„Jod? – Sind wir nicht eh schon alle überjodiert?“ – fragen uns unsere Patienten häufig, wenn wir sie auf dieses Spurenelement ansprechen. Oft hören wir auch: „Jod meide ich, weil mein Arzt es mir verboten hat, denn ich leide an Hashimoto Thyreoiditis.“
Gehören Sie auch zu den Jod-Vermeidern? Dann sollten Sie weiterlesen, denn diese Vermeidung kann Ihre Gesundheit kosten. Vor allem wenn Sie eine Frau sind – denn Jodmangel ist ein wissenschaftlich anerkannte Risikofaktor für gut- und bösartige Brusterkrankungen (Brustkrebs).
„Dann werde ich mal meinen Gynäkologen fragen!“ – denken Sie sich vielleicht. Sie werden überrascht sein, dass er wahrscheinlich von diesem Zusammenhang noch nie etwas gehört hat.
Das (heilsame) Wissen um Jod und seine immense Bedeutung für die Brustgesundheit ist seit mehr als 50 Jahren eingeschlossen in den Elfenbeintürmen der Wissenschaft und hat die Medizin auch bis heute leider nicht erreicht.
Jod – das Element mit einer tragischen Geschichte
Im Jahre 1895 entdeckte der deutsche Chemiker Eugen Baumann Jod in menschlichem Schilddrüsengewebe – eine Sensation! Es war zu diesem Zeitpunkt zwar schon seit über 80 Jahren als chemisches Element bekannt und aus der Erfahrungsmedizin wusste man auch, dass Jod eine große Rolle im menschlichen Körper spielte. Vor allem eben auch in der Schilddrüse, aber erst Baumann wies das organisch gebundene Jod im menschlichen Schilddrüsengewebe nach. Kurz nach seiner Entdeckung starb er. Außer Baumann interessierte sich zu dieser Zeit kaum einer für Jod und so wurde quasi übersehen, dass es nicht nur für die Schilddrüse essentiell ist, sondern auch in vielen anderen Organen eine entscheidende Rolle spielt.
Bis heute (mehr als 100 Jahre nach der Entdeckung Baumanns!) hält sich unter 99% aller Ärzten und Wissenschaftlern die Auffassung, die Schilddrüse sei das einzige Organ im menschlichen Körper, welches Jod benötigt.
Dabei konnten bereits in den 1920ger Jahren Forscher der Universität Jena Jod in vielen Organen nachweisen, vor allem im Brustgewebe der Frau, Eierstöcken, Gehirn und Nebennieren. Diese Forschungen liefen allerdings ins Leere und wurden nicht weiter beachtet.
Einige wenige Forscher in Deutschland, Indien, Italien, USA und Mexiko, widmen sich – unbemerkt von der Öffentlichkeit und medialer Berichterstattung – der weiteren Erkundung von Jod. Daher wissen wir, dass viele Organzellen im Körper spezielle Jod-Transportmechanismen (so genannte Natrium-Jodid-Symporter) besitzen, mit denen sie das Jod in ihr Inneres hineinpumpen.
Neben den Schilddrüsenzellen besitzen vor allem folgende Organe entsprechende Systeme:
- Magen-Darm-Trakt
- Eierstöcke
- Prostata
- Teile des Gehirns
- Speicheldrüsen
- Nebennieren
- und besonders die Brustdrüsen
Bereits in den 1960ger Jahren gab es erste wissenschaftliche Forschungen zu Jodmangel und dem Auftreten von fibrozystischer Mastopathie (einer gutartigen Brusterkrankung), sowie Brustkrebs.
In den letzten Jahren haben die Jod-Forscher in Mexiko, Indien, USA und auch in Deutschland mehrfach nachweisen können, dass Jodmangel ein Risikofaktor für Brustkrebs ist, aber auch dass Jod in hohen Dosen einen stark hemmenden Effekt auf das Wachstum von verschiedenen Brustkrebszellen hat.
Hier für Sie eine kleine Auswahl an Studien die sich mit dem Thema Jod und Brustzellen befassen:
- 1967: Jodmangel führt bei Ratten zu verändertem Brustzellengewebe (Dysplasie). Es gibt einen statistischen Zusammenhang zwischen Schilddrüsenunterfunktion und Brusterkrankungen.
- 1976: Jodmangel erhöht das Risiko für Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs
- 1977: Jod spielt eine große Rolle bei der Gesunderhaltung der Brust
- 1979: Jodmangel mit Östrogenen behandelten Ratten führt zu Zellveränderungen der Brust
- 1983: Jod ist ein wichtiger Faktor bei der Gesunderhaltung der Brust
- 1997: Der Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Schilddrüsenerkrankungen wird statistisch erneut bestätigt
- 2001: Die Rolle der Jodlipide bei der Erhaltung der Brustgesundheit wird beschrieben
- 2005 : Molekulares Jod sollte in die Brustkrebstherapie mit eingebunden werden
- 2016: Jod und seine Verbindungen helfen bei verschiedenen Brustkrebsformen sowie anderen Tumorzellen indem Jod das Wachstum von Tumorzellen hemmt.
Wer sich an seinen Chemieunterricht in der Mittelstufe erinnert, weiss: Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das bedeutet, wir müssen es regelmäßig mit der Nahrung zu uns nehmen; der Körper besitzt nicht die Fähigkeit es selbst herstellen.
Im Periodensystem der Elemente ist es in der siebten Hauptgruppe der Halogene zu finden gemeinsam mit seinen chemischen Verwandten Chrom, Fluor, Brom und Astat.
In der Natur findet man Jod fast ausschließlich in gebundener Form eines Salzes an, z. B. als Kaliumjodid oder Natriumjodid. Jod ist somit ein reiner Stoff der Natur und muss nicht künstlich geschaffen werden. Es gibt auch kein natürliches oder künstliches Jod. Jod ist Jod, genauso wie Zink einfach nur Zink ist. Das Jod bzw. Kaliumjodat in unserem Speisesalz stammt aus dem Salpeterabbau aus Chile und nicht wie oft behauptet wird aus radioaktiven Industrieabfällen.
Sind Sie ausreichend mit Jod versorgt?
Um von Jod profitieren zu können, müssen Ihre Zellen ausreichend Jod zur Verfügung haben. Da Jod ein essentielles Spurenelement ist, müssen Sie Jod mit der Nahrung zuführen. Ihr Körper kann es nicht selbst herstellen.
Der Jodbedarf für die Gesundheit der Schilddrüse liegt gemäß der WHO (World Health Organisation) und DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) für einen Erwachsenen bei 200 mcg pro Tag. Diese Menge schaffen viele Menschen nicht mit einer normalen Ernährung aufzunehmen.
Jod kommt in unseren Böden so gut wie nicht mehr vor, allenfalls in sehr geringen Mengen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch mehrere Eiszeiten die Böden so gewaschen wurden, dass das Jod heraus ins Meer gespült wurde, ähnlich wie Selen. Daher sind die Jodvorkommen im Meer, vor allem in Salzwasser-Algen und Meeresfrüchten am höchsten.
Wir haben hier für Sie die TOP 10 der Jodlieferanten zusammengestellt. Jeder Lieferant hat eine Menge von mehr als 100 mcg Jod pro 100 mg in sich:
- Kabeljau
- Scholle
- Krabben
- Seelachs
- Shrimps
- Hummer
- Jakobsmuscheln
- Meeresalgen
- Miesmuscheln
- Wildlachs
Wenn Sie sich die Liste ansehen, werden Sie feststellen, dass der Jodbedarf für die Schilddrüse über eine normale (durchschnittliche westliche) Ernährung kaum zu decken ist – es sei denn Sie sind ausgesprochener Fischliebhaber. Wenn Sie sich also nicht bewusst maritim ernähren, werden Sie die geforderte Mindestmenge an Jod nie zu sich nehmen.
Die Problematik von jodiertem Speisesalz
Uns ist bewusst, dass gerade in naturheilkundlichen Kreisen die Jodierung von Speisesalz kritisiert wird. Wer Zweifel an der Wirkung oder Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme hat, möge sich bitte alte Filmaufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert anschauen – nur dann wird er verstehen, warum die Schweiz im Jahre 1926 die Jodierung von Speisesalz eingeführt hat. Denn gerade in der Schweiz, in Österreich und Teilen Süddeutschlands war der Kretinismus weit verbreitet. Diese Art geistiger Behinderung als Folge einer angeborenen jodmangelbedingten Hypothyreose sowie die Kröpfe dieser Zeit sind heutzutage quasi ausgestorben, dennoch halten sich jodbedingte Schilddrüsenerkrankungen auf hohem Niveau (Schilddrüsenunterfunktion, Kropf, kalte Knoten). Die Jodisierung eines Lebensmittels, das jeder Haushalt benutzt, konnte viel Leid verhindern helfen, denn der Kretinismus gilt seit Ende der 1930ger Jahren in der Schweiz als ausgestorben.
Aber wieviel Jod nehmen wir wirklich zu uns durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz? Nun – wenn wir unseren gesamten Salzkonsum von ca. 6 g Salz pro Tag nur durch Jodsalz zu uns nähmen, würden wir ca. 100 mcg Jod zu uns nehmen.
Untersuchungen zeigen aber, dass die Verbraucher eher weniger jodiertes Speisesalz einkaufen. Gerade gesundheitsbewusste Menschen greifen oft zu „natürlichem“ Meersalz, das allerdings fast kein Jod enthält.
Auch Großküchen und Kantinen setzen nicht immer durchweg Jodsalz ein.
Das Jod im Speisesalz in Europa ist eine stabile Kalium-Jod-Verbindung. Da Jod selbst flüchtig ist, wird es in Form von Kalium-Jodat dem Speisesalz hinzugefügt. Durch Hitze wird es allerdings schnell zerstört.
Sie sehen, dass Jodsalz schwerste Jodmangelerkrankungen verhindern kann, sich aber nicht für eine ausgewogene Jodversorgung ALLER jodverbrauchenden Organe eignet.
Das Jod in europäischen Speisesalzen stammt fast ausschließlich aus dem Salpeterabbau aus Chile und nicht – wie es auch oft heißt – aus radioaktiven, medizinischen Abfällen.
Der Unfug mit fluoridiertem Speisesalz
Jod ist ein Halogen und steht mit seinen chemischen Geschwistern Fluorid, Bromid, Chlor und Astat in derselben Hauptgruppe im Periodensystem der Elemente. Wie wir oben beschrieben haben, benötigt Jod – um in die Zelle zu gelangen – einen funktionierenden Natrium-Jodid-Symporter. Bei Anwesenheit von Fluorid (und auch Bromid) kann der Symporter durch diese Halogene blockiert werden und Jod gelangt nicht in die Zelle.
Von den Japanern lernen – jodbewusste Ernährung
Die von der WHO und DGE empfohlenen 200 mcg Jod pro Tag gelten wohlgemerkt als Richtlinie zur Verhinderung von Schilddrüsenerkrankungen. Um aber den gesamten Bedarf des Körpers zu decken, müssen wir von einem erheblich höheren Tagesbedarf ausgehen.
Werfen wir doch einen Blick nach Japan. Die Menschen dort haben die höchste Jodaufnahme pro Kopf, denn ihre Nahrung besteht vor allem aus Meeresalgen, Fisch und Meeresfrüchten. Durch diese Komposition der Lebensmittel kommen Japaner mitunter auf mehrere mg Jod (einige Quellen sprechen von bis zu 13 mg) pro Tag.
Gleichzeitig sind die Japaner trotz der Einflüsse des modernen Lebensstil, der auch in Japan nicht Halt gemacht hat, statistisch gesehen immer noch das gesündeste Volk mit der höchsten Lebenserwartung und der niedrigsten Krebsrate für viele Tumorarten. Darunter fällt insbesondere Brustkrebs, welches äußerst selten bei japanischen Frauen vorkommt. Verlegen sie ihren Wohnort jedoch in die USA – wie eine Migrationsstudie zeigte – und ernähren sich dann entsprechend „westlich“, erkranken sie nach einem gewissen Zeitraum genauso häufig wie amerikanische Frauen an Brustkrebs. Gerade für die Brust scheint eine jodreiche Ernährung jedoch besonders hilfreich zu sein. Die Studien zu Jod und Brustkrebs haben zudem gezeigt, dass erst eine tägliche Aufnahme im mg-Bereich (ca. 3-6 mg/Tag) eine Wirkung zeigt.
Joddiagnostik
Zurück zur optimalen Jodversorgung. Um herauszufinden, ob die tägliche Jodaufnahme für die Versorgung des gesamten Körpers ausreichend ist, gibt es den sogenannten Jodsättigungstest.
Dieser eignet sich besser als der herkömmliche Jodtest im Morgenurin, der nur den Bedarf der Schilddrüse als Referenzbereich abdeckt.
Der neue Test wurde von amerikanischen Ärzten Dr. Guy Abraham und Dr. David Brownstein entwickelt. Mittlerweile bieten auch einige Labore in Deutschland diesen Test an.
Dem Test liegt die Annahme zugrunde, dass der Gesamtkörperjodgehalt eines Erwachsenen bei ca. 50 mg liegt. Zur Testdurchführung werden daher 50 mg Jod (in Form der Lugolschen Lösung flüssig oder in Tablettenform) oral verabreicht. Nach Einnahme wird der Urin des Patienten über 24 Stunden in einem Sammelbehälter gesammelt. Aus der Sammelurinmenge wird eine Probe von ca.10 ml entnommen und an das Labor geschickt. Dieses untersucht die Urinprobe auf ihren Jodgehalt. Anhand des Resultats lässt sich ableiten, inwieweit der Körper mit dem Spurenelement Jod versorgt ist. Ist ein Körper mit Jod ausreichend gesättigt, scheidet er die größte Menge (ca. 90 Prozent) wieder aus. In den meisten Fällen hat der Organismus allerdings einen höheren Bedarf, so dass er von der eingenommenen 50 mg, einen Teil einbehält. Je höher der Bedarf, umso weniger scheidet er wieder aus.
Trotz der relativ hohen Menge an oral verabreichtem Jod gibt es kaum Nebenwirkungen bei diesem Test. Allerdings gibt es auch einige wenige Kontraindikationen, wie akute Schilddrüsenerkrankungen (akuter Schub beim Hashimoto Thyreoiditis, Morbus Basedow, „heiße“ Knoten), Schwangerschaft und Nierenerkrankungen).
Sowohl bei uns als auch bei Kollegen, die den Jodsättigungstest in ihren Praxen durchführen, haben ca. 85% der Getesteten einen Jodmangel.
Jod-Therapie
Bei einem starken Jodmangel ist es oft nicht ausreichend, den Jodanteil in der Ernährung zu erhöhen. Hier müssen – wenn auch oft nur vorübergehend – jodhaltige Präparate verabreicht werden. Bei einer Tumorerkrankung ist eine Behandlung mit Hochdosisjodpräparaten (über 1 mg Jod pro Tagesdosis) indiziert. Aus den USA kommt die Jod-Hochdosistherapie, die unter Einbeziehung verschiedener Co-Faktoren, wie z.B. Selen, Vitamin C, Zink und B-Vitamine nicht nur Jod zuführen, sondern auch die Funktion der Jodaufnahme, also die Natrium-Jodid-Symporter, unterstützen.
Hier eine Übersicht über die gängigen Jodpräparate, die auf dem Markt erhältlich sind:
Kaliumjodid-Tabletten
Kaliumjodid wird in erster Linie zur Vorbeugung oder Behandlung eines Jodmangels oder einer jodmangelbedingten Schilddrüsenvergrößerung (Kropf, Struma) eingesetzt. In der Regel werden Tabletten mit 100 mcg oder 200 mcg verordnet. Jodid ist die Jodform, die vor allem an bzw. in der Schilddrüse benötigt wird. Kaliumjodid-Tabletten eignen sich aufgrund der geringen Menge an Jod pro Tablette und der Darreichungsform als Kaliumjodid nicht, um einen starken Jodmangel auszugleichen oder um einen erhöhten Bedarf z.B. der Brustdrüse zu decken.
Algen-Präparate
Algen-Präparate stellen grundsätzlich eine gute Jodquelle dar. Meerwasseralgen waren die ersten Lebewesen, die Jod in sich aufnahmen und speichern konnten.
Bei den meisten Fällen von klinischem Jodmangel ist eine Therapie mit Jod-Präparaten häufig sinnvoll, da ein Ausgleich eines Joddefizits über die Nahrung alleine zu lange dauern würde oder z. B. bei bestimmten Ernährungsformen (Vegetarier, Veganer) nur über Algen möglich wäre.
Die meisten Algentabletten werden aus Blasentang oder Knotentang hergestellt. Seriöse Hersteller testen ihre Produkte auf Verunreinigungen, wie Schwermetalle und lassen ihre Kunden auch die entsprechenden Testate einsehen.
Übrigens: Nur Meeresalgen sind gute Jodlieferanten. Spirulina und Chlorella sind Süsswasseralgen. Sie haben keinen nennenswerten Jodgehalt.
Bei Algenpräparaten sollte man grundsätzlich vor dem Kauf folgendes berücksichtigen. Da es sich bei Präparaten mit Algen um ein natürliches Produkt handelt, sollte eine Belastung mit Schwermetallen, vor allem Arsen ausgeschlossen sein. In der Regel sind deutsche Nahrungsergänzungsmittel auf Sicherheit und Belastungen geprüft. Durch das Internet hat die Tendenz unter Verbrauchern zugenommen Nahrungsergänzungsmittel aus dem Ausland zu beziehen. Davon raten wir persönlich ab.
Lugolsche Lösung
Die Lugolsche Lösung geht auf den französischen Arzt Jean Guillaume Lugol (1786-1851) zurück. Lugol fand im Jahr 1829 heraus, dass sich elementares Jod in einer Kalium-Jodid-Lösung, mit Wasser mischen bzw. lösen lässt. In dieser Form kann es auch verabreicht werden kann.
Die Lugolsche Lösung ist das älteste bekannte Jodmedikament. Das besondere an ihr ist, dass es beide Jodformen, die der Körper benötigt, nämlich Jodid und elementares Jod in einem Präparat vereint. Die Lösung enthält hochdosiertes Jod und Jodid wie folgt:
Substanz | 2% | 5% |
Iod | 2g | 5g |
Kaliumiodid | 4g | 10g |
Gereinigtes Wasser | 94g | 85g |
Hier ein Beispiel zum besseren Verständnis:
Ein Pipetten-Tropfen der 5% Lösung enthält ca. 2,5 mg elementares Jod sowie 3,75 mg Jodid das ergibt zusammen 6,25 mg Jod. Diese Summe entspricht in etwa der 50-fachen Menge einer normalen empfohlenen Dosis der DGE oder WHO. Bei dieser Form der Behandlung mit Jod wird die Menge nicht in Mikrogramm, sondern in Milligramm verabreicht. Deshalb spricht man auch hier von einer Hochdosistherapie.
Ein weiterer positiver Aspekt, der für die Verwendung von Lugolsche Lösung spricht ist, dass sie keinen Alkohol enthält. So kann sie auch von Kindern und alkoholsensiblen Menschen eingenommen werden. Die Lösung ist sowohl für den innerlichen als auch äußerlichen Gebrauch gedacht. Äußerlich findet Sie ihre Anwendung häufig als Antiseptikum, z.B. bei der Versorgung von Wunden. Die Lugolsche Lösung ist seit jeher die Basis der Jodtherapie. Sie ist in verschiedenen Stärken (1%, 2% oder 5%) auch in deutschen Apotheken für wenig Geld erhältlich. Sie hat eine bräunlich-rote Farbe, einen typisch strengen „Jod-Geruch“ und „Jod-Geschmack“.
Iodoral ®
Viele Menschen mögen den charakteristischen Geschmack der Lugolschen Lösung nicht. Daher entwickelten Wissenschaftler in den USA die Lugolsche Lösung in Tablettenform. Es wurde unter den Namen Iodoral ® auf dem Markt gebracht. Dieses Produkt lässt sich über internationale Apotheken auch in Deutschland beziehen.
Iodoral und ähnlich zusammengesetzte Präparate enthalten pro Tablette 12,5 mg Jod in Form von 5 mg elementaren Jod und 7,5 mg Kaliumjodid.
Jod-Tabletten (Elementares Jod)
Die Brustdrüsen benötigen in erster Linie elementares (molekulares) Jod. Daher wurde ein Monopräparat mit reinem elementarem Jod herstellt, das pro Kapsel 5 mg elementares Jod enthält. Dadurch bleibt die Wirkung auf die Jodid-verbrauchenden Organe eher gering.
Ein paar Worte zur Hashimoto Thyreoiditis
Die Hashimoto Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Die Ursachen sind vielfältig. Patienten mit dieser Erkrankung reagieren auf eine Jodeinnahme häufig mit starken Reaktionen.
Warum ist das so? Die Hauptaufgabe der Schilddrüsenzellen ist die Umwandlung von vier Jodatomen und einem Tyrosin-Molekül in das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin). Dies geschieht unter Verwendung des Enzyms Thyreoperoxidase (TPO). Bei der Hashimoto Thyreoiditis bildet der Körper Autoantikörper gegen dieses Enzym (es gibt auch noch Sonderformen der HT, bei denen der Entzündungsprozess anders abläuft, aber wir beschränken uns hier auf die Darstellung des häufigsten Falls). In der Peripherie, vor allem in der Leber, wird aus dem inaktiven T4-Hormon das wirksame Hormon T3.
Die Schilddrüsenzellen verlieren bei der Hashimoto Thyreoiditis mit der Zeit ihre Fähigkeit aus Jod und Tyrosin Schilddrüsenhormone zu synthetisieren. Sie können Jod nicht mehr regelrecht verarbeiten. Genauso wie ein entzündeter Darm auf die Nahrungszufuhr mit Symptomen, wie Schmerzen und Durchfall reagieren kann, kann die erkrankte Schilddrüse auf die Zufuhr von Jod mit Symptomen, wie Druckgefühl am Hals, Kopfschmerzen, Schwindel und Herzrasen reagieren.
Hier ist aber wichtig zu sehen, dass nicht das Spurenelement Jod die Ursache für die Symptome darstellt, sondern die Schilddrüsenerkrankung.
Immer wieder muss vor Augen geführt werden, dass auch Menschen mit Hashimoto Thyreoiditis einen Bedarf an Jod für die anderen Körperorgane haben. Nicht selten haben Patienten mit Hashimoto Thyreoiditis auch gleichzeitig Brusterkrankungen.
Eine Vermeidung von Jod führt zu einer Jodverarmung des gesamten Körpers.
Wir raten Patienten mit Hashimoto Thyreoiditis daher immer erst zu einer Ursachenklärung für diese Erkrankung und erst dann zu einem Ausgleich eines Jodmangels bzw. zu einer Jodtherapie.
Aus unserer Erfahrung kommen folgende Ursachen in Frage (meistens eine Kombination dieser):
- Selenmangel
- Vitamin D-Mangel
- Hämopyrrolaktamurie/Kryptopyrrolurie mit erheblicher Einschränkung der Entgiftungsfähigkeit und somit toxischer Metallbelastung
- Leaky-Gut-Syndrom im Darm
- HWS-Trauma mit chronischer Reizungen der Propriozeptoren der Halswirbelsäule
Eine Behandlung einer Hashimoto Thyreoiditis ist immer möglich und sinnvoll. Diese darf sich nicht in der Gabe von Schilddrüsenhormonen erschöpfen.
Auch eine Hashimoto Thyreoiditis kann zum Stillstand kommen!
Ist Jod das neue Allheilmittel?
Sicherlich nicht. Aber Jod und seine Bedeutung für die Gesundheit werden bis heute deutlich unterschätzt. Ähnlich wie auch es auch bei Vitamin D vor einigen Jahren war. Kannten wir vor 8 Jahren unseren eigenen Vitamin D-Wert? Nein, wir wähnten uns alle gut versorgt über ein paar mickrige Sonnenstrahlen auf den Unterarmen. Erst als wir unser Blut auf Vitamin D untersuchten, stellten wir mit Erschrecken fest – Vitamin D-Mangel betrifft fast jeden. So ähnlich ist das auch mit Jod. Jodmangel betrifft auch fast jeden – mit weitreichenden Konsequenzen.
Wir wünschen uns vor allem, dass Jod in der Gynäkologie einen neuen Stellenwert erhält.
Hinweis der Autoren: Die Hochdosisjodtherapie, also die Therapie mit Mengen über 1 mg Jod pro Tag, gehört immer in die Hände eines jodkompetenten Therapeuten und darf nicht in Eigenregie durchgeführt werden. Ebenso sollte jede Jodtherapie bei Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen immer therapeutisch begleitet sein.
Wissenschaftliche Studien
Wissenschaftliche Studien zu Brustkrebs und Jodmangel bzw. dem therapeutischem Einsatz von Jod bei Brustkrebs (eine Auswahl):
Rösner, Harald, Müller, Wolfgang et al.: Antiproliferative/cytotoxic effects of molecular iodine, povidone-iodine and Lugol’s solution in different human carcinoma cell lines, in: Oncology Letters, September 2016, 2159-2162
Rösner, Harald, Müller, Wolfgang et al.: Antiproliferative/cytotoxic activity of molecular iodine and iodolactones in various human carcinoma cell lines. No interfering with EGF-signaling, but evidence for apoptosis in: Experimental and Clinical and Endocrinological Diabetes, 2010 Jul;118(7):410-9. doi: 10.1055/s-0029-1225615. Epub 2009 Oct 2.
Arroyo,-Helguera, Rogas, Delgado, Aceves: Signaling pathways involved in the antiproliferative effect of molecular iodine in normal and tumoral breast cells: evidence that 6-iodolactone mediates apoptotic effects, in: Endocrinological Relations of Cancer 2008: Dec: 15(4):1003-11
Stoddard, Brooks, Eskin, Joahnnes: Iodine changes gene expression in the MCF7 breast cancer cell line: Evidence for an anti-estrogen effect of iodine, in: International Journal of Medical Science, 2008 July: 8;(4): 189-96
Stadel: Dietary Iodine and risk of breast, endometrial, and ovarian cancer, in: Lancet, 1976, April 24;1(7965)890-1
Aquino and Eskin: Rat breast structure in altered iodine metabolisme, in: Archives of Pathology, 1972, Oct; 94(4):280-5
Eskin: Iodine metabolism and breast cancer, in: Transactions of the New York Academy of Science, Dec 1970, 32 (8):911-47
Eskin: Dieary iodine and cancer risk, in: Lancet 1976 Oct 9;2 (7989) 807-8
Eskin, Bartuska, Dunn, Jacob, Dratman: Mammary gland dysplasia in iodine deficiency. Studies in rats, in: JAMA, 1967 May 22, 200(8):691-5
Eskin, Krouse, Mobini: Age related changes resembling fibrocystic disease in iodine-blocked rat breasts, in: Archives of Pathological Laboratory Medicine, 1979 Nov; 103(12):631-4
Strum: Effect of iodide-deficiency on rat mammary gland, in: Virchows Archiv B Cell Pathology Including Molecular Pathology, 1979 May 31;30(2):209-20.
Aceves, Anguiano, Delgado: The extrathyronine actions of iodine as antioxidant, apoptotic, and differentiation factor in various tissues, in: Thyroid. 2013 Aug;23(8):938-46.
Frederick, Ari, Bernard, Gregg: Iodine Alters Gene Expression in the MCF7 Breast Cancer Cell Line: Evidence for an Anti-Estrogen Effect of Iodine, in: International Journal of Medical Science 2008; 5(4):189-196.
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