Das Martinsfeuer
von Hermann-Josef Jung
Immer zu der Martinszeit
sind Kinder, Eltern und Feuerwehr hocherfreut,
wenn dort droben auf den Höh'n
weit das Martinsfeuer ist zu sehn.
Dafür ist doch nichts zu teuer.
Vivat hoch dem Martinsfeuer!
Ja, das ist ein alter Brauch,
denn man will bekunden auch,
daß weit und breit kein schöneres Feuer
als bei uns in Monreal,
dem.Bürgermeister ist hierfür nichts zu teuer
koste es was es wolle, ganz egal,
darum singen alle heuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer.
Lohstangen, Reisig, dürre Ginster,
Stroh, Papier, manch alte Finster,
Reifen, Pappe, Kiefernholz,
ja, das Feuer macht uns stolz,
alles hier wird aufgebaut,
manches wird davon geklaut,
doch es kling durch das Gemäuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer.
8 Tage, manchmal mehr,
fährt Müllech Karl
das Zeug hierher
"Ich wollt se ließen mich endlich in Roh,
als ob sich sonst hät näist ze don!",
man den Karl oft stöhne hürt:
"Be mir en de Schul säin jange,
han mir os Feuer selber geschürt!
Ka Schullehrer säist de mi wäit und brat,
nur mech alter Dölpes, ich säin et bald lad.
Bo heut doch alles es zu deuer,
na ja, mir es et och ega1,
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!"
Zwei Rentner kommen des Weges entlang
und sehn sich das Schauspiel an.
Brixius Ton und der Engelbert aus em Olle,
sie bleiben stehen und fangen an zu schmolle.
"Hast da u sos näist zu don?“
fängt der Ton an zu schreie,
"mach endlich dat Mäuerschje am Hexetur fertig,
Mensch Meie“
Der Engelbert ist sehr erbost:
"Wat uns dat noch alles kost,
dofür bezahlen ich doch kaan Steuer,
steck et an, dat Scheiß-Mertesfeuer!"
Am Martinstage war es doch soweit,
das Feuer stand da stolz und breit,
als ob es nie würd' abgebrannt
mittags um 12 Uhr kam der 1. Feuerwehrmann angerannt.
Der Oberoberfeuerwehrmann,
der Nikela, sah sich alles an.
Denn er, das müßt ihr wissen,
fühlt sich betrogen und beschämt,
wenn jemand ihm das Amt abnähmt.
Denn als Feuerwerker Nr. Eins
ist er bekannt, sogar bis Mainz.
Da gilt es: zu inspizieren, zu intervenieren,
zu integrieren, zu manipulieren, zu jonglieren,
zu explodieren, zu avisieren, zu benzinieren
bis alles seine Ordnung hat:
Vivat, vivat, vivat!
Ja, heute singt und klingt die Heuer,
es lebe hoch, das Martinsfeuer.
Nachmittags um 1/2 3 kam Feuerwerker Nr.Zwei
Bruder Otto, auch vorbei:
"Hier fehlt noch Stroh, da ein Stück Zunder,
ha, wie der brennen wird, der alte Plunder!"
3 Kanister Benzin gleichmäßig verteilt
das gibt ein Feuer, das leuchtet weit,
bis hinauf zum Burggemäuer,
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!
Tatü, tata, Fritz der Feuerwehrhäuptling,
der ist auch schon da.
Fritz inspiziert und spricht zu Herbert "König":
Wir haben noch Benzin zu wenig,
hopp, hopp, nimm 2 Kanister hier,
mach schnell, es sind 1/2 vier.
Nun kommt auch Erich aus der Nier.
Auch Robert, der kommt angerannt und hält
die Pechfackel in der Hand.
Nur Gerd vom Schäfereienhof, der spricht:
"Ech säin doch net doof, wo es der Bill
vom Bahnhof nur, et säin jeläich schun 16 Uhr!
Fort, mir jin ane trinke nur!
ja, heute wird's die Gemeinde teuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!
Das war das Stichwort, wie der Blitz
sind alle zur Ulla Schleicher hingeflitzt.
Verlassen steht das Feuer da,
ja, es ist fertig, hipp, hipp, hurra!
Und in´ner guten Stunde
erscheint in froher Runde
der Kinder frohe Schar,
dann brennt das Feuer wunderbar!
Ach hätte man doch nur bedacht,
daß manchem Schaden Freude macht,
man hätt' das Feuer gut bewacht.
Ein paar Knäblein kamen angewetzt
und haben sich ans Feuer gesetzt.
Neugierig hatten Sie`s gesehen,
was zuvor hier war geschehen.
Denn, wer ein richtiger Junge will sein,
der steckt seine Nase überall hinein.
Auch Streichholz hat er stets zur Hand,
wie`s weitergeht, ich bin gespannt.
Ingo, Stefan, Guido, Ralf,
Werner, David, ob man das darf?
Wer traut sich, man konnt`es aus den Gesichtern lesen,
wer hat den Mut, das wär in Monreal noch nie dagewesen!
"Was sollen wir hier untätig herumsitzen
spricht einer von den Helden,
"Wenn nachher die Feuerwehr kommt,
dann haben wir ja doch nichts mehr zu melden!"
Und eh du richtig hingesehen,
schon ist es geschehen:
Eine mächtige Stichflamme schießt empor,
so hoch und hell, wie nie zuvor,
ergreift das Stroh und Altpapier
und auch 'ne alte Scheunentür
Es fängt zünftig zu brennen an,
die Jungenherzen haben Spaß daran
und singen: " Seht nur, wie ungeheuer,
vivat hoch, dem Martinsfeuer!
Der Krombire Pitte aus der Höhnegass,
och en Mann, der alles waas,
staht für der Dür, is half am penne,
guckt in die Nier und säit et Mertesfeuer brenne:
„Donnerwetter, et säin doch erst 5 Uhr,
bat machen de met dem Feuer nur?
„Soh, Wern“, er zum Bürgermeister spricht,
„säin de Feuerwehrmänner net janz dicht?
Sieh nur den hellen Schein,
dat kann doch nur dat Mertesfeuer sein!"
"Bat dat nur soll", fängt der Bürgermeister an zu schänne
"häi bestimmen immer noch ech,
wann dat Feuer hat ze brenne!“
Schon kümmt der Ustech Ton anjeloff,
et wor jerod Vollmond
und er half besoff.
"Habt ihr et schun gesehn,
ich könnt mech richtig freue,
et brennt, et brennt et Mertesfeuert"
Dat wor dem Bürgermaster doch zu viel,
"Dat will ech sehn, do fohren ech hin!"
Unterwegs ihm Schwabs Gottfried über den Weg rennt,
"Hast de et schun gesehn, et Mertesfeuer brennt!"
Bat gibste, bat haste de Nier eroff,
tatsächlich, et Feuer, dat war anjestoch
De Päns waren noch am schreie:
"Vivat hoch, dem Mertesfeuer!“
Ludwigs Willi, och en decke Bauer,
kümmt des Wegs und säit de Trauer,
Er ist ein Mann von Tat,
der weiß sich zu helfe
und gibt dem Schöffen folgenden Rat:
"Ich hab noch trockenes Stroh in der Scheuer,
dat schaffen ech eroff,
dann gibt es ein 2. Mertesfeuer.
Und obendrauf ist dat net half su deuer,
Vivat hoch, dem Mertesfeuer!
Gesagt, getan! 23 Beusche Stroh of den Wagen,
und bat gibste, bat haste, eroff gefahren.
Bersems Willi kom och noch vorbei,
im Nu war dat 2. Feuer fertig - heisa, juchhei!
Und Schnürerummels Gisela war am schreie:
„Vivat hoch, dem Martinsfeuer"
Kaum wor dies Feuer anjestoch,
do kom och schun der Merteszuch.
St. Martin bzw. St. Martina
sitzt auf dem Roß, so stolz wie Ustech Fina.
Auch die Monrealer Blaskapelle
ist wie immer schon zur Stelle.
Denn mit mancher flotten Weise
begeistert sie dich und mich und nicht nur alte Greise.
Der Dirigent ganz vorne steht,
nach seinen Stock sich alles dreht
Und hinten an, da kommen fein
die lieben, lieben Kinderlein.
Mit Rummele, selbstgemachten, gebrauchten,
bunten, neuen und gekauften Fackeln
nahet das Laternenheer
und leuchtet hoch zum Sternenmeer.
Sie singen: " Rabummel, rabammel, rabim,
das Feuer, das ist hin.
Rabammel, rabimmel, rabom,
et brennt schun säit ner Ston!
Rabummel, rabimmel, rabammel,
was ist das für ein Gammel,
Rabammel, rabimmel, rabeuer,
vivat hoch, dem Martinsfeuerl
So endet die Geschichte von der Ich
heute hier berichte:
Kindert Eltern, Feuerwehrt ärgerten
sich überhaupt nicht mehr.
Was so unheilvoll begonnen
ist zuletzt im Sand zeronnen.
Nur frohe Gesichter konnt` man sehn,
von der Feuerwehr, den Kindern, der Blaskapelle
und vom Bürgermeister -
man kann es ja verstehen.
Vergessen war der große Schreck,
vergessen aller Heckmeckmeck,
vergessen all' das viele Schaffen:
Die Monrealer konnten wieder beruhigt schlafen.
Ja, uns allen würd' das Leben viel zu schwer,
hätten wir nicht die Feuerwehr.
Nachts um 2
oder woren et 1/2 3
sein de Kameraden ham jeloff,
se hatten all' got jefreß und jesoff,
ech hüren heut den Fritz noch schreie:
"Dat wor et schönste Mertesfeuerl"
Und die Moral von der Geschicht`:
Ein Feuer allein, das reicht uns nicht!
Ja, glücklich ist die Gemeinde zu preisen.
die 2 Martinsfeuer hat aufzuweisen.
Und nächstes Jahr, ich bin gespannt,
Welches Martinsfeuer zuerst wird abgebrannt?www.koblenz.de/sehenswertes/erlebt/hjj1.htm