Winter

wintersonnenwende

von michelle

mein winter ist noch nicht zu ende
doch weiß ich von der sonnenwende
meine nacht ist voller sorgen
doch weiß ich nun, es gibt den morgen

meine schlacht ist nicht geschlagen
doch weiß ich, ich kann frieden wagen
mein schwarz ist immer noch kein weiß
doch die hölle nicht mehr heiß

mein weg ist immer noch voll steine
doch geh ich ihn nicht mehr alleine
das ziel ist noch unendlich weit
doch wir erreichen es zu zweit


https://www.keinverlag.de/texte.php?text=133200
 
Wintertage

https://www.stein-und-schnee.de/schatten/wintertage.html

Zur Wintersonnenwende
schweift der Blick zurück.
Ein Jahr beginnt, ein Jahr zu Ende
mit nur einem kurzen Schritt.
Die Sommerwege sind verborgen
im tiefen, weissen Einerlei.
Ich träum von alten Wintermärchen,
geheimnisvoller Einsamkeit,
von farbenlosen Winterblumen,
die die graue Landschaft zieren
und vielen unbekannten Spuren,
die in den kalten Nebel führen.
Ich seh hinauf zum Sitz der Götter
und schau hinein ins Winterwetter.
Da wird ein Sturm zur leichten Brise,
ein Schneefeld wird zur Sommerwiese.

Die Winternacht gibt Raum den Sternen
uns den Weg zu weisen.
Ihr fernes Licht kann uns erwärmen,
die Dunkelheit zerreissen.
Dann brennt in uns ein stilles Feuer.
Für den Winter sind wir nun bereit,
erleben ohne Abenteuer,
daß wir in dieser Jahreszeit
zu Zielen, die oft vor uns lagen,
auf immer neuen Wegen gehen,
weil an solchen Wintertagen
die alten Spuren schnell verwehen.
 
:freu:Es Ist langsam wieder Winterszeit ! :freu:
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(blick von unserer Terasse auf den Jura (CH)


Deshalb hab ich nochmals mein Wintergedicht hervorgekramt.

Mein Winter

Winterzeit welch schöne, friedliche Zeit
Langanhaltende Dunkelheit,
Nebel, überall wo man nur hinsieht
Kälte die über Dörfer und Hügel zieht
Klare Nächte so wunderschön
Voller Mond und leuchtende Sterne
Und doch hängt am Horizont
Noch die orange Erinnerung an die Sonne

Der Schnee knirscht zwischen den Zehen
Die Flocken wehen ins Gesicht
Die Nacht greift mit vollkommener Schönheit
die Gegend und hüllt sie in ihr Schwarz
Da auf dem kargen Feld sitzt ein schwarzer Raabe
Genüsslich knackt er ne Nuss.

Mir ist es so als wollt ich nie mehr gehen
Nie mehr weg aus dieser schönen Zeit.
Selbst wenn ich erfrieren würde
das wäre mein entgelt
Dies ist meine Welt,
Hier möcht ich nie fort
Doch die Zeiten ändern sich immer...
 
Im Winter
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Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.

Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schnellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.

Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.

Georg Trakl
 
ADVENTZEIT

v. Brigitte Kemptner

Weihnachtsduft steigt in die Nase,
ein Hauch von Nüssen, Mandeln fein.
Tannenzweige in der Vase,
dazu verzaubert Kerzenschein.

Den Teig geknetet mit den Händen,
die Kinder stechen Plätzchen aus.
Bunter Schmuck hängt an den Wänden,
Ein Wohlgeruch im ganzen Haus.

Der Ofen macht jetzt Überstunden,
backt Zimtsterne und Marzipan.
Die feinen Lebkuchen, die runden
und Spritzgebäck – allem voran.

Am Abend sitzt man hin und wieder
In trauter Runde, froh gestimmt.
Singt mit den Kindern Weihnachtslieder,
wenn im Kamin das Feuer glimmt.

Gedichte zu Weihnachten, Weihnachtsgedichte, Adventzeit von Brigitte Kemptner

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Der Dezember

Erich Kästner (1899-1974)

Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, daß man's versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
'Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.'​
 
Eisblumen
Karl Krolow (1915-1999)


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Blumen, zärtlich hingehaucht,
tief vom Frost umfangen,
hold in halbes Licht getaucht,
sind mir aufgegangen.

Ohne Zahl. Sind froh erwacht
aus dem Wintergrunde,
blühen mir zur nahen Nacht
Stunde wohl um Stunde.

Leben leicht und ohne Not
wie die Sommerfalter.
Leise ist ihr Blumentod,
schnell und ohne Alter.
 
Ein Lied hinterm Ofen zu singen

Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß noch sauer.

Er zieht sein Hemd im Freien an
Und läßt's vorher nicht wärmen;
Und spottet über Fluß im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
Und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenn's Holz im Ofen knittert,
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,
Und Teich' und Seen krachen;
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
Denn will er sich tot lachen. -

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.

So ist er denn bald dort, bald hier,
Gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.

Matthias Claudius


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Der Winter ist gekommen
Der Winter ist kommen,
verstummt ist der Hain;
nun soll uns im Zimmer
ein Liedchen erfreun.

Das glitzert und flimmert
und leuchtet so weiß,
es spiegelt die Sonne
im blitzblanken Eis.
baikalsee_schlittschuh.jpg

Wir gleiten darüber
auf blinkendem Stahl
und rodeln und jauchzen
vom Hügel ins Tal.

Und senkt sich der Abend,
geht's jubelnd nach Haus
ins trauliche Stübchen
zum Bratapfelschmaus.
(Volksgut) www.ard.de/-/id=505576
 
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Weihnachtslied

Theodor Storm (1817-1888)





Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl's ein Wunder ist geschehn.
 
Ein Lied hinterm Ofen zu singen

Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund, ist er's;
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs
und schläft im kalten Zimmer.

Er zieht sein Hemd im Freien an
und läßt's vorher nicht wärmen
und spottet über Fluß im Zahn
und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn's Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;

wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich' und Seen krachen;
das klingt ihm gut, das haßt er nicht,
dann will er sich tot lachen. –

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.

So ist' er denn bald dort, bald hier,
gut Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren

Matthias Claudius (1740 - 1850)
 
Lied im Advent

Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
daß er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!

Matthias Claudius

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kaschubisches Weihnachtslied

Werner Bergengruen

Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden.

Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
Dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen,
Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
Dich und deine Mutter zu verehren.

Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müßtest eine Schaffellmütze tragen,
Blauen Mantel von Kaschubischem Tuche,
Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen.

Hätten dir den eignen Gurt gegeben,
Rote Schuhchen für die kleinen Füße,
Fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Früh am Morgen weißes Brot mit Honig,
Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
Mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke.

Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer,
Fette Wurst und goldnen Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!

Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
Alle Kniee würden sich dir beugen,
Alle Füße Himmelswege gehen.

Niemals würde eine Scheune brennen,
Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten, -
Wärst Du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
 
Advent: s_Wartn auf wos

Ja, wartn muaß a Mensch of lang
bis a dös kriagt hod, wos a mächt.
Dazwischn is eahm angst und bang,
ob's außegeht...

Koa Mensch woaß echt,
wos kimmt; wia d'Zukunft wirkli werd.
Zwar hod ma vo Prophetn ghört,
daß si wahrscheinli boid wos duad,
und daß oiß endli wieda guad
und sauba is, boi oana kimmt,
den wo sie jeds ois Beispui nimmt.

An so an Menschn hod's scho gebn.
Wenn vui nach eahm sein Musta lebn,
und ernst wenn ma den nehma daad,
waar'n d'Krieagserklära langsam stad.

Zwoatausend Jahr lang wart't ma schon,
daß's d'Menschheit lernt und sowos ko.

Mi'n Wartn - und san's Milliarden Stundn -
is oiwei aa d'Hoffnung stark vobundn.
Werd doch no's Paradies erreicht -?
Ma klammad si an's Wort: vielleicht.

Ludwig Abelshauser
 
Winterlied

Das Feld ist weiß, so blank und rein,
Vergoldet von der Sonne Schein,
Die blaue Luft ist stille;
Hell wie Kristall,
Blinkt überall
Der Fluren Silberhülle.

Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis,
Er flimmert blau und rot und weiß
Und wechselt seine Farbe.
Aus Schnee heraus
Ragt nackt und kraus
Des Dorngebüsches Gabe.

Von Reifenduft befiedert sind
Die Zweige rings, die sanfte Wind'
Im Sonnenstrahl bewegen.
Dort stäubt vom Baum
Der Flocken Flaum,
Wie leichter Blütenregen.

Tief sinkt der braune Tannenast
Und drohet mit des Schnees Last
Den Wand'rer zu beschütten.
Vom Frost der Nacht
Gehärtet, kracht
Der Weg von seinen Tritten.

Das Bächlein schleicht, von Eis geengt;
Voll lauter blauer Zacken hängt
Das Dach; es stockt die Quelle;
Im Sturze harrt,
Zu Glas erstarrt,
Des Wasserfalls Welle.

Die blaue Meise piepet laut;
Der munt're Sperling pickt vertraut
Die Körner von der Scheune;
Der Zeisig hüpft
Vergnügt und schlüpft
Durch blätterlose Haine.

Wohlan! Auf festgedieg'ner Bahn
Klimm' ich den Hügel schnell hinan
Und blicke froh in's Weite,
Und pfeife den,
Der rings so schön
Die Silberflocken streute.

(Johann Gaudenz von Salis-Seewis)
 
A D V E N T
(von Rainer Maria Rilke)

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit

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Ein winterliches Gedicht
Alexander Puschkin (1799-1837)

Erst gesten war es, denkst du daran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.
Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.
Und jetzt? So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.
Es strahlt und lacht die Sonne.
Wohin du siehst: Ganz puderweiß
geschmückt sind alle Felder.
der Bach rauscht lustig unterm Eis.
Nur finster stehn die Wälder

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Weihnachten

von Joseph von Eichendorf

Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend' geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen-
O du gnadenreiche Zeit!
 
Winternacht
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Verschneit liegt rings die ganze Welt,
ich hab' nichts, was mich freuet,
verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
und rüttelt an dem Baume,
da rührt er seinen Wipfel sacht
und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
von Grün und Quellenrauschen,
wo er im neuen Blütenkleid
zu Gottes Lob wird rauschen.

Joseph von Eichendorff
 
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