Nie genug Zeit!!

Du kannst sicher stolz sein, daß Du all diese wüsten Belastungen ganz gut überstanden hast. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, sie auch aufzuarbeiten?

Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass da was aufzuarbeiten ist. Hat die Therapeutin im Übrigen auch nicht. :)

Nun, ich dachte, dass du dich doch schon lange mit der "fehlenden Zeit" beschäftigst, und dir mehr Zeit wünschst - aber dieser Wunsch erfüllt sich nicht (von selber), der Wunsch nach mehr Zeit "manifestiert" sich nicht in der Realität.

Naja, mehr Zeit kann sich ja auch nicht manifestieren. Ich kann ja den Tag nich auf 26h verlängern. Was ich mir wünsche ist, dass ich einen besseren Umgang mit meiner Zeit lerne. Dass ich vielleicht von meinem Perfektionismus wegkomme, weil das ja ein Problem zu sein scheint .....

Das Problem ist halt auch, dass mich so viele Dinge interessieren und ich dann immer alles irgendwie in einen Tag packen will. Jetzt sind das z.B. Fachbücher zu einem bestimmten Thema. Dann noch Aufgaben, die mir zwar keinen Spaß machen, aber die ich endlich erledigt und dann endgültig vom Tisch haben will usw. :)

@damdan und @MaxJoy: Danke für eure Tipps. Da das mit dem Thema hier nichts zu tun hat, habe ich euch im passenden Thread darauf geantwortet.
 
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Hallo,
mir ist bewusst das es sich hier um ein altes Thema handelt. Aber ich möchte auch mal was dazu sagen. Ich höre es Tag für Tag auf der Arbeit.
Ich habe keine Zeit!
Ja klar denke ich mir dann immer und manchmal wenn der gegenüber Nett ist frage ich ihn wie das die Leute vor 50 oder 100 Jahren gemacht haben?
Ohne Auto, ohne Fernseh ohne Handy, ohne Internet? mit viel mehr Arbeitszeit?

Ich hatte hier einen Nachbarn der war fast 90 Jahre alt, Kinderlos wohnt auf dem Land, und hatte keinen Führerschein.
Ich habe mich immer sehr gerne mit ihm unterhalten weil dieser Mann einfach recht hatte.

Morgens um 4 Uhr aufgestanden mit seiner Frau (Hausfrau) Essen gemacht frühstück und Mittag eingepackt in die Arbeitstasche, gemütlich einen Kaffee getrunken und dann 3 Km zum Bahnhof gelaufen und das 46 Jahre lang. In den Zug eingestiegen mit Arbeitskollegen die dazu gestiegen sind und sich während der Fahrt unterhalten über Nachrichten und Sport und Hobbys.
Dann ist man am Zielort aus dem Zug ausgestiegen und ist nochmal ca 3 Km gelaufen bis zur Arbeit, da hat man sich dann in den Pausenraum gesetzt und auf Arbeitsbeginn 6 Uhr (ohne Maschinen)

Da hat er immer geschwärmt: boa was für eine Truppe, man hat zusammen gehalten! Wenn einer neuer kam der nicht passte hat man den sich ganz schnell zur Brust genommen und ihm den Kopf gewaschen.
Entweder machste mit oder du suchst dir einen neuen Job.
Da hat man Bordsteine noch mit der Hand bewegt und jeden Stein den man verlegte wurde mehrfach in die Hand genommen.

Dann um 9 Uhr Frühstück 15 min. wenn man glück hatte war ein Bauwagen da wo man sich reinsetzen konnte, man las die Zeitung trank Tee oder Kaffee aus der Kanne die man morgens gemacht hat ohne Kaffee Maschine.
Man hatte ein gekochtes Ei und ein Butterbrot.

Dann nach 15 min raus bei wind und Wetter und weiter gearbeitet. Um 12 Uhr wieder Pause diesmal 45 Minuten.
Man setze sich irgendwo hin und man konzentrierte sich aufs essen.
Nach den essen unterhielt man sich oder schaute in die Zeitung und diskutierte dann über die Nachrichten.

Dann wieder bis halb 5 arbeiten und den gleichen weg zurück, gegen 18 Uhr war man dann zuhause, kümmerte sich um die Hasen machte etwas Holz zum heizen und gegen 20 Uhr gab es Abendessen.
Danach wusch man sich und legte sich ins Bett.

Samstags war dann Haushalt die Ehefrau (Waschen, Putzen Kochen) und Handwerkliche Projekte für den Ehemann, Gartenarbeit Hasenstall ausmisten Holz Hacken oder irgendwas reparieren und oder dem Bruder beim Haus bauen helfen.

Man hielt zusammen, Samstags abends traf man sich zum Stammtisch ging auf Hochzeiten und Geburtstage oder war im Verein tätig, man war geselliger. Manchmal schaute man dann auch fern wenn es was in den 3 Programmen gab.

Sonntags hat man ausgeschlafen mal bis um 8, ist in die Kirche gegangen oder zum Frühschoppen im Verein, hat Ausflüge gemacht oder man hat seinem Hobby ausgeübt. Angeln, Schützenverein, Fussball.

Sonntags man ist um 21 Uhr ins Bett und ging am nächsten Tag wieder auf die Arbeit und das 46 Jahre lang.

Mit 65 in Rente jetzt ist der Stammtisch Freitags, Samstag geht es ins Stadion, Sonntags geht man Angeln, Montags-Freitag machte man was im Garten oder man saß auf der Bank und schaute sich das treiben im Dorf an.

Klar wurde hin und wieder mal irgendwo Pflaster gelegt am Haus was repariert, baute ein Gewächshaus kümmerte sich ums Gemüse oder man machte Wurst es gab immer was zu tun.

Auto brauche ich nicht sagte er immer, da war er 82 Jahre alt fit wie ein Turnschuh und lacht darüber das die Menschen heute keine Zeit haben.

Schau dir den Nachbar an sagte er immer. 30 Jahre alleine stehend Banker, geht um 8 Uhr aus dem Haus und kommt um 17 Uhr nach Hause, er ist gestresst hat immer Stirnrunzeln ist unfreundlich und hat keine Freude am leben.
Das Telefon klebt am Ohr man sieht in nie am der frischen Luft.
Er ist immer in eile hat Fianziellen druck, das Auto kostete 40.000 Euro das hat er finanziert, mein Gott was für ein Stress? Ich könnte da nachts nicht schlafen bei den Schulden.

Das Haus das er gekauft hat da muss wegen jeder Kleinigkeit der Handwerker kommen. Ich habe ihn noch nie in der Kirche gesehen oder beim Stammtisch.

Es kommen mal freunde vorbei wenn er Geburtstag hat aber dann sitzen die in der Bude schauen fern oder spielen mit dem Computer.

Einmal im Jahr fliegt er für 2 Wochen in den Urlaub und ich kümmere mich um seine Pflanzen und seine Post.
Es geht mich ja nichts an aber soviel Rechnungen? Der hat einen Fernseher der ist größer als unser Wandteppich.

Ganz stolz hat er gesagt das der Fernseher 5000 Euro gekostet hat und er ihn für 0% finanziert hat.
Der Nachbar tut mir leid er ist doch Banker er müsste es doch wissen?

Er hat 50 Proramme und kann damit ins Internet. Um Gottes willen 50 Programme wie kann man sich denn da auf ein Programm entscheiden?

Er war neulich im Urlaub wieder für 2 Wochen und ich musste leider als er zurück kam mich um meine Frau kümmern sie lag im Krankenhaus :Krebs

Ich habe dann 3 Tage später Samstags morgens bei ihm geklingelt und seinen Berg von Post (eigentlich Rechnungen) vorbeigebracht. Er bat mich rein und fragte warum ich so aufgelöst sei?

Er hat gerade Kaffee gekocht der dauerte 20 Sekunden eine Single Kaffee Maschine macht genau eine Tasse.
Ich erzählte ihm das meine Frau im Krankenhaus liegt und es nicht mehr verlassen würde, er höre mir gar nicht richtig zu, er war nur am seinem Handy und tippte unaufhörlich.
Ganz stolz zeigte er mir sein neustes Smartphone kostet im Monat nur 100€ Aber es ist das neuste tollste gerät und er kann damit soviel telefonieren wie er will und ins Internet alles für einen Preis.

Er ist gestresst,

Ich trank den Kaffee und er hätte jetzt eine Verabredung im Internet. Cybersex? denke ich mir. Gibt es irgendwo eine Maschine die das erledigt? so wie in den Film mit dem Stallone und der Sandra Bullock? so ein Gerät auf dem Kopf?

Ich weiß es nicht ich habe andere sorgen.

Tag für tag sitze ich am Bett und sehe meiner geliebten Frau beim sterben zu. 60 Jahre waren wir verheiratet.
Ich bin wie im Trance bekomme nichts mit, komme alleine gut zurecht.

In der Klinik treffe ich meinen Nachbarn ich freue mich denke er besucht meine Frau?
Er sieht bedrückt aus, ich frage Ihm was los ist? Er kennt uns doch kaum denke ich mir. Nein nein alles gut ich bin hier in der Psychatie ich habe einen Burn Out?

Ich musste meinen Neffen fragen was das heisst ich kenne diese Krankheit nicht. Sowas gab es zu unseren Zeiten nicht.

Wochen vergehen, meine Frau ist inzwischen verstorben, ich vermisse sie, ich liebe sie so, aber es war dann doch eine Erlösung. Freunde kommen mich besuchen mein Nichte kommt immer vorbei und hilft mir weil es doch alles Zuviel ist.

Mein Nachbar sehe ich nicht mehr, ich kümmere mich um seine Post gieße die Blumen. Sein Auto wird abgeschleppt, meine Nichte fährt mich in die Klinik ich besuche Ihn, er weint ist am Boden zerstört.

Er macht Bewegungstherapie? Wozu? er hat jetzt kein Auto mehr, er ist seit Monaten Krank bekommt Krankengeld kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen.

Meine Nichte kommt jetzt weniger zu mir sie kümmert sich um den Nachbarn, es sind wieder Monate vergangen und der Nachbar kommt wieder nach Hause, geht wieder Arbeiten hat wieder ein neues Auto. Meine Nichte kommt jetzt wieder öfters zu mir, meistens morgens, sie ist beim Banker eingezogen.

Ich genieße mein Leben bin frei von Sorgen, vermisse meine Frau.
Nach ein paar Monaten steht meine Nichte heulend vor der Tür der Nachbar hat sich getrennt. Keine Zeit für Beziehung?

Die Arbeit ist zu stressig, die Freundin zu stressig, er Arbeitet arbeitet und arbeitet sitzt vorm Computer und Fernseher, braucht immer wieder neue Konsumgüter die teuer sind. Urlaub geht nicht mehr zu viele Rechnungen, Zuviel stress, dann peng wieder Burn Out.

Man kennt das Spiel Auto weg, Haus weg, Nachbar weg.
Das Haus steht lange leer, der Garten verwildert. Ok Garten kann man nicht sagen s ist nur Rasen. Der Mähroboter wurde gepfändet es mäht niemand.
Viele junge Familien schau en sich das Haus an, irgendwann kaufen ein Junges Par Anfang 40 mit 2 vorschulkindern.

Baufirmen kommen renovieren das Haus, Gärtner machen den Garten, eine Schaukel ein Sandkasten ein Pool und ein Teich mit teuren Karpfen.
Man redet nicht mit einander die Kinder im Kindergarten beide gehen arbeiten sie haben 2 Autos 3 Fernseher 5 Computer und gefühlt 10 Handys.

Im Garten sieht man sie nie, nur unterwegs nur im Stress die Kinder bekommen keine Liebe. Was die wohl abends so machen?

Es ist Sommer es ist heiß die Nachbarn kommen sehr hektisch nach hause, die Mutter schreit rum, sie will ins Fitness Studio Bauch Beine.....
Sie haben es alle nötig, die ganze Famile ist stark übergewichtig?

Wir Rentner sitzen auf der Bank, wundern uns das die Mutter mit Sporttasche die Str. runter fährt mit dem Auto um 800 Meter weiter ins Training zu gehen.

Was hätten wir alles erreichen können vor 60 Jahren wenn wir ein Auto gehabt hätten?
 
Mein Mitgefühl, lieber wobbler🌹

Letztendlich glaube ich, dass die Zeit im Herzen entsteht.
Deinen Beitrag finde ich authentisch und eindrucksvoll geschrieben, allerdings fällt mir auf, dass viel Leid, Stress und unglücklich sein um Dich herum verweilt; ich hoffe Du siehst auch die Momente, die uns Glück bringen - diese können auch ganz profan sein☀🌻

Liebe Grüße von Kayen
 
Die Geschichte habe ich auch gern gelesen.

Was wäre denn das Equivalent zu Wobblers Geschichte im Arbeitsleben aus heutiger Sicht?

Vielleicht hatte der 90jährige auch einfach nur eine gute Gesundheit und ein erfülltes Sozialleben so dass er die Konsum-Verführungen einfach nicht brauchte.
 
Danke schön:)
Ich denke das wir und viel zu wenig bewegen, viel zu bequem sind, und uns viel zu wenig Zeit nehmen für die kleinen schönen Dinge im Leben.
Heute dreht sich alles um Arbeit essen konsumieren schlafen.
Der gestressten Kassiererin auch mal ein lächeln schenken, Nett zu sein zu den Mitmenschen und Achtsamkeit ausüben, tief durchatmen und sich Zeit nehmen und lassen bei allen Dingen im Leben die man so macht.
 
Die Geschichte habe ich auch gern gelesen.

Was wäre denn das Equivalent zu Wobblers Geschichte im Arbeitsleben aus heutiger Sicht?

Vielleicht hatte der 90jährige auch einfach nur eine gute Gesundheit und ein erfülltes Sozialleben so dass er die Konsum-Verführungen einfach nicht brauchte.
Das mag bestimmt auch eine Rolle spielen. Zumal das Leben zu zweit einfach viel leichter ist, wenn nur einer berufstätig ist.
Abgesehen davon, waren die Ansprüche der Nachkriegszeit und der Menschen die den Krieg hautnah miterlebt haben sicher ganz anders. Ich denke, man war sicherlich froh, einfach überlebt zu haben, nicht mehr hungern zu müssen und in Sicherheit zu sein. Die Traumata des 2. Weltkriegs wurden bzw. werden zum Teil heute noch aufgearbeitet von den folgenden Generationen.
 
Ich habe auf der Arbeit schon einen Gang zurück geschaltet, ich muss pünktlich anfangen und pünktlich Feierabend machen. Wenn es mal brennt auch mal ranklotzen aber das darf kein Dauerzustand sein.
Wenn ich merke das es Stressig wird gehe ich es lockerer an und lasse auch Arbeit liegen. Ist jemand unfreundlich rede ich mit den gegenüber darüber.
Ich wollte nur sagen das es früher auch ging und ich mich nicht mehr unter Druck setzen lasse.
Wenn ich Krank bin bleibe ich zuhause wenn ich zu spät komme weil das Auto nicht anspringt oder der Zug Verspätung hat dann liegt es nicht in meiner Hand das ist quasi höhere Gewalt.
Wenn ich Zahnschmerzen bekomme warte ich nicht bis Feierabend, wenn der Kollege auf der Arbeit überfahren wird ist er auch nicht mehr da, darum bin ich Arbeitnehmer, ich werde nicht dafür bezahlt mir en Kopf zu zerbrechen wie der Laden läuft? Ich habe meine Arbeit sehr gut und sehr gewissenhaft keine frage.
 
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