Alt werden, alt sein

Ich überlege gerade, was "alt" und "alt werden" eigentlich bedeutet?

Ist damit ein bestimmtes Alter gemeint, geht es um ein eher starres Denken? Wird man alt, wenn man in Rente geht oder ist man dann schon alt?
Grüsse,
oregano

Genau darüber denke ich auch seit einiger Zeit. Merkwürdig vor meinem 50zigsten sind mir solche Gedanken garnicht eingefallen, jetzt so ein paar Tage vor 60 schon ;) Dabei fühle ich mich definitiv nicht "alt", kein graues Haar, die gleiche Kleidergröße wie mit 20 und wenn ich des Morgens in den Spiegel sehe, kann ich mich fröhlich angrinsen auch schlaftrunken und ungeschminkt :))), das haben weder div. Hüftop´s noch die Auseinandersetzung mit der Borreliose ändern können.
Es geht an das letzte Lebensdrittel und wenn ich überlege wie schnell die letzten Jahre vergangen sind und was ich noch alles vorhabe, finde ich 30 Jahre zu kurz !
Im nächsten Juni beende ich meine Berufstätigkeit und gehe in die passive Altersteilzeitphase, aber nicht um dann nur "Ruhestand" zu geniessen, sondern um noch was Neues anzufangen, was ehrenamtliches im sozialen Bereich.
Für mich bin ich zu dem Schluss gekommen: Mein Baujahr sagt nix über mich aus und manchmal begegnen mir Menschen, die wesentlich jünger sind, und ich denke, so alt wie Du denkst möchte ich mal werden.
Anderseits kenne ich viele Menschen 80+ , die sind körperlich und geistig fit wie ein Turnschuh.
Ich glaube die Frage "wer ist alt" kann pauschal nicht beantwortet werden.
 
Eine Frau schickte ihren ersten Roman anonym an Siegmund Freud mit der Bitte um eine Stellungnahme. (Der Brief ist in der Ausgabe der Briefe von Freud nicht abgedruckt, nur seine Antwort an eine von der Autorin angegebene Deckadresse.)

Freud reflektierte zunächst die Situation - den Text einer Frau zu beurteilen, über die er nichts wußte. Ist lange her, daß ich's gelesen habe; ich erinnere mich nur an seinen - von ihm nicht begründeten - Satz: "Aus dem Umstand, daß der Tod eine große Rolle in ihrem Werk spielt, schließe ich, daß Sie sehr jung sind."
 
Bitte zum eigentlichen Thema des Threads zurückkommen:).


Im Alter erinnert sich der Mensch häufig an Geschehnisse aus seiner Kindheit.

Mir geht es gerade so und ich erinnere mich an das was eine Lehrerin unter meinen so mühsam erstellten Aufsatz geschrieben hat:

"Thema verfehlt".

Schade, daß mir nur noch diese Notiz in Erinnerung ist. Das Thema habe ich längst vergessen. :traurigwink:

Mir hat bei der Eröffnung dieses threads vorgeschwebt, daß wir mit der Zeit und mit Geduld in größeren Zusammenhängen denken können.


Was also ist das eigentliche Thema?

Dazu möchte ich mich mit der Hilfe von Oregano noch einmal abklopfen, was ich eigentlich gemeint habe.
Oregano hat mir mit ihrem rationalen Fragen Eindruck gemacht.:kiss:

Liebe Grüße
Margot
 
Ich bin 57 und fühle mich wie über hundert,es ist ja alles kaputt oder verschissen wie das bei viel älteren Damen eigentlich ist und ich bin in kürzerster zeit da hinein ,ich kann es nicht fassen.
Ihr seid so lieb zu mir aber das habe ich alles schon durch,seit über 10 Jahren laufe ich mit schlimmen Psychichen Krankheiten rum mal ist es schlimm mal weniger.
Ältere Menschen bekommen ja dann auch meistens die Altersdepris die kommen dann auch noch dabei.
Alle verzweifeln,es ist zu viel was ich habe das kann keiner bewältigen ich schon mal gar nicht.
Ich hatte mir immer vorgestellt im alter noch was gutes zu tun,so in Krankenhäusern oder in Altenheimen den Menschen zu hören oder was erzählen.
Das geht ja nicht ,ich komme da ja gar nicht hin ohne Hilfe.
Grille
 
Hallo Grille,

ich glaub, Deine Verzweiflung wird hier verstanden und mitgefühlt.

Doch in diesem Thread - er läuft unter "Nachdenken"! - ist, so fürchte ich, nicht der geeignete Raum, Dir zu helfen. Du hast nur sehr sekundär ein Problem mit "Alt werden / sein", sondern sehr schwerwiegende gesundheitliche Herausforderungen, die aufgedröselt werden sollten, Schritt für Schritt. Da wird es um Beschwerden im einzlnen, Vorgeschichte, viele Laborbefunde, um Diagnostik und Therapieansätze gehen und vor allem um die richtigen Behandler. Das kann ohne weiteres einen spannenden eigenen Thread ergeben.

Vielleicht mag die Moderation Dich darüber beraten, wie und wo Du das am besten machen könntest.

Nebenbei: ich glaube nicht, daß Du psychiatrisiert werden solltest. Erst mal genau nach dem Organismus schauen. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann ergänzend nützlich sein, um Dich zu stabilisieren und Dir zu planvollem Handeln zu helfen. (Reflexionen über Altern helfen Dir vermutlich jetzt nicht weiter.)

Wir werden Dich in Deinem neuen Thread garantiert schnell finden. Und dann dort weitermachen.

Bis dann,
viel Glück und Geduld,
Windpferd
 
Ich hatte mir immer vorgestellt im alter noch was gutes zu tun,so in Krankenhäusern oder in Altenheimen den Menschen zu hören oder was erzählen.
Das geht ja nicht ,ich komme da ja gar nicht hin ohne Hilfe.


Laß es doch für heute gut sein, liebe Grille, leg Dich einfach schlafen und träume schön.
Morgen machen wir eine neue Schau auf das Alter und hoffen, daß wir der Sache näher kommen.

Glaube mir, ich habe ziemliches Bauchgrimmen deshalb, daß ich dieses Thema eingestellt habe.

Die Wahrscheinlichkeit, daß sich bei diesem Thema immer mal wieder Menschen nicht richtig verstanden fühlen ist sehr groß.

Hab bitte auch mit uns etwas Geduld.

Solltest Du aber noch wach bleiben wollen, nimm doch bitte Stift und Papier zur Hand und skizziere uns noch mal Deine aktuellen Probleme. Wir tun uns viel leichter, wenn wir das von Dir haben.

Liebe Grüße

Margot
 
Hallo, Ihr .............

Woran merkt man eigentlich, daß man alt wird?


da habe ich aber einen richtigen Schnitzer gebracht und keinem ist es aufgefallen.

Selbstverständlich waren auch Altersgenossen gemeint in meinem thread.


Hallo, Ihr lieben Altersgenossinnen jenseits der 70 (mehr oder weniger)

.........heißt jetzt also Altersgenossen/innen

ich möchte gerne beginnen mit einer Aufstellung von Erscheinungen, die es ermöglichen, an sich selber festzustellen, in wie weit es einen betrifft, oder nicht.

Oregano hat sinngemäß geschrieben, daß das von Mensch zu Mensch verschieden ist. Ja, das ist es, und wie.

aber kaum eine erzählt davon, wie schwer es mit der Zeit wird, mit den eigenen Unzulänglichkeiten zurecht zu kommen.

Na klar, keiner möchte gern zum Ausschuß gehören, zu denen, die von der Gesellschaft ernährt werden müssen, die von den wenigen Arbeitnehmern/innen;) fordern, die Renten aufzubringen.

Alterserscheinungen werden nicht erzählt
,
Man muß es uns schon erst ansehen können, daß wir älter geworden sind, wenn nicht sogar alt. ;)

Wie kommt der Mensch eigentlich zur Ruhe, was kann er tun, damit das andauernde "ich muß doch noch..." aufhört und Frieden einkehrt in dem täglichen Ablauf und vor allem den anderen Menschen gegenüber, die mit uns leben und bestimmt schon lange bemerkt haben, daß wir nicht mehr so gelenkig (in jeglicher Hinsicht) sind, wie wir einmal waren.

Dazu wollte ich aufrufen mit der Eröffnung meines threads.

Was mich beschäftigt ist die nachlassende Geschwindigkeit, mit der ich früher das Leben gemeistert habe.

aber auch die Ungeschicklichkeiten, die Vergeßlichkeiten, die Ungeduld mir selber gegenüber, die nachlassenden Augen, die Steifheit der Wirbelsäule, die Fußpflege, die ich jetzt einem Mädchen überlassen muß, das keine Ahnung hat von meinem Problem, daß ich mich geniere.

Mein Alter macht mir keine Probleme, sondern die Tatsache, daß meine Kinder hin und wieder merken, daß in meinem Haushalt nicht mehr alles so perfekt ist wie früher.

Ja und daß ich manche Sachen einfach nicht mehr bemerke, weil es auch

nicht mehr so wichtig ist, perfekt zu funktionieren? daß es auch mit halber Kraft noch ganz gut geht?

So, liebe Oregano, jetzt habe ich angefangen mit der "Nabelschau" wer macht weiter?
Liebe Grüße
Margot
 
Guten Morgen,

mal ein ganz simpler, vielleicht enttäuschender Sachverhalt: Definitionen (ausnahmslos alle) sind niemals richtig und niemals falsch. Sie sind immer willkürlich. Jede(r) hat seine eigenen Definitionen. Damit zwischen Menschen wenigstens eine gewisse Verständigung möglich ist, gibt es Ähnlichkeiten, manchmal teilweise Übereinstimmungen zwischen Menschen, vor allem innerhalb von Subkulturen, Gruppen, Familien, Paaren ...

Definition heißt Abgrenzung - die Grenzen werden von Menschen gezogen und sind sehr veränderlich über die Zeiten und unterschiedlich zwischen Menschen.

Woraus folgt: Es gibt keine Argumente für oder gegen bestimmte Defintionen. Es ist sinnlos, darüber zu streiten.

Denken wir etwa an "Liebe". Eigentlich sollte jede(r), die / der meint zu "lieben", der / dem anderen ganz genau sagen, was sie / er damit meint. (Das kann sogar zärtlich und romantisch sein.) Ein wichtiger Aspekt: Derartige Definitionen sind nie vollständig sondern an den Rändern immer unscharf. - Oder "Tod" - das wurde in den vergangenen Jahren sehr komplex und kontrovers definiert. - Oder "Grün": Die genauen Frequenzen, bei denen eine Farbe doch eher Blau wird oder Gelb, sind nicht für alle Menschen gleich, nicht einmal in derselben Kultur. (Angeblich haben manche Stämme viele Namen für Grüntöne.)

Und, natürlich, gilt das auch für "Alt", "Alter". Es steht mir frei, jede Erscheinung als Altererscheinung zu etikettieren - aber das sagt nichts über den Sachverhalt aus, nur über meine Verwendung des Wortes. Es scheint, als fielen wir dadurch ins Bodenlose - es gibt keine vermeintlichen "Richtigkeiten" mehr, an denen wir uns festhalten können.

Zugleich werden wir dadurch freier. Wir müssen uns selber und andere nicht mehr in Schubladen stecken. Ulrich Volz wies kürzlich auf der Tagung der Open Mind Academy auf die gewaltigen Wirkungen hin, die es hat, wenn ich nicht mehr denke oder sage "Ich habe ein Problem" sondern etwa "eine Aufgabe", "eine Herausforderung", "eine Chance, neue Erfahrungen zu machen", "eine Prüfung", ja "ein Geschenk". Dieses Etikettieren (das wir ja den ganzen Tag betreiben) steht uns frei - und wir haben dadurch eine gewisse, manchmal sehr große Macht über die Sachverhalte.

Natürlich gibt es Gegenargumente. Zum Beispiel korrelieren manche Erscheinungen mit dem chronologischen Alter. Aber ich brauche sie trotzdem nicht als "Alterserscheinungen" zu etikettieren. Denn ist immer willkürlich, wo - bei welcher Intensität oder Häufigkeit usw. - ich die Grenze ziehe. Und es gibt noch viele andere Aspekte, Begriffe (= Möglichkeiten des Begreifens) unter denen ich ein und denselben Sachberhalt betrachten kann.

Diskussionen über Definitionen sind deshalb nicht wirkungslos. Sie können zwar nie zu einer "richtigen" Definition führen (weil es die nicht gibt, s.o.), aber durch sie lernen wir die / den DiskussionspartnerIn ein wenig besser kennen: "Ah, das nennst du also "alt" ...

Was noch dazugehört: Der Gedanke "Alter" ist häufig mit Gefühlen verbunden. Nehmen wir z.B. "Angst". Wir denken und reden meistens so, als seien Gefühle ganz bestimmte abgegrenzte Zustände. Wir meinen dann: "Jetzt habe ich Angst und das ist nichts anderes als Angst". Wenn wir und aber auf diese "Angst" einlassen, uns in sie vertiefen - nicht darüber nachdenken, sondern eher eins werden mit ihr, uns ihr überlassen - dann können wir erleben, daß sich das Gefühl ein wenig wandelt: sich intensiviert, im Körper wandert, die Qualität leicht ändert, irgendwie changiert, schillert, geheimnisvoll und spannend wird. Und es kann vorkommen, daß es von selber "kippt" - die körperlich spürbare Energie, die ich vorher "Angst" nannte, scheint mir jetzt z.B. "Vorfreude" zu sein. Das ist immer eine Befreiung, sehr bewegend, in der Regel von Lachen und / oder Weinen begleitet. Da rückt der erlebende Organismus etwas zurecht, weit jenseits von Definitionen.

Dies Phänomen gibt es vermutlich, seit Menschen existieren. Zum ersten mal beschrieben, begrifflich gefaßt und lern-, anwendbar gemacht hat es Eugene Gendlin (Österreicher, später in Chicago Nachfolger von Carl Rogers) in seinem Buch "Focusing. Eine Methode der Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme". Das ist eine der Grundlagen jeder modernen körperorientierten Psychotherapie. Auch ohne Therapeuten erlernbar. (DAF - Deutsches Ausbildungsinstitut für Focusing und Focusing-Therapie, Focusing-Netzwerk Home usw.)

Vielleicht könnten wir dazu kommen, auch "alt" nicht einfach als Etikett zu verwenden sondern uns geduldig hinein zu vertiefen: "Wie fühlt sich das an?", "und wie noch?" "wo spür ich's körperlich"", usw. Wir könnten dahin kommen, nicht immer "über" die Dinge zu reden sondern "aus" den Dingen, diesen Sprache zu geben. Auch unserem wirklichen oder vermeintlichem Alter.

Alles Liebe,
Windpferd
 
Im Abendrot​
Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhen wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.

Tritt her und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Daß wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot,
Wie sind wir wandermüde –
Ist das etwa der Tod?
(Text von Joseph von Eichendorff. Für Sopran und Orchester von Richard Strauss in "Vier letzte Lieder". Einer der einsamen Gipfel seines Werks, komponiert im Alter von 83 / 84 Jahren. Mit 85 starb er. Eine ungeheuer weiträumige Orchesterlinie, jenseits von jung und alt. Eher: nahe am Ursprung und endgültig.)
 
Hallo Windpferd,

ich habe mich jetzt den ganzen Tag mit Deinem Text beschäftigt und finde ihn ausgezeichnet, aber es ist mir erst gelungen mir ein Bild davon zu machen, als ich ihn "entzerrt" habe.

Ich würde mich wohler fühlen, wenn Du meinem alten Kopf etwas mehr entgegen kommen würdest, indem Du Deine verschiedenen Gedanken etwas strukturierst.
Damit Du mein "weibliches" Auffassungsvermögen verstehen kannst, verstoße ich einfach einmal gegen den Wunsch des Administrators und breite Deinen Text noch einmal aus. Das tue ich in Form von verdaubaren Absätzen.

Zu jedem dieser Absätze gäbe es Bände zu sagen. Ich war so naiv und dachte, es würde genügen, einfach nur von meinen subjektiven Gefühlen zu schreiben, die ich habe, wenn ich an Alt werden und alt sein denke.


Hier noch einmal Dein Text so, daß ich damit arbeiten kann.


Guten Morgen,

mal ein ganz simpler, vielleicht enttäuschender Sachverhalt: Definitionen (ausnahmslos alle) sind niemals richtig und niemals falsch. Sie sind immer willkürlich.

Jede(r) hat seine eigenen Definitionen.

Damit zwischen Menschen wenigstens eine gewisse Verständigung möglich ist, gibt es Ähnlichkeiten, manchmal teilweise Übereinstimmungen zwischen Menschen, vor allem innerhalb von Subkulturen, Gruppen, Familien, Paaren ...


Definition heißt Abgrenzung - die Grenzen werden von Menschen gezogen und sind sehr veränderlich über die Zeiten und unterschiedlich zwischen Menschen.

Woraus folgt: Es gibt keine Argumente für oder gegen bestimmte Defintionen. Es ist sinnlos, darüber zu streiten.

Denken wir etwa an "Liebe". Eigentlich sollte jede(r), die / der meint zu "lieben", der / dem anderen ganz genau sagen, was sie / er damit meint. (Das kann sogar zärtlich und romantisch sein.)

Ein wichtiger Aspekt: Derartige Definitionen sind nie vollständig sondern an den Rändern immer unscharf. -

Oder "Tod" - das wurde in den vergangenen Jahren sehr komplex und kontrovers definiert.

- Oder "Grün": Die genauen Frequenzen, bei denen eine Farbe doch eher Blau wird oder Gelb, sind nicht für alle Menschen gleich, nicht einmal in derselben Kultur. (Angeblich haben manche Stämme viele Namen für Grüntöne.)


Und, natürlich, gilt das auch für "Alt", "Alter". Es steht mir frei, jede Erscheinung als Altererscheinung zu etikettieren - aber das sagt nichts über den Sachverhalt aus, nur über meine Verwendung des Wortes.

Es scheint, als fielen wir dadurch ins Bodenlose - es gibt keine vermeintlichen "Richtigkeiten" mehr, an denen wir uns festhalten können.

Zugleich werden wir dadurch freier.

Wir müssen uns selber und andere nicht mehr in Schubladen stecken.

Ulrich Volz wies kürzlich auf der Tagung der Open Mind Academy auf die gewaltigen Wirkungen hin, die es hat, wenn ich nicht mehr denke oder sage "Ich habe ein Problem" sondern etwa "eine Aufgabe", "eine Herausforderung", "eine Chance, neue Erfahrungen zu machen", "eine Prüfung", ja "ein Geschenk".

Dieses Etikettieren (das wir ja den ganzen Tag betreiben) steht uns frei - und wir haben dadurch eine gewisse, manchmal sehr große Macht über die Sachverhalte.

Natürlich gibt es Gegenargumente. Zum Beispiel korrelieren manche Erscheinungen mit dem chronologischen Alter. Aber ich brauche sie trotzdem nicht als "Alterserscheinungen" zu etikettieren. Denn ist immer willkürlich, wo - bei welcher Intensität oder Häufigkeit usw. - ich die Grenze ziehe.

Und es gibt noch viele andere Aspekte, Begriffe (= Möglichkeiten des Begreifens) unter denen ich ein und denselben Sachberhalt betrachten kann.


Diskussionen über Definitionen sind deshalb nicht wirkungslos. Sie können zwar nie zu einer "richtigen" Definition führen (weil es die nicht gibt, s.o.), aber durch sie lernen wir die / den DiskussionspartnerIn ein wenig besser kennen: "Ah, das nennst du also "alt" ...


Was noch dazugehört: Der Gedanke "Alter" ist häufig mit Gefühlen verbunden. Nehmen wir z.B. "Angst". Wir denken und reden meistens so, als seien Gefühle ganz bestimmte abgegrenzte Zustände. Wir meinen dann: "Jetzt habe ich Angst und das ist nichts anderes als Angst". Wenn wir und aber auf diese "Angst" einlassen, uns in sie vertiefen - nicht darüber nachdenken, sondern eher eins werden mit ihr, uns ihr überlassen - dann können wir erleben, daß sich das Gefühl ein wenig wandelt: sich intensiviert, im Körper wandert, die Qualität leicht ändert, irgendwie changiert, schillert, geheimnisvoll und spannend wird. Und es kann vorkommen, daß es von selber "kippt" -

die körperlich spürbare Energie, die ich vorher "Angst" nannte, scheint mir jetzt z.B. "Vorfreude" zu sein. Das ist immer eine Befreiung, sehr bewegend, in der Regel von Lachen und / oder Weinen begleitet. Da rückt der erlebende Organismus etwas zurecht, weit jenseits von Definitionen.

Dies Phänomen gibt es vermutlich, seit Menschen existieren.

Zum ersten mal beschrieben, begrifflich gefaßt und lern-, anwendbar gemacht hat es Eugene Gendlin (Österreicher, später in Chicago Nachfolger von Carl Rogers) in seinem Buch "Focusing. Eine Methode der Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme". Das ist eine der Grundlagen jeder modernen körperorientierten Psychotherapie. Auch ohne Therapeuten erlernbar. (DAF - Deutsches Ausbildungsinstitut für Focusing und Focusing-Therapie, Focusing-Netzwerk Home usw.)


Vielleicht könnten wir dazu kommen, auch "alt" nicht einfach als Etikett zu verwenden sondern uns geduldig hinein zu vertiefen: "Wie fühlt sich das an?", "und wie noch?" "wo spür ich's körperlich"", usw. Wir könnten dahin kommen, nicht immer "über" die Dinge zu reden sondern "aus" den Dingen, diesen Sprache zu geben. Auch unserem wirklichen oder vermeintlichem Alter.


Ich würde mich freuen, wenn Du den Eingriff in Deine Arbeitsweise nicht krumm nehmen würdest. :)

Liebe Grüße
Margot
 
Hier klagt ein Aloysius über so einige Beschwerden :))):




Eine Warnung für alle in unserem Alter.


Und wen es nicht betrifft, der möge sich glücklich schätzen und die Nachricht weiterleiten oder sie schnell löschen.

Herzliche Grüße an Euch Alte !
Da Aloysius
-------------------------------------------------------------------------------

Liebe Altersgenossen !!!!


...Ein Komplott bedroht uns
und es geschieht hier in unserem Land!!!

Hast du bemerkt, dass die Treppen jeden Tag steiler werden. Lebensmittel immer schwerer und Entfernungen immer weiter. Gestern ging ich aus dem Haus und war verblüfft, wie lang unsere Straße geworden ist!

Die Gravitation hat auch stark zugenommen in den letzten 30 Jahren. Ich spüre es besonders beim Aufstehen von meinem Sofa.

Und die Leute sind jetzt auch weniger rücksichtsvoll, besonders die jungen.

Sie flüstern die ganze Zeit!

Wenn du sie bittest lauter zu sprechen, wiederholen sie die stille Nachricht mit der Lippensprache. Was denken die sich, bin ich vielleicht ein Lippenleser?

Die sind auch wesentlich jünger, glaube ich, wie ich damals in dem Alter war. Andererseits, Leute in meinem Alter sehen älter aus als ich.

Unlängst habe ich eine alte Bekannte getroffen und sie ist um vieles älter geworden, so dass sie michnicht einmal erkannte.

Ich selbst kann mein Spiegelbild erkennen.

Aber, irgendwie sind sogar die Spiegel nicht mehr so wie sie früher waren.

Außerdem, jeder fährt heutzutage so schnell! Du riskierst Kopf und Kragen wenn du auf der Autobahn unterwegs bist. Alles bremst sich hinter dir ein, ich sehe sie schreien und gestikulieren im Rückspiegel. Ihre Bremsen müssen einen furchtbaren Verschleiß haben.

Auch die Hersteller von Kleidung sind zur Zeit weniger seriös. Warum bezeichnen sie plötzlich Größe 36 oder 38 als Kleid der Größe 48 und 50? Glauben sie, dass es keiner bemerkt?

Ebenso unseriös sind die Hersteller von Personenwaagen! Denken die wirklich, dass ich glaube, was ich auf der Skala sehe? HA! Ich habe mir nie was aus den Zahlen gemacht! Wen wollen diese Leute reinlegen?

Ich wollte jemandem anrufen und berichten, was da vorgeht, aber die Telekom ist auch bei dem Komplott dabei. Sie haben die Telefonbücher in so kleiner Schrift herausgegeben, dass keiner jemals eine Nummer dort finden kann! Alles was ich machen kann ist, diese Warnung weiter zu schicken:

Wir sind angegriffen!

Wenn nicht bald was Entscheidendes passiert, wird jeder diese furchtbare Entwürdigung erleiden müssen.
Bitte, schicke dies an Leidensgenossen wo Du denkst, daß dies zutreffen könnte.und so bald wie möglich, dass wir dieses Komplott stoppen können !!

PS: Ich schicke diese Nachricht in großen Buchstaben, weil mit der Schrift in meinem Computer ist auch was passiert: sie ist kleiner, als sie früher einmal war !!!

LIEBE GRÜSSE


 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt fällt mir das Video von Ludwig Hirsch ein: Die Omama

(... in letzter Zeit, da war's schon etwas komisch)

Das schöne alte Video gibt es leider nicht mehr. Am besten zu verstehen ist wohl die
Live-Version, allerdings ohne Bilder
 
Hallo Oregano

Sowas Cooles hat mir heute gefehlt. :))) :))) :))) - Deine Warnung ist einfach toll!

Mit herzhaftem Lachen kann ich jetzt bald meinen Arbeitstag abschliessen. (Der macht mir von der Energie her wirklich etwas Mühe, vor 30 Jahren hätte ich ihn easy hingekriegt. Heute mache ich langsamer und hetze nicht - und kriege alles trotzdem hin, aber wirklich langsamer. Und müde bin ich auch am Schluss.)

Liebe Grüsse, fauna
 
Hier klagt ein Aloysius über so einige Beschwerden :))):




Eine Warnung für alle in unserem Alter.


Und wen es nicht betrifft, der möge sich glücklich schätzen und die Nachricht weiterleiten oder sie schnell löschen.

Herzliche Grüße an Euch Alte !
Da Aloysius

:))) Klasse !!! besser geht es nicht zu beschreiben :)))
Danke schön, Oregano
 
Hallo Rawotina,

hier ist die Omama mit dem Ludwig Hirsch:


Hier der Text:

Da stehn wir jetzt am Stammersdorfer Friedhof;
regnen tut's
die Füáe tun mir schon weh.
Der Pfarrer sagt
sie war ein so herzensguter
Mensch

und trotzdem fällt mir's Weinen heut' so schwer.
Die Omama
die Oma ist nicht mehr.

Wie ich klein war
hat's mir einegstopft die Knödln

hat's glauert mit dem Pracker in der Hand;
hat's mir auch umdraht schon den Magen

es war ihr wurscht
sie hat mi gschlagen

so lang
daá i schon angfangt hab zum Beten;
Lieb Jesukind
laá d'Oma doch verrecken.

Die sieben Raben
es warn nur sechs

die gute Fee
es war a Hex

der böse Wolf
a kleiner Dackel

der Märchenprinz
a schiacher Lackel.

In Stammersdorf hat s' gabt die kleine Wohnung
mit Spitzendeckerln und ein Hitlerbild

a Glasl Grammelschmalz am Fensterbrett

den Nachtscherbn unterm Doppelbett

so weiá
so dick
so rund und immer voll.
Vielleicht hätt ma'n in's Grab dazulegn solln?

Einmal hab ich s' gfragt: " Wo ist der Opa ?"
Im Himmel auf an Wolkerl spielt er Geign.
Für Führer
Volk und Vaterland
erschossen
aufghängt und verbrannt

auch das hat sie dem Adolf stets verziehn.
Er hat ihr ja das Mutterkreuz verliehn.

Die sieben Raben ....

In letzter Zeit da war s' schon bisserl komisch.
Das Grammelschmalz is gstanden unterm Bett

die Spitzendeckerln hat s' verbrannt

den Hitler hat s' an Pülcher gnannt

den Nachtscherbn hat s' plaziert am Fensterbrett.
Ganz Stammersdorf hat über sie schon gredt.

Am Muttertag da habn wir s' gführt in Prater

die Alte war auf einmal wieder jung.
Beim Go-Cart-Fahrn hat s' gjodelt

ein paar Langos hat s' verdruckt

nur beim Sturmbootfahrn
da geschah ein Miágeschick:
Da is s' an ihre falschen Zähn derstickt.

Die sieben Raben ....

Oma
pfüdigott
mach's drüben besser

mach keine Knödeln für die Engerln
sei so gut!
Tu nicht die Heiligen sekkiern
tu nicht den Opa
denunziern;
und gehst zum Herrgott auf Besuch - ein guter Tip:
Omama
nimm's Mutterkreuz net mit!


Ludwig Hirsch - Die Omama Lyrics
 
Hier noch ein anderes Lied mit Ludwig Hirsch "Komm' großer schwarzer Vogel". Ich mag es sehr...



Grüsse,
Oregano
 
Dankeschön Oregano,

das ist lieb von Dir, dass Du den Text aufgeschrieben hast.

Das Lied vom großen schwarzen Vogel kenne ich auch. Sehr schön. Damals noch
mit Orgelmusik.

LG Rawotina
 
Guten Abend Margot,

#91: Natürlich darfst Du meine Texte verbessern, verlängern, was auch immer . . . Das ehrt und freut mich. Endlich hab ich eine Lektorin!

In diesem Fall erheitert es mich: Ich hatte extra so komprimiert geschrieben, damit der Beitrag nicht so viel Raum einnehme. Du hast ihn ca. auf das Doppelte gestreckt. Aber gelesen hat ihn sowieso niemand außer Dir :traurig: Vielleicht war er zu "maskulin"? Vielleicht sollte ich lieber auf ein weibliches Pseudonym wechseln?

Gute Nacht,
Windstute
 
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