Herbst-Gedichte

Herbst

Der erste Schnee wird bedichtet:

Der erste Schnee

Vater, Mutter, Kind und Flunder
Schauen still des Winters Wunder.

Was der Flunder sehr mißfällt,
Daß der Schnee kein Salz enthält.

Unsre Flunder freut sich heut,
Denn ab heut wird Salz gestreut.

kampela.gif

Und wer Spass an solchen Gedichten hat, sollte sich auch den Text dazu durchlesen.
https://www.werle.com/homepage/wasserbg/seite26.htm
 
Herbst

Der Herbst, der war mir lieber


von Sidonie Grünwald-Zerkowitz

Der Herbst, der war mir lieber
Als dieser Lenz mir ist!
Das Herz ging so uns über,
Daß wir uns wund geküßt!

Auf jedem stillen Steige
Blieben wir küssend stehn -
Strich Herbst auch durch die Zweige,
Durchs Herz ging Frühlingswehn! -

Wir wanderten umschlungen
Durch Auen im Mondenschein
Und hatten im Herbst gedungen
Den Mai - für uns allein! ....


 
Herbst

Hallo Uta,
danke für diese kulturhistorische Bereicherung!

Die Ringelschneuze

von Fridolin Wasserburg

Wenn im Herbst die Nebelschwaden
Das ganze Land in Dickmilch baden,
Wird's der Ringelschneuze kalt,
Sie verzieht sich in den Wald.


Dort aus Blättern und Geäst
Baut sie sich ihr Winternest,
Ringelt sich zu einem Knäuel,
Wartend auf des Winters Greuel.


Denn wenn Ringelschneuzen frieren,
Freuen sich die Schnupfenviren,
Bis die Schneuze dann am Schluß
Den ganzen Winter schneuzen muß.
 
Herbst

Die arme Ringelschneuze www.smilieseite.de/smilies/schilder_smilies/arabfr.gif
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Klaus Groth 1819-1899
Winters Anfang
De Snee ut 'n Heben
kummt eben, alleben
in Grimmelgewimmel
hendal ut'n Himmel,
hendal ut de Wulken
as Duben, as Swulken,
as Feddern, as Dun'
op de Hüs, op 'n Tun,
as Dun' un as Feddern:
Fru Meddern! Fru Meddern!
Herinner! Krup ünner
un roop alle Kinner!
De Höhner, de Küken!
Schüllt kamen, schüllt kieken!
Schüllt kieken un sehn,
de groten, de kleen'n
alleben, alleben
den Snee ut 'n Heben.


https://www.klaus-groth.de/
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Fontane an Klaus Groth:

An Klaus Groth

Wenn't Abend ward,
Un still de Welt un still dat Hart;
Wenn möd up't Knee di liggt de Hand,
Un ut din Husklock an de Wand
Du hörst den Parpendikelslag,
De nich to Woort keem över Dag;
Wenn't Schummern in de Ecken liggt,
Un buten all de Nachtswulk flüggt;
Wenn denn noch eenmal kiekt de Sünn
Mit golden Schiin to't Finster rin,
Un, ehr de Slap kümmt un de Nacht,
Noch eenmal allens lävt un lacht -
Dat is so wat vör't Minschenhart,
Wenn't Abend ward.

https://www.textlog.de/gedichte-klaus-groth.html
 
Herbst

Was ist das für ein Frauenbild...

von Friedrich Hebbel

Was ist das für ein Frauenbild
In dürftigem Gewand?
Sie stützt ein Antlitz, krank und mild,
In eine weiße Hand.

Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,
Lacht gellend auf und weint,
Und ist dem Regentropfen gleich,
Durch den die Sonne scheint.

Ach, jetzt versteh’ ich ihren Schmerz
Und er betrübt mich sehr:
Einst liebt’ ich dich, du armes Herz,
Nun kannt’ ich dich nicht mehr.

Doch wer erkennt ein Blumenbeet,
Das ihn im Lenz entzückt,
Wenn zwischen Herbst und Winter spät
Der Sturm die Stengel knickt!
 
Herbst

Herbst

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.

Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Stadt dampft heiß in Unrast ohne Zeit.

Gerrit Engelke (1890-1918)

https://www.richard-dehmel.de/rdehmel/zeitgenossen/engelke.html
 
Herbst

www.art-ww1.com/peinture/010kirc.jpg

Ernst-Ludwig Kirchner, 1915 - also zur gleichen Zeit wie Engelke

www.art-ww1.com/d/texte/010text.html

Das Bild hängt in Ohio ...
 
Herbst

Brief von der Redaktion

von Hermann Hesse

"Wir danken sehr für Ihr ergreifendes Gedicht,
Das uns so tiefen Eindruck hinterlassen hat,
Und wie bedauern herzlich, daß es nicht
So recht geeignet scheint für unser Blatt."

So schreibt mir irgendeine Redaktion
Fast jeden Tag. Es drückt sich Blatt um Blatt.
Es riecht nach Herbst, und der verlorne Sohn
Sieht deutlich, daß er nirgends Heimat hat.

Für mich allein denn schreib ich ohne Ziel,
Der Lampe auf dem Nachttisch les ich's vor.
Vielleicht leiht auch die Lampe mir kein Ohr.
Doch gibt sie hell, und schweigt. Das ist schon viel.
 
Herbst

Vom Küssen

von Anna Ritter

War ich gar so jung und dumm,
Wollte gerne wissen:
»Warum ist mein Mund so roth?«
Sprach der Mai:
»Zum Küssen.«

Als der Nebel schlich durch's Land,
Hab ich fragen müssen:
»Warum ist mein Mund so blaß?«
Sprach der Herbst:
»Vom Küssen.«
 
Herbst

Ende des Herbstes

Ich sehe seit einer Zeit,
Wie alles sich verwandelt.
Etwas steht auf und handelt
Und tötet und tut Leid.

Von Mal zu Mal sind all
Die Gärten nicht dieselben;
Von der gilbenden zu der gelben
Langsamem Verfall:
Wie war der Weg mir weit.
www.carlet.de/ecards/grafik/herbstallee.jpg
Jetzt bin ich schon bei den leeren
Und schaue durch die Alleen.
Fast bis zu den fernsten Meeren
Kann ich den ernsten schweren
Verwehrenden Himmel sehn.
Rainer Maria Rilke, (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria, österreichischer Erzähler und Lyriker
 
Herbst

November

Solchen Monat muss man loben;
Keiner kann wie dieser toben,
Keiner so verdriesslich sein,
Und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
Keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist 'ne wahre Pracht.

Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
Wie sie tanzen in dem Wind
Und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
Und sie durcheinanderwirbelt
Und sie hetzt ohn' Unterlass;
Ja, das ist Novemberspass!

(Heinrich Seidel, 1842-1906)

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Herbst

Hallo Uma, :)

das ist eines von denen, die ich in der Schule auswendig gelernt habe!

Herzliche Grüße von Leòn
 
Herbst

Im deutschen November

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Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort! -
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
und ruht bei jedem Schritt.

Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh -
Er klagt ihr nach.

Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort!
Oh Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
Die Nacht,
Daß eis'ger Schauder deine Wange,
Die purpur-Wange deckt? -

Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch? - -

Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort! -
Ich bin nicht schön
- so spricht die Sternenblume -
Doch Menschen lieb' ich
Und Menschen tröst' ich -
sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
nach mir sich bücken
ach! und mich brechen -
in ihrem Auge glänzet dann
Erinnerung auf,
Erinnerung an Schöneres als ich: -
- ich seh's, ich seh's - und sterbe so. -

Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!

Friedrich Nietzsche (1844-1900)
 
Herbst

Herbst

Im Herbstwind rauscht der Wald, die Zweige beben
Vor seinem Hauch, der frisch von Norden zieht.
Die Vöglein all die Stimmen sanft erheben
Zum letztenmal, zum trüben Abschiedslied.

Vom Baume fällt das bunte Laub und flüstert
Vom Sterben und von unbarmherz'ger Zeit.
Auf Busch und Moos der Abendschatten düstert
Und überm Hang macht sich der Nebel breit.

Zu Tal in raschem Laufe eilt die Quelle.
Ja eile nur, bald hemmt der kalte Frost
Dich Felsenkind; zu Eis erstarrt die Welle
Und stille wird's, wo sonst du froh getost.

Geh heim, du müder Pilger dort am Raine,
Eh's Winter wird. Zieht dich die Sehnsucht nicht
An warme Herzen? - Oder weisst du keine
Die auf dich warten in des Herbstes Licht?

(Emerenz Meier, 1874-1928)

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Donnerstag, 2. November 2006 - Allerseelen...

Allerseelen

Stell auf den Tisch die duftenden Reseden,
die letzten roten Astern trag herbei,
und lass uns wieder von der Liebe reden
wie einst im Mai.

Gib mir die Hand, dass ich sie heimlich
drücke,
und wenn man's sieht, mir ist es einerlei;
gib mir nur einen deiner süßen Blicke
wie einst im Mai.

Es blüht und funkelt heut auf jedem Grabe,
ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
komm an mein Herz, dass ich dich wieder habe
wie einst im Mai.​


Hermann von Gilm zu Rosenegg
 
Herbst

Über die Heide

Über die Heide hallet mein Schritt;
Dumpf aus der Erde wandert es mit.

Herbst ist gekommen, Frühling ist weit -
Gab es denn einmal selige Zeit?

Brauende Nebel geistern umher;
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.

Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe - wie flog es vorbei!

(Theodor Storm, 1817-1888)

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Herbst

....stell auf den Tisch, die duftenden Reseden....:) das kommt mir auch noch sehr bekannt vor!


Liebesblüte der Natur

von Friedrich Rückert

Liebesblüte der Natur,
Schönste Blume dieser Flur!
Wo ich suche deine Spur,
Find’ ich meine Thränen nur.

Meine Thränen find’ ich nur
Und die Trauer der Natur,
Daß die Blume dieser Flur
Weggegangen ohne Spur.

Weggegangen ohne Spur!
Nach dir bleibt mein Seufzer nur,
Und ein Schauer der Natur,
Machend Herbst auf Sommerflur.

Mach, o Herbst, auf Sommerflur,
Sichtbar jede Todesspur!
Denn ein Schmuck des Todes nur
Ist die Blüte der Natur.

Liebesblüte der Natur!
Auf der Flur
Deine Spur sind Thränen nur.

 
Herbst

Ode an den Herbst

von Gabriele Brunsch

Wieder geht mir der Tag flöten,www.musikland-tirol.at/html/musikinstitutionen/bilder/cd_floete.jpg
und die Musik rauscht in der Stille...
da, Stimmen, ganz dünn,
ich versteh nichts.
Raus, nichts wie raus,
mein Garten ein gelb-brauner See.
Dort wo mein Tritt kaum hinkommt
raschelt der Igel, baut sich
ein Winterloch im Blätterberg,
den der Wind hintreibt, täglich mehr.



Da bin ich noch
und wieder ein Herbst,
so ein satter, der nicht nachgibt
und nach mir schlägt mit seinen Farben,
reißt mich am Knöchel und schreit.
Ach, und allem Bemühen zum Trotz -
bleibt mir ganz bescheiden nur -
die Sehnsucht - die nach dem Lied.
herbst-im-bayerischen-wald.JPG

Hör, diese Ode nun schreib ich dem Herbst,
weil er mich wieder mal jagt,
so wie das erste mal,
als ich ihn völlig bemerkte,
als er hineinsichtropfenließ in mein Herz...
Und mit dem Sommer, der groß war,
und den Sonnenuhren auf den Fluren
und den Winden halt ich Einkehr
und zieh sie immer von Neuem
durch meine Seele, jahraus-jahrein,
wenns kühler wird, und gelber und brauner
und Todesduft nebelt am Abend.
Du, bleib ruhig, das ist meine Ode,
die kannst ums Verrecken nicht leiden,
ich weiß.
Der Kran am Waldrand macht mich mürbe,
weil ich, wenns Frühling ist,
den Bergsaum nimmermehr sehn kann, ach,
denn da baun sie Häuser hin und dann
ist alles weg.
Wie soll ich denn dann und wann
durch welche Wiese gehn,
wenn keine mehr da ist?
Selbst wenn in Gedanken ich gerne
leicht wie der Wind durch ihre Binsen mich stehle,
geht das nicht mehr.
Es ist zum Heulen.
Na, und dann wird halt geheult - inwendig,
wie ich schon Hundertemale geheult hab,
und denk
ab jetzt niemals mehr.
Und wieder singt mir der Herbst
so ein gelb-braunes Lied in der Birke.
Die Birke, die kindlich mir winkt,
wie eine Tänzerin mit manieriertem Schritt
nachmimt die Jugendzeit.
Schau und das Kind hüpft grad so
wie ich damals durchs Gewirr von Blättern
und jubelt, so als wär es der erste Herbst,
der da ist, und das erste
Jahr das sich neigt, und das ist gut.
Weil doch die Hoffnung niemals versiegt,
gehe auch ich noch, zaghafter jetzt,
doch trotzig und halte mich hoch.
Weil doch die Hoffnung,
das Rinnsal ,
immer noch blöfft.

Ich rechne nicht ab,
wie und womit soll ichs denn tun,
wenn doch alles,
immer nur wieder zurückfällt auf mich,
und wegrennen gilt nicht.
Ja, diesem fränkischen Herbst sing ich mein Lied,
der mein Leben begleitet
wie der Zuckersaft auf der Haut,
wenn du Trauben klaust, so gut ist er,
so würzig, so süß, und klebt.
Er ist ein besonderer,
denn das Grinsen des Winzers
und das seiner Frau
scheint dir aus Dürers Bildern vertraut
und dann erwischst du zuviel vom ganz jungen Wein,
der brausend das Glas dir füllt,
und dann gehts dir schlecht.
Und es scheint, als grinsten sie alle herüber,
als wüssten sie alle von deinem Schicksal,
und es gab doch nicht einmal Tote,
nur so' n paar Schrammen an deiner Seele,
und wer hat die nicht?
Ach, lass dich verführen, du lieblicher Herbstduft,
geh ein paar Schritte
mit mir durch die Nacht, kalt ist’s,
doch du bist mein Bruder,
weil ich doch sonst nirgendwo einen hab.
 
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