Mythos „gesunder Schlaf“

Kategorien:Allgemein, Demenz, Alzheimer, Depression, Angst, Elektrosmog, Gesundheit Babys und Kinder, Gesundheit Frauen, Gesundheit Männer, Krankheitsbilder allgemein, Meditation, Psyche und Gesundheit, Stärkung für Psyche, Geist und Seele, Umgang mit Stress

Immer mehr Menschen leiden an Schlaflosigkeit. Vermin­derter Schlaf führt zu ernst­haften Regulationsstörungen und seelischen und körperli­chen Erkrankungen. Um ge­sund zu bleiben, benötigen wir circa acht Stunden natürlichen Schlaf. Gesunder Schlaf führt zu einem faszinierenden Ereignis.

Erholung in der Non-REM-Phase

Mit dem Einschlafen entspannt sich die Atmung und die Muskula­tur. Dann folgen etwa 90 Minuten tiefer, ent­spannter Schlaf, währenddessen die Augen sich kaum bewegen. In dieser sogenannten Non-REM-Phase träumen wir kaum. Dafür lässt uns diese Non-REM-Phase die Freiheit, uns zu bewegen, Haltung und Lage zu verändern, uns ab- und zuzudecken, ohne zu erwachen.

Jede Schlafphase hat ihre eigene gesund­heitsfördernde Aufgabe. Zum Einschlafen, der ersten Phase des Non-REM-Schlafes, sollten wir kühl liegen, denn die Körpertemperatur wird beim Einschlafen gesenkt. Die Organe sind in dieser erholsamen Non-REM-Phase auf Verdauung und Erholung eingestellt.

Ohne REM-Phasen werden wir krank

Nach spätestens eineinhalb Stun­den verändert sich der Schlaf eines Gesunden: Die Augen bewegen sich lebhaft (»rapid-eye-movement« oder REM-Phase). Ein tiefes Traum­erleben setzt ein, als Zeichen eines tiefen Zugangs zum Unbewussten. Um zu verhindern, dass wir uns im Traum bewegen, sprechen oder gar davonlaufen können, werden in der REM-Pha­se Muskelbewegungen ausgeschaltet. So ent­steht eine Art Lähmung. Nur Herz, Zwerchfell und Augen bleiben aktiv.

Die REM-Phase kann Minuten oder auch bis zu zwei Stunden dauern und wechselt sich während der ganzen Nacht mit Non-REM-Phasen ab. Wir können sie als Therapiephasen ver­stehen, denn unsere tiefs­ten seelischen Zustände werden in Träume umge­wandelt. Theorien besagen, dass auch vererbte Traumata der Vorfah­ren in den Träumen vorkommen können, z. B. Kriegstraumata, die bei den Nachkommen see­lisch verarbeitet werden müssen. Aus den Tie­fen des Unbewussten werden sie in das Bewusstsein gehoben und oft beim Erwachen erinnert. Nur so ist es möglich zu verstehen, warum schon ganz kleine Kinder von Panzern, Soldaten oder dem Angriff wilder Tiere träu­men, obschon sie so etwas weder erlebt, in Fil­men gesehen noch erzählt bekommen haben.

Ohne REM-Phasen werden wir seelisch krank. Mit freiwilligen Versuchspersonen wurde nach­gewiesen, dass bei der Störung der REM-Schlaf -phasen gesteigertes Triebverhalten, Essanfälle, aggressive Impulse, Lern-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen entstehen. Schlafforscher wiesen zudem nach, dass Lernprozesse eng an den REM-Schlaf gekoppelt sind. Hinzu kommen Aufgaben der Informationsverarbeitung und der Stressbewältigung.

Ist Schlaf vor Mitternacht erholsamer?

Bei gestörtem Schlaf können Ängste nicht hei­len. Sie sind die häufigste Ursache hart­näckiger Schlafstörungen, welche sich legen, sobald wir diese erkannt und geheilt haben. Eine wichtige Ursache von Schlafstörungen ist der mangelnde Vormitternachtsschlaf. Professor Stöckmann proklamierte vor fast 100 Jahren die »Naturschlafzeit«: Zwischen 19 und 23.30 Uhr erholen wir uns im Schlaf doppelt so gut wie im Nachmitternachtsschlaf, denn in der frühen Nacht erscheinen lange, erholsame Non-REM-Phasen.

Reizmittel wie Kaffee, Nikotin und Alko­hol blockieren natürliche Regulationszyklen. Weitere Ursachen können Belastungen wie Elektrosmog, drahtlose Telefone, »wireless«-Technik und Stromverkabelungen im Schlafzimmer sein. Alle chemischen Schlafmittel erzeugen Abhängigkeit und Vitalitätsverlust. Den REM-Schlaf unterdrücken diese massiv und gefähr­den so die seelische Gesundheit.

Trotz alldem sind auch hartnäckige Schlafstörungen heilbar: Durch die regulativen Therapien der Naturheil­kunde, durch Neuordnung des Lebens und der Ernährung, den Verzicht auf Reizmittel, durch die Neuraltherapie, Homöopathie, Akupunktur. Dadurch wird eine neue Regulationsfähigkeit erreicht, eine neue Vitalität und Ausgeglichen­heit. Ein Weg, den zu gehen es sich lohnt.

Praxis-Tipp

Die Vincenz-Prießnitz-Packung:
Legen Sie sich eine Plastikfolie aufs Bett und in die­ses hinein ein Leintuch, das Sie zuvor in kaltes Wasser gelegt und gut ausgewrun­gen haben. Nun legen Sie sich bei tiefem Einatmen nackt darauf, schlagen es eng um sich und decken Sie sich darin warm zu. So zugedeckt können Sie einschlafen. Mehr­mals abends angewendet hilft Ihnen die­ses einfache Naturheilmittel zu gesundem, natürlichem Schlaf.

 

Avatar-Foto

Dr. med. Andres Bircher

Mediziner und Facharzt, Dozent, Autor
Wissenschaftliche Naturheilkunde

- Gründer und Präsident der Stiftung Maximilian Bircher
- Stiftungsrat der Stiftung BIRCHER-BENNER
- Leiter des Medizinischen Zentrums BIRCHER-BENNER Braunwald
- Enkel von Dr. med. Maximilian Bircher-Benner, Pionier der wissenschaftlichen Naturheilkunde (1867-1939)

4 Kommentare in “Mythos „gesunder Schlaf“

Laudanum August 8, 2012
Hallo Herr Bircher, der Hineis mit der Kühle wird wohl richtig sein, hinzufügen möchte ich die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass vorallem ein kühler Kopf wichtig und fördernd ist. >>Wie die US Forscher an der Universität Pittsburgh herausgefunden haben, hilft gegen Schlafstörungen ein einfaches "Hausmittel". Die für die Studie ausgewählten Probanden trugen nachts eine kühlende Schlafmütze. Diese wurde so präpariert, dass der Schädel im vorderen Bereich über Nacht kühl gehalten wurde. Dies senkte den Stoffwechsel im Frontallappenbereich des Gehirns. Genau in diesem Bereich findet bei vielen Patienten eine erhöhte Stoffwechselaktivität statt, die für nächtliche Weckreaktionen verantwortlich ist. Durch die lokale Kühlung wird diese Aktivität "gebremst" , was zu einer wesentlichen Verbessrung beim Einschlafen und Durchschlafen bei den betroffenen Patienten führt. Nach Auskunft der Forscher wurde die Schlafeffizienz bei den betroffenen Probanden nahezu normalisiert.<< Meine Quelle ist jetzt nicht so genial, aber die Originalquelle hab ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden. Die Aussage ist jedenfalls die Selbe. Quelle: http://www.fair-news.de/pressemitteilung-486890.html Außerdem noch der Verweis auf die Ernährung! Bei mir lagen die immer herber werdenden Schlafstörungen, die von Kindheit an vorhanden waren und am Schluß echt dramatische Ausmaße annahmen (ich schlief nur noch im 2-Stunden-Takt über Monate hinweg), an Intoleranzen! Seit der Ernährungsumstellung hat sich das nicht nur gelegt, mein Schlaf-Wach-Rhythmus hat sich auch normalisiert. War ich von klein an ein Nachtmensch und lag bis 2 Uhr nachts im Bett herum (um anschließend um 6 für die Grundschule aufstehen zu müssen), und entwickelte dadurch ein chronsiches Schlafdefizit. Seit der Ernährungsumstellung gehe ich automatisch früher schlafen und wache früher auf. Hatte ich früher, ohne Wecker, teils bis zu 9-14 Stunden durchgeschlafen, so wache ich inzwischen nach ca. 8 Stunden selbstständig auf. Esse ich falsch, kehrt alles zurück. Ich bleibe automatisch lange wach, gehe völlig übermüdet ins Bett, kann nicht einschlafen, schlafe unruhig und finde einfach zu keinem Tiefschlaf. ich schlafe bis in die Puppen, habe Nachtschweiß, teils wache ich ständig wieder auf, etc. Wie Sie sehen bin ich langsam Schlafstörungsexpertin geworden :-) Und froh, diese Episode nur noch nach sündigen Verführungen durchmachen zu müssen mit dem Wissen, dass es wieder weg geht. Liebe Grüße, laudanum
seelenheil August 11, 2012
Hallo, Herr Bircher, auch noch ein Praxistipp von mir. Aus beruflichen Gründen nehmen viele Menschen ihre Hauptmahlzeiten zu spät abends ein und dann meist als wahre "Hauptmahlzeit". Bauch und Verdauungsorgane wissen dann gar nicht, wie sie die Verdauung noch schaffen sollen. Die Leber leidet oft am meisten. Die kann man mit einem Leberwickel entlasten. Der geht so: Leintuch in Kanne Brottrunk (Milchsäure) eintauchen und gut auswringen. Ins Bett legen und auf den rechten Oberbauch das feuchte Leintuch, darüber eine Plastikfolie (bspw. aufgeschnittene Plastiktüte), dann ein trockenes Handtuch und darüber eine nicht zu heiße Wärmflasche. Mindestens 10 min. liegen lassen, bei guter Verträglichkeit auch länger. Der ganze Körper wird herrlich warm und entspannt. Und meistens schläft man schon darüber ein. Sollte man bei Schlafstörungen mal regelmäßig machen, unabhängig davon, wie viel man vorher gegessen hat.
KlausR August 18, 2012
Hallo lieber Dr. Bircher Danke für Ihre wertvollen Hinweise zu diesem leidigen Thema. Ich meine, dass viele - nicht alle -vermeintlich Schlaflose gar nicht unter Schlaflosigkeit leiden, sondern den ihnen fehlend erscheinenden Tiefschlaf bemängeln, also unter ihrem schlechtem Gewissen. Meine Frage, ob der Wecker "Sprünge macht", wird vielfach bejaht. Alle etwa 15 Minuten erfolgt der Blick auf die Zeiger. Dazwischen liegt jeweils eine Phase tiefster Entspannung. Ein Zustand der zwischen Wachsein und Tiefschlaf liegt und der das Ziel fast aller Mediationsmethoden ist. Der Zustand größter Erholung und deshalb bester Regeneration. Ich denke, dass es in diesen Fällen vordringliche Aufgabe ist, diesen Betroffenen den Krankheitswert "auszureden".
BigBangII August 22, 2013
Ich schlafe seit meiner Kindheit und das über 30 Jahren unregelmäßig. So das ich mit der Zeit tiefe schwarze Augenringe bekommen habe. Jeder Fremde der mich sieht denkt ich bin ein Heroinabhängiger Spritzenjunke obwohl Drogen für mich Tabu sind. Das Problem war ich habe es meinen Eltern nie gesagt. Und jetzt bin ich daran gewohnt, 1 Tag 2 h, 2 Tag 5 h, 3 Tag gar kein Schlaf, 4 Tag 4 h und so weiter... (*_*)

Schreibe einen Kommentar zu Klaus Radloff Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Oben