Hallo, Resonator,
der versprochene zweite Teil des Kommentars.
"Die Erde ist rund", da kann man ja nur lachen, jede wissenschaftliche Empirie der 14. Jahrhunderts sagte einem, dann würde man runterfallen, das Wasser würde wegfließen.
Nein, da sitzt Du einem verbreiteten Irrtum auf. Die Kugelgestalt der Erde wurde in Griechenland im 6. Jh. v. Chr. von Pythagoras vertreten. Im 3. Jh v. Chr. berechnete man verblüffend genau den Erdumfang (ca. 10 km Fehler). Vom 2. Jh. an (Ptolemäus) existiert die Ortsangabe mittels geographischer Länge und Breite. Dieses Wissen erhielt sich im gesamten Mittelalter und in der Neuzeit. Apropos 14. Jh.: Kolumbus kannte natürlich die Kugelgestalt (nahm allerdings einen viel zu geringen Erdumfang an) – er wollte ja Indien erreichen. Erst im 19. Jh. wurde v.a. von Romanschriftstellern zur polemischen (v.a. antikirchlichen) Zwecken das Märchen von der Unwissenheit der Alten erfunden.
Das finde ich jetzt äusserst interessant, hast Du mir da vielleicht entsprechende Quellen?
Warum aber schneidest Du das Thema an? Ich vermute: um „jede wissenschafliche Empirie“ runterzumachen? Die im 14. Jh - und indirekt auch die gegenwärtige? Zu zeigen, wie blöde Menschen sind? (Sie sind aber clever – sonst gäb’s uns nicht mehr.) Und wenn man sich damals geirrt hätte: warum könnte man dann „ja nur lachen“?
Na zumindest sind wir uns einig das es bereits damals wie heute helle Köpfe und ebenso dunkle gestalten gibt.
Runtermachen möchte ich niemanden, ich möchte nicht zeigen wie blöde Menschen sind sondern das Menschen irren, auch noch so gescheite!
Im Endeffekt ist es gut eine Viadrina zu haben, da diese uns ganz klar aufzeigt, daß viele unserer Doktoren, auch mit Professur eben nicht die wissenschaftlichen Halb- und Dreiviertelgötter sind, welche Sie zu sein glauben.
Na, das ist aber - wieder einmal - ein Schuss mit der Schrotflinte, meinst Du nicht auch? Sich selber als Halbgott zu inszenieren – das kann auch Unpromovierten passieren. (Dafür gibt es viele katastrophale Beispiele.) Schau: die meisten von uns pendeln irgendwo zwischen Arroganz und Demut herum, solang wir keine Heiligen sind. (Auch Albert Einstein, war nicht immer einfach liebevoll, was aber die Gültigkeit seiner Theorien nicht mindert.) Ist es nicht so, daß Du ins „Persönliche“ (Zuschreibung – vermuteter! - negativer Charaktereigenschaften) ausweichst, wenn Dir die Sachargumente ausgehen? Was hat Dir denn, mal konkret, die Europa-Universität Viadrina bisher „ganz klar aufgezeigt“? Und was heißt „im Endeffekt“.Da bin ich wohl etwas Akademikergeschädigt, aber auch mitunter, vieleicht ähnlich wie Du, Esoterikergeschädigt.
Wobei mir ersteres in beruflicher Hinsicht etwas öfters verkommt und teils schwer im Magen liegt, daher eigentlich nichts persönliches ist, aber doch emotional von mir belegt wird.
Im Endeffekt zeigt mir die Viadrina vor allem auf, das im Gesellschaftlichen Interesse auch ein Bereich des Surrealen, und der damit einhergehenden Toleranz besteht, und nicht nur der reinen Rationalität.
Dies mag in erster Linie eine soziologisch-/ gesellschaftliche Färbung mit fachlicher Ausrichtung der Psychologie besitzen, hat jedoch in meinen Augen dringende Bestandsberechtigung.
In meinen Augen hat eine Universität die Aufgabe Phänomen zu untersuchen! dem Studierenden aufzuzeigen, hier gibt es noch Probleme und Phänomene welche wir nicht verstehen, zu welcher wir jedoch eine nicht empirisch belegbare Theorie haben!
Die Studenten sind nicht mit fertigem "Schulwissen" zu füttern sondern mit Problemen, Phänomenen, gängigen und nicht gängigen Lösungsvorschlägen, zu konfrontieren.
Ja, so ungefähr könnte man das beschreiben. („Entdeckendes Lernen“ nennen das die Pädagogen seit Urzeiten – an unseren Schulen leider kaum verwirklicht.) Freilich, „eine empirisch nicht belegbare Theorie“ taugt vermutlich nicht viel. Auch versteh ich nicht, wie eine solche Theorie „zu“ (wie Du schreibst) „Phänomenen“ in Bezug stehen kann – dann müsste die Theorie durch diese Phänomene doch entweder bestätigt oder widerlegt sein. Magst das bitte erklären?
Eine Theorie, kann durch ein Phänomen bestätigt werden, eine Theorie beschreibt in der Regel eine längere Kausalkette, wenn nun 98% dieser Kausalkette belegt sind, ist es dann auch die Theorie?, oder liegen diese verbleibenden 2% Nichtbelegbarkeit der Theorie an unzureichendem Wissen, oder ist gar die Theorie falsch?
Schließlich gibt es oft das Problem, daß „Phänomene“ (d.h. Erscheinungen) behauptet werden aber nicht verlässlich objektiv (d.h. mit Übereinstimmung zwischen unabhängigen Beobachtern) beobachtbar sind. Dann werden eindrucksvolle Theorien zur Erklärung nichtexistenter Phänomene gebastelt. Zahllose Beispiele – von der Klassischen Homöopathie über Elektroakupunktur, Astrologie, Feng Shui, EMF-Abschirmung mit Kristallen, Geistheilung, Hellingers Familienaufstellungen, Gedankenübertragung, Channelling usw.Dito!
Wie berechne ich eine "Wahrscheinlichkeit" exakt?
Das weißt Du doch. Oder kannst es leicht (mit Kenntnis der vier Grundrechnungsarten) in irgendeinem einschlägigen Taschenbuch nachlesen. Einfachster Fall: wenn Du ein Modell hast, das eine bestimmte Verteilung der möglichen Ereignisse erwarten läßt. Bei einem „fairen“ Würfel ist die Wahrscheinlichkeit, bei 1 Wurf eine Sechs zu erhalten, exakt 1/6, bei 2 Würfen 2mal Sechs exakt 1/36 usw. Bei jedem Wurf gehst Du unvermeidlich ein Risiko ein – nur eben ein genau berechenbares. Und wenn bei einer hinreichend großen Zahl von Würfen die Verteilung der 6 Zahlen nicht dem Modell entspricht, kann man – wieder exakt – berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Würfel eben nicht fair ist. (Was „hinreichend“ ist, bestimmen wir: Normalerweise fordert man eine Irrtumswahrscheinlichkeit <5% oder <1%. Heißt Signifikanzniveau.) Analog könnte man einen Hellseher testen: Wenn der Anteil seiner richtigen Vorhersagen so hoch ist, daß seine Signifikanz <5% oder <!%, dann müssen wir wohl an seine übernatürlichen Fähigkeiten oder an irgendeinen Zaubertrick glauben. (Hier handelt es sich um den klassischen Wahrscheinlichkeitsbegriff.)
Wir können uns bei einer Wahrscheinlichkeit lediglich dem zu berechnenden Wert nähern!
Richtig, wenn wir kein Modell haben, dann müssen wir uns damit begnügen, daß sich – nach dem Gesetz der großen Zahl – die beobachtete der wahren Verteilung annähert, je mehr Beobachtungen wir machen. Die ist dann eben empirisch ermittelt, nicht „zu berechnen“. (Dem entspricht ein statistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff.)
Das alles liegt in der Natur der Dinge. Unser Leben ist in vieler Hinsicht durch Chancen und Risiken gekennzeichnet. Nur wenig ist gewiß. Bei Dir klingt das – wenn ich mich nicht irre – häufig so, als sei da irgendwas falsch, vor allem dann, wenn versucht wird, die Verhältnisse klar und systematisch (wissenschaftlich) darzustellen.
Ich möchte nur aufzeigen, das unsere Wissenschaften sich nicht im Besitz der Wahrheit befindn sonder sich dieser nähern
Unsere Wissenschaft ist ja sogar so exakt, daß wir immer noch keinen genauen Kreisumfang berechnen können.
Das soll wohl Ironie sein, hm? (Ob du wohl auch bemängelst, daß die Medizin „immer noch“ kein Mittel gegen den Tod hat und daß die Kfz-Industrie „immer noch“ kein Perpetuum mobile konstruieren kann, was ja Beides sehr praktisch wäre.)
Na gut. Die „Kreiszahl“ π, das Verhältnis von Kreisumfang zum Durchmesser, ist eine bestimmte, reelle Zahl. Nur ist sie – wie z.B. auch √3 - eine irrationale Zahl (d.h. sie kann nicht als Bruch dargestellt werden; ist keine endliche oder periodische Dezimalzahl). Zudem ist sie eine „transzendente“ Zahl, d.h. nicht als Lösung algebraischer Gleichungen darstellbar. Daraus folgt, daß die „Quadratur des Kreises“ mit Zirkel und Lineal (DIE Metapher für „unlösbares Problem“) unmöglich ist. An diesem Problem haben sich Generationen schlauer Menschen seit der Antike vergeblich abgearbeitet; einer der bedeutendsten Mathematiker des 19. Jh. hat schließlich die Unmöglichkeit bewiesen. Es handelt sich um einen rein mathematischen Sachverhalt ohne Bezug zu „Realbedingungen“, wie Du schreibst und ohne „Ungewissheit“. (Die Zahl π ist exakt definiert – nur eben keine rationale Zahl.)Danke für die Ausführung!
"Wahrheit" ist ein großes Wort!
Ach Du: könntest Du das nicht bitte lassen?Ich habe hier nicht das Wort der Wahrheit eingeführt, das stammt aus einer deiner Zitate Einer der größten Philosophen überhaupt, Karl Jaspers, hat ein Riesenwerk geschrieben „Von der Wahrheit“; der 1. Band hat 1100 Seiten. (Weiter ist er nicht gekommen.) Sehr lesenswert. Aber das brauchen wir hier nicht:
WIR WISSEN, WENN WIR LÜGEN. Oder schummeln oder tricksen oder eine fällige Wahrheit verschweigen (was auch gelogen ist). Wir fühlen uns dann auf eine bestimmte Weise nicht mehr wohl in unserer Haut. Am deutlichsten merken wir’s, wenn wir in einer Liebesbeziehung leben: da kann es manchmal überwältigend schwierig (und riskant) sein, die persönliche Wahrheit zu sagen. Zugleich wissen wir: wenn wir mogeln (und uns nicht wenigstens baldmöglichst korrigieren) ruinieren wir unsere Liebe (und damit die Verbindung) spätestens mittelfristig und zwar mit Sicherheit.
Gelogen ist es in vielen Fällen, wenn ich sage „Das ist so“ statt „Ich meine …“ oder „Ich wünsche mir …)“ oder „Mir scheint …“. Damit führe ich den anderen in die Irre. Oder auf dünnes Eis. Das geschieht war häufig und überall, aber in der Quacksalberei ist es die Regel.Da vertue ich mich ab und sehr gerne, meine ein Wissen in Besitz zu haben, was denn doch falsch ist!
Da sollten wir denn, wenn es um Lehrinhalte geht besser gleich sämtliche Universitäten schliessen, da auch hier von Lehrmeinungen ausgegangen wird!
"Nachprüfbare Fakten" haben immer noch keine Aussage über die Richtigkeit der Theorie, immer können auch andere uns bis dahin nicht bekannte Vorgänge zum selben Resultat führen!
Richtig. Alternativerklärungen führen häufig zu Fortschritten. Praktisch versucht man dann Entscheidungsexperimente durchzuführen. Und zwar immer mit nachprüfbaren Fakten. Ist doch klar und bekannt: Häufig weiß man nicht, warum eine Behandlung hilft; es kann dauern, bis man das entdeckt. Und dann die Erkenntnis vielleicht revidieren muß. So ist’s auf der Welt.
Dein Gebrauch von Gänsefüßchen („ / “) irritiert mich. Häufig werden Anführungszeichen verwende, um auszudrücken, daß man mit etwas nicht einverstanden ist, etwas falsch findet, abwerten möchte usw. Zugleich bleibt es diffus. Ich fände es hilfreich, wenn Du jeweils klar sagen würdest, was Du meinst.Ja, Deutsch in Schrift und Wort, war leider noch nie wirklich mein Ding, ich nutze die Anführungszeichen oftmals anstelle von Fettdruck.
Danke für die Belehrung!
Ja ich kenne da auch so einige dieser "Quacksalber", ich kenne jedoch auch Ärzte, welche keinen Deut besser sind. Mit Dr.-Titel ausstaffiert um in einer gehobenen Gehaltsklasse und selbstverständlich dem Prestige des Titels gewürdigt, ihrem eigenen Dasein zu frönen.
Du scheinst einen dumpfen Affekt, eine Art Ressentiment, gegen alles Akademische zu haben. Ja, wir könnten vielleicht gut leben ohne Titel und gewiß mit geringeren Einkommensunterschieden. Aber das ist ein Thema der Sozialpolitik. Gehört nicht hierher. Warum mischt Du’s immer wieder herein?Siehe oben, emotionell von mir belegt, bestimmt auch mit latenten Minderwertigkeitsgefühlen belegt, tut jedoch nichts zur Sache, ich fänd schön man könnte drüber wegschauen, ich denke nicht dadurch an Sachlichkeit verloren zu haben!
Den Patienten mit Chemikalien zugepflastert bis sämtliche Organe Ihre Funktion einschränken oder gar einstellen.
Nun: ich hätte ohne moderne Operationstechniken (und Professoren, sorry, die diese meisterhaft handhabten), mit Sicherheit nur noch 1 Bein, möglicherweise Querschnittslähmung. Meine Mutter hätte wahrscheinlich eine Sepsis infolge Mastitis ohne Antibiotika nicht überlebt; ich hätte sie nie kennen gelernt. Viele, viele ähnliche Fälle.
Was ich damit sagen will: sei etwas vorsichtiger mit Deinen Verallgemeinerungen!
Ich selber befand mich bereits in einem pychisch schwer angeschlagenen Zustand, aus welchem mich eine Heilpraktikerin (Kinesiologin) liebevoll herausführte, während mir vom Arzt Psychopharmaka verschrieben worden wären.
Meine Tante ist seit 25 Jahren abhängig von Psychopharmaka und ich freue mich einen eigenen, anderen Weg mit Hilfe eines Heilpraktikers gefunden zu haben.
Ich möchte nur anmerken jede Münze hat zwei Seiten, wichtig in jedem Moment die Richtige Seite zu wählen!
Sollte ich jemanden auf den Boden der Tatsachen holen, wenn er daran erkrankt oder gar zerbricht?
Eine rhetorische Frage, unfair. Eben, weil man sie natürlich mit „Nein“ beantwortet. Aber die Frage hat in der Regel einen verdeckten Zweck: nämlich den, uns vom Aussprechen der Wahrheit zu dispensieren. Wieder das Beispiel Liebesbeziehung. Persönliche Wahrheit ist häufig schwer verdaulich. Und immer können wir denken (mit Recht): „Jetzt ist nicht der richtige Augenblick.“ Bloß, der richtige Augenblick kommt nie. So stehlen wir uns davon. (Wobei es nicht allein darauf ankäme, „jemanden auf den Boden der Tatsachen“ zu holen, sondern dies zu tun mit Bewusstsein der immer bestehenden Unsicherheit – und, vor allem, mit Liebe.)
Zugleich: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann). Wir wissen – auch wenn wir es uns beständig verschleiern – daß uns der Tod gewiß ist und daß Sterben nicht viel mit Wellness zu tun hat. Dies Wissen gehört vermutlich zu den Eigenschaften, die uns von Tieren unterscheidet. Wollen wir denn uns selber oder unseren Bezugspersonen auf Dauer was vormachen? Oder uns nicht doch der Vergänglichkeit stellen (die ja gerade Leben so kostbar macht)? Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, O.K. aber wie ich meine, nur wenn dieser sie verkraften kann!
Fragt schon wieder
Windpferd