Themenstarter
- Beitritt
- 27.06.08
- Beiträge
- 91
Sag ich es ihr überhaupt?
Nach einem halben Jahr melde ich mich erneut und würde gerne über die "Wahrheit" sprechen!
Männern wird ja oft vorgeworfen, sie würden zu wenig sprechen. Frauen wirft man im Gegenzug gerne vor, sie sprächen zu viel. Wesentlich ist wohl, worüber man spricht!
Konkret:
Aufmerksame Leser meines Threads "Langjährige Beziehung und Sex" sind mit meinem "kleinen" Problem vertraut. Zusammenfassend für diese Leser und für die, die Interesse haben und den Thread nicht kennen: Das Liebesleben in meiner Ehe stagniert oder besser: Es tendiert gegen null. Sagen wir 12 mal Sex im Jahr, Tendenz fallend.
Problem: Meine Frau ist kein unangenehmer, hässlicher, unausstehlicher Mensch, sondern das krasse Gegenteil! Andernfalls wäre die Lösung meines Problems ja auch ganz einfach: Scheidung!
Vor 4 Jahren hat sie sich entschieden, mir einmal ganz offen die Meinung zu sagen: Ich habe Sie zu sehr unter Druck gesetzt. Zu viele Projekte. Zu viel Ehrgeiz. Zu aktiv. Zu viel Aktivität. Es hat sie wirklich geschafft und ich war fassungslos und verletzt. Ich war im Glauben, dass wir alle glücklich seien.
Konsequenz: Ich habe mich zurückgenommen, vielleicht zu sehr!
Genau genommen: Ich habe meine Vergangenheit, auf die ich sehr stolz bin, buchstäblich in die Tonne getreten (da will ich nicht zu weit ausholen) und das gleiche habe ich mit meinen Plänen für die Zukunft gemacht. Reiner Tisch. Tabularasa! Reduktion! Ich habe dann 3 Jahre gelitten wie ein Hund und zum Wohle meiner Familie und in der Hoffnung zum eigenen Wohle, meine Bedürfnisse zurückgestellt, eher...eingestellt, im ehrlichen Glauben, es sei sinnvoller mich selbst zu ändern, als zu versuchen etwas an jemand anderen ändern zu wollen (ist ja auch grundsätzlich völlig richtig so!).
Dann hat mich noch die Mdlife-Crisis voll erwischt (keine ärztliche, sondern hobbypsychologische Selbsterkenntnis). Und ich hoffe, ich lag richtig, denn sollte mich eine schlimmere Krise als diese erwarten, bekomme ich ein richtiges Problem!
Gut, ich habe Gedanken über das Leben und den Tod bewegt. Über Scheidung, emotionalen und finanziellen Untergang. Das volle Programm! Zuerst hat mich der Zustand fast zerrissen, dann habe ich mich damit arrangiert und nachdem ich das Selbstmitleid hinter mir gelassen habe, stelle ich nun emotionslos fest:
Ich bin ein langweiliger, antriebsloser, uninspirierter, nahezu gefühlsloser und manchmal trauriger Mensch geworden.
Kaum zu glauben. Vor einem Jahr habe ich über diese Erkenntnis noch heulen müssen. Jetzt schreibe ich es einfach nieder. Vor vier Jahren habe ich zu mir selbst gesagt: Ihr wollt einen anderen Menschen haben. Ihr werdet einen anderen Menschen bekommen! Ich bin ein anderer Mensch geworden! Erschreckend! Vor allem, dass von dieser vollständigen Veränderung niemand etwas mitbekommen hat. Meine Frau ein wenig. Aber sie ist erfolgreich, gut gelaunt, lieb, zeigt gelegentlich Interesse am Sex und genießt es offensichtlich und hat vor etwa einem Jahr mal geäußert, dass ich manchmal etwas schwierig und verschlossen sei. Das ist jetzt aber vorbei. Ich bin ausschließlich in meinem Beruf erfolgreich, überlasse alle Entscheidungen der Familie und bin der perfekte Vater und Ehemann! Innerlich bin ich völlig leer! Geht nicht? Dachte ich auch. Geht!
Soweit der Ist-Zustand. Geht das jetzt so weiter? Toll finde ich es nicht, aber in 3-5 Jahren ist nach meiner Tochter auch mein Sohn aus dem Haus. Solange sollte ich noch weitermachen.
Problem: Sex!
Warum?
Selbst auf dem Höhepunkt der Krise ist es mir gelungen, für eine kurze Zeit den Schalter umzulegen und ich habe funktioniert. War auch in Ordnung. Hat durchaus Spaß gemacht.
Und jetzt?
Meine Emotionslosigkeit schlägt um in völlige Lustlosigkeit! DAS wird meiner Frau nicht verborgen bleiben!
So und nun würde mich Folgendes interessieren: Wie sag ich es meiner Frau? Oder, sag ich es ihr überhaupt?
Ich bin ein langweiliger, antriebsloser, uninspirierter, nahezu gefühlsloser und manchmal trauriger Mensch geworden.
Ich glaube, dass sie dafür gerne eine Erklärung hätte. Aber will sie die wirklich hören? Sollte ich ihr wirklich erzählen, dass sie 4 Jahre mit einem hochgradig depressiven, lebensmüden, zum Eisklotz mutierenden Mann gelebt und es nicht gemerkt hat?
Hier sind wir nun bei der "nackten" Wahrheit angelangt!
Wieviel gibt man von sich Preis?
Ist es nicht besser, manche Dinge für sich zu behalten? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätte vor vier Jahren eine andere Lösung gefunden, anstatt mich ganz offen anzusprechen? Das ist kein Vorwurf! Eine reine Feststellung. Sie hat offen gesagt, was sie stört. Ich habe versucht, darauf zu reagieren und es ist ein Katastrophe daraus geworden!
So, viele Worte. Eigentlich ist schon das Schreiben selbst eine gute Erfahrung gewesen. Ich glaube, ich weiß ziemlich genau wo ich stehe. Aber wie geht es weiter?
Lieber Horaz: Sehr intime Bekenntnisse richtig
? Trotzdem würde ich mich über ein paar Gedanken und vielleicht ein paar gute Ratschläge freuen! Und nicht nur von Dir!
Gruß Fleming
P.S.: Schaut Euch mal den Text des Liedes "Zerrissen" von Juli an. Wenn ich das Lied höre, merke ich, dass ich nicht völlig emotionslos bin. Ich heule wie ein Schlosshund.
Nach einem halben Jahr melde ich mich erneut und würde gerne über die "Wahrheit" sprechen!
Männern wird ja oft vorgeworfen, sie würden zu wenig sprechen. Frauen wirft man im Gegenzug gerne vor, sie sprächen zu viel. Wesentlich ist wohl, worüber man spricht!
Konkret:
Aufmerksame Leser meines Threads "Langjährige Beziehung und Sex" sind mit meinem "kleinen" Problem vertraut. Zusammenfassend für diese Leser und für die, die Interesse haben und den Thread nicht kennen: Das Liebesleben in meiner Ehe stagniert oder besser: Es tendiert gegen null. Sagen wir 12 mal Sex im Jahr, Tendenz fallend.
Problem: Meine Frau ist kein unangenehmer, hässlicher, unausstehlicher Mensch, sondern das krasse Gegenteil! Andernfalls wäre die Lösung meines Problems ja auch ganz einfach: Scheidung!
Vor 4 Jahren hat sie sich entschieden, mir einmal ganz offen die Meinung zu sagen: Ich habe Sie zu sehr unter Druck gesetzt. Zu viele Projekte. Zu viel Ehrgeiz. Zu aktiv. Zu viel Aktivität. Es hat sie wirklich geschafft und ich war fassungslos und verletzt. Ich war im Glauben, dass wir alle glücklich seien.
Konsequenz: Ich habe mich zurückgenommen, vielleicht zu sehr!
Genau genommen: Ich habe meine Vergangenheit, auf die ich sehr stolz bin, buchstäblich in die Tonne getreten (da will ich nicht zu weit ausholen) und das gleiche habe ich mit meinen Plänen für die Zukunft gemacht. Reiner Tisch. Tabularasa! Reduktion! Ich habe dann 3 Jahre gelitten wie ein Hund und zum Wohle meiner Familie und in der Hoffnung zum eigenen Wohle, meine Bedürfnisse zurückgestellt, eher...eingestellt, im ehrlichen Glauben, es sei sinnvoller mich selbst zu ändern, als zu versuchen etwas an jemand anderen ändern zu wollen (ist ja auch grundsätzlich völlig richtig so!).
Dann hat mich noch die Mdlife-Crisis voll erwischt (keine ärztliche, sondern hobbypsychologische Selbsterkenntnis). Und ich hoffe, ich lag richtig, denn sollte mich eine schlimmere Krise als diese erwarten, bekomme ich ein richtiges Problem!
Gut, ich habe Gedanken über das Leben und den Tod bewegt. Über Scheidung, emotionalen und finanziellen Untergang. Das volle Programm! Zuerst hat mich der Zustand fast zerrissen, dann habe ich mich damit arrangiert und nachdem ich das Selbstmitleid hinter mir gelassen habe, stelle ich nun emotionslos fest:
Ich bin ein langweiliger, antriebsloser, uninspirierter, nahezu gefühlsloser und manchmal trauriger Mensch geworden.
Kaum zu glauben. Vor einem Jahr habe ich über diese Erkenntnis noch heulen müssen. Jetzt schreibe ich es einfach nieder. Vor vier Jahren habe ich zu mir selbst gesagt: Ihr wollt einen anderen Menschen haben. Ihr werdet einen anderen Menschen bekommen! Ich bin ein anderer Mensch geworden! Erschreckend! Vor allem, dass von dieser vollständigen Veränderung niemand etwas mitbekommen hat. Meine Frau ein wenig. Aber sie ist erfolgreich, gut gelaunt, lieb, zeigt gelegentlich Interesse am Sex und genießt es offensichtlich und hat vor etwa einem Jahr mal geäußert, dass ich manchmal etwas schwierig und verschlossen sei. Das ist jetzt aber vorbei. Ich bin ausschließlich in meinem Beruf erfolgreich, überlasse alle Entscheidungen der Familie und bin der perfekte Vater und Ehemann! Innerlich bin ich völlig leer! Geht nicht? Dachte ich auch. Geht!
Soweit der Ist-Zustand. Geht das jetzt so weiter? Toll finde ich es nicht, aber in 3-5 Jahren ist nach meiner Tochter auch mein Sohn aus dem Haus. Solange sollte ich noch weitermachen.
Problem: Sex!
Warum?
Selbst auf dem Höhepunkt der Krise ist es mir gelungen, für eine kurze Zeit den Schalter umzulegen und ich habe funktioniert. War auch in Ordnung. Hat durchaus Spaß gemacht.
Und jetzt?
Meine Emotionslosigkeit schlägt um in völlige Lustlosigkeit! DAS wird meiner Frau nicht verborgen bleiben!
So und nun würde mich Folgendes interessieren: Wie sag ich es meiner Frau? Oder, sag ich es ihr überhaupt?
Ich bin ein langweiliger, antriebsloser, uninspirierter, nahezu gefühlsloser und manchmal trauriger Mensch geworden.
Ich glaube, dass sie dafür gerne eine Erklärung hätte. Aber will sie die wirklich hören? Sollte ich ihr wirklich erzählen, dass sie 4 Jahre mit einem hochgradig depressiven, lebensmüden, zum Eisklotz mutierenden Mann gelebt und es nicht gemerkt hat?
Hier sind wir nun bei der "nackten" Wahrheit angelangt!
Wieviel gibt man von sich Preis?
Ist es nicht besser, manche Dinge für sich zu behalten? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätte vor vier Jahren eine andere Lösung gefunden, anstatt mich ganz offen anzusprechen? Das ist kein Vorwurf! Eine reine Feststellung. Sie hat offen gesagt, was sie stört. Ich habe versucht, darauf zu reagieren und es ist ein Katastrophe daraus geworden!
So, viele Worte. Eigentlich ist schon das Schreiben selbst eine gute Erfahrung gewesen. Ich glaube, ich weiß ziemlich genau wo ich stehe. Aber wie geht es weiter?
Lieber Horaz: Sehr intime Bekenntnisse richtig
Gruß Fleming
P.S.: Schaut Euch mal den Text des Liedes "Zerrissen" von Juli an. Wenn ich das Lied höre, merke ich, dass ich nicht völlig emotionslos bin. Ich heule wie ein Schlosshund.