Ich war noch nie stolz Deutsche zu sein. Warum auch?
Eben: warum auch? Wie könnte man auf seine Nationalität (ganz gleich welche) stolz sein? Hat man ja nichts für geleistet. Stolz sein kann man nur auf etwas, das man selber geleistet hat, nicht auf Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Ausrichtung o.ä.
Aussagen wie „Bin stolz, Schwarzer zu sein.“, „Bin stolz darauf, homosexuell zu sein.“ usw. sind ja gemäß obiger Ausführung auch nicht korrekt. Jemand kann dagegen stolz darauf sein, sich in einer Gesellschaft, die auch heute noch ihre Probleme mit Minderheiten oder „Andersartigen“ in den eigenen Reihen hat, nicht unterkriegen zu lassen aufgrund eigener Leistungen und einer sich selber entsprechend erarbeiteten Lebenseinstellung.
Man kann auch nicht stolz sein auf die Leistungen Anderer, an denen man selber keinen Anteil hat. Man kann nicht stolz darauf sein, bei einer Firma angestellt zu sein, nur weil diese Firma vielleicht eine wichtige Entwicklung gemacht hat, wenn man selber an der Entwicklung nicht beteiligt gewesen war, sondern andere Mitarbeiter, mit denen man aber nie etwas zu tun hat. Man kann sich dagegen für seine Mitarbeiter freuen, dass sie diesen Erfolg erreicht haben. Und wieso sollte jemand stolz darauf sein, einer bestimmten Nationalität anzugehören, nur weil die Fußballmannschaft des eigenen Landes eine Meisterschaft gewonnen hat? Man kann sich dagegen für seine Landsleute, die den Erfolg erreicht haben, mitfreuen. Selber geleistet haben die meisten im entsprechenden Land nichts dafür. Wobei ich mich sowieso frage, was im Sport diese Nationalitäts-Unterscheidungen überhaupt sollen. Ist im Sport doch ohnehin alles ein Mischmaschbrei. Je reicher das Land, desto zusammengewürfelter die aus aller Welt zusammengekaufte Mannschaft... hat also oft sowieso nichts mehr mit
National-Mannschaft zu tun.
Der andere Punkt:
Man kann sich auch nicht für seine Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Ausrichtung o.ä. schämen, denn man hat es nicht selber zu verantworten.
Man kann sich nicht dafür schämen, Deutscher zu sein, nur weil das deutsche Volk irgendwann mal in der Geschichte schlimme, schlimme Dinge getan hat. Solche oder ähnliche grausamen Dinge haben Völker rund um den Globus getan - und manche tun es noch heute! Sinnvoller ist es, dafür Sorge zu tragen, dass solcherlei Dinge nicht weiterhin und nicht erneut geschehen - ganz gleich wo auf der Welt. Man muss sich auch nicht dafür schämen, Weißer zu sein, nur weil es weiße Deppen gibt. Deppen gibt es in jeder Hautfarbe. Wenn man sich selber nicht als Depp verhält, hat man sich auch nicht zu schämen. Gleiches gilt bei dem hier angeführten Thema „Betrug“. Was soll diese ständige Fremdschämerei?
Wofür sich viele Deutsche hingegen tatsächlich schämen könnten / müssten, ist, dass sie sich wie der sprichwörtliche deutsche Michel alles gefallen lassen und Dinge und Situationen stillschweigend hinnehmen, wo es in zum Beispiel Nachbarsländern wie Frankreich schon längst ordentlich im Karton gerappelt hätte. Welcher Deutsche (von prozentual gesehen wenigen Ausnahmen) ist denn mal bereit, auf die Straße zu gehen und zu kämpfen für die Dinge, die ihm angeblich so wichtig sind, und sich gegen Unrecht und Beschneidungen von oben etc. aufzulehnen? Da sehe ich schwarz für den deutschen Michel...
Grüße
Lukas