- Beitritt
- 10.09.08
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Hallo, ihr Lieben!
Ich schreib euch mal auf, wie ich das sehe, denn ich kann vieles sehr gut verstehen, was ihr hier schreibt!
Als Kind ist man allen Dingen hilflos ausgeliefert und glaubt, dass das, was einem eingeimpft wurde, die Wahrheit ist. Nicht nur das, was Worte angerichtet haben, sondern auch die Dinge zwischen den Zeilen. Wir lernen, wann wir Angst haben müssen, wie wir sein müssen, damit uns möglichst nichts passiert, aber auch, dass wir nie wirklich sicher sein können, wir lernen auch evtl., dass wir nichts wert sind – oder aber das Gegenteil (ist auch nicht gut). Die Liste ist unendlich lang, was einem Kind, das ja in einer Prägephase ist, angetan werden kann.
Als Erwachsener nimmt man dieses "Wissen" mit. Unsere Aufgabe ist es nun, die Dinge zu erkennen, die sich in uns abspielen. Das ist nicht leicht, weil wir sie ja nicht identifizieren können. Wir zweifeln sie ja nicht an.
Daher ist es "der leichteste Weg" (bestimmt aber der schmerzhafteste), nicht wegzulaufen, sondern sich den Dingen zu stellen. Jeden Schmerz immer wieder aushalten – aber dieses Mal als Erwachsener. Als Erwachsener kann man sich nämlich fragen, WARUM ist jetzt dieser Schmerz in mir, diese Angst, diese Verzweiflung..., WARUM löst das Verhalten meiner Mutter, meines Vaters, eines beliebigen Menschen dies und das in mir aus. Wir können erkennen, dass das, was da abläuft, schlicht und einfach falsch ist und dass uns auch die Launen der anderen jetzt, da wir erwachsen sind, nichts mehr anhaben können. Dadurch "er-leben" wir, dass bestimmte Ängste unangebracht sind, vermeintliche Gefahren keine wirklichen Gefahren sind.
Mit dem erwachsenen "Kopf" können wir die Dinge hinterfragen, können sehen, dass der andere im Unrecht ist, können ihn damit konfrontieren. Und jedes Mal, wenn wir das tun, wird das, was in uns die Oberhand hat, etwas schwächer. Irgendwann hat man den "Aggressoren" die Macht genommen. Irgendwann ist auch diese hilflose Wut verschwunden, die man empfindet, wenn man an das Kind denkt, das diesem Terror ausgeliefert war. Man ist "erwachsen geworden", ist an all dem gewachsen.
An dem Punkt kann man dann auch hinschauen, WARUM waren die Eltern so, wie sie waren. Oftmals hatten auch sie keine Chance, weil sie auch ihr Päckchen mit sich trugen. Und irgendwann kann man dann verzeihen und eine neue Beziehung aufbauen.
Ich weiß, dass das nicht immer möglich ist. Es gibt immer Extremfälle, wo Weglaufen die einzige Möglichkeit ist. Aber das sind wirklich Extremfälle.
Die meisten Eltern sind ihr Leben lang der Meinung, dass das, was sie getan haben, richtig war. Sie haben ihr Bestes gegeben, auch wenn es noch so kläglich war.
Das schreibt euch eine, die diesen Sumpf überwunden hat. Auch heute kommen immer noch wieder Ängste durch. Aber dadurch, dass ich sie – durch die Konfrontation – identifizieren kann, kann ich Schritt für Schritt immer wieder eine Angst abhaken.
Darum mein Rat an euch: Lauft nicht weg, sondern haltet aus und wachst daran, auch wenn es immer wieder wehtut. Kriegt die Wut, setzt euch mit allem auseinander, verprügelt ein Kissen, wenn wieder etwas war, sagt der Mutter, dem Vater, dass das, was da gerade abging, nicht richtig war, streitet euch, aber in Maßen, dafür immer wieder! Setzt euch durch!
Dass man mit 50 sein Leben nicht noch mal neu leben kann, weiß ich aus eigener Anschauung. Aber man muss irgendwann die Wut überwinden und selber die Verantwortung übernehmen für das, was passiert. Es hilft nichts, die Vergangenheit muss man hinnehmen, wie sie ist, man kann sie nicht ändern. Aber man kann sie akzeptieren und von dem Punkt an, an dem man jetzt steht, die Dinge so verändern, wie es einem möglich ist.
Vielleicht sollten wir uns auch manchmal klarmachen, dass bei uns zwar einiges im Argen lag, dass aber auch viele, die eine bessere Kindheit hatten, im Leben sehr gebeutelt wurden, sodass es ihnen jetzt auch nicht besser geht als uns. Am Ende kommt es immer darauf an, wie wir mit den Dingen umgehen, die das Leben uns abfordert. Jeder, wirklich jeder hat sein Leben zu "be-streiten", ist mit Anforderungen und Schicksalsschlägen konfrontiert. Wie wir damit umgehen, zeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind!
Liebe Grüße :wave:
Sonora
Ich schreib euch mal auf, wie ich das sehe, denn ich kann vieles sehr gut verstehen, was ihr hier schreibt!
Als Kind ist man allen Dingen hilflos ausgeliefert und glaubt, dass das, was einem eingeimpft wurde, die Wahrheit ist. Nicht nur das, was Worte angerichtet haben, sondern auch die Dinge zwischen den Zeilen. Wir lernen, wann wir Angst haben müssen, wie wir sein müssen, damit uns möglichst nichts passiert, aber auch, dass wir nie wirklich sicher sein können, wir lernen auch evtl., dass wir nichts wert sind – oder aber das Gegenteil (ist auch nicht gut). Die Liste ist unendlich lang, was einem Kind, das ja in einer Prägephase ist, angetan werden kann.
Als Erwachsener nimmt man dieses "Wissen" mit. Unsere Aufgabe ist es nun, die Dinge zu erkennen, die sich in uns abspielen. Das ist nicht leicht, weil wir sie ja nicht identifizieren können. Wir zweifeln sie ja nicht an.
Daher ist es "der leichteste Weg" (bestimmt aber der schmerzhafteste), nicht wegzulaufen, sondern sich den Dingen zu stellen. Jeden Schmerz immer wieder aushalten – aber dieses Mal als Erwachsener. Als Erwachsener kann man sich nämlich fragen, WARUM ist jetzt dieser Schmerz in mir, diese Angst, diese Verzweiflung..., WARUM löst das Verhalten meiner Mutter, meines Vaters, eines beliebigen Menschen dies und das in mir aus. Wir können erkennen, dass das, was da abläuft, schlicht und einfach falsch ist und dass uns auch die Launen der anderen jetzt, da wir erwachsen sind, nichts mehr anhaben können. Dadurch "er-leben" wir, dass bestimmte Ängste unangebracht sind, vermeintliche Gefahren keine wirklichen Gefahren sind.
Mit dem erwachsenen "Kopf" können wir die Dinge hinterfragen, können sehen, dass der andere im Unrecht ist, können ihn damit konfrontieren. Und jedes Mal, wenn wir das tun, wird das, was in uns die Oberhand hat, etwas schwächer. Irgendwann hat man den "Aggressoren" die Macht genommen. Irgendwann ist auch diese hilflose Wut verschwunden, die man empfindet, wenn man an das Kind denkt, das diesem Terror ausgeliefert war. Man ist "erwachsen geworden", ist an all dem gewachsen.
An dem Punkt kann man dann auch hinschauen, WARUM waren die Eltern so, wie sie waren. Oftmals hatten auch sie keine Chance, weil sie auch ihr Päckchen mit sich trugen. Und irgendwann kann man dann verzeihen und eine neue Beziehung aufbauen.
Ich weiß, dass das nicht immer möglich ist. Es gibt immer Extremfälle, wo Weglaufen die einzige Möglichkeit ist. Aber das sind wirklich Extremfälle.
Die meisten Eltern sind ihr Leben lang der Meinung, dass das, was sie getan haben, richtig war. Sie haben ihr Bestes gegeben, auch wenn es noch so kläglich war.
Das schreibt euch eine, die diesen Sumpf überwunden hat. Auch heute kommen immer noch wieder Ängste durch. Aber dadurch, dass ich sie – durch die Konfrontation – identifizieren kann, kann ich Schritt für Schritt immer wieder eine Angst abhaken.
Darum mein Rat an euch: Lauft nicht weg, sondern haltet aus und wachst daran, auch wenn es immer wieder wehtut. Kriegt die Wut, setzt euch mit allem auseinander, verprügelt ein Kissen, wenn wieder etwas war, sagt der Mutter, dem Vater, dass das, was da gerade abging, nicht richtig war, streitet euch, aber in Maßen, dafür immer wieder! Setzt euch durch!
Dass man mit 50 sein Leben nicht noch mal neu leben kann, weiß ich aus eigener Anschauung. Aber man muss irgendwann die Wut überwinden und selber die Verantwortung übernehmen für das, was passiert. Es hilft nichts, die Vergangenheit muss man hinnehmen, wie sie ist, man kann sie nicht ändern. Aber man kann sie akzeptieren und von dem Punkt an, an dem man jetzt steht, die Dinge so verändern, wie es einem möglich ist.
Vielleicht sollten wir uns auch manchmal klarmachen, dass bei uns zwar einiges im Argen lag, dass aber auch viele, die eine bessere Kindheit hatten, im Leben sehr gebeutelt wurden, sodass es ihnen jetzt auch nicht besser geht als uns. Am Ende kommt es immer darauf an, wie wir mit den Dingen umgehen, die das Leben uns abfordert. Jeder, wirklich jeder hat sein Leben zu "be-streiten", ist mit Anforderungen und Schicksalsschlägen konfrontiert. Wie wir damit umgehen, zeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind!
Liebe Grüße :wave:
Sonora