Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.703
In der näheren Umgebung mußte jetzt ein Mann aus seinem Haus ausziehen. Er hatte sehr isoliert gelebt, Verwandte gab es nicht, außer dem Arzt, der immer mal kam, kam niemand in das Haus.

Jetzt stellte sich heraus, daß er ein Messie war, der in seinem Haus von oben bis unten alles zugestellt, -gelegt, gestapelt hatte, was nur in seine Hände kam.

Warum wird jemand so? Der BR hatte dieses Verhalten als Thema:

Messies - hilflos im Chaos

Sie werden nie rechtzeitig fertig, versäumen Termine oder vergessen sie. Rechnungen verschwinden unbezahlt irgendwohin. Die eigene Wohnung versinkt buchstäblich im Chaos: So genannte "Messies" sind nicht in der Lage, ihren Alltag zu organisieren. 1,8 Millionen Menschen sind hierzulande betroffen. Vielen von ihnen hilft nur eine Psychotherapie.
....
In den USA wurde 1981 die erste Selbsthilfegruppe gegründet. Vermüllungstendenzen hatte man früher bei älteren Menschen beobachtet, die meist gemeinsam mit einer allgemeinen Verwahrlosung oft in Kombination einer Form von Demenz auftraten. Neuere Untersuchungen belegen, dass Messies sich heute dagegen in jeder Altersgruppe finden und Menschen aus verschiedensten sozialen Gruppen unter einer chronischen Desorganisation leiden.
Eigentlich sind sie Perfektionisten ......

Das Phänomen ist immer noch nicht umfassend erforscht. Man vermutet, dass bereits in der frühkindlichen Entwicklung der Grundstein für diese Art der psychischen Störung gelegt wird: Wenn ein Kleinkind sich nicht angenommen fühlt und in seinem Denken und Fühlen permanent und massiv als "falsch" verurteilt wird, kann sich daraus die Unfähigkeit entstehen, Brauchbares und Unbrauchbares zu unterscheiden. ....
Psychologie: Messies - hilflos im Chaos | Umwelt & Gesundheit | BR

Ob nun die hier genannten möglichen Grundsteine so stimmen, kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe Zweifel. Denn ich bin sicher, daß es viele Kleinkinder gibt, die nicht wirklich akzeptiert sind als Kinder und als solche Kinder und die trotzdem keine Messies werden. Sicher spielen da viele Faktoren eine Rolle.

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

da kann ich wohl ein bißchen mitreden. Allerdings gibt es dieses Erscheinungsbild in allen Altersgruppen. Auch Familien mit jüngeren und älteren Kindern leben manchmal auf diese Weise.

Wie auch immer das entstanden ist, fest steht für mich, dass mangelndes Selbstwertgefühl eine wesentliche Rolle spielt.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
In der näheren Umgebung mußte jetzt ein Mann aus seinem Haus ausziehen. Er hatte sehr isoliert gelebt, Verwandte gab es nicht, außer dem Arzt, der immer mal kam, kam niemand in das Haus.

Jetzt stellte sich heraus, daß er ein Messie war, der in seinem Haus von oben bis unten alles zugestellt, -gelegt, gestapelt hatte, was nur in seine Hände kam.
Hallo Uta

Weisst Du zufällig, wohin der Mann jetzt umzog? Wird er wohl jetzt in irgend einer Form betreut, oder wird das Problem nur verlagert?

Liebe Grüsse
pita
 
Er ist zunächst ins Pflegeheim gekommen und ist inzwischen gestorben.

Gruss,
Uta
 
Hallo Zusammen :),

Ich lese hier dieses Thema, und möcht mal reagieren. Ich kenne mehrere solche Fälle, hier bei mir ihm Dorf, und in der Nachbarschaft. Es ist nun nicht immer mal hauptsächlich ein psychisches Problem von mangelndes Selbstwertgefühl oder gar Perfektionismus.

In zwie Fällen handelt es sich um körperliche Probleme und Erziehungshintergrund. Der eine Fall ist die Mutter, jetzt eine über 80 jahrige Dame die gerne ihr Bierchen trinkt, und es nie so genau nam mit Haushaltshygiene und Ordnung. Jetzt ist sie aber körperlich so beeinträchtigt dass nichts mehr Aufgeräumt oder Saubergemacht werd. Vorher kam noch mal ab und zu ein Freund der Kinder vorbei um mal ein bisschen Ordnung zu schaffen, jetzt nur noch der Sohn, (der Freund ist Verstorben) der Täglich einkauft und zusieht dass sie pünktlich Ihre medikamente nimmt.

Der Sohn ist körperlich nicht 100 prozent in ordnung und ist auch weniger als durchschnitt Intelligent. Die Mutter will keine "Fremde" in ihre Wohnung, und schon gar nicht ausziehen in's Altersheim. Hier droht nun auch dass die alte Dame wegen Verschmutzung der Wohnung auf die Strasse landet, es wurden schon ein par mal Verwarnungen gegeben.

Dann der Sohn der Täglich vorbei kommt, der arbeitet vollzeitlich, und wenn er dann nach hause komt ruht er sich erstmals aus vor'm Fernseher, mit ein Bierchen, dann geht er ab auf sein Fahrrad oder zu Fuss um Einkaufe für sichselbst und die Mutter zu machen. Abend um neun/halb zehn kehrt er dann zurück, kocht sein Essen, schaut Fernsehen und geht ab in's Bett. Er wurde vom Familienfreund geholfen als es da voriges Jahr auch schon anfing so zu drohen dass er Probleme bekommen würde mit der Vermieter. Wegen Gestänk und "Mess" in und um die Wohnung. Gehofft hatte ich dass er danach die Sachen ein bisschen auf Ordnung halten wurde, aber dies ist nicht der Fall. Er ist einfach zu müde und ich kann mir dass sehr wohl vorstellen.

Dieser person ist sehr sozial, und hilfsbereit. Er seht aber anders aus, mit unversorgte Kleidung (machmal mit löcher drin, weil er wirft es nicht weg, obwohl er von mir schon neue sachen bekam) und wenn er da Einkaufen geht, wird ihm nachgerufen, er sei ein Idiot usw. (er beklagt sich manchmal darüber, ich kann mich aber nicht mehr erinnern an die schimpfworte, die ich auch sehr Fehl am Platz fand). Da wäre also mangelder Selbstwert nicht Ursache aber schon Folge.

Nun der dritte Fall, eins aus der Nachbarschaft, und dieser war so schlimm dass der Person selber nicht mehr in die eigene Wohnung verbleiben wollte, er zog zu die Mutter. Ihm wurde mehrmals von Freunde und Nachbarn hilfe angeboten, aber er verweigerte dies immer mit: Nein danke: Ich will nicht dass andere meine Sachen anfassen. (Nicht dass er meinte das würde er den andern ersparen weil es so enorm verschmutzt war ;), sondern weil er sehr viel 'Nützliche Sachen" "sammelte" und nicht wollte das was davon weggeworfen würde, oder gestohlen.

Als er noch in sein eigenes Haus lebte, sah ich mal wie die Mausen vom Garten heraus durch das offene Schlafzimmerfenster hinein rutschten. Er hat auch immer hart gearbeitet und als er dann abends heimkam, bier getrunken und sein Essen im schlafzimmer im Bett gegessen. Und immer war sein Abfalleimer lehr.

Eines tages wurde die Wohnung ausgeraumt. 2 Grosse "MehresKontainer"(?) (ich schätze, 3 x 3 x 8 m) wurden abgefüllt mit müll und Möbel, und dies aus eine kleine zweizimmerwohnung. Ein ganzes team von Männer in Weisse Overall's waren mehrere tage beschäftigt. Endresultat, eine saubere Wohnung, alles "Neu" (Second hand). Mehrere tausend Euro's schulden, er musste selber für die Kosten bezahlen, und gezwungene "Aufsicht". So ging es eine ganze Weile gut, ich habe auch mein bestes getan um zu helfen, mit Struktur, und Positive bemühungen.
Jetzt hat er sich eine Freundin gefunden, und möchte alles selbst machen, dabei ist die Freundin genau so wie er, und geistig nicht 100 %. Es geht wieder berg ab.

So das waren dann die drei Biespiele, wo es meiner meinung nach andere Sachen eine Rolle spielen/spielten..

Grüsse
Kim
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hilfebedürftigkeit - Hilfe Leisten

Wie würde man selber damit Umgehen?

....Da hatten wir also drei verschiedene reale Fälle, und es gibt noch mehr szenario's und so möchte ich damit ein bisschen zum Nachdenken anregen, und wissen was die Gedanken hier im Forum so sind, wenn es sich um diesen Themen handelt.

Es gibt ja in jedes Dorf und jede Stadt menschen die durch eine Krankheit oder Körperliche behinderung nicht mehr alles selber machen können. Und ich weiss nicht wie es in eure Heimat ist, die Hilfe/Sorge von Behördlichen Organisationen werd hier immer weniger. Bei uns gab es neue Regelungen auch die Krankenpflege und Haushaltshilfe für Altere, Behinderte und Kranke sind jetzt dem Marktmechanismus unterworfen.
Kostensache. So entstehen immer mehr Fälle wo Menschen nicht mehr im Stande sind die eigene Haushalt auf ordung zu halten, oder gar noch Schlimmer.

Es gibt hier und da Ehrenamtliche intitiative, aber die bieten nur bestimmte formen von Hilfe, beispeilsweise Einkaufen machen, oder mal ein jemandem abholen mit Auto, und gespräche führen. Aber die "long-term" Hilfebedürfnisse werden nicht verfüllt, dafür sind sie nicht da. Es herscht ein klima, wo es heist: Helfen? ... na ja vielleicht für ein par mal, oder ein par wochen, aber dann müsstest du mal selber eine Lösung finden.

So entstehen natürlich leicht noch viel mehr von solchen Fällen.

Persönlich finde ich es auch nicht immer leicht um um Hilfe zu beten, bei die Sachen die ich selber nicht kann...

Ich wundere mich, ob es andere gibt die auch mit solches zu tun haben, dass sie mehr oder weniger nicht mehr fähig sind alles selber oder selbsständig zu machen, und ob sie es auch nicht immer leicht finden Hilfe zu akzeptieren... und/oder gar die zu finden.

Und andererseits, die die gesund sind, was denkt ihr von sowas? Wer ist bereit um ständig oder regelmässig ein Mitmensch zu hilfe zu sein, sei es in direkte Umgebung, der Nachbar, oder Fremde, via z.B. ein Ehrenamtlicher verein, oder die eigene Familie?

Oder wie ich so ein Person kennt wie in mein Posting #4 und versucht zu helfen...

Vielleicht sollte dies in ein neuer Thread, aber dann wäre die Verbindung mit diese Beispiele nicht mehr da...

Liebe Grüsse
Kim :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben