Lithium ist vor allem für seine stimmungsstabilisierende Wirkung bei der Behandlung der bipolaren Störung bekannt. Aufgrund seines engen therapeutischen Fensters (0,5-1,2 mM Serumkonzentration) ist die Behandlung mit Lithium mit einem Stigma behaftet, da bei therapeutischen Dosen unerwünschte Wirkungen auftreten können. Mehrere Studien haben jedoch gezeigt, dass Lithiumdosen, die unter der bei der Behandlung bipolarer Störungen verwendeten therapeutischen Dosis liegen, nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Körper positive Auswirkungen haben können. Die aktuelle Literatur zeigt, dass niedrig dosiertes Lithium (≤0,5 mM) für die kardiovaskuläre, muskuloskelettale, metabolische und kognitive Funktion sowie für Entzündungs- und Antioxidationsprozesse im alternden Körper von Vorteil sein kann. Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass niedrig dosiertes Lithium eine ähnliche und manchmal synergistische Wirkung auf diese Systeme ausübt. Die vorliegende Übersichtsarbeit fasst diese Erkenntnisse zusammen und konzentriert sich dabei auf den potenziellen Nutzen von niedrig dosiertem Lithium für den Alterungsprozess und altersbedingte Erkrankungen dieser Systeme, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Sarkopenie, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, Alzheimer-Krankheit und den als Inflammaging bekannten chronischen Entzündungszustand. Obwohl die Wirkung von Lithium im Gehirn bereits umfassend untersucht wurde, ist die Untersuchung des potenziellen Nutzens von Lithium, insbesondere in niedriger Dosierung, noch relativ neu. Diese Übersicht soll daher mögliche mechanistische Erkenntnisse für die künftige Forschung auf diesem Gebiet liefern.