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Pharmazeutische Zeitung online: Histamin-Intoleranz: Möhren statt Meeresfrüchte...
Die Diagnose Histamin-Intoleranz wird zwar oft vermutet, aber selten rationell gesichert. Die Praxis zeigt, dass zumindest bei einem Teil der mutmaßlichen Patienten eine bestimmte Grunderkrankung, meist eine Allergie, die Symptome hervorruft. »Allergiepatienten reagieren vermutlich grundsätzlich sensibler auf Histamin, sodass es bei ihnen schneller zu Symptomen kommen kann. Definitionsgemäß liegt dann kein HIS vor, es wird aber oft von Ärzten und Patienten so interpretiert«, sagt Raithel. Grundsätzlich rät er bei allen mit Histamin assoziierten Symptomen zu einer umfassenden Abklärung. Erst wenn sich keine allergische oder anderwei*tige Ursache finden ließe, erhärte sich der Verdacht auf eine Histamin-Unverträglichkeit.
In diesem Fall ist eine versuchsweise Ernährungsumstellung mit vorherigen und anschließenden Messungen der Histamin- und DAO-Konzentrationen ratsam. Auch hier kann Einiges falsch gemacht werden. »Die oft durchgeführte Bestimmung der DAO alleine aus dem Blut ist nicht aussagefähig und wird von den Fachgesellschaften nicht empfohlen«, so Raithel. Auch von einer Bestimmung aus dem Urin oder Stuhl ist abzuraten. Mit speziellen Methoden kann die Enzymaktivität in der Darmschleimhaut direkt bestimmt werden. Diese Untersuchung wird allerdings nicht flächendeckend angeboten.
Provokationstest auf der Intensivstation
Wer wirklich sichergehen möchte, sollte ohnehin einen Provokationstest vornehmen lassen, der laut Leitlinie nach der Reduktion von exogenem Histamin durchgeführt werden soll. Dabei wird mittels einer titrierten Histamin-Provokation die individuell verträgliche Dosis ermittelt. Raithel hat in seiner Klinik festgestellt, dass die meisten Patienten bei etwa 75 mg Histamin-Zufuhr pseudoallergische Symptome erleben. Das ist etwa die Hälfte der Histamin-Menge, die auch bei Gesunden eine Histamin-Intoxikation auslösen kann. »Ein Provokationstest darf wegen der damit verbundenen Risiken nur durch spezialisierte Ärzte und unter intensivmedizinischer Beobachtung durchgeführt werden«, sagt der Experte.
Nur im Falle einer bestätigten Histamin-Intoleranz sollte eine Reduktion der Histamin-Zufuhr über die Nahrung erfolgen. Eine Faustregel für Betroffene ist, dazu am besten frische und unverarbeitete Lebensmittel zu wählen. Zu meiden sind die großen Histamin-Quellen. Da der Stoff vor allem dann entsteht, wenn Nahrungsmittel reifen oder gären, ist er in entsprechend hoher Konzentration in gereiftem Hartkäse, bakteriell fermentierten Lebensmitteln wie geräuchertem Fleisch und Wurst, aber auch in Innereien, Fischkonserven und Meeresfrüchten enthalten. Allerdings bedingen Reifegrad, Lagerdauer und Verarbeitung, dass die Histamin-Gehalte stark schwanken. Auch individuelle Faktoren wie der Hormonstatus bei Frauen – die Empfindlichkeit zum Zeitpunkt der Monatsblutung ist erhöht –, Stress und der Abstand zwischen den Mahlzeiten können die Histamin-Verträglichkeit beeinflussen. Viele Frauen sind in der Schwangerschaft beschwerdefrei, vermutlich, weil ab der zehnten Schwangerschaftswoche in der Plazenta große Mengen DAO gebildet werden.
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Noch mehr zum Provokationstest dort:
Exclusivinterview: 10 Fragen & Antworten über Histaminintoleranz - Histamine Intolerance... Die Histaminintoleranz wird nach standardisiertem Protokoll am nüchternen Patienten durch eine placebo-kontrollierte orale Histaminprovokation mit 50–150mg Histamin (0.25–1.5mg/kg Körpergewicht) durchgeführt. Histamindichlorid (1.6mg entspricht 1mg Histamin) wird dabei mittels Kochsalzlösung in einem Volumen von 100ml im Vergleich zu Placebo (100ml NaCl) an verschiedenen Testtagen verabreicht.
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Grüsse,
Oregano