebswarnung der Wiener Ärztekammer für "überzogen und spekulativ", denn: "Es ist nicht möglich, die Auswirkungen der Strahlung in ein konkretes Krebsrisiko zu übersetzen."
Gleichfalls anderer Meinung als Wiens Ärztekammer sind - weniger überraschend - die Mobilfunk-Unternehmen. Das Forum Mobilkommunikation (FMK), die Interessenvertretung aller heimischen Betreiber, spricht von "Schauermärchen". FMK-Geschäftsführer Thomas Barmüller ortet gar "geschäftsschädigendes Verhalten". Rechtliche Schritte gegen die Ärztekammer seien der falsche Weg.
Eine kompakte Zusammenfassung der Reflex-Studie finden Sie auf der "Presse"-Homepage unter:
https://www. diepresse.com/reflex-studie
Dies ist ein copyrighted Text und dient nur der privaten Information der Forumsteilnehmer. Der Text wurde unverändert dem Artikel entnommen.