Hallo Beat,
du schreibst:
Denke Du baust so ein starkes Feindbild auf. Ausserdem ist es völlig unfair, ggrenz schon an gemeinheit, quälen und demütigen (und die abscheuliche Geschichte mit dem Kater von einem angebliche Christ) in den gleichen Topf zu werfen, wiie ein Klaps auf die Finger oder den Po. Das wäre in etwa so, wie wenn man Freiheitsberaubung und Einsperren in den gleichen Topf wie Zimmerarrest werfen würde.
Mein Großvater war ein kranker Baptist, inwieweit er tatsächlich christliche Ideale hatte, weiß ich nicht. Er war jedenfalls schwersttraumatisiert durch seinen Einsatz an der Front im 2. Weltkrieg. Nachdem er schwerstverletzt überlebte, kamen 1945 die Russen und plünderten sein Haus. Er stellte sich dazwischen und wurde angeschossen. Daraufhin bekam er einen Schlaganfall und seine rechter Arm war Zeitlebens gelähmt. Da hatte er noch Glück, denn die Nachbarn wurden hingerichtet. In den 50er Jahren war er dann im Zuchthaus, nachdem er sich wagte zu sagen, dass Stalin ein Mörder sei. Mein Großvater war übrigens ein sehr angesehener Architekt und hat u. a. Militär-Flughäfen gebaut.
Meine Mutter wurde 1936 als erstes Kind geboren. Sie war sehr lebhaft und willensstark. Mein Großvater setzte deshalb alles daran, sie in ein Kloster zu bekommen. Sie sagte jedoch immer, dass sie unbedingt Kinder wolle. Daraufhin wurde sie seelisch mißhandelt. "Die Kirche" wurde für sie etwas Feindliches. Neulich erzählte sie mir, dass alle glaubten, sie würde kinderlos bleiben. Sie hätte es dann allen bewiesen und sogar 5 Kinder bekommen.
Die Schwester meiner Mutter hat einen Mann aus der Gemeinde geheiratet. Sie sind sehr
streng gläubig, wenn man das so sagen kann. Sie bekamen auch fünf Kinder. Als sie uns während meiner Kindheit besuchten, verteilte mein Onkel laufend Kopfnüsse auf meinen kleinen Cousin, weil er sehr lebhaft war. Ich war damals entsetzt und es tat mir so leid, denn mein Cousin war nicht böse. Sowas habe ich zum Glück nie erlebt, auch wenn ich nicht ganz gewaltfrei durch die Kindheit kam. Meine Mutter hatte immer "christliche Ideale", die sie als Lehrerin leider bevorzugt bei fremden Kindern auslebte. Sie hat stets um Anerkennung gerungen, in ihrer eigenen Familie blieb ihr diese verwehrt, was ich unheimlich traurig finde. Ihr Übervater und ihre schwache Mutter haben großen Anteil daran - auch die strenge christliche Erziehung, die im Hause meiner Mutter zwanghaft war.
Beat, du hast dir leider den negativen Aspekt meiner Aussage ausgesucht. Folgende positive Aussage von mir hast du überlesen:
Ich habe viele schöne Jahre mit einem Christen verbracht (Katholik) und bin ihm auch heute noch sehr verbunden. Dadurch habe ich wiederum sehr viele christliche Familien kennengelernt, in denen die Kinder alle sehr liebevoll behandelt und erzogen werden.
Ich selbst bin jahrelang mit meinem Lebensgefährten regelmäßig zu den Gottesdiensten und anderen christlichen Veranstaltungen gegangen und habe mich immer sehr wohl gefühlt. Dass es legitim wäre, seine Kinder mit Gewalt (zum christlichen Glauben) zu erziehen, habe ich nie erfahren. Auch hat man mich nie bekehren wollen, sondern man ist mir einfach sehr herzlich begegnet. Ich bin auch nie von meinem Freund verletzt worden, denn er nimmt seinen Glauben sehr ernst, ist stets bemüht und hat mir vieles erklärt. Und ich begriff ihn, so dass ich mich heute selbst auch als ein Kind Gottes fühlen kann, auch wenn ich nicht getauft bin. Meine Eltern dagegen haben mir nie eine Wahl gelassen, denn Gott existiert für sie nicht und Religion ist etwas Schlechtes für sie. Bei Christen habe ich bislang nie das Gefühl bekommen, dass es schlecht und verwerflich wäre, Atheist zu sein. Es ist bei ihnen eher Trauer gewesen, dass ich aus ihrer Sicht nach dem Tode nicht erlöst und bei Gott sein würde.
Ich hoffe, dass ich mich nun unmißverstäändlich ausgedrückt habe und man erkennt, dass ich keineswegs Feindbilder schaffe. Lediglich gegen Menschen, die ihre Interessen an ihren Kindern mißbrauchen und daher Gewalt ausüben, habe ich etwas. Da nehme ich auch kein Blatt vor den Mund, auch wenn es noch so brave Kirchgänger sind.
Viele Grüße
Anne