Was wäre eigentlich, wenn der Strom jetzt längerfristig ausfällt? Ich kriege mit, daß es immer häufiger zu Ausfällen kommt, noch sind sie kurz, aber was wenn...?
Ist genug vorgesorgt oder haben wir dann den Gau?
Zitat von Therakk]erster Gedanke war: na da werden sie wohl schon vorgersorgt haben, sind ja Profis.
zweiter Gedanke war: siehe Fukushima
Hallo Nischka und Therakk,
wenn Ihr befürchtest ein Stromausfall würde einen AKW-Gau verursachen, so denke ich, daß das bei einem Stromausfall z.B. in einem Ort, Stadt, kaum passieren kann.
Alle AKW haben meines Wissens Notstromaggregate zum Betreiben der Wasserpumpen, die das Kühlwasser heranholen. Man müsste aber die Konstruktionspläne haben, um zu erfahren, ob hier zwei Kühlkreisläufe, zweite Notwasserpumpen, zweite Generatoren usw. installiert sind.
Die Siedewasserreaktoren sind insoweit gefährlicher, weil hier das Kühlwasser radioaktiv verseucht wird, während bei den Druckwasserreaktoren ein Kreislauf kühlt und radioaktiv ist, während der zweite diesen kühlt aber nicht kontaminiert wird. Letzteres wird behauptet, allerdings bin ich da skeptisch, wenn dann aber eine geringere Kontamination.
In Europa holt man das Wasser aus den Seen und Flüssen, daher müßte schon eine extreme Dürre eintreten oder extreme Hitzewelle, damit das Wasser nicht ausreicht oder zu warm ist, um die Kühlfunktion zu erfüllen.
Fällt der Strom aus, können Pumpen und Kühlung mit Notaggregaten daher noch recht lange weiter laufen. Und sollte es ganz dick kommen, können die Reaktoren noch abgeschaltet werden. Hier kommt es dann darauf an, daß die Betreiber wenigstens etwas Verantwortungsbewußtsein zeigen (und daran darf man zweifeln!

) und die Abschaltung früh genug einleiten, denn soweit mir bekannt, dauert dieser Vorgang 6-7 Stunden.
Geschieht der Stromausfall ohne weitere Katastrophe, sollten im Notfall auch Pumpen, Batterien, Notstromaggregate relativ schnell herbei zu schaffen sein. Das ist der Vorteil eines Industrielandes... Irgendwo stehen bestimmt welche.
In Fukushima - Siedewasserreaktoren (weil sie billiger sind) kamen ja gleich viele Ereignisse auf einen Schlag zusammen: Erdbeben zerstörte Gebäude und Wasserleitungen. Tsunami setzte die Generatoren, Notstromaggregate und Pumpen unter Wasser, weil sie nur 5m über dem Meeresspiegel eingebaut waren. Kühlung fiel schlagartig aus, das Wasser im Reaktor verdampfte, Brennstäbe konnten nicht eingefahren werden, deren Zirkonhüllen zerbrachen. Abklingbecken liefen aus. Selbst als sie da einiges ersetzten, die geborstenen Leitungen im Reaktorgebäude und Wasserleitungen konnten nicht repariert werden. Dennoch eingepumptes Wasser lief aus den Leitungen oder verdampfte bevor es den Kern erreichte. Die Schäden waren zu groß, die Radioaktivität durch die Brüche sehr stark - da konnte kaum einer arbeiten. Dann kamen noch die Wasserstoffexplosionen hinzu.
Da das europäische Festland nur von sehr leichten Erdbeben heimgesucht wird, zumindest D, F, Benelux, kann sich solch ein Vorgang hier kaum wiederholen, auch Tsunamis haben wir nicht.
Wahrscheinlich kommt es eher darauf an, wie scharf die Sicherheit betrachtet wird. Seit der damaligen Ausstiegsvereinbarung und auch jetzt bei der neueren, wurden die Sicherheitsvorschriften immer mehr gelockert und in die fast alleinige Verantwortung der Betreiber gelegt. Ich denke, daß hier die größte Gefahr lauert. Wie sicher sind die Anlagen aus technischer Sicht überhaupt? Eins ist möglich: wurde zu sehr geschlurt, verschleppt, kann eine unglückliche Verkettung von Ereignissen letztlich zu einem Supergau führen. Aber ein Stromausfall alleine bewirkt das wohl nicht. Aber meist kommt ja ein Unglück nicht allein, sondern mindestens im Dreierpack!
Die EU hatte zwar kürzlich eine Sicherheitsüberprüfung aller EU AKWs durchführen lassen und prompt wurde veröffentlicht, die deutschen AKWs wiesen weniger Mängel auf als jene anderer Länder. Was von der EU und insbesondere von der deutschen Regierung und Presse und deren Wahrheitsliebe zu halten ist, das wissen wir. Es könnte sich auch genau anders herum verhalten, sagen würde uns das aber niemand.
Nun, ich wohne nur 60 Km von Cattenom entfernt, das sind gleich VIER Pannenreaktoren, ich habe bei Vorbeifahrten bisher nur einmal alle Vier laufen sehen, meist sind es nur einer oder zwei, viel seltener drei.
Wegen Stromausfall würde ich mir keine Sorgen machen, ganz abgesehen von der Tatsache, daß das Panikmache ist. Die Betreiber der AKWs schüren diese Angst im eigenen Interesse. Wir haben 8 AKWs auf einen Schlag in kurzer Folge abgeschaltet. Es hat keinen einzigen Blackout gegeben weil Überkapazitäten vorhanden waren und sind. D exportiert auch jetzt noch Strom in das europäische Verbundnetz und kann natürlich aus den gleichen Quellen bei Bedarf auch welchen importiern, z.B. aus Frankreich. Falls es irgendwo zu Ausfällen kommt, gehe ich jede Wette ein, daß diese von den AKW-Betreibern selbst und ganz bewußt herbei geführt wurden, um für sich Stimmung zu machen.
Trotz Atomstrom kommt es hier in F häufiger zu Stromausfällen - marode Verteilerstationen und vor allem die oberirdischen Stromleitungen in ländlichen Gebieten, bei Sturm oder Schneelast geht irgend etwas kaputt. Einmal im Winter brauchten sie 3 Tage für die Reparatur und da funktionierte weder Heizung, Herd, Warmwasser, Licht.
Also warm anziehen, sich einen kleinen Kocher auf einer Gasflasche besorgen, dto Gaslampe, notfalls mit dem Auto spazieren fahren, um sich gründlich aufzuwärmen... Dazu viele Kerzen, sich auf die Couch oder ins Bett begeben mit dicken Decken, gutes Buch... So gut ging es vielen unserer Vorfahren nicht! Solches Zubehör sowie Taschenlampen, auch solche mit Kurbel-Akku habe ich und würde sie jedem empfehlen, besonders auf dem Lande, wo sich wie hier die Füchse auf der Hauptstraße gute Nacht sagen! Billigen Sprit, 40 Ltr. aus L habe ich immer hier, man weiß ja nie...
Und das Positive darf man sicher auch sehen:
Stromausfall ALLEIN wäre fast so schön wie die autofreien Sonntage in den 70ern - nur möglichst nicht zur kältesten Zeit. Keiner kann mehr arbeiten, da heute alles elektronisch, elektrisch läuft - Urlaub auf Firmenkosten. Die meisten Verkehrsmittel stünden still, auch Zapfsäulenpumpen laufen elektrisch - wieder Raum zum spazieren gehen ohne Auspuffgase, Mobilfunkmasten können ohne Strom nicht strahlen - sich gesund fühlen dürfen, keine dumm machende Glotze - stattdessen wieder lange interessante Gespräche und Mensch-ärgere-dich-nicht spielen, keine nächtliche Festbeleuchtung - wir sehen wieder den mit Sternen übersäten Himmel, wie ich hier jede Nacht, denn ab 1:00 Uhr sind sogar die wenigen Straßenlaternen aus und die Sterne funkeln einen fröhlich an! :bier:
Gruß,
Clematis23