Hohe Selbstmord-Rate bei Ärzten

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Ein Artikel in der Bild am Sonntag vom 06.01.08

Gießen - Die Selbstmordrate unter Ärzten ist etwa doppelt so hoch wie die in der Allgemeinbevölkerung, so die Ergebnisse einer Befragung der Uni Gießen.
Grund: Viele Mediziner leiden offenbar unter den Folgen ihrer beruflichen Belastung. So rauchen Mediziner zwar weniger Zigaretten oder nehmen illegale Drogen als die Allgemeinbevölkerung. Jedoch trinken sie mehr Alkohol, nehmen öfter Opiate (Beispiel Morphin) oder bestimmte Beruhigungsmittel sogenannte Benzodiazepine.


Liebe Grüße
Anne S.
 
...

Die Gründe für die zunehmende Selbstmordneigung unter den Medizinern
sind bisher kaum erforscht. Liegt es womöglich am härteren Kampf ums
Geld? Mäulen hält das für denkbar: "Wegen finanzieller Pleiten musste
sich früher keiner von uns umbringen, da ging es eher darum, wohin
mit der vielen Kohle." Heute äußern Mediziner, die sich kurz vor dem
Bankrott wähnen, immer häufiger Selbstmordabsichten.

Eine weitere Erklärung: Viele Ärzte vernachlässigen ihr Privatleben.
Sie verausgaben ihre Kräfte und ihr Engagement für Patienten und
Karriere; doch zu Hause führen sie eine emotional verarmte Beziehung.
Mäulen: "Aus klinischer Sicht habe ich selten so viele asexuelle Ehen
in einem Berufsstand gesehen wie bei den Ärzten."

Wenn es in der Beziehung nicht mehr weitergeht, verlieren viele
Mediziner den Boden unter den Füßen - wie im Mai 1995 im Fall des
international renommierten Münchner Augenchirurgen Jürgen-Hinrich G.,
der sich nach einer Auseinandersetzung mit seiner Frau mit dem
Revolver in den Mund schoss.

Bei anderen reicht schon die Dauererschöpfung im Job, um den
Lebensnerv zu ruinieren. Die durchschnittliche Arbeitszeit deutscher
Ärzte liegt bei 54 Stunden pro Woche. Jeder dritte Mediziner ist nach
einer repräsentativen Umfrage vom vergangenen Jahr mit seiner
Lebensqualität unzufrieden. Die große Mehrzahl würde den eigenen
Kindern dringend vom Heilberuf abraten.

Nicht wenige flüchten sich in die Sucht: Rund 20 000 deutsche
Mediziner sind nach Schätzungen von Experten suchtkrank. Mehr als die
Hälfte von ihnen ist laut Matthias Gottschaldt, Leitender Arzt an
einer Spezialklinik im Schwarzwald, alkoholabhängig. Fast jeder
dritte von ihnen braucht sogar gleichzeitig Alkohol und Medikamente,
um am Arbeitsplatz bestehen zu können - Alarmsignale, die eine
überdurchschnittliche Selbstmordneigung plausibel machen.

Vom Job überfordert fühlen sich vor allem junge Assistenzärzte an den
Krankenhäusern, die nach dem Studium brutal im Klinikalltag
aufwachen. Jeder zehnte fühlt sich laut einer aktuellen Studie durch
schwierige Patienten wie Krebskranke überfordert. Jeder dritte
Anästhesist reagiert hilflos bei der Behandlung chronischer
Schmerzpatienten. Und jeder fünfte Gynäkologe in der
Facharztausbildung kann mit depressiven Patientinnen nicht umgehen.
Kein Zufall also, dass es unter Jungmedizinern vor allem in der
schwierigen ersten Berufsphase zu Suiziden kommt.

Aber auch bei erfahreneren Kollegen geschieht es, dass sie an den
psychischen Belastungen im Klinikalltag zerbrechen. Den Berliner
Psychiater Peter N. etwa zermürbte die Arbeit als Chefarzt im
Maßregelvollzug: Er könne den Menschen in der U-Bahn nicht mehr in
die Augen sehen, schrieb er in seinen letzten Aufzeichnungen, wenn
von ihm therapierte Straftäter rückfällig werden und wieder ein
Verbrechen begehen.

Mit Kollegen sprach der als warmherzig geltende Mediziner fast nie
über seinen inneren Zwiespalt. Im Alter von 45 Jahren erhängte er
sich in seiner Kreuzberger Wohnung.

Noch am Tag vor seinem Freitod hatte er, nach außen hin fröhlich, an
einem Kindergeburtstag teilgenommen.
Mediziner-Selbstmorde

So ganz befriedigend finde ich diese Erklärungen für die hohe Selbstmordrate nicht. Denn auch Firmenleiter, Sozialpädagogen und andere Berufler sind ähnlichem Stress ausgesetzt wie Ärzte. Trotzdem bringen sie sich offensichtlich nicht so oft um.
Also muß der Frust - denke ich - bei Ärzten größer sein. Sind die Erwartungen an den Beruf vielleicht von vorneherein unrealistisch? Und kommt daher dann die Enttäuschung und die Kraftlosigkeit?

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta!

Wenn ich sehe, was die Ärzte so alles bei uns in der Klinik leisten müssen, únd dazu noch die hohe Verantwortung ihres Berufes, da kann ich schon verstehen, das sich da so manche überfordert fühlen.

Zumal ja heutzutage die Krankenkassen extremen Druck machen in Bezug auf Therapie der Patienten, Verweildauer etc.
Dann ist heutzutage für alles eine Dokumentationspflicht, sprich, die Ärzte müssen endlosen Papierkram bewältigen ...

Privatleben haben da viele kaum eines, bei den Arbeitszeiten ...

Lieber Gruss
Karin
 
Vielleicht liegt die Selbstmordrate bei Ärzten deshalb höher als in anderen Berufen, weil sie quasi mit Leben und Tod zu tun haben - und möglicherweise weder ihren Patienten noch ihrem Privatleben gerecht werden können. Und dann noch dem Druck von Krankenkassen und Pharmaindustrie ausgesetzt sind...

Viele Ärzte sind mittlerweile nicht mehr bereit, gesetzlich Versicherte zu behandeln, weil sie wichtige und notwendige Untersuchungen von den Kassen nicht bezahlt bekommen und deshalb ihre Patienten ihrer Krankheit entsprechend nicht mehr unterstützen bzw. behandeln können. Ich weiss von einem Arzt, der in besonders schwierigen Fällen umsonst gearbeitet hat.

Natürlich gibt es auch die Gutverdienenden (es hält sich das Gerücht, dass da die Gerätemedizin eine Rolle spielt...), dennoch sollte man auch die Ärzte nicht vergessen, die ihren Beruf als das sehen, was er sein sollte: eine Berufung.

Liebe Grüsse,
uma
 
Ich muss an dieser Stelle mich outen:

mein Vater ist (war) ein Arzt.
Vor kurzem ist er im Alter von 89,5 Jahren an Altersschwäche gestorben.

Mein Vater hat Jahrzehnte in einem Krankenhaus (nicht in Deutschland) für Schwerkranke mit Vergiftungen (Radioaktivität, Gasunfälle, Selbstmordversuche u.ä) gearbeitet.

Er war immer sehr traurig, wenn er einen Patienten verlören hat.
Sein einziges Ziel war, jedem Patienten zu helfen und vom Tod zu retten.

Dr. Daunderer erinnert mich an meinen Vater.

Was die andere Ärzte in Deutschland betrifft, bin ich der Meinung, dass die meisten davon helfen wollen. Wenn aber dieses nicht immer geht (aus welchen Gründen auch immer) werden sie frustriert und so kommt es vermutlich zu unerwünschten Handlungen.

goldi
 
Ja, genau das vermute ich auch goldi.
Ich stelle mir vor, dass Ärzte sozusagen über Leben oder Tod entscheiden können. Würden sie bei einer Operation auch nur einen kleinen Fehler machen, könnte der Mensch sterben. Eine falsche Behandlung und der Mensch ist tot.
Klar - es ist nicht unbedingt ihre Schuld, aber wie leicht geschieht es, dass man sich für einen Fehler verantwortlich fühlt, obwohl es nicht der eigene war?
Nicht alle Ärzte können mit einer solchen Verantwortung umgehen, nicht alle können Beruf und sonstiges Leben voneinander trennen.
Wenn ihnen dann ständig vor den Augen schwebt, wie viele Menschen vielleicht schon wegen ihnen gestorben sind, weil sie ihnen zum Beispiel nicht helfen konnten, kann das zermürbend sein. Ärzte sind einem solchen Leistungsdruck ausgesetzt, den sie sich vielleicht sogar selbst machen, dass sie eines Tages plötzlich nicht mehr können. Da braucht es nur einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, und dann ist fertig.
Einige versuchen mit Alkohol diese Schuld zu verdrängen, und so gibt es auch viele Suchtfälle.

Wobei, die Selbstmordrate hat in den letzten Jahren in allen Gesellschaftsschichten zugenommen... Also ist es irgendwie logisch, dass auch mehr Ärzte nicht mehr können...
 
Wenn ein Arzt in eine med. Maschinerie eingebunden ist, die zumindest teilweise aus Lug und Trug besteht, kommen bei manchen wahrscheinlich auch mit der Zeit Gewissenskonflikte, Hilflosigkeits- und Machtlosigkeits-Gefühle auf. Ich glaube, dass mangelnde Wahrheit, Wahrhaftigkeit, ein Gewissen, dass zum Schweigen gebracht werden muss, in eine gefährliche Sackgasse führen können.

Leider ist mir dies`vor einigen Tagen in einem Spital sehr deutlich geworden. Eine Ärztin hat mir leid getan, weil sie der Spital-Hierarchie unterworfen war und nicht nach eigenem Wissen und Gewissen handeln konnte; eine andere Ärztin habe ich der fahrlässigen Gleichgültigkeit bezichtigt und würde es sofort wieder tun.
 
Ja Kathy, das Thema kenne ich leider auch sehr gut aus meiner Zweitausbildung als Psychiatriepfleger. Du schreibst:
Eine Ärztin hat mir leid getan, weil sie der Spital-Hierarchie unterworfen war und nicht nach eigenem Wissen und Gewissen handeln konnte;
Als ich mich dann bei jeder Handlung innerlich immer fragen musste/sollte, ob ich das nun darf/soll geriet ich in ein enormes Spannungsfeld und wurde beinahe Krank. Ich weiss nun, wie man Menschen krank machen kann/ krank werden können und die Schulleitung mitsamt ihren Schergen hat das voll durchgezogen und ihre Machtposition voll missbraucht und mich mit Drohungen total unter Druck gesetzt!!!
Als ich das alles einmal dem SRK in Bern (Oberaufsicht) erzählte, konnten die das fast nicht glauben und sie bestätigten mir, dass das nicht in Ordnung war, was da alles gelaufen ist.
Weil ich die Ausbildung zu Ende führen wollte, musste ich schweigen.......

Umgekehrt hatte ich von Patienten sehr schöne Feetbacks, zB: meine Betreuung (ich als Schüler -mit über 40 Jahren - in Ausbildung!!!) hätte ihr mehr gebracht als die von Ärzten und Diplomiertem Personal....
und das sagte nicht nur eine Person zu mir...
 
Ja Kathy, das Thema kenne ich leider auch sehr gut aus meiner Zweitausbildung als Psychiatriepfleger. Du schreibst:
Als ich mich dann bei jeder Handlung innerlich immer fragen musste/sollte, ob ich das nun darf/soll geriet ich in ein enormes Spannungsfeld und wurde beinahe Krank. Ich weiss nun, wie man Menschen krank machen kann/ krank werden können und die Schulleitung mitsamt ihren Schergen hat das voll durchgezogen und ihre Machtposition voll missbraucht und mich mit Drohungen total unter Druck gesetzt!!!
Als ich das alles einmal dem SRK in Bern (Oberaufsicht) erzählte, konnten die das fast nicht glauben und sie bestätigten mir, dass das nicht in Ordnung war, was da alles gelaufen ist.
Weil ich die Ausbildung zu Ende führen wollte, musste ich schweigen.......

Umgekehrt hatte ich von Patienten sehr schöne Feetbacks, zB: meine Betreuung (ich als Schüler -mit über 40 Jahren - in Ausbildung!!!) hätte ihr mehr gebracht als die von Ärzten und Diplomiertem Personal....
und das sagte nicht nur eine Person zu mir...

Hallo Pius

dein Dilemma kann ich voll und ganz nachvollziehen. Am Ende des Gespräches hat man mir noch empfohlen, einen Psychiater aufzusuchen. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass ich dort die einzige vernünftige, klar-denkende und aufrichtige Person anwesend war. :D

Gruss
Kathy
 
Bestimmt sind viele junge Ärzte am Anfang ihrer Berufslaufbahn noch hoch motiviert. Wenn Sie dann erst in die Maschinerie und Tretmühle eingebunden sind und merken, dass man in unserem Gesundheitswesen kaum seine Ideale verwirklichen kann, kommt die Hilflosigkeit und Machtlosigkeit wie es Kathy auch schon beschrieben hat.
Und dann setzt bei vielen auch Gleichgültigkeit ein.


Liebe Grüße
Anne S.
 
Ist das aus statistischer Sicht eigentlich eine schlechte Sache, wenn Ärzte Selbsttötung begehen? Immerhin belegen Statistiken - weniger Ärzte (z.B. Ärztestreiks), weniger Tote (Patienten). Kurz - gestorben wird so oder so - nur wen es denn trifft... da ist viel menschliche Tragik drin.
Einfach mal rechnerisch gefragt. Ist hier ein Selbstregulativ am Werk?

Selbstverständlich sehe ich auch die Menschenschicksale die dahinter stecken - ob Arzt oder Patient oder deren Familien.

Kann es sein, dass die heutigen medizinischen Verfahren vielleicht doch nicht so stimmig sind und Fundamentales übersehen, missachtet, verneint wird?:eek:)
 
Ja, das gibt einem schon zu denken.....

Ich las einmal von einer Studie (USA), in der festgestellt wurde, dass Ärzte am längsten von allen Berufsgattungen zögern, einen Kollegen aufzusuchen, wenn sie bei sich KREBS vermuteten. Ist das wohl, weil sie wissen, was auf sie zukommt, wenn sie sich in die Medizin-Maschinerie begeben; obwohl sie selbstverständlich anders behandelt werden(psychologisch gesehen) als andere Patienten.
 
Hi,

ich hatte mal eine Bekannte die auf einer Station für Schwerstkranke gearbeitet hat. Sie war damals etwa 25 Jahre alt und hatte den Beruf bereits ca. 8-9 Jahre ausgeübt. Zu der Zeit als ich sie kennenlernte war sie dauernd krank. Husten, Schnupfen, Grippe - und das fast durchgehend. Sie erklärte mir damals, dass das die Folge des Ausübens ihres Berufs sei, es fällt ihr psychisch zunehmend schwerer und der Körper reagiert eben mit extremer Abwehrschwäche. Soweit ich mitbekommen habe hat sie nicht lange danach ihren Beruf an den Nagel gehängt.

So stelle ich mir das genauso mit Ärzten vor. Irgendwann wird der psychische Druck zu groß, niemand kann das einfach so verarbeiten. Und wahrscheinlich sieht man Ärzte am allerwenigsten bei einem Psychiater, gibt es da vielleicht sogar eine Statistik?


LG

Heather
 
BURNOUT BEI ÄRZTEN
Ärzte gehören zu den Spitzenreitern, was Burnout angeht. Etwa 25 % aller niedergelassenen Ärzte und 20 % aller Ärzte in Krankenhäusern haben Burnout in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Burnout ist damit zu einem Flächenbrand im Gesundheitswesen geworden. Übrigens sind ebenso viele Krankenschwestern und –pfleger betroffen.

Ihr Burnout ist dabei vielen nicht klar. Sicher, ihnen fällt auf, dass sie eine veränderte Stimmung haben, aber mit Burnout bringen sie das lange Zeit nicht in Verbindung. Das liegt auch daran, dass Burnout gerade im Anfangsstadium (Habe ich Burnout?) sehr schwer zu diagnostizieren sein kann. „Es“ fühlt sich noch zu gut an.

Ärzte sind darauf trainiert, sich um andere zu sorgen und die eigene Person in den Hintergrund zu stellen. Nicht selten wird auch heute noch eine inhaltlich und zeitlich nahezu unbegrenzte Hingabe vom Arzt erwartet. Auch das ist ein Grund für ihr Burnout ...
BURNOUT BEI ÄRZTEN

Das geht in die gleiche Richtung wie die späte Diagnose von Krebs, finde ich.
Ich denke aber auch, daß jemand, der Arzt werden möchte (genau so wie jemand, der Lehrer werden möchte), sich von vornherein klar darüber sein sollte, daß das ein Knochenjob ist, der nicht nur körperlich sondern auch psychisch sehr viel, oft auch zu viel, fordert.
Vielleicht liegt die Selbstmordrate auch deshalb so hoch, weil bei Ärzten zwar die Abitursnote und die Studiennoten eine große Rolle spielen, nicht aber die körperlichen und psychischen Voraussetzungen für genau diesen Beruf?

Gruss,
Uta
 
Aber gehen da - wie so oft im Leben - Vorstellung und Wirklichkeit nicht gar sehr auseinander? "Überleben" tut doch letztendlich der, der sich in der tagtäglichen Wirklichkeit zurechtfindet - unabhängig davon, was er sich einst vorgestellt hat.

Derzeit scheint es mir eh, als ob das Verhältnis von Hobelspähne zu Werkstück immer mehr zu Gunsten der Hobelspähne kippt. Ist das vielleicht natürliche "Erosion"?
 
hallo,

"Ärzte sind darauf trainiert, sich um andere zu sorgen und die eigene Person in den Hintergrund zu stellen. Nicht selten wird auch heute noch eine inhaltlich und zeitlich nahezu unbegrenzte Hingabe vom Arzt erwartet. Auch das ist ein Grund für ihr Burnout ..."

das ist sicher ein teil, der zu der belastung im job führt. wenn ihr dann nur mal hier im forum querlest, welch unterschiedliche meinungen vertreten werden, und daraus soll dann mit all den anderen dingen, die hier nie besprochen werden, ein schuh werden,...

"Ich denke aber auch, daß jemand, der Arzt werden möchte (genau so wie jemand, der Lehrer werden möchte), sich von vornherein klar darüber sein sollte, daß das ein Knochenjob ist, der nicht nur körperlich sondern auch psychisch sehr viel, oft auch zu viel, fordert.
Vielleicht liegt die Selbstmordrate auch deshalb so hoch, weil bei Ärzten zwar die Abitursnote und die Studiennoten eine große Rolle spielen, nicht aber die körperlichen und psychischen Voraussetzungen für genau diesen Beruf?"

das ist prinzipiell richtig, nur: wann kommt es denn zur "berufswahl",... als teenager, mit illusionen und träumen,... dann kommt das studium,... in dem medizin noch viel länger weit weg vom patienten als in der zahnmedizin,...
und wie sieht der alltag eines "allgemeinarztes" denn aus? kann er das, was er -so denke ich zumindest- mal wollte, helfen und heilen? oder muss er haupsächlich krankmeldungen ausfüllen und rezepte ausstellen? und wehe, er geht auf die ursachen ein,....
also hier den anspruch zu stellen, man muss sich da vorher drüber im klaren sein,... ist aus meiner sicht nicht haltbar

wie sollten denn die körperlichen und psychischen veraussetzungen definiert werden? - ich nehm wieder die diskussionen hier auf,... es würde kein "einheitliches" bild geben,...

und da es aus dem obigen zitat auch die krankenschwestern und pfleger betrifft, .... vielleicht ist dieser beruf doch einfach ne wirklich heftige herausforderung?

einen grund kann ich schon angeben, ... das wissen um das "wie" und das "was" dabei geschieht, ist bei ärzten sicher größer

gruss fm:)
 
Nicht nur die Selbstmordrate ist unter den Ärzten (und anderen "helfenden Berufen") besonders hoch, sondern auch die Quote der Suchterkrankungen
fachschaft.web.med.uni-muenchen.de/home/synapse/syn-47/tabu.html
und sonstiger psychischer Auffälligkeiten https://www.hvbg.de/d/bia/pro/pro1/pdf_pro/pr9215_d.pdf .

Dies ist seit über zwanzig Jahren bekannt. Groß geändert hat sich wohl nicht viel, außer dass auch Ärzte heute weniger rauchen, als früher!

Gesellschaftsproblem Sucht

www.laekb.de/40/30Gebiete/65Suchtmedizin/merkblatt.pdf

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Mir sagte ein Arzt, dass ANGST eine grosse Rolle spielt.

Angst vor Irrtum? Angst vor Nicht-Wissen? Angst, Grenzen zuzugeben? Das ist alles sehr traurig, denn niemand hat das Recht vom Arzt Vollkommenheit zu erwarten; und es wäre so viel einfacher, wenn man EHRLICH miteinander kommunizieren könnte.

Gruss
Kathy
 
Dabei wär`s doch so einfach. Der Arzt, der von seinem weißen Wolkenthron der Allwissenheit heruntersteigt und ehrlich sagt, ihre Beschwerden können von dem, den oder den kommen. Wir können nur ausprobieren, was ihnen am besten helfen könnte. Das ewige Vorgeben Bescheid zu wissen, ohne dass das zutrifft, zermürbt.

Viele Grüße, Horaz
 
Das sehe ich auch so wie Horaz.
Ich würde nie Vollkommenheit von einem Arzt verlangen, leider ist es doch so, dass die meisten Ärzte sich ach so vollkommen und fehlerfrei darstellen.
Anregungen und Mitreden vom Patienten wird gleich als Kompetezüberschreitung
an gesehen.
Teilweise schaffen Sie sich damit auch selbst den Druck.

Liebe Grüße
Anne S.
 
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