Freie Radikale haben zwei Gesichter

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Das ist zwar ein Artikel über freie Radikale und ihre Wirkung und Oxidativen STress bei Tieren. Aber ich denke, man kann ihn inhaltlich voll auf den Menschen übertragen.
Und ich finde, hier ist sehr gut erklärt, wie das funktioniert mit den freien Radikalen.

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Aber nun die Frage: Was sind denn freie Radikale und was tun sie?
Jedes Atom besteht aus einem Atomkern und aus Elektronen, die um den Kern kreisen. Um sich das besser vorstellen zu können, verglich man es früher in Anlehnung an das bohrsche (Niels Bohr, Physiker, 1885 bis 1962) Atommodell mit unserem Sonnensystem. Nun möchten Elektronen nie alleine um den Kern kreisen, sondern immer zu zweit, also gepaart.
Sind sie aber alleine, versuchen sie, auf dem schnellsten Wege ein zweites Elektron als Partner zu finden, um sich so zu neutralisieren, sie sind also extrem reaktionsfreudig.
Bei freien Radikalen ist immer ein Elektron ungepaart.

Ein solches freies Radikal wird nun auf dem schnellsten Wege seinem Nachbarmolekül ein Elektron entreißen, wodurch nun dieser Nachbar seinerseits ein Elektron zu wenig hat und ebenfalls wieder ein Elektron zur Verpartnerung vom nächsten benachbarten Molekül an sich reißt. Das geht so weiter bis zu etwa tausend Mal. Die Folgen dieses Prozesses bezeichnet man als oxidativen Stress. Und da am Anfang nicht nur ein Atom mit ungepaartem Elektron steht, sondern meist sehr viele, hat dieser Dominoeffekt katas*trophale Folgen für den Körper bis hin zum Absterben ganzer Gewebeteile.

Die Natur ist weise
Freie Radikale haben zwei Gesichter. Sie sind scharfe Waffen, wenn es um die Zerstörung von Zellen geht. Ist es deshalb verwunderlich, dass sich das Leben diese Fähigkeit zunutze gemacht hat? Wenn freie Radikale körpereigene Zellen zerstören, dann können Sie das auch mit fremden Zellen oder Molekülen. Und genau das tun sie auch.
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Artgerecht-Tier.de

Grüsse,
Oregano
 
Dazu passt auch dieser Artikel:

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Das lange Zeit geltende Paradigma, dass oxidativer Stress bei sportlicher Belastung unter allen Umständen zu vermeiden sei, gilt heute und gerade im ambitionierten Freizeitsport jedoch als überholt. Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: So ergab die überwiegende Zahl der Untersuchungen, dass sich der Organismus auf eine wiederkehrende Belastung mit freien Radikalen einstellt, indem die Aktivität antioxidativ wirkender Enzyme, zum Beispiel von Superoxiddismutase und Katalase, und die Menge endogener Radikalfänger wie Glutathion erhöht werden. Darüber hinaus weisen einige Autoren auf eine wichtige Signalfunktion von freien Radikalen und reaktiven Metaboliten hin: Der physische Adaptationsprozess zeigt den Trainingseffekt an. Ähnliche Anpassungsphänomene konnten auch für exogen zugeführte Antioxidantien wie Vitamin C und E gezeigt werden, die nach wiederholter körperlicher Belastung vermutlich in einzelnen Kompartimenten des Körpers angereichert werden.
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Regelmäßige, nicht zu extreme körperliche Aktivität leistet also einen überaus wichtigen Beitrag zur Gesundheit, der auch mögliche negative Folgen eines temporär erhöhten oxidativen Stresses deutlich überwiegt
Pharmazeutische Zeitung online: Oxidativer Stress: Apothekenrelevante Messmethoden

Grüsse,
Oregano
 
Sicherheitsverwahrung für Oxidantien - Oxidativer Stress muss neu bewertet werden
Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
17.12.2012 11:01

Oxidativer Stress gilt als Ursache einer ganzen Reihe von Krankheiten. Um das Ausmaß von oxidativem Stress zu messen, wurde bislang meist der Oxidationszustand des kleinen Moleküls Glutathion in Zellextrakten bestimmt. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum zeigten nun erstmals, dass gestresste Zellen ihr oxidiertes Glutathion in einem zellulären Endlager deponieren. Das schützt die Zellen vor oxidativem Stress – und zieht die Aussagekraft der herkömmlichen Messmethode in Zweifel.
Krebs, Alzheimer, Arterienverkalkung und sogar das Altern selbst – die Liste der Krankheiten, an deren Entstehung oxidativer Stress beteiligt sein soll, ist lang. Verursacht wird oxidativer Stress durch sogenannte reaktive Sauerstoffverbindungen, zu denen auch die besser bekannten „freien Radikale“ gehören. Ist eine Zelle mehr reaktiven Sauerstoffverbindungen ausgesetzt als sie umgehend abbauen kann, erleidet sie oxidativen Stress: Wichtige Bausteine wie Proteine, DNA und Lipide werden oxidiert und dadurch geschädigt.
Um festzustellen, ob eine Zelle unter oxidativem Stress steht, untersuchen Forscher häufig den Oxidationszustand des Glutathions. Dieses kleine Molekül schützt die Zelle vor reaktiven Sauerstoffverbindungen, indem es selbst oxidiert wird. Theoretisch sollte die Menge an oxidiertem Glutathion also anzeigen, ob eine Zelle gesund oder oxidativ gestresst ist.
Diese Annahme, auf der eine sehr große Zahl wissenschaftlicher Studien basiert, ist jedoch trügerisch, wie nun Forscher um Privatdozent Dr. Tobias Dick vom Deutschen Krebsforschungszentrum zeigen.
„Bisher mussten die Zellen zerstört werden, um das oxidierte Glutathion zu messen“, erklärt Tobias Dick. „Dabei verliert man jedoch jegliche räumliche Auflösung“. Daher war es praktisch unbekannt, wo exakt sich das oxidierte Glutathion in der Zelle befindet. Es wurde angenommen, dass es im Zellplasma verbleibt, wo es entsteht.

Um den tatsächlichen Verbleib des oxidierten Glutathions innerhalb der Zelle genauer zu untersuchen, entwickelten Tobias Dick und seine Mitarbeiter Biosensoren, die durch Lichtsignale den Oxidationsstatus des Glutathion in der intakten Zelle anzeigen. In Hefezellen gelang es den Forschern erstmals, dem oxidierten Glutathion in Echtzeit auf seinem Weg durch die lebende Zelle zu folgen. Dabei zeigte sich überraschenderweise, dass es nicht im Zellplasma bleibt, sondern schnellstmöglich in ein sicheres Depot, die Vakuole, weggeschlossen wird.
Das Zellplasma, wo alle wichtigen Stoffwechselvorgänge der Zelle ablaufen, bleibt dadurch zuverlässig vor oxidativen Schäden verschont. Zellen, die nach der hergebrachten Messmethode für oxidativ gestresst gehalten worden wären, erschienen in ihrem Plasma vollkommen gesund. Tobias Dick und sein Team konnten zwischenzeitlich zeigen, dass dies nicht nur für Hefezellen gilt, sondern ebenso für verschiedene Säugetierzellen und auch für Krebszellen.
Die Ergebnisse bedeuten, dass die Menge des oxidierten Glutathions – entgegen der bisherigen Überzeugung – nichts darüber aussagt, ob die Zelle unter oxidativem Stress leidet oder nicht. „Es ist daher wichtig“, sagt Tobias Dick, „frühere Studien, die eine Verbindung zwischen oxidativem Stress und verschiedenen Erkrankungen anhand der herkömmlichen Messmethode festgestellt haben, neu zu bewerten“.
Sicherheitsverwahrung für Oxidantien - Oxidativer Stress muss neu bewertet werden

Gruss,
Oregano
 
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