Pollenallergie, „Gräsertabletten"

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... nicht nur die Ambrosie bereitet Sorgen: Wissenschaftler um Claudia Traidl-Hoffmann von der TU München bemerkten, dass Birkenpollen bei hohen Ozongehalten noch aggressiver werden. Die Forscher hatten Pollen von frei wachsenden Birken gesammelt, die unterschiedlichen Ozongehalten ausgesetzt waren. Im Labor lösten jene Pollen der Bäume unter höchsten Ozongehalten eine stärkere Reaktion von Immunzellen im Experiment aus, und auch der Prick-Test bei Birkenpollenallergikern sorgte für deutlich größere Quaddeln als Birkenpollen von Bäumen unter niedrigerer Ozonkonzentration. Diese Ergebnisse bestätigen andere Laboruntersuchungen, bei denen der Einfluss von Ozon auf Ambrosia und verschiedene Gräser getestet worden war.

Abgesehen davon sorgen Ozon und Luftschadstoffe selbst bereits dafür, dass die Atemwege gereizt werden und sich die Symptome der allergischen Reaktion verschlimmern. Die steigende Luftverschmutzung gilt daher insbesondere in städtischen Gebieten als mitverantwortlich für die wachsende Zahl von Allergikern. Seit Jahren wird auch diskutiert, dass feinste Schmutzpartikel Pollenallergene in die unteren Atemwege tragen und dort die klassischen Atembeschwerden und Asthmasymptome auslösen, wie sie sich nach dem bereits erwähnten Etagenwechsel zeigen.
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Vergleichsweise neu und teilweise noch in der Erprobung sind Verfahren, in denen die Allergene nicht in der Arztpraxis gespritzt, sondern als Tablette eingenommen werden. So gibt es beispielsweise seit einigen Jahren die verschreibungspflichtige "Gräsertablette", die einen Mix der fünf wichtigsten Gräserpollen bietet, und in verschiedenen Studien seit Jahren bereits gute Resultate liefert. Als weiteren möglichen Weg der Verabreichung könnten sich bald auch Pflaster etablieren: So erprobten Forscher in Wien an Meerschweinchen erfolgreich, die Immunreaktion gegen Birkenpollen einzudämmen, und am Universitätsspital Zürich ergab ein klinischer Test mit Gräserpollen-Pflastern ebenfalls eine schnelle Linderung. Reif für den Alltag in der Arztpraxis ist das Verfahren allerdings noch nicht. ...

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Kürzlich wurde eine neue 5-Gräser-Tablette (Oralair®) zur sublingualen Immuntherapie eingeführt. Enthalten ist eine standardisierte Mischung aus fünf in Europa häufigen Gräserarten. Gräserpollen sind morphologisch sehr ähnlich und kreuzreagieren miteinander, wie Priv.-Doz. Dr. Randolf Brehler (Münster) erklärte. Die meisten Allergiker seien deshalb polysensibilisiert. Für mehr als 80 Prozent der Sensibilisierungen sind Allergene der Gruppen 1 und 5 verantwortlich.

Der neue 5-Gräser-Mix enthält alle wichtigen Majorantigene der Gruppen 1 und 5 sowie Allergene, die auch in Roggenpollen vorkommen. Die Tablette wird einmal täglich ab vier Monate präsaisonal bis zum Ende der Pollensaison unter die Zunge ans Frenulum gelegt, wo die dendritischen Zellen sitzen, und löst sich dort innerhalb von zwei Minuten auf. ...


Grüsse,
Oregano
 
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