@ Asperger-Betroffene: als was fühlt ihr euch / kommt ihr euch vor?
„Die Shelley kann doch auch in den Wald"…
- über Schwierigkeiten in der Gesprächsführung mit 'Nichtautisten‘
MITBÜRGER, FREUNDE, ASPERGER!
Ja, wir haben es nicht leicht!
Auch, wenn die 'Anderen' manchmal so tun, als würden
wir i h n e n das Leben schwer machen.
Was bei mir früher übrigens nie der Fall war - ich bin ein derartig
gelungener 'Sozialisationsakt' dass ich mich mitunter selbst
ankotze, so sehr habe ich mich darauf getrimmt, die Bedürfnisse
anderer Menschen über meine eigenen zu stellen.
Aber da Kommunikation eines meiner Lieblingsthemen ist, lasst uns
doch noch ein wenig dabei bleiben.
Wir versuchen mal einen gemeinsamen Nenner zu finden,
worüber wir dabei reden (schreiben), ja?
Also, neben der Sprache gibt es ja noch die 'nonverbale'
Form des Informationsaustausches.
Da wüßte ich schon einmal gern, womit ihr größere Probleme habt.
Habt ihr auch das Gefühl, wenn ihr etwas verbal vermittelt, dass es
dann den 'Normalos' an der dafür nötigen Präzision
mangelt?
Nicht nur, was die Sprache anbelangt - aber da nimmt das Elend
seinen Anfang.
Ich hatte mal ein Buch angefangen, in dem es auch um Kommunikation
geht und dieses Kapitel mit einer Konfuzius zugeschriebenen
Anekdote eingeleitet. Darin wird er befragt, was er, hätte er die absolute
Regierungsgewalt im Staate als erstes tun würde. Woraufhin er antwortet:
"Den Worten ihre richtige Bedeutung wiedergeben." Er begründet dies
damit, dass unklare Begriffe zu unklarem Denken führen, dieses zu
ebensolchem Handeln und letztlich Chaos und Anarchie im Lande
herrschen.
Womit klar wäre, dass auch Konfuzius ein Asperger war - denn
einem 'Normalo' fällt das niemals auf.
Die leben getreu der Devise: 'Es ist gut, wie es ist!'
Also: Findet ihr, Nicht-Asperger seien nicht 'so ganz klar im Kopf'?
- Was sich sowohl in der Sprache, als auch im Tun niederschlägt?
Was ich Shelley bezügl. ihres Lehrers und seiner 'Füllworte' zu sagen
versuchte, lässt sich ja auch auf das nonverbale Miteinander anwenden.
Es gibt unendlich viel ritualisierte Verhaltensweisen, die bestimmt
auch ihre Berechtigung haben - leider scheinen sie so 'sinnentleert'.
Als ich ein 'Berufsanfänger' war, hatte ich oft große Probleme mit
den Begrüßungsritualen. Da ich mit Menschen arbeitete, die mich
eigentlich nicht interessierten, war ich auch nicht sonderlich an einem
Gedankenaustausch interessiert und somit habe ich sie immer
mehr so am Rande meines Blickfeldes wahrgenommen (bildlich
gesprochen).
Ich wußte, dass man dies nicht tut, tat es auch nicht, aber
ich hätte ohne weiteres jeden Morgen ohne 'hallo' zu sagen, auf meinen
Platz zustoffeln können, mein Arbeitspensum absolvieren - um dann ohne
ein 'Tschüß' wieder abzutauchen.
Ein 'schönes Wochenende' oder gar 'Frohe Feiertage' zu wünschen,
wäre mir nicht so ohne weiteres in den Sinn gekommen.
Wozu auch? Ob ich ihnen das wünsche oder nicht, es beeinflusst ja
den tatsächlichen Ablauf nicht, oder? Wenn ich tatsächlich hätte
sicherstellen können, dass es dann schöne Tage oder ein guter Morgen
werden - hätt ichs viel lieber getan. So ist es unnütze Verschwendung
von Energie, nicht wahr?
Andererseits amüsiert sich meine Mutter heute noch darüber,dass ich
mit 11/2 Jahren, als sie mich bei einer medizinischen Konsultation zu ihrem
Arzt mit ins Behandlungszimmer nahm, mich von ihm mit den Worten:
"Tschüss, Onkel Doktor und grüß bitte deine Mutti!" verabschiedete.
Das war i h r Satz, den sie ihrer besten Freundin immer mit auf den
Weg gab. Der Arzt soll noch nach Monaten Tränen gelacht haben,
wenn ich ihm über den Weg lief - war ne Kleinstadt, bin ich oft - und
vielleicht war das ja der Auslöser für meine Abneigung gegen
Standardformeln.
(Isses nen Wunder, wenn der jedesmal zu kreischen anfängt?)
Ausnahmsweise erinnere ich mich an die Story überhaupt nicht, halte
sie aber für glaubwürdig.
Wie ist das bei Euch?
In Erwartung eurer Antworten verbleibe ich - mit den besten Wünschen
für einen GUTEN TAG für euch, a l l e eure Angehörige (einschl.der
Mütter) bis hin zum letzten Guppy -
eure
BiMi