Jeder Ärger ein Lehrstück

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Die folgende Einstellung zu meinen Mitmenschen hat mir viel geholfen bzw. hilft mir nach wie vor:

Alle Mitmenschen, die mich auf irgend eine Art verärgern, kann ich auch als Bereicherung sehen. Ich kann sie sozusagen wie Lehrer für bestimmte Fachrichtungen betrachten, welche mich dazu bringen, meine eigene Entwicklung voranzutreiben.
  • Wenn jemand unhöflich zu mir ist, dann ist er wie ein Coach in Sachen Toleranz für mich.
  • Wenn jemand unpünktlich ist, dann ist er wie ein Coach in Geduld für mich.
Das geht in die Richtung des folgenden guten Spruchs:
Wenn Du die Umstände nicht ändern kannst, dann ändere die Perspektive

Ihr wisst sicher, auf was ich hinaus will und kennt bestimmt weitere Beispiele ...

Gruss, Marcel
 
Darf es auch Ärger nicht auf Menschen bezogen sein? Denn da hätte ich vor kurzem erst etwas erlebt.

Ich hatte immer ein Auto, letztes Jahr ging es dann Schlaf auf Schlag, erst ein selbst unverschuldeter Unfall, dann sollte es repariert werden, dann gab es einen Platten, dies wurde behoben. Anschließend setzte die Batterie aus usw.
Das alles hat mich sehr geärgert und es kam mir schon so vor, als sollte es nicht sein, das ich mein Auto wieder in Gang bekomme, ich wollte mich aber nicht dauernd ärgern.

Also hab ich das ganze mal aus einem anderen Blickwinkel angesehen, wenn ich kein Auto habe, laufe ich ja viel mehr - dadurch hab ich mehr Bewegung, sehe viel mehr Dinge, hab mehr Zeit zum nachdenken etc.
Mittlerweile gefällt es mir viel zu laufen und ich nutze diese "Spaziergänge" für mich positiv und habe mit meinem Auto abgeschlossen und eine Lektion gelernt :)

VG
 
Ich mache es so ähnlich wie Marcel, wobei ich noch besonders meine nächsten Verwandten "im Blick" habe.
Wenn mir Reaktionen - besonders meiner Eltern - nicht gefielen/gefallen, sage ich mir immer: "Schau es dir genau an, das steckt auch in dir, also pass auf, damit du nicht so wirst. (Ich gehe davon aus, dass Verhaltensweisen durch meine Erziehung, durch das Vorleben von meinen Eltern, durch Vererbung vielleicht auch, irgendwo in mir abgespeichert sind und durchaus zu Tage kommen können.)

LG ADo
 
hallo

mir fällt folgender spruch ein, den wohl die meisten kennen.

Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

ich habe schon länger erkannt, dass personen einen den schatten spiegeln. aber bei manchen, über die ich mich besonders ärgere, muss ich ganz schon tief graben. ich dachte, von dem habe ich keine versteckten anteile in mir. pustekuchen. wer suchet, der findet.
das schöne dabei. der ärger verschwindet, weil man doch nachsicht mit sich hat. das hatte wolfgang so schön in einem anderen tread erklärt(finde ihn jetzt nicht).
eins mache ich aber, wenn ich mich zu sehr über jemanden ärgere(chancen gebe ich schon), die konsequenzen ziehen und mehr darauf hören, was mir gut tut. zuviel ärger jedenfalls nicht.ein bischen ärger muss sein, da man ja noch lernen muss.
mir fällt noch was ein.

deine feinde sind deine freunde. sie zeigen dir deine schwächen.

und wer die schwächen erkennt, kann sie stärken. damit wir vollständig werden.

jesus sagte, liebe deine feinde.

früher habe ich das nicht verstanden. es wurde einfach daher gesagt und nicht erklärt.

liebe grüsse sabrina
 
Perspektivwechsel

Wenn mich etwas ärgert (oder jemand) kann ich mir auch die Frage stellen: Was löst das aus, wie kommt es, dass ich mich jetzt so fühle - sprich: ärgere?
Ist es sinnvoll, dass ich michärgere? Ist das die dem Anlass entsprechende Situation? Wei bewerte ich sie und: kann ich sie gegebenenfalls anders bewerten?

:babyisst:
Beispiel: Ich füttere mein Baby oder Kleinkind, es bekleckert mich mit Spinat: Worüber und warum ärgere ich mich?
Über das Kleinkind? Über meine Unvorsichtigkeit? Über den Spinat?
Oder ist es sinnvoller eine Haltung an den Tag zu legen wie: "Wer Babys mit Spinat füttert wird grünfleckig werden, das liegt in der Natur der Sache!"
 
Das Baby-Spinat-Fütterungsbeispiel gefällt mir. Ich denke, der Ärger ist in dem Fall vor allem darin begründet, daß man sich vor dem Füttern nicht genügend bedeckt hat, obwohl man das doch schon kennt ..
idee_012.gif
 
Hallo Sabrina, Dein Beitrag hat für mich einen fast poetischen Charakter. Übrigens steht der Spruch in einem Bilderrahmen auf meinem Schreibtisch.

Genau, die eine Seite ist Nachsicht, und was Du und León vielleicht auch sagen wollten: die andere Seite ist für mich Verantwortung. Je mehr Verantwortung ich in meinem Leben für mich (und möglichst auch andere) übernehmen konnte, je besser ging es mit - einhergehend damit, mich zu lieben mit allen Schwächen und Fehlbarkeiten.

Allen noch einen schönen Tag

Wolfgang
 
Uta schrieb:
Das Baby-Spinat-Fütterungsbeispiel gefällt mir. Ich denke, der Ärger ist in dem Fall vor allem darin begründet, daß man sich vor dem Füttern nicht genügend bedeckt hat, obwohl man das doch schon kennt ..
idee_012.gif

Aha, so geht es D I R also damit!
Siehst du, und ich würde mich in solch einer Situation gar nicht ärgern!
(Siehe bitte mein "Motto" im Profil), denn wer ein Baby füttert, der muss mit dem Schlimmsten rechnen :))) das weiß ich nicht erst seit der Pflege meiner Tochter!
Aber mir ging es nur um ein Beispiel!
 
Siehst du, und ich würde mich in solch einer Situation gar nicht ärgern!
Vielleicht ist es gerade DAS, sich erst garnicht ärgern.

OK, manchmal lässt es sich garnicht verhindern das Ärger in einem hochsteigt, aber meistens nehme ich viele Dinge sehr locker wo andere schon am durchdrehen sind.

Also, entpannt an die Sache herangehen, das nächste Mal könnte man selber in der Situation sein und zB zu spät kommen.
 
Ärger hat für mich auch einen Aspekt der Ohnmacht:

im Außen - am Bederkesaer See wurde kürzlich ein Waldstück abgeholzt, teils über 200 Jahre alte Buchen und Eichen. Ich (und die anderen Bürger) wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das beschäftigte mich ein paar Wochen, vor allem war ich sauer wegen der Vorgehensweise: Tatsachen schaffen. Dann war ich sauer wegen der folgenden zwiespältigen Argumentationen, wegen anderer Begleiterscheinungen blieb ich sauer. Dann eine Zeitungsmeldung über den geschädigten Wald: besonders Eichen und Buchen sind betroffen.

Im Innen - Tatsachen waren geschaffen, ich kenne die Politik, ich kenne die brachiale Natur der Menschen, ich weiß, man kann sich gegen zerstörerische Absichten. Unsinn und Ungerechtigkeit nicht wehren. Trotzdem überkam mich ein Gefühl der Verlorenheit durch das Bewußtsein: im Rücken desjenigen, der einen Baum pflanzt, werden drei abgeholzt. Das geschieht, auch wenn ich Leserbriefe schreibe, meditiere, für die Bäume bete usw.

Was kann ich daraus lernen? Früher sagte ich ich gerne: ärgere dich nicht über A, der Schaden, den er anrichtete, ist schlimm genug. Heute bin ich dankbar, daß mein Herz durch die Entwicklungen noch nicht ganz platt getreten ist und ich mich noch ärgern kann. Und darüber bin ich froh.

Wolfgang
 
Dass einen so ein Vorfall nicht kalt lassen soll, ist verständlich und menschlich. Aber der Übergang von gewissen Gefühlen, Gedanken zu körperlich wahrnehmbarer Belastung ist für mich schon ein Unterschied. Und da kann ich solcher Belastung keinen Nutzen mehr abgewinnen.
Ich denke, man muss sich eine dicke Haut zulegen, welche solche Ereignisse soweit abschwächt, dass sie einen körperlich nicht angreifen. Aber natürlich nicht so eine dicke Haut, dass es einen komplett kalt lässt. Auch dies somit eine Gratwanderung, wie sovieles im Leben ...

Gruss, Marcel
 
Das sehe ich auch so. Tatsache ist doch: Ein "Guter" Mensch lebt in einer "Schlechten" Welt - der Ärger ist vorprogrammiert. Viele Menschen wurden phlegmatisch (depressiv?), andere aggressiv, andere flüchten. Aber erst durch "ständige Übung" manifestiert sich etwas Ärgerliches, Verwirrendes und Furchterregendes. Gebietet der Geist keinen Einhalt, rutscht der Konflikt auf die nächste Ebene, die Psyche - kann die nicht regulieren/vermitteln/integrieren, rutscht der Konflikt auf die schwächste, die körperliche Ebene.

Ds ist eine Theorie, Marcel, um evtl. zu helfen, bei der Gratwanderung nicht abzustürzen.

Gruß Wolfgang
 
Gebietet der Geist keinen Einhalt, rutscht der Konflikt auf die nächste Ebene, die Psyche - kann die nicht regulieren/vermitteln/integrieren, rutscht der Konflikt auf die schwächste, die körperliche Ebene.

Und ich glaube, dass Du damit goldrichtig liegst. Womit wir mitten in den psychosomatischen Erscheinungen sind. So mancher würde somit wirklich gut daran tun, sich die dicke Haut zu schaffen und manches daran abprallen lassen.

Gruss, Marcel
 
Darf ich meine Sicht noch mal etwas genauer beschreiben: derzeit leben wir mit dem "Schlagwort Psychosomatik". Für mich ist die Psyche ein neutrales Element, das einen geistigen Konflikt zwecks Lösung/Regelung/Auflösung in den körperlichen Bereich transportiert - und körperlich nicht nur als Abbild von Krankheit, sondern auch und gerade wird auf der existentiellen Ebene Verhalten demonstriert, das eben nicht psychisch, sondern geistig determiniert ist. Unsoziales Verhalten zum Beispiel hat mit Psyche (als Ursache) nichts zu tun, es ist eine geistige (mentale) Angelegenheit.

Was den Ärger betrifft bin ich der Meinung, daß eine Schutzmauer errichten (Dickes Fell) viel zu viel Energie verbaucht, um diese aufrecht zuerhalten. Ich plädiere dafür, den Ärger an der Wurzel auszureißen, also die Ursache dafür zu suchen.

Gruß Wolfgang
 
Heute erlebte ich eine kleine Geschichte. Eine Kassiererin im Supermarkt (fällt mir gerade auf - wieso eigentlich "Super"?) hatte mir vorgestern zum dritten Mal eine aggressive Reaktion mit auf den Weg gegeben. Warum sie mich, seit sie vor ein paar Monaten da anfing, einfach duzte, ich weiß es nicht. Jedenfalls beschloß ich, dem Ärgernis ein Ende zu bereiten. "Frau R.", sagte ich, "ich möchte ihnen das Sie anbieten, weil mir ihre Aggressivität zu heftig und zu persönlich wurde".
Ob der vorprogrammierte Ärger sich damit erledigte weiß ich zwar nicht, aber meinen Teil dazu konnte ich im Vorfeld beitragen.


Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich von diesem Thema und wünsche

Allen Alles Gute Wolfgang
 
ich ärgere mich am meisten über meine eigenen fehler und schwächen. lernen tu ich aber nix daraus – ich mache immer wieder genau die gleichen fehler. obwohl ich mir jedesmal ganz fest vornehme, dass das nächste mal alles ganz anders wird.

kennt ihr das auch, und was kann man dagegen machen?
 
Hast du schon mal versucht, dir eine deiner "misslungenen" Situationen umzudenken? Wie hätte es laufen sollen, damit du mit dir zufrieden bist?
Wenn du das einige Male durchdenkst und vlt. auch für dich durchspielst, könnte es beim nächsten Mal besser klappen.
Kommt eine völlig neue Sit. kanns natürlich wieder schiefgehen. Aber nur Mut. Irgendwann hast du so ziemlich jede Lebenslage geübt. Du musst dir da nur klar werden, wie du etwas willst.
LG
 
herta schrieb:
ich ärgere mich am meisten über meine eigenen fehler und schwächen. lernen tu ich aber nix daraus – ich mache immer wieder genau die gleichen fehler. obwohl ich mir jedesmal ganz fest vornehme, dass das nächste mal alles ganz anders wird.

kennt ihr das auch, und was kann man dagegen machen?

Warum ärgerst du dich so über dich? Sei nett zu dir selber wie zu jedem anderen Menschen. Einen anderen Menschen würdest du für das gleiche Verhalten sicher nicht so heftig kritisieren. Mir hilft bei Fehlern fast immer die Erkenntnis, dass ich mich doch schließlich sehr bemüht habe, es aber eben aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt hat. Ich versuche mir selbst irgendwie Trost zuzusprechen, wie ich das mit jamnd anders auch machen würde. Klar ist es ärgerlich, die gleichen Fehler mehrmals zu machen, aber du bist auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen, der sich aber Mühe gibt. Vielleicht bist du einfach noch nicht soweit, es besser hinzubekommen.

Also sei nett zu dir. Vielleicht schöpft du aus der Liebe zu dir selber auch die Kraft, irgendwann doch mal den Mut zu haben, etwas anders zu machen, was du jetzt noch nicht schaffst.

Anne
 
sabrina schrieb:
Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
liebe grüsse sabrina

Oh ja!!!! So einfach und doch so schwer.

Und noch was anderes dazu:
Wenn ich mich recht beobachte, kann ich mich gar nicht so wirklich ärgern. Dinge, die mich eigentlich ärgern müssten, machen mich eigentlich nur unheimlich traurig. Eher ein Gefühl der Ohnmacht. Mein Mann meint, ich solle doch besser mal richtig schreien, dann ist der Ärger raus... Klappt bei mir nicht. ich bin ein Mensch mit permanent niedrigen Blutdruck, da geht so was wahrscheinlich nichtt;)
Ja es gelingt mir aber auch recht oft, dem Ärger etwas Konstruktives abzugewinnen. Wenn der Anschlusszug weg ist, suche ich mir eben möglichst rasch eine Gaststättte und esse was Schönes, wozu sonst keine Zeit gewesen wäre, während jemand anderes bestimmt die ganze Wartezeit vor sich hin schimpft, dass der Zug doch problemlos die zwei Minuten noch hätte warten können. Was ist da nun gesünder...? Wer weiß.
Ich kann mich jedenfalls nicht gar so sehr schnell ärgern, liegt nicht in meinem Naturell.
Ich bin die Enkelin meiner Oma;) Vor vielen Jahren besuchten wir sie mal in ihrer furchtbar heruntergekommenen Altbauwohnung, aus der sie einfach auf keinen Fall raus wollte. Sie erzählte mir sofort mit dem strahlensten Lachen, dass ihr Sohn ihr gestern eine wunderbare Taschenlampe mitgebracht hat. Die kann sie nun immer anmachen, wenn die Elektrik mal wieder ihren Geist aufgibt und sie im Dunkeln steht und hat dann wunderbares Licht.:freu: Die Erfahrung, meine Oma ( eine echte Lebenskünstlerin) gekannt zu haben, hat mich sicher gelehrt, vieles nicht so wichtig zu nehmen. Ja man hätte den Ärger, sofern er bestand, an der Wurzel packen können, was in dem Fall bedeutet hätte, Elektrik raus (war in der Wohnung unmöglich) oder die Oma raus.. Oder eben das Beste draus machen.

Das waren meine verschiedenen Gedanken zum Thema Ärger.Ich gebe zu sehr bodenständige...

Anne
 
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