@Tarajal
CFS, Autoimmunerkrankungen, Burnout, Mitochondriopathie würden "ganz schwer" mit über den Darm gesteuert oder beeinflusst, schreibst Du. „Ganz schwer“ ist diffus – eigentlich eine bloße Unterstreichung. Im übrigen wird damit nichts Neues gesagt. Klar, was wir essen, beeinflusst unseren Organismus, auch unsere Krankheiten. Auch Nahrungsergänzungsmittel tun das. (Von denen, nebenbei, viele gar nicht über den Darm aufgenommen werden.) Und Ernährung – rohe, grüne, zuckerfreie – kann einen Beitrag zur Genesung leisten, manchmal einen größeren, manchmal einen kleineren.
Über das enterische Nervensystem weiß man eine Menge. Begriffe wie „Bauchhirn“ – Du schreibst sogar von „Darmhirn“ – werden (so mein Eindruck) eher im Zusammenhang mit Bemühungen gebraucht, der Irrationalität mehr Raum zu verschaffen. Obwohl es da m.W. so viel Neues nicht gibt – die Bedeutung des vegetativen Nervensystems für Verdauung ist seit Jahrzehnten bekannt.
Daß das Bauchhirn in Zusammenarbeit mit den Darmbakterien "fast alle nötigen Substanzen, auch die entsprechenden Vitamine" erst bilde . . . Das wäre – ganz ironiefrei – eine Weltsensation. (Einige Nobelpreise nebenbei.) Schau: Vitamins sind definiert als Nährstoffe, die vom menschlichen Organismus nicht (oder nur in viel zu geringem Ausmaß) gebildet werden. Also, allein aus logischen Gründen gibt es da Probleme.
Konkret (da wird’s durchaus tragisch): Mehrere zehntausend Menschen starben 1905 im Russisch-Japanischen Krieg, weil die Russen gar nicht und die Japaner nur zum Teil wussten, dass man Beriberi kriegt durch isolierten Verzehr von geschältem Reis. Von Vit. B1 (Thiamin) war damals nichts bekannt. (Für dessen Entdeckung gab es einen Nobelpreis.) Also, die Bauchgehirne schafften damals die Synthese dieses Vitamins nicht. -- Skorbut war ein Riesenproblem vor allem für lange Seereisen (noch im 20. Jh. für Polarexpeditionen); es dauerte, bis man entdeckte, dass Zitrusfrüchte Leben retteten. Daher der Name "A-Skorbin" für Vit. C. (Weiterer Nobelpreis.) Nebenbei interessant: Die meisten Säuger können Ascorbinsäure in großen Mengen synthetisieren; Menschen haben diese Fähigkeit verloren. (Meerschweinchen auch.) Ich bezweifle ob man selbst die intelligentesten Bauchhirne wieder zur Vit. C-Produktion anregen könnte. -- Ganz ähnlich Pellagra: Man veränderte die Anbauweise von Mais – und es folgten Pellagra-Epidemien. Kein Bauchhirn bemühte sich um die Synthese von Vit. B3 (Niacin). Das hätte geholfen. (Wieder Nobelpreis für den Entdecker.) -- Bis in die 1930er starb man an Perniziöser Anämie; mein Großvater ist daran gestorben. Keine Rede davon, dass unser Organismus Vit. B12 herstellen würde. Er schafft es bei vielen – genetisch, durch Alter oder Gastritis bedingt - auch nicht, den zur Resorption erforderlichen Intrinsic Factor herzustellen. (Nebenbei: bei einer vielfach erfolgreichen Therapie für CFS werden anfangs 10 mg / Tag B12 verordnet; der offizielle Referenzwert für die Zufuhr ist 3 mcg / Tag.) -- Folsäuremangel führt zu einer Vielzahl schwerster Störungen – aber es gibt einen verbreiteten genetischen Polymorphismus, der bewirkt, dass wir Folsäure nicht in die im Organismus gebrauchte 5-MTHF (Methyl-Tetra-Hydro-Folsäure) umwandeln können. Das schafft unser Gedärm nicht; wir brauchen 5-MTHF aus dem chemischen Labor.
Soviel zu den „entsprechenden Vitaminen“. Zu den „anderen nötigen Substanzen“: Das wären einmal Mengen- und Spurenelemente. Brauchen wir vielleicht nicht zu diskutieren. Elemente (!) herzustellen, dazu bräiuchte es einen Schöpfungsakt. Oder einen Kernreaktor. -- Zum anderen Aminosäuren. Von denen gibt es essentielle, semi- und nichtessentielle. Glutathion z.B. ist nichtessentiell; es wird aus Cystein, Glycin, Glutamin biosynthetisiert. Nur funktioniert das nicht mehr richtig, u.a. wenn der Organismus mit Amalgam belastet ist. Wobei man gerade zur Ausleitung Glutathion braucht. Nun steht man vor der Aufgabe, dieses instabile Molekül in die Zellen zu bringen. Geht nur mit erheblichem Aufwand an moderner Chemie (liposomaler Zubereitung oder Stabilisierung durch eine Acetyl-Gruppe).
Zusammenfassend: Vieles Lebenswichtige schafft unser „Bauchhirn“ einfach gar nicht. Es braucht Kopfhirn – und Glück.
Schließlich meinst Du, es gebe kein Organ, das irgendeinen Stoffwechselvorgang ohne Vorbereitung durch Darmhirn und Symbionten durchführen könne. Eine steile Behauptung. Wieviele Organe haben wir ungefähr? Wieviele Stoffwechselprozesse gibt es? Konkret: ich steh morgens auf, tapere zur Toilette, trink ein Glas Grünen Tee vom Vortag, setz mich auf mein Ergometerfahrrad und strample. Ist das durch mein Darmhirn „vorbereitet“? Nach meinem Empfinden schläft das noch. Ich wecke es anschließend auf mit einem Kännchen Kaffee. Dann produziert es Appetit und allerlei Säfte.
Daher, so heißt es bei Dir, sei bei fast allen Erkrankungen das Erste, den Darm von Schlacken und Giften zu reinigen. Nö. Schon weil die „Gifte“ schon lang nicht mehr im Darm sitzen sondern in Hirn, Leber, Nieren, Knochen. Und weil bei etlichen Erkrankungen „Gifte“ keine Rolle spielen sondern Stoffwechselprozesse gestört werden.
Empfohlen wird hingegen von mehreren Ärzten, tatsächlich den Darm zu reinigen und zwar von einer Vielzahl von Würmern, riesigen wie winzigen Und von anderen Parasiten. Nicht nur den Darm. Auch in diesem Fall läßt und das Darmhirn im Stich. Notwendig sind mehrere Anthelmintika. Die sind nicht ohne.
@Gisa:
Daß bestimmte Beimengungen bei NEM ungünstig sind, ist seit Jahrzehnten bekannt. Auch welche das sind. Ebenso, auf welche Hersteller man sich verlassen kann. LEF gehört dazu.
Daß es kaum noch NEM ohne schädliche Zusatzstoffe gebe (wie Du behauptest), ist falsch.
Dann der von Dir eingestellte Link zu
K.I.S.S Web Page Developer. Na, dort kann man so ziemlich alles kriegen. „Interview with God.“ Info über „Success Church“. Mehr als ein Dutzend Bibelübersetzungen. Viiele Kurse. Coaching für Unternehmer. „Financial Independence“. „Business Success“. Alles seit Jahren geleitet von einer Chefin, die überhaupt nur das Beste für alle will. In ihrem Porträt heißt es „She knows God has Blessed her“. Ja dann.
Und ein klein wenig gesundheitsbezogene „Informationen“, auf die Du uns verlinkt hast. Sie stammen z.T. noch aus dem 19. Jh.
Nun – gute Nacht!
Windpferd