Themenstarter
- Beitritt
- 07.09.09
- Beiträge
- 14
Liebe LeserInnen dieses leider sehr noetigen Forums,
ich weiss nicht genau, wie ich diese Bitte um Rat einordnen soll. Darum versuche ich es zunaechst mal in der Rubrik Erste Hilfe.
Mein Sohn ist 25. Mit 8 Jahren kamen die Kopfschmerzen. Zunaechst nur bei direkter Sonneneinstrahlung. Seitdem er 11 ist, sind die Kopfschmerzen nie wieder zurueckgegangen. Keine Minute. Auf der bekannten 10er-Skala stuft er sie bei 8 ein; die Intensitaet steigt immer noch an. Er beschreibt sie als eine Art Gummimembran in seinem Kopf, die staendig vor dem Zerreissen steht. Die Schmerzen sind symmetrisch zwischen den Schlaefen und haben sich im Laufe der Jahre etwas nach vorn verschoben. Manchmal, wenn er
laengere Zeit am Computer gesessen hat, hat er wohl auch "normale" Kopfschmerzen. Im Vergleich seien sie gar nichts, sagt er. Er kann durchschnittlich nur 4-6 Stunden schlafen. Als Folge seiner Beeintrachtigung hat mein Sohn sein Physikstudium aufgeben muessen.
Mein Sohn ist ansonsten koerperlich top-fit. Er hat nie geraucht, getrunken oder Drogen genommen. Er nimmt auch keinerlei Schmerzmittel, weil sie allesamt - von einfachen Mittelchen bis hin zur schweren Opiaten - keinerlei
Effekt auf seine Kopf- oder andere (zu Testzwecken kuenstliche) Schmerzen hatten. (Aber er spricht auf lokale Anaesthesie beim Zahnarzt an.) Seine Feinmotorik ist sehr gut entwickelt, und seine geistigen Faehigkeiten liegen ueber dem Durchschnitt von Universitaetsabsolventen.
Es gibt anscheinend nichts, das ihm auch nur kurzzeitig eine leichte Linderung verschaffen koennte. Ernaehrung, Getraenke, Klima- und Umgebungswechsel, Massage, Akupunktur, Psychotherapie mit und ohne Hypnose, verschiedene Heilpraktiker, Entspannungsuebungen, autogenes Training usw. bewirken absolut gar nichts.
Sein Gebiss ist in Ordnung, die Amalgamfuellungen ausgetauscht, das Sehen ist ohne Beeintrachtigung, Blutuntersuchungen zeigen keine Belastungen mit Giftstoffen oder andere Anomalien. Das EEG ist normal. Computertomographie hat ein kleines (doppeltes) Adenom an der Hypophyse entdeckt, das jedoch nach Einschaetzung von mehreren ausgewiesenen Experten bedeutungslos ist. Die Blutdurchflussrate ist normal. Stoffwechsel, Appetit, Herz und Kreislauf sind ohne Auffaelligkeiten. Sein Gleichgewichtssinn und seine
Reaktionsgeschwindigkeit sind eher ueberdurchschnittlich. Das Gedaechtnis ist exzellent. Er hat kaum je eine ernsthaftere Infektionskrankheit gehabt. Allerdings hat er sich als Jugendlicher (12-14 Jahre) vermutlich
Pfeiffersches Druesenfieber zugezogen, das ihn fuer ca. ein Jahr geschwaecht hat. Neuzeitliche Untersuchungen auf Spaetfolgen zahlreicher Zeckenbisse im Kindesalter erbrachten nichts. Er hatte keinen Unfall.
Wetter, Temperatur, koerperliche Aktivitaet, Stress und andere bekannte Faktoren wirken sich nicht negativ aus.
Vielleicht das Bestialischste an den Schmerzen ist eine kaum vorstellbare Empfindlichkeit meines Sohns gegenueber den leichtesten Spuren von bestimmten Geruechen: Alkohol, Rauch aller Art, Loesungsmittel in
Lacken, Kunststoffen, Klebstoffen etc., Teer. Innerhalb 5 Minuten koennen sie den Schmerzpegel extrem steigern, ohne ihre Natur zu aendern. Etwa 20 Minuten nach dem Ende des Geruchseinflusses kehrt der vorherige
Schmerzpegel zurueck. Sein Geruchssinn ist auch sonst extrem: z.B. kann er in einem Blumenladen die Duefte saemtlicher Blumen ganz klar trennen, und er kann mindestens ein Dutzend verschiedener Steine (einschliesslich
Ziegel, Beton, Wegplatten etc.) an ihrem Geruch unterscheiden, besonders wenn sie nass sind. Aber Blumen, Steine, und andere natuerliche Stoffe beeinflussen seine Kopfschmerzen nicht; auch nicht, wenn sie unschoen sind.
Mein Sohn ist zudem extrem sensitiv gegenueber Geraeuschen, die eine regelmaessig wiederkehrende Struktur beinhalten. Dazu gehoert das Rauschen von einer weit entfernten Autobahn ebenso wie das Ticken einer
Armbanduhr (selbst in einem Gartenlokal) oder der Motor eines Kuehlschranks in einem Nachbarraum. Der Einfluss auf die Kopfschmerzen ist nur indirekt, aber doch stark, weil die Periodizitaet die Konzentration stoert, mit der er sich von ihnen ablenkt. Das Quietschen von Schienenfahrzeugen wirkt noch staerker. Auf der Autobahn hoert er bei so ziemlich jedem LKW ein Quietschen der Bremsen auch waehrend der Fahrt. Das
Hochfrequenzpfeifen von Neonroehren, Bildschirmen mit klassischer Bildroehre und Marderabwehrgeraeten (in Autos) ist schlimm fuer ihn.
Als 10-Jaehriger konnte er die Gespraeche aller 20-30 Kinder im Schulbus simultan verfolgen und getrennt speichern. Diese Faehigkeit hat sich jetzt weitgehend verloren. Aber ich erwaehne sie dennoch, weil sie ein weiterer Hinweis darauf ist, dass es meinem Sohn schwer faellt, Sinneseindruecke zu filtern. Er nimmt immer alles auf einmal wahr. Darum ist es z.B. denkbar, dass die Schmerzen erst bei der Reizverarbeitung im Gehirn entstehen, d.h., es liegt kein primaeres Schmerzsignal vor.
Wer weiss von aehnlichen Faellen? Ich habe das Web intensiv durchpfluegt, bin aber auf kein wirklich vergleichbares Krankheitsbild gestossen (vielleicht weil viele nur unvollstaendig beschrieben sind? - Daher meine vielen Worte, fuer die ich um Nachsicht bitte.). Es ist die absolute, scheinbar durch nichts zu beeinflussende Permanenz der Schmerzen, die einen diagnostischen und therapeutischen Ansatz so extrem schwer macht.
Diverse i.a. renommierte Neurologen haben keine Hypothese entwickelt, die ueber den Rat "Treiben Sie Sport" (mein Sohn ist sportlich!) hinausgegangen waere.
Eine Idee, die mir durch Fragen auf Foren-Übersicht • DGK - Forum gekommen ist, dreht sich um Umweltgifte: Mein Sohn spricht sehr schnell auf extrem geringe Konzentrationen an. Andererseits geht der Grundschmerz nie weg, auch nicht bei wochenlangen Aufenthalten in ganz anderen Gegenden. Kann es daher sein, dass bei meinem Sohn der Abbau und die Ausscheidung von Giftstoffen stark retardiert sind? Oder produziert sein Stoffwechsel gar Giftstoffe? Wo und wie koennte man so etwas objektiv testen lassen?
Eine andere Frage: Ist es denkbar, dass man einen Patienten wie meinen Sohn fuer eine Zeit in ein kuenstliches Koma versetzt und auch die kuenstliche Ernaehrung besonders kontrolliert, um zu sehen, ob die Grundschmerzen dadurch zurueckgehen?
Ich waere fuer Hinweise unbeschreiblich dankbar.
Dietrich.
ich weiss nicht genau, wie ich diese Bitte um Rat einordnen soll. Darum versuche ich es zunaechst mal in der Rubrik Erste Hilfe.
Mein Sohn ist 25. Mit 8 Jahren kamen die Kopfschmerzen. Zunaechst nur bei direkter Sonneneinstrahlung. Seitdem er 11 ist, sind die Kopfschmerzen nie wieder zurueckgegangen. Keine Minute. Auf der bekannten 10er-Skala stuft er sie bei 8 ein; die Intensitaet steigt immer noch an. Er beschreibt sie als eine Art Gummimembran in seinem Kopf, die staendig vor dem Zerreissen steht. Die Schmerzen sind symmetrisch zwischen den Schlaefen und haben sich im Laufe der Jahre etwas nach vorn verschoben. Manchmal, wenn er
laengere Zeit am Computer gesessen hat, hat er wohl auch "normale" Kopfschmerzen. Im Vergleich seien sie gar nichts, sagt er. Er kann durchschnittlich nur 4-6 Stunden schlafen. Als Folge seiner Beeintrachtigung hat mein Sohn sein Physikstudium aufgeben muessen.
Mein Sohn ist ansonsten koerperlich top-fit. Er hat nie geraucht, getrunken oder Drogen genommen. Er nimmt auch keinerlei Schmerzmittel, weil sie allesamt - von einfachen Mittelchen bis hin zur schweren Opiaten - keinerlei
Effekt auf seine Kopf- oder andere (zu Testzwecken kuenstliche) Schmerzen hatten. (Aber er spricht auf lokale Anaesthesie beim Zahnarzt an.) Seine Feinmotorik ist sehr gut entwickelt, und seine geistigen Faehigkeiten liegen ueber dem Durchschnitt von Universitaetsabsolventen.
Es gibt anscheinend nichts, das ihm auch nur kurzzeitig eine leichte Linderung verschaffen koennte. Ernaehrung, Getraenke, Klima- und Umgebungswechsel, Massage, Akupunktur, Psychotherapie mit und ohne Hypnose, verschiedene Heilpraktiker, Entspannungsuebungen, autogenes Training usw. bewirken absolut gar nichts.
Sein Gebiss ist in Ordnung, die Amalgamfuellungen ausgetauscht, das Sehen ist ohne Beeintrachtigung, Blutuntersuchungen zeigen keine Belastungen mit Giftstoffen oder andere Anomalien. Das EEG ist normal. Computertomographie hat ein kleines (doppeltes) Adenom an der Hypophyse entdeckt, das jedoch nach Einschaetzung von mehreren ausgewiesenen Experten bedeutungslos ist. Die Blutdurchflussrate ist normal. Stoffwechsel, Appetit, Herz und Kreislauf sind ohne Auffaelligkeiten. Sein Gleichgewichtssinn und seine
Reaktionsgeschwindigkeit sind eher ueberdurchschnittlich. Das Gedaechtnis ist exzellent. Er hat kaum je eine ernsthaftere Infektionskrankheit gehabt. Allerdings hat er sich als Jugendlicher (12-14 Jahre) vermutlich
Pfeiffersches Druesenfieber zugezogen, das ihn fuer ca. ein Jahr geschwaecht hat. Neuzeitliche Untersuchungen auf Spaetfolgen zahlreicher Zeckenbisse im Kindesalter erbrachten nichts. Er hatte keinen Unfall.
Wetter, Temperatur, koerperliche Aktivitaet, Stress und andere bekannte Faktoren wirken sich nicht negativ aus.
Vielleicht das Bestialischste an den Schmerzen ist eine kaum vorstellbare Empfindlichkeit meines Sohns gegenueber den leichtesten Spuren von bestimmten Geruechen: Alkohol, Rauch aller Art, Loesungsmittel in
Lacken, Kunststoffen, Klebstoffen etc., Teer. Innerhalb 5 Minuten koennen sie den Schmerzpegel extrem steigern, ohne ihre Natur zu aendern. Etwa 20 Minuten nach dem Ende des Geruchseinflusses kehrt der vorherige
Schmerzpegel zurueck. Sein Geruchssinn ist auch sonst extrem: z.B. kann er in einem Blumenladen die Duefte saemtlicher Blumen ganz klar trennen, und er kann mindestens ein Dutzend verschiedener Steine (einschliesslich
Ziegel, Beton, Wegplatten etc.) an ihrem Geruch unterscheiden, besonders wenn sie nass sind. Aber Blumen, Steine, und andere natuerliche Stoffe beeinflussen seine Kopfschmerzen nicht; auch nicht, wenn sie unschoen sind.
Mein Sohn ist zudem extrem sensitiv gegenueber Geraeuschen, die eine regelmaessig wiederkehrende Struktur beinhalten. Dazu gehoert das Rauschen von einer weit entfernten Autobahn ebenso wie das Ticken einer
Armbanduhr (selbst in einem Gartenlokal) oder der Motor eines Kuehlschranks in einem Nachbarraum. Der Einfluss auf die Kopfschmerzen ist nur indirekt, aber doch stark, weil die Periodizitaet die Konzentration stoert, mit der er sich von ihnen ablenkt. Das Quietschen von Schienenfahrzeugen wirkt noch staerker. Auf der Autobahn hoert er bei so ziemlich jedem LKW ein Quietschen der Bremsen auch waehrend der Fahrt. Das
Hochfrequenzpfeifen von Neonroehren, Bildschirmen mit klassischer Bildroehre und Marderabwehrgeraeten (in Autos) ist schlimm fuer ihn.
Als 10-Jaehriger konnte er die Gespraeche aller 20-30 Kinder im Schulbus simultan verfolgen und getrennt speichern. Diese Faehigkeit hat sich jetzt weitgehend verloren. Aber ich erwaehne sie dennoch, weil sie ein weiterer Hinweis darauf ist, dass es meinem Sohn schwer faellt, Sinneseindruecke zu filtern. Er nimmt immer alles auf einmal wahr. Darum ist es z.B. denkbar, dass die Schmerzen erst bei der Reizverarbeitung im Gehirn entstehen, d.h., es liegt kein primaeres Schmerzsignal vor.
Wer weiss von aehnlichen Faellen? Ich habe das Web intensiv durchpfluegt, bin aber auf kein wirklich vergleichbares Krankheitsbild gestossen (vielleicht weil viele nur unvollstaendig beschrieben sind? - Daher meine vielen Worte, fuer die ich um Nachsicht bitte.). Es ist die absolute, scheinbar durch nichts zu beeinflussende Permanenz der Schmerzen, die einen diagnostischen und therapeutischen Ansatz so extrem schwer macht.
Diverse i.a. renommierte Neurologen haben keine Hypothese entwickelt, die ueber den Rat "Treiben Sie Sport" (mein Sohn ist sportlich!) hinausgegangen waere.
Eine Idee, die mir durch Fragen auf Foren-Übersicht • DGK - Forum gekommen ist, dreht sich um Umweltgifte: Mein Sohn spricht sehr schnell auf extrem geringe Konzentrationen an. Andererseits geht der Grundschmerz nie weg, auch nicht bei wochenlangen Aufenthalten in ganz anderen Gegenden. Kann es daher sein, dass bei meinem Sohn der Abbau und die Ausscheidung von Giftstoffen stark retardiert sind? Oder produziert sein Stoffwechsel gar Giftstoffe? Wo und wie koennte man so etwas objektiv testen lassen?
Eine andere Frage: Ist es denkbar, dass man einen Patienten wie meinen Sohn fuer eine Zeit in ein kuenstliches Koma versetzt und auch die kuenstliche Ernaehrung besonders kontrolliert, um zu sehen, ob die Grundschmerzen dadurch zurueckgehen?
Ich waere fuer Hinweise unbeschreiblich dankbar.
Dietrich.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: