Herbst-Gedichte

Herbst

Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblüh'n
Dünkt mir dein sanftes Glüh'n.

Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh'.

Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht:
Daß es zu Ende geht.

(Ferdinand von Saar 1833-1906)

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Die Malve

Wieder hab ich dich gesehen
blasse Malve! Blühst du schon?
Ja, mich traf ein schaurig Wehen
All mein Frühling welkt davon
Bist du doch des Herbstes Rose
der gesunkenen Sonne Kind
bist du starre, düftelose
deren Blüten keine sind.

Ludwig Uhland
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Hallo Kaba,

ein sehr schönes Gedicht und ein ebenso schönes Foto, finde ich!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Herbst auf der ganzen Linie

Nun gibt der Herbst dem Wind die Sporen.
Die bunten Laubgardinen wehn.
Die Straßen ähneln Korridoren,
in denen Türen offenstehn.

Das Jahr vergeht in Monatsraten.
Es ist schon wieder fast vorbei.
Und was man tut, sind selten Taten.
Das, was man tut, ist Tuerei.

Es ist, als ob die Sonne scheine.
Sie läßt uns kalt. Sie scheint zum Schein.
Man nimmt den Magen an die Leine.
Er knurrt. Er will gefüttert sein.

Das Laub verschießt, wird immer gelber,
nimmt Abschied vom Geäst und sinkt.
Die Erde dreht sich um sich selber.
Man merkt es deutlich, wenn man trinkt.

Wird man denn wirklich nur geboren,
um wie die Jahre zu vergehn?
Die Straßen ähneln Korridoren,
in denen Türen offenstehn.

Die Stunden machen ihre Runde.
Wir folgen ihnen Schritt für Schritt.
Und gehen langsam vor die Hunde.
Man führt uns hin. Wir laufen mit.

Man grüßt die Welt mit kalten Mienen.
Das Lächeln ist nicht ernst gemeint.
Es wehen bunte Laubgardinen.
Nun regnet's gar. Der Himmel weint.

Man ist allein und wird es bleiben.
Ruth ist verreist, und der Verkehr
beschränkt sich bloß aufs Briefeschreiben.
Die Liebe ist schon lange her!

Das Spiel ist ganz und gar verloren.
Und dennoch wird es weitergehn.
Die Straßen ähneln Korridoren,
in denen Türen offenstehn.

(Erich Kästner)
 
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Oktober werde ich genannt
jetzt weht der Wind schon kühler
die Bäume stehen kahl umher
die Sonne wärmt jetzt weniger.

Kartoffelernte geht jetzt los,
Kartoffelfeuer lohen,
da rückt man gern ans Feuer ran,
erzählt vom letzten Sommer.

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Mehr Gedichte von Witbuh , dem kleinen Zwerg, finden sich hier:
https://www.beepworld.de/members13/witbuh/index.htm

Uta
 
Hallo Uta,
das ist eine ganz niedliche Seite! :)

Herbst

Theodor Storm
(1817 - 1888)

Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.

Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!

Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.

Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.

Und es leuchten Wald und Heide,
Dass man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.
 
Der Oktober ( Erich Kästner )


Der Oktober www.eisenburger.de/Vogel-Tagebuch%20Winter%202002-03/Vogel-Tagebuch%201996-97/chrysanthemen1.jpg

Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.

Geh nur weiter, bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei's zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen,
hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?

Geh nicht wie mit fremden Füssen
und als hättst du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüssen?
Lass den Herbst nicht dafür büssen,
dass es Winter werden wird.

Auf den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sind's Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter, bleib nicht stehn.

Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter,
denn das Jahr ist dein Gesetz.

Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiss die Richtung.
"Stirb und werde!" nannte Er's.
 
Herbst tbn0.google.com/images?q=tbn:lmSj8lFlYNkFKM:http:

Nun hält der Herbst die Zügel in der Hand,
er zieht sie straff und läßt sobald nicht locker.
Er färbt die Ahornblätter grell mit Ocker
und schickt die Schwalben in ein fernes Land.

Der Wind erwacht, die Bäume werden kahl,
ein Zeitungsblatt entwischt auf krausen Bahnen.
Die Badewärter lesen in Romanen,
und von der Alm treibt man das Vieh zutal.

Der letzte Lehrer kommt vom Urlaub heim.
Die Straßenkehrer rackern sich zutode.
Man kritisiert die neue Damenmode
und geht ihr nachher trotzdem auf den Leim.

Der Regen fällt wie durch ein großes Sieb.
Ein Freilichtzirkus spielt vor leeren Stühlen.
Mein Sonnenbrand ist längst nicht mehr zu fühlen;
er war das letzte, was vom Sommer blieb.

Schon sind die lichten Stunden eingeschränkt,
die grauen Schatten lauern in den Ecken
und spielen mit dem trüben Licht Verstecken.
Die Nacht kommt meistens früher als man denkt.

Von Herbert W. Franke (HWF - Gedichte)
 
Rauhreif

Es kam zu uns ein stiller Herr,
der liebe Herr November.
War mancher da,
der lauter war,
den froher wir begrüßten.

Wir hatten ihm nichts zugetraut,
dem stillen Herrn November,
da zeigte sich,
er konnte was,
er konnte das Verzaubern.

Er machte jeden Halm, den Wald,
den Stacheldraht, die Zäune,
er machte uns
die ganze Welt
zu einem Rauhreif-Märchen.

(Josef Guggenmos)

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Allerseelen 1900
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Heut Allerseelentag, welch milde Lüfte,
Bei solchem Sonnenschein thun sich auf die Grüfte.

Gott, mutet an mich wie von fernen Zonen,
Der Falter hier in Farbe der Citronen!

An letzter Blume sich noch festzsaugen,
der andre dort im Kleid der Pfauenaugen.

Von welchen Küsten doch, von welchen Reichen,
Sie hergesegelt mit dem Wunderzeichen!

Welch milder Tagesschein! Welch silbrig Weben!-
Ja, so mags sein dereinst als Geist zu schweben!-

Christian Wagner
Christian Wagner (Schriftsteller - Wikipedia)
 
Herbst

Zu Golde ward die Welt;
zu lange traf
der Sonne süßer Strahl
das Blatt, den Zweig.
Nun neig
dich, Welt, hinab
in Winterschlaf.

Bald sinkt's von droben dir
in flockigen Geweben
verschleiernd zu -
und bringt dir Ruh,
o Welt,
o dir, zu Gold geliebtes Leben,
Ruh.

(Christian Morgenstern)

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Der Garten trauert,
kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
still seinem Ende entgegen.

Golden tropft Blatt an Blatt
nieder vom hohen Akazienbaum,
Sommer lächelt erstaunt und matt
in den sterbenden Gartentraum.

Lange noch bei den Rosen
bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh.
Langsam tut er die großen
müd gewordenen Augen zu.

Hermann Hesse

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Der Herbst malt

Ein Künstler - fürwahr,
gibt Motive, Farben und Düfte,
das ist der Herbst in jedem Jahr
verwandelt die Natur und Lüfte.

Die Allee mit hübschen Kastanienbäumen
die im Frühjahr hatten Blüten wie Kerzen,
sie jetzt braun und gelb die Straßen säumen,
die runden Früchte erfreuen Kinderherzen.

Der Herbst malt schillernde Nuancen,
zeigt seine Farben auch kunterbunt,
läßt alles wirbeln und tanzen,
verändert Blätter von Stund zu Stund.

Kennt noch die glühende Sommersonne,
peitscht aber schon scharf den Sturm,
gibt ab und zu noch seine Wonne,
baut aus Trockenblätter einen Turm.

Durch seinen kühlen Abendwind
läßt frösteln er Äcker und Wiesen,
holt von Bäumen die Früchte geschwind,
das Gras kann nicht mehr sprießen.

Blüten lassen ihre Köpfchen hängen,
Wege mit Gräsern schon fast leer,
der Frost den Herbst wird drängen -
die Sommerpracht ist lange her.

(Grete Schicke)

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Nun rauscht das welke Laub zu meinen Füssen,
da ich zuletzt die stillen Wege geh, -
mir ist, als müsst` ich sie mit leisem Weh
wie einen lieben Freund zum Abschied grüssen.

Die Blätter sind gleich späten Schmetterlingen,
berauscht und taumelnd ist ihr kurzer Flug.
Wie einen seltsamen Bacchantenzug
trägt sie der Sturm durchs Land auf seinen Schwingen.

Jetzt heisst es lang für Glück und Sonne büssen!
Wie meine Seele dieses Leid verstand ...
mir ist, als müsste ich das welke Land
wie einen lieben Freund zum Abschied grüssen.

Strahlen eines Springbrunns rauschen,
in der Luft zerstäubt ihr Schaum,
moosumgrünte Nixen lauschen
dem Geplätscher - halb im Traum.

Friedrich Schreyvogel
 
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Schmuddelwetter

So ein heftig doller Regen
bringt nur selten echten Segen.
Statt so’m ollen Schmuddelwetter
wären Sonnenstrahlen netter.

Kater, Hund und auch die Maus
bleiben lieber warm im Haus,
weil im Garten sich’s ergießt
und ein Fluß schon längsseits fließt.

In der dunklen Meeresbrandung
fällt ein Strauch aus der Umrandung.
Krokusse, die langsam reifen,
sieht man seicht vorüberstreifen.

Außerdem kommt Sturm dazu,
dunkel wird es gleich im Nu.
Mach’ jetzt auch mein Fenster zu,
dann ist drinnen erstmal Ruh.

Doch am allernächsten Morgen
sind vorbei die Wettersorgen.
Hell erstrahlt am Firmament,
was man allseits Sonne nennt.

Überall sieht man sie blitzen,
warme Strahlen durch die Ritzen,
langsam trocknet auch die Erde,
daß es endlich Frühling werde.
_________________
aus dem Gedichtband "Böse Gedanken" bzw. "Susi's Rüttelreime"
 
Luise Hensel (1798 – 1876)

Im Spätherbst

Schon ist es öd' und stumm im Tal,

Der Bäume Blätterschmuck erbleicht,

Und meine Lerchen allzumal

Hat streng der Nord verscheucht.



Und matter wird der Sonne Schein,

Bald deckt nun Schnee der Wiese Grün -

Ach, meine Blümchen bunt und fein,

Sie mußten all verblühn.



Es zieht in mancherlei Gestalt

Der feuchte Nebel durch die Flur.

Wie ist sie doch so stumm und kalt,

Die schlummernde Natur!



Mich aber stört das Dunkel nicht,

Auch nicht der Stürme laut Gebrüll;

In meiner Seele ist's so licht,

So wundermild und still.

Berlin, (1813 – 1815)
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Das Martinsfeuer


von Hermann-Josef Jung



Immer zu der Martinszeit
sind Kinder, Eltern und Feuerwehr hocherfreut,
wenn dort droben auf den Höh'n
weit das Martinsfeuer ist zu sehn.
Dafür ist doch nichts zu teuer.
Vivat hoch dem Martinsfeuer!

Ja, das ist ein alter Brauch,
denn man will bekunden auch,
daß weit und breit kein schöneres Feuer
als bei uns in Monreal,
dem.Bürgermeister ist hierfür nichts zu teuer
koste es was es wolle, ganz egal,
darum singen alle heuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer.

Lohstangen, Reisig, dürre Ginster,
Stroh, Papier, manch alte Finster,
Reifen, Pappe, Kiefernholz,
ja, das Feuer macht uns stolz,
alles hier wird aufgebaut,
manches wird davon geklaut,
doch es kling durch das Gemäuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer.
8 Tage, manchmal mehr,
fährt Müllech Karl
das Zeug hierher
"Ich wollt se ließen mich endlich in Roh,
als ob sich sonst hät näist ze don!",
man den Karl oft stöhne hürt:
"Be mir en de Schul säin jange,
han mir os Feuer selber geschürt!
Ka Schullehrer säist de mi wäit und brat,
nur mech alter Dölpes, ich säin et bald lad.
Bo heut doch alles es zu deuer,
na ja, mir es et och ega1,
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!"

Zwei Rentner kommen des Weges entlang
und sehn sich das Schauspiel an.
Brixius Ton und der Engelbert aus em Olle,
sie bleiben stehen und fangen an zu schmolle.
"Hast da u sos näist zu don?“
fängt der Ton an zu schreie,
"mach endlich dat Mäuerschje am Hexetur fertig,
Mensch Meie“
Der Engelbert ist sehr erbost:
"Wat uns dat noch alles kost,
dofür bezahlen ich doch kaan Steuer,
steck et an, dat Scheiß-Mertesfeuer!"

Am Martinstage war es doch soweit,
das Feuer stand da stolz und breit,
als ob es nie würd' abgebrannt
mittags um 12 Uhr kam der 1. Feuerwehrmann angerannt.
Der Oberoberfeuerwehrmann,
der Nikela, sah sich alles an.
Denn er, das müßt ihr wissen,
fühlt sich betrogen und beschämt,
wenn jemand ihm das Amt abnähmt.
Denn als Feuerwerker Nr. Eins
ist er bekannt, sogar bis Mainz.
Da gilt es: zu inspizieren, zu intervenieren,
zu integrieren, zu manipulieren, zu jonglieren,
zu explodieren, zu avisieren, zu benzinieren
bis alles seine Ordnung hat:
Vivat, vivat, vivat!
Ja, heute singt und klingt die Heuer,
es lebe hoch, das Martinsfeuer.

Nachmittags um 1/2 3 kam Feuerwerker Nr.Zwei
Bruder Otto, auch vorbei:
"Hier fehlt noch Stroh, da ein Stück Zunder,
ha, wie der brennen wird, der alte Plunder!"
3 Kanister Benzin gleichmäßig verteilt
das gibt ein Feuer, das leuchtet weit,
bis hinauf zum Burggemäuer,
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!

Tatü, tata, Fritz der Feuerwehrhäuptling,
der ist auch schon da.
Fritz inspiziert und spricht zu Herbert "König":
Wir haben noch Benzin zu wenig,
hopp, hopp, nimm 2 Kanister hier,
mach schnell, es sind 1/2 vier.
Nun kommt auch Erich aus der Nier.
Auch Robert, der kommt angerannt und hält
die Pechfackel in der Hand.
Nur Gerd vom Schäfereienhof, der spricht:
"Ech säin doch net doof, wo es der Bill
vom Bahnhof nur, et säin jeläich schun 16 Uhr!
Fort, mir jin ane trinke nur!
ja, heute wird's die Gemeinde teuer:
Vivat hoch, dem Martinsfeuer!

Das war das Stichwort, wie der Blitz
sind alle zur Ulla Schleicher hingeflitzt.
Verlassen steht das Feuer da,
ja, es ist fertig, hipp, hipp, hurra!
Und in´ner guten Stunde
erscheint in froher Runde
der Kinder frohe Schar,
dann brennt das Feuer wunderbar!
Ach hätte man doch nur bedacht,
daß manchem Schaden Freude macht,
man hätt' das Feuer gut bewacht.

Ein paar Knäblein kamen angewetzt
und haben sich ans Feuer gesetzt.
Neugierig hatten Sie`s gesehen,
was zuvor hier war geschehen.
Denn, wer ein richtiger Junge will sein,
der steckt seine Nase überall hinein.
Auch Streichholz hat er stets zur Hand,
wie`s weitergeht, ich bin gespannt.
Ingo, Stefan, Guido, Ralf,
Werner, David, ob man das darf?
Wer traut sich, man konnt`es aus den Gesichtern lesen,
wer hat den Mut, das wär in Monreal noch nie dagewesen!
"Was sollen wir hier untätig herumsitzen
spricht einer von den Helden,
"Wenn nachher die Feuerwehr kommt,
dann haben wir ja doch nichts mehr zu melden!"
Und eh du richtig hingesehen,
schon ist es geschehen:

Eine mächtige Stichflamme schießt empor,
so hoch und hell, wie nie zuvor,
ergreift das Stroh und Altpapier
und auch 'ne alte Scheunentür
Es fängt zünftig zu brennen an,
die Jungenherzen haben Spaß daran
und singen: " Seht nur, wie ungeheuer,
vivat hoch, dem Martinsfeuer!


Der Krombire Pitte aus der Höhnegass,
och en Mann, der alles waas,
staht für der Dür, is half am penne,
guckt in die Nier und säit et Mertesfeuer brenne:
„Donnerwetter, et säin doch erst 5 Uhr,
bat machen de met dem Feuer nur?
„Soh, Wern“, er zum Bürgermeister spricht,
„säin de Feuerwehrmänner net janz dicht?
Sieh nur den hellen Schein,
dat kann doch nur dat Mertesfeuer sein!"
"Bat dat nur soll", fängt der Bürgermeister an zu schänne
"häi bestimmen immer noch ech,
wann dat Feuer hat ze brenne!“
Schon kümmt der Ustech Ton anjeloff,
et wor jerod Vollmond
und er half besoff.
"Habt ihr et schun gesehn,
ich könnt mech richtig freue,
et brennt, et brennt et Mertesfeuert"


Dat wor dem Bürgermaster doch zu viel,
"Dat will ech sehn, do fohren ech hin!"
Unterwegs ihm Schwabs Gottfried über den Weg rennt,
"Hast de et schun gesehn, et Mertesfeuer brennt!"
Bat gibste, bat haste de Nier eroff,
tatsächlich, et Feuer, dat war anjestoch
De Päns waren noch am schreie:
"Vivat hoch, dem Mertesfeuer!“
Ludwigs Willi, och en decke Bauer,
kümmt des Wegs und säit de Trauer,
Er ist ein Mann von Tat,
der weiß sich zu helfe
und gibt dem Schöffen folgenden Rat:
"Ich hab noch trockenes Stroh in der Scheuer,
dat schaffen ech eroff,
dann gibt es ein 2. Mertesfeuer.
Und obendrauf ist dat net half su deuer,
Vivat hoch, dem Mertesfeuer!

Gesagt, getan! 23 Beusche Stroh of den Wagen,
und bat gibste, bat haste, eroff gefahren.
Bersems Willi kom och noch vorbei,
im Nu war dat 2. Feuer fertig - heisa, juchhei!
Und Schnürerummels Gisela war am schreie:
„Vivat hoch, dem Martinsfeuer"


Kaum wor dies Feuer anjestoch,
do kom och schun der Merteszuch.
St. Martin bzw. St. Martina
sitzt auf dem Roß, so stolz wie Ustech Fina.
Auch die Monrealer Blaskapelle
ist wie immer schon zur Stelle.
Denn mit mancher flotten Weise
begeistert sie dich und mich und nicht nur alte Greise.
Der Dirigent ganz vorne steht,
nach seinen Stock sich alles dreht


Und hinten an, da kommen fein
die lieben, lieben Kinderlein.
Mit Rummele, selbstgemachten, gebrauchten,
bunten, neuen und gekauften Fackeln
nahet das Laternenheer
und leuchtet hoch zum Sternenmeer.
Sie singen: " Rabummel, rabammel, rabim,
das Feuer, das ist hin.
Rabammel, rabimmel, rabom,
et brennt schun säit ner Ston!
Rabummel, rabimmel, rabammel,
was ist das für ein Gammel,
Rabammel, rabimmel, rabeuer,
vivat hoch, dem Martinsfeuerl


So endet die Geschichte von der Ich
heute hier berichte:
Kindert Eltern, Feuerwehrt ärgerten
sich überhaupt nicht mehr.
Was so unheilvoll begonnen
ist zuletzt im Sand zeronnen.
Nur frohe Gesichter konnt` man sehn,
von der Feuerwehr, den Kindern, der Blaskapelle
und vom Bürgermeister -
man kann es ja verstehen.
Vergessen war der große Schreck,
vergessen aller Heckmeckmeck,
vergessen all' das viele Schaffen:
Die Monrealer konnten wieder beruhigt schlafen.
Ja, uns allen würd' das Leben viel zu schwer,
hätten wir nicht die Feuerwehr.


Nachts um 2
oder woren et 1/2 3
sein de Kameraden ham jeloff,
se hatten all' got jefreß und jesoff,
ech hüren heut den Fritz noch schreie:
"Dat wor et schönste Mertesfeuerl"


Und die Moral von der Geschicht`:

Ein Feuer allein, das reicht uns nicht!
Ja, glücklich ist die Gemeinde zu preisen.
die 2 Martinsfeuer hat aufzuweisen.


Und nächstes Jahr, ich bin gespannt,
Welches Martinsfeuer zuerst wird abgebrannt?
www.koblenz.de/sehenswertes/erlebt/hjj1.htm
 
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