Mein Sohn will weg vom Papa

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27.05.13
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Hallo,

mein Mann und ich sind jetzt etwas länger als 10 Jahre zusammen. Wir haben drei Kinder im Alter von 6 Jahren , 2,5 Jahren und 10 Monate.

Mein Mann hat vor 2 Jahren den Bauernhof von seinem Bruder(welcher unverheiratet und kinderlos ist) übernommen. Ist auch gereade dabei ein komplett neues Stallgebäude zu errichten(komplett alleine) Nebenbei arbeitet er noch teilzeit im Betrieb meiner Eltern - in welchem auch ich ständig beschäftigt bin. Bis zum letzten Kind eigentlich 5 Tage die Woche - erst jetzt gönn ich mir 2 Tage die Woche zu Hause (natürlich nur sofern nichts dazwischen kommt).
Vor 3 Monaten ist die Mutter meines Mannes verstorben - welche ungefähr 35 Jahre lang an schwerem Rheuma litt. Mein Mann war ein Nachzügler und seine Mutter wurde krank als er ungefähr 7 Jahre alt war. Wir haben uns auch sehr gut verstanden und den großteil der Pflege haben mein Mann und ich übernommen. Vor gut einem Jahr ist sie für 2 Monate Bettlägrig geworden und musste gewickelt werden, welches auch ich und mein Mann übernahmen. Doch sie schaffte es wieder auf die Beine - es hat ihrendwie jeder mit dem Tod gerechnet aber da sie es immer wieder schaffte sich aufzuraffen war er und ist noch immer doch überraschend.
Jetzt ist natürlich noch mein Schwiegervater (86) und mein Schwager (57) auf welche wir schauen müssen (mehr oder weniger).
Das heisst natürlich es lastet eine Menge Verantwortung auf uns.
Der Tag meines Mannes dauert ca. von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr abends.
Und mein Tag ist auch nicht kürzer. Eigentlich haben wir es immer geschafft zu reden, zu lachen und das Leben wenigstens ein bisschen zu genießen.
Bei unserem 1. Kind war er auch der total liebevolle Vater, aber schon bevor unser 2. Kind auf die Welt gekommen ist hat sich etwas an ihm verändert - auch bei unserer Patnerschaft.
Er hatte schon immer ein Problem damit über Probleme zu sprechen und konnte immer schon sehr gut beleidigt sein - aber so ist er nun mal und ich habe ja auch meine Fehler. Aber seit gut einem 1/2 Jahr eskaliert die Situation. Er kommt aus seinem Frust nicht mehr herraus. Mein Sohn leidet fürchterlich - da sein Papa sich überhaupt nicht mehr für ihn interessiert - höchstens schimpft. Ich leide natürlich genauso - er greift mich nicht mehr an, findet kein nettes Wort mehr usw.
Es würden ihm viele Leute bei den Arbeiten helfen, aber er ist so sturr dass er keine Hilfe annimmt. Er will alles alleine schaffen und kommt mit seiner Arbeit doch nicht voran.
So kam es das ich letzte Woche mit den Kindern alleine auf Urlaub fuhr - weil er ist ja unabkömmlich. Aber es ist ja auch egal weil er sich sowieso nicht für uns interessiert, sagt mein Sohn und dass wir beim nächsten Urlaub den Papa wieder zu Hause lassen sollen und Länger bleiben sollen. Das heißt mein Sohn will wieder weg vom Papa.
Das ist jetzt eigentlich der Hauptgrund warum ich hier schreibe - ich merke dass meine Kinder in Gefahr sind was soll ich also machen.
Ich denke er hat das Burnout aber sicher bin ich mir nicht. Dazu müsste er mit einem Arzt reden, aber Hilfe will er keine annehmen - soll ich gehen und ihn einfach in Stich lassen?
Aber ich liebe ihn doch und ich will ihm helfen - nur hab ich Angst dass auch mir mal die Kraft aus geht.

Wäre euch dankbar wenn ihr mir eure Meinung mitteilen könntet
lg claudia

PS sorry für den umfangreichen Text aber nur wenn ihr die Geschichte dahinter kennt denke ich könnt ihr verstehen was ich meine.
 
Bitte Beziehungsprobleme nicht über die Kinder spielen!*
Offenbar gibt es Beziehungsprobleme, das wirkt sich natürlich auch auf das Verhältnis zwischen Kind und Elternteil (egal ob Mutter oder Vater) aus, jedoch ist das „gestörte Verhältnis“ nicht die Ursache sondern „der Anzeiger“.
Wenn jetzt „Mein Sohn will weg vom Papa“ als eventueller Trennungsgrund in den Vordergrund geschoben wird, dann ist das nicht in Ordnung, so etwas belastet Kinder.

*Eishockey kann man über Bande spielen
 
Hallo Claudia,

Du hast die Lösung selber gefunden: "Gehen und ihn iim Stich lassen." Besser kann man's nicht formulieren. Gratuliere zu dieser Einsicht!

Jetzt fehlt nur noch die Frau, die's tatsächlich tut, nicht?

Ein derartiger "Stich" ist eine Chance, aufzuwachen.

"Liebe" ist oft - gerade bei Frauen - ein Grund, nicht zu tun, was frau will und soll.

Meine Mutter war in einer sehr ähnlichen Lage wie Du. Mein Bruder und ich haben sie 2 Jahre lang zur Scheidung gedrängt - um ihretwegen, denn wir waren schon außer Haus. Als sie dann endlich auszug (mit knapp 50), atmete die ganze Großfamilie auf. Und sie entwickelte sich, liebte, arbeitete, machte Musik . . .

Und mein Vater fand eine andere Frau - eine Art Pflegegerin, Betreuerin, Gehilfin bei der Vermeidung von Einsamkeit . . . Wie er es gewollt hatte.

Dir Mut und alles Liebe,
und daß Du Deiner Einsicht treu bleibst,
Windpferd
 
Hallo Jackclaudia,

ich bin immer wieder voller Bewunderung, aber auch Staunen, wieviel manchen Menschen aufgehalst wird oder ist es auch so, daß sie sich so viel aufhalsen?

Ich könnte mir vorstellen, daß bei solcher Überlastung auch von Dir letzten Endes die Partnerschaft auf der Strecke bleibt und jeder nur noch verbissen versucht, irgendwie alles zu bewältigen, was so ansteht. Da fallen Späne - nicht nur beim Stallneubau :eek:).

Drei Kinder + Betreuung + Berufstätigkeit: eigentlich ist das doch ohne Hilfe gar nicht zu schaffen? Deine Kraft ist doch auch nicht unerschöpflich, und Deine Kinder brauchen Dich auf jeden Fall!

Jetzt ist natürlich noch mein Schwiegervater (86) und mein Schwager (57) auf welche wir schauen müssen (mehr oder weniger).

Kannst Du Dir nicht Hilfe holen für die Betreuung des Schwiegervaters? Lebt er alleine oder wie lebt er?
Wieso mußt Du/müßt Ihr den Schwager mit seinen 57 Jahren betreuen? Könnte er nicht eher Euch behilflich sein?

Wenn Dein Mann gar nicht sehen mag/kann, daß die Beziehung zu Dir und den Kindern den Bach herunter geht, dann mußt Du eben ohne ihn handeln, was Du ja mit dem Urlaub ohne ihn auch schon getan hast.
Du könntest ihm eine Art Ultimatum stellen, in dem Du ihm die Wahl läßt, sich auch wieder um die Familie zu kümmern oder aber auf die Familie zu verzichten. Das kann ja zeitlich begrenzt sein. Aber er sollte klar gesagt bekommen, wie die Situation gerade aussieht.
Wenn Du Hilfe brauchst, gibt es die Caritas als Ansprechpartner, Therapeuten, Freunde und Freundinnen usw. - Ich würde an Deiner Stelle alles versuchen, um die Situation zu klären, im Zweifelsfall ohne Deinen Mann.
Für Deinen Sohn, der wohl am schlimmsten leidet, wäre das wahrscheinlich immer noch einfacher und klarer als diese Situation, in der er sich vernachlässigt und nicht geliebt fühlt.

Grüsse,
Oregano
 
Schwieriges Thema :(
In schwierigen Entscheidungsituationen (in der du mMn bist) mache ich es meistens so, dass ich mir klarmache was für Möglichkeiten ich habe. Anschliessend versuche ich mir jeweils vorzustellen wie sieht mein Leben in 5 Jahren aus wenn ich eine diese Möglichkeiten aussuche.
Vielleicht hilft dir diese kleine Übung ein bisschen weiter.
 
Danke für eure lieben unterstützenden Antworten.

War die letzten Tage sehr turbulent.
Ich habe meinen Mut zusammen genommen und meinem Mann erzählt was unser Sohn gesagt hat, darauf hin hat er zu weinen begonnen. Aber ich glaube er ist dadurch auch ein bisschen zu Einsicht gekommen.
Über das alles zu reden fällt ihm nach wie vor schwer, jedoch was mir sehr wichtig ist - er versucht mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, mit ihnen zu reden, zu lachen. Vor allem das Lachen ist wichtig das es wieder zurückkommt. Ich bin nach wie vor überzeugt dass Lachen die beste Medizin ist.

Auch wir sind uns die letzten Tage wieder näher gekommen - man sieht das er sich wirklich bemüht und ich versuche auch sehr entspannt und positiv auf ihn zuzugehen.

Ich liebe ihn und wir haben 3 wundervolle Kinder miteinander - ich bin kein Mensch der schnell aufgibt und ich hoffe (vor allem nach den letzten Tagen) das wir diese Situation meistern.

@ lupuscamp - ich glaube du hast da etwas falsch verstanden.
Meinem Sohn fehlte die Zuneigung seines Vaters - selbst als wir nach einer Woche Urlaub ohne Papa wieder nach Hause kamen - war mein Mann nicht imstande zu zeigen, dass wir ihm fehlten bzw. dass er sich freute seine Kinder und mich wieder zu haben.
Ich gebe dir recht wir haben dadurch ein Bezieungsproblem, aber ich würde nie vor meinen Kindern schlecht über ihren Vater sprechen und schon gar nicht meine Probleme auf sie abwälzen.
Nur die Reaktion meines Sohnes zeigte mir dass wir uns alle an einem Punkt befinden an welchem wir handeln müssen. Wie auch immer - und wenn eine Trennung der einzige Weg ist um ihn wieder zurückzubekommen dann soll es so sein. Ich hoffe wir schaffen es jedoch anders
 
Hallo jackclaudia,

Guten Morgen :)

da ich gleich wegmuss, habe ich deine Antwort nur überflogen - ich bin sehr froh, dass Du dich gemeldet hast....und ich freue mich, dass etwas in Bewegung kam. Ich finde es hört sich erst mal gut an.

Eine andere userin hat mal geschrieben, dass Ihr Euch vielleicht Hilfe bei Euren vielen Aufgaben holen könntet - ich fände das eine gute Idee.

Es wäre doch schade, wenn Ihr es nicht schaffen würdet. ...

Bis dann, einen weniger turbulenten Tag wünsche ich, mondvogel
 
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Hallo Claudia! Es ist gut, dass Dein Mann sich wieder mehr Mühe gibt...ABER es ist wichtig, dass sich dauerhaft etwas ändert. Das Gefühl zu haben für den anderen nicht mehr wichtig zu sein, nur noch funktionieren zu müssen, nicht mehr gewollt zu werden - Du schreibst er greift Dich nicht mehr an - ist zermürbend und kann auf lange Strecke zum Tod der Liebe führen. Es läßt sich viel ertragen und meistern mit Liebe...aber ohne? Versuche Euch zu entlasten. Ich sehe auch nicht, dass ein 57jähriger grundsätzlich betreut werden muss. Er könnte mit entlasten. Verabrede Dich mit Deinem Mann, als Ehepaar und macht ein paar Stunden etwas zusammen, was Euch gut tut. Und auch die Aktivitäten als Familie und zwischen Vater und Kindern sollten geplant werden. Mach Deinem Mann klar, dass es anders bleiben und noch besser werden muss und sage ihm auch, dass Du Angst um Eure Beziehung hast. Er sollte nie sagen könnten "Ich wusste ja nicht, wie schlimm es steht..."
Viel Glück!
 
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