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Einleitung
Es gibt zwei unterschiedliche Verlaufsformen:
- die hypertrophe Variante, die durch unkontrolliertes Wachstum von Schilddrüsenzellen zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führt
- die atrophe Variante, bei der die Schilddrüse kleiner wird. Diese Form ist in Deutschland wesentlich häufiger.
Die Schilddrüse wird vom körpereigenen Immunsystem angegriffen, die Folge ist der Untergang von Schilddrüsengewebe; dabei werden Drüsenzellen durch Bindegewebe ersetzt. Die Symptome können plötzlich auftreten: Gliederschmerzen, Fieber, Mattigkeit und Schmerzen und/oder Druckempfindlichkeit in der Schilddrüsen-Region. Die Hashimoto Thyreoiditis kann sich auch langsam und unauffällig entwickeln (in der Mehrzahl der Fälle), so dass sie oft zu spät erkannt wird und wertvolle Zeit verloren geht, um eine rechtzeitige Behandlung einzuleiten. Die Betroffenen durchlaufen häufig eine ganze Reihe von Untersuchungen bei Ärzten verschiedener Fachrichtungen, bis schließlich die Diagnose gefunden wird. Die Erkrankung verläuft chronisch, und es können immer wieder Schübe auftreten. Durch die Entzündungsschübe wird zuviel Schilddrüsenhormon abgebaut, was sich mit Überfunktionssymptomen (die man auch Hashitoxikose nennt) bemerkbar macht. Es können bei dieser Erkrankung also sowohl Überfunktions- als auch Unterfunktionssymptome auftreten. Im Krankheitsverlauf entwickelt sich letztlich eine Unterfunktion der Schilddrüse.
Symptome
Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich. Durch die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen können sie ganz oder fast ganz verschwinden. Bei etwa 20% der Betroffenen allerdings zeigen sich zahlreiche Beschwerden trotz Hormontherapie.
- Müdigkeit
- Frieren
- Gewichtszunahme
- Konzentrationsstörungen
- Schwindel
- Tinnitus
- Schwäche
- grippeähnliche Symptome
- Depressionen
- Trockene Haut und Schleimhäute (möglicherweise im Zusammenhang mit einer weiteren Autoimmunerkrankung: dem Sicca-Syndrom)
- Hautveränderungen (Ausschläge, Pigmentstörungen, neu auftretende Leberflecke)
- Haarausfall, schuppende Kopfhaut
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Verhärtung von Muskeln und Sehnen
- Klossgefühl im Hals
- Heiserkeit
- Verdauungsstörungen
- erhöhte Leberwerte
- erhöhtes Cholesterin
- Blutarmut
- Herzstolpern
- Zyklusstörungen bei Frauen (evtl. männlicher Bartwuchs, Brustspannen), unerfüllter Kinderwunsch, Libidostörungen
- eingeschlafene Hände und Unterarme, vor allem nachts
- evtl. Augenbeteiligung (häufiger ist die jedoch bei Morbus Basedow)
Manchmal:
- Gestörter Zuckerstoffwechsel (=Insulinresistenz)
- Hormonstörungen bei Männern
- evtl. Knotenbildung in der Schilddrüse (>Ultraschall bzw. Scintigamm zur Überprüfung)
- Schlafstörungen (z.B. verkürzte Tiefschlafphasen)
Oft findet sich bei der Hashimoto Thyreoiditis ein gestörter Zuckerstoffwechsel (Insulinresistenz). Hier ist eine Behandlung durch einen spezialisierten Arzt erforderlich (Diabetologe), um das Entstehen einer Zuckerkrankheit (Diabetes Typ2) zu verhindern.
Bei Frauen mit zusätzlichen Störungen der weiblichen Hormone (Symptome z.B. Zyklusstörungen, männlicher Haarwuchs, Brustspannen), ist eine Behandlung durch einen erfahrenen Frauenarzt wichtig.
Männer mit Hashimoto Thyreoiditis zeigen gelegentlich Störungen der männlichen Hormone. Hier ist der Besuch bei einem Hormonfacharzt (Endokrinologen) notwendig.
Bei einer unklaren Knotenbildung in der Schilddrüse (im Ultraschall oder im Szintigramm) sind regelmäßige Kontrollen zum Ausschluss bösartiger Neubildungen unerlässlich. Bei starkem Größenwachstum oder zweifelhaften Untersuchungsbefunden kann eine Schilddrüsenoperation notwendig werden. Unklare zusätzliche Symptome sollten immer Anlass sein, andere autoimmune Erkrankungen auszuschließen.
Ursachen
Die genauen Ursachen sind bisher nicht bekannt. Diskutiert werden:
- genetische Veranlagung (oft sind mehrere Familienmitglieder betroffen)
- Infektionen mit Viren und Bakterien (deren Antigene denen der Schilddrüsenzellen ähnlich sind)
- Jodbelastungen durch Medikamente oder jodhaltige Kontrastmittel, «Zwangsjodierung» vieler unserer Lebensmittel etc.
- Stress
- Veränderung der Sexualhormone (Pubertät, Absetzen der Pille, Schwangerschaft, Geburt/Fehlgeburt, Wechseljahre, Hormonbehandlungen) – Frauen sind generell häufiger von Autoimmunerkrankungen betroffen –
- Rauchen
- Amalgam, Umweltgifte (z.B. Tschernobyl)
- Stress
Diagnostik
Bestimmung der Thyreoida-Peroxidase-Antikörper (TPO-AK), Thyreoglobulin-Antikörper (Tg-AK) und TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Die TPO-AK werden als wichtigster Parameter für eine Hashimoto Thyreoiditis angesehen. Manchmal findet man sie im Verbund mit Tg-AK. Das alleinige Auftreten von Tg-AK ist ebenso möglich, kommt allerdings nicht so häufig vor. TRAK sind eher selten vorhanden; sie findet man zu einem hohen Prozentsatz bei Morbus Basedow. Es gibt Fälle, in denen keine Antikörper nachweisbar sind oder nur phasenweise, auch die Höhe der Antikörper kann stark variieren. In der Schwangerschaft sollten die Antikörper in der 22. und 26. Woche kontrolliert werden. Die Möglichkeit, dass eine Autoimmunthyreoiditis auf das ungeborene Kind übertragen wird, ist gering.
TPO-AK: > 200 U/ml = positiv, 100-200 U/ml = Grenzbereich Tg-AK : > 200 U/ml = positiv, 100-200 U/ml = Grenzbereich TRAK : > 14 U/l = positiv, 9-14 U/l = Grenzbereich
Ein neuer Test (DYNOtest TRAKhuman) hat andere Normalwerte: <1 >= negativ; 1-2 IU/l = Grenzbereich; >2 IU/l = positiv
Da in verschiedenen Labors auch verschiedene Normalwerte gelten, sollten die Antikörper immer in Bezug auf die jeweiligen Normalwerte gesehen werden.
Die Diagnose ‹Hashimoto› ergibt sich aus der Gesamtzahl der Untersuchungen:
TSH-Wert, fT3, fT4, Antikörperbestimmung, Ultraschall, (ein Szintigramm ist selten erforderlich) körperliche Untersuchung, Gespräch mit dem Patienten!
Therapie
Es sollte ein möglichst ausgeglichener Hormonstatus erreicht werden; dazu stehen T4-, T3- und auch kombinierte T4-/T3-Präparate zur Verfügung. Die Entscheidung, welches Hormonpräparat jeweils passt, ergibt sich aus dem Befund und Befinden des Patienten. Manchmal kommen «natürliche» Hormone (Extrakt aus getrockneten Schweineschilddrüsen) zum Einsatz – besonders dann, wenn synthetische Präparate nicht die gewünschte Wirkung haben oder nicht vertragen werden.
Es gibt Hashimoto-Patienten, bei denen trotz guter Werte bzw. guter Hormonversorgung weiter Symptome bestehen – wie chronische Erschöpfung, nachlassende Leistungsfähigkeit, Empfindlichkeit auf Stress, depressive Verstimmungen. Dies könnte auf weitere Mängel hindeuten wie z.B. Cortisolmangel (er kann verschiedene Ursachen haben), hier wäre eine Untersuchung der Nebennieren sinnvoll. Eine Schwäche/Insuffizienz der Nebennieren kann dazu führen, daß Schwierigkeiten bei der Hormoneinstellung auftreten (Symptome einer gleichzeitigen Über- und Unterfunktion, Probleme, die Dosis zu steigern).
Quellen
- autoimmun.org
- Kit-online
Siehe auch
Relevante Wiki-Artikel
- Schilddrüse allgemein
- Kropf
- Morbus Basedow
- Schilddrüsenunterfunktion
- Schilddrüsenüberfunktion
- Funktionsstörungen und Erkrankungen der Schilddrüse bei Pyrrolurie
- Goitrogene
Literatur
Siehe Schilddrüse