Amokläufer verbrachte Abend vor der Tat mit Killerspiel
Auf dem Bildschirm wollte er einen Waffenhändler töten: Nach Informationen
des SPIEGEL hat der Amokläufer von Winnenden, Tim K., noch am Abend vor
der Tat das Computerspiel "Far Cry 2" gespielt. Auch soll der 17-Jährige in
der Schule über Amokläufe diskutiert haben.
Hamburg - Die Auswertung von K.s Rechner ergab demnach, dass der
Teenager am Abend vor dem Amoklauf gegen 19.30 Uhr das Spiel startete
und den PC schließlich gegen 21.40 Uhr ausschaltete. Bei "Far Cry 2" handelt
es sich um einen sogenannten Ego-Shooter, bei dem der Spieler die Aufgabe
hat, in einem fiktiven, afrikanisch erscheinenden Land einen skrupellosen
Waffenhändler zu eliminieren. Das Spiel hat keine Jugendfreigabe, der
minderjährige Tim K. hätte es also gar nicht besitzen dürfen.
Im Internet hatte sich K. offenbar schon vor Monaten mit Massakern an
Schulen auseinandergesetzt. Nach Erkenntnissen der Ermittler war der
Jugendliche unter mehreren Pseudonymen wie "JawsPredator1" im Internet
aktiv und hatte unter anderem bei der Plattform "MyVideo" ein entsprechendes Profil.
In einem der Diskussionsforen zu den Schulmassakern von Erfurt und
Emsdetten meldet sich am 23. August vergangenen Jahres "JawsPredator1"
zum Thema Amokläufer zu Wort: "Das witzige ist ja selbst wenn diejenigen es
ankündigen glaubt es ihnen niemand." Als Autor vermuten die Ermittler den späteren Täter.
Auch im Berufskolleg diskutierte Tims Klasse das Thema "Amoklauf in Erfurt"
und die neuen Waffengesetze. Dabei habe Tim sich mit den Vorschriften
ausgekannt und gewusst, dass eine der Regeln sei, nicht auf Menschen zu
zielen. Die "Winnender Zeitung" hatte berichtet, K. habe im Januar einen
Besinnungsaufsatz zum Thema "Verschärfung der Waffengesetze, ja oder
nein?" schreiben müssen.
Auf dem heimischen Computer des Mörders fanden die Fahnder auch etwa
200 Pornobilder, davon mehr als 120 sogenannte Bondage-Bilder, die nackte,
gefesselte Frauen zeigen. Neben "Far Cry 2" hatte K. auch die Schießspiele
"Counter Strike" und "Tactical Ops" installiert.
Aussagen seines Vaters bei der Polizei zufolge soll Tim ihn mindestens dreimal
zu Schießübungen im Schützenverein begleitet haben, zuletzt vor drei
Wochen. Der Sohn habe darauf gedrängt, den Umgang mit den Waffen zu
lernen. Die Übungen fanden mit der späteren Tatwaffe, einer Beretta, statt.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht bisher "keine
Anhaltspunkte, dass ein noch strengeres Waffenrecht den Amoklauf in
Wendlingen und Winnenden hätte verhindern können".
Link