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... Unverträglichkeiten (also allergische Reaktionen auf PMMA oder lokal toxische Wirkungen des PMMA) spielen heutzutage eine erstaunlich große Rolle, jedenfalls soweit man sich an der Zahl der Verdachtsfälle (!) auf Zahnersatzmaterial-Allergie orientiert. Die Zahl der bestätigten Allergiefälle ist allerdings sehr viel kleiner.
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Aber auch wenn es nur wenige „echte“ Allergiker gibt, benötigen diese doch einen Kunststoff ohne das ggf. identifizierte Allergen.
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2.3 Polyamid
Hierbei handelt es sich um thermoplastische Polykondensate aus Carbonsäuren und Aminen; ihre Struktur ähnelt daher etwas der von Proteinen. Die Stoffgruppe wurde unter dem Trivialnamen „Nylon“ bekannt. Nach ersten (misslungenen) Versuchen mit Polyamid-6 wird für Prothesen heute das Polyamid-12 genutzt, dessen Wasseraufnahme deutlich reduziert ist. Für das Produkt Valplast wurden Werte von 10,1 ?g/mm³ gefunden. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Wasseraufnahme der PMMA liegt zwischen 19 und 25 ?g/mm³, der geforderte Grenzwert für Prothesenkunststoffe bei 32 ?g/mm³. Der immer wieder geäußerte Vorwurf der erhöhten Wasseraufnahme durch die Polyamide trifft also auf Polyamid-12 nicht zu!
Dieses Material ist gegen viele organische Lösungsmittel, gegen Alkalien, verdünnte Mineralsäuren und die meisten organischen Säuren beständig. Starke Säuren, die im Haushaltsmilieu jedoch nicht vorkommen, bewirken einen hydrolytischen Abbau. Die Restmonomerfreisetzung in Wasser liegt praktisch bei null. Der Verbraucher sollte hier genau hinsehen: Oft werden auch die Eluationsmengen in einer Methanollösung angegeben, die immer deutlich höher liegen, für die klinische Situation aber irrelevant sind!
Polyamide weisen eine Eigenschaft auf, die sie vollkommen von den anderen Prothesenkunststoffen abgrenzt: ihre Elastizität.
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Zum Schluss: Wer berät bei der Kunststoffauswahl?
Es ist ganz klar: Der Zahnarzt ist gesetzlich verpflichtet, das jeweils zu verwendende Material festzulegen, und steht damit auch juristisch in alleiniger Verantwortung gegenüber dem Patienten. Das betrifft die verwendeten Füllungen und Zemente ebenso wie die verordneten Prothesenkunststoffe, obwohl deren Verarbeitung heutzutage fast ausschließlich in den zahntechnischen Laboratorien stattfindet. Deshalb ist auch der Zahntechniker oft Anlaufstelle für fragende Patienten.
Dabei aber ergibt sich ein rechtliches Problem, denn Patientenberatung ist eindeutig ein Teil der Zahnheilkunde und darf daher nur von approbierten Zahnärzten ausgeübt werden. Ein viel beachtetes Gerichtsurteil aus dem Jahr 2006 bestätigte dies aktuell erneut [8]. Ist dies nur Ausdruck eines eifersüchtigen Beharrens auf der eigenen Kompetenz? Ein Versuch, sinnvolle Information des Patienten vor Ort zu verhindern? Nein – ein Blick auf die Homepages der überall aus dem Boden schießenden „Allergielabore“ zeigt das Dilemma: Dort fehlen fast immer klare Informationen zu den jeweiligen Kunststoffen, die über Werbeaussagen hinausgehen.
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Wenn man diesen Artikel liest, bekommt man den Eindruck, daß viele als unverträglich empfundenen Werkstoffe in Wirklichkeit doch verträglich wären, abhängig von der Herstellung und Aushärtung.
Ich finde diesen Artikel durchaus informativ, kritisch und glaubwürdig. Allerdings hilft er einem Zahnpatienten nicht unbedingt aus dem Dilemma, ein geeignetes bzw. verträgliches Material zu finden, das der Zahnarzt bzw. Zahntechniker auch kennt und anwendet.
Vielleicht hat sich ja seit 2012 auch Einiges getan auf diesem Gebiet? ...
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Ich finde, daß dieser Artikel recht gut zeigt, daß es für den Laien fast unmöglich ist, selbst heraus zu finden, welche Kunststoffe passend für seine Bedürfnisse sind. Auch Zahnärzte haben zu diesem Thema oft kaum Erfahrung und erliegen wohl oft auch den Versprechungen der Werbung.
Aber auch die Testung von Materialien in einem Labor ist nicht unbedingt zuverlässig und zusätzlich noch teuer. Wohl dem, der keine Füllungen braucht und nicht von schlechten Erfahrungen traumatisiert ist.
Grüsse,
Oregano
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