Wende Dich nicht von Deinem Schmerz ab

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Ich möchte folgenden Text aus Eckhart Tolle's Werk "Jetzt" hier einstellen und zur Inspiration hinterlassen. Es ist ein sehr wichtiger und wirksamer Bestandteil meiner eigenen Bewältigung. Und ich könnte mir vorstellen, dass er auch anderen ein wichtiger und effektiver Wegweiser sein könnte.



Wende Dich nicht von Deinem Schmerz ab. Sieh ihn an. Fühle ihn ganz. Fühle ihn – denke nicht über ihn nach. Drücke ihn aus, wenn nötig, doch erschaffe in deinem Verstand keine Geschichte um ihn herum. Gib all deine Aufmerksamkeit dem Gefühl und nicht der Person, dem Geschehen oder der Situation, die scheinbar die Ursache waren. Lasse den Verstand nicht den Schmerz benutzen, um eine Opferidentität für dich daraus zu erschaffen. Dich selbst zu bemitleiden und anderen deine Geschichte zu erzählen wird dich in Leiden gefangen halten. Da es unmöglich ist, dem Gefühl zu entkommen, ist die einzige Möglichkeit für eine Veränderung hineinzugehen.

Volle Aufmerksamkeit ist volle Annahme, ist Hingabe. Indem du volle Aufmerksamkeit gibst, benutzt du die Macht der Gegenwart, die Kraft deiner Präsenz. Kein versteckter Überrest eines Widerstands kann in dieser Kraft überleben. Gegenwartsbewusstsein löscht Zeit aus, und ohne Zeit kann Leiden, kann Negativität nicht überleben.

Stelle Dir einen Sonnenstrahl vor, der vergessen hat, dass er ein untrennbarer Teil der Sonne ist, und irrtümlich glaubt er, er müsse für sein Überleben kämpfen und statt der Sonne eine neue Identität erschaffen, an der er sich dann festklammert.

Gruss, Marcel
 
Selbstverständlich gilt das nur für Schmerz emotionaler Natur, mehr kennt Tolle ja nicht, und bis zu einem gewissen Punkt physischen Schmerz. Einen Zahnarztbesuch ohne Spritze kann man, wenn man das kann, schon überstehen, eine OP am Magen ohne Schmerzmittel? Na das will ich sehen wie tolle aufwacht, Bauch oder Thorax geöffnet, und nicht um Opioide bettelt.

Im übrigen kann man sich auch dissoziieren, dann gibt man sich dem Schmerz nicht hin. Auch emotionalen. Tolle beschreibt eine Möglichkeit, aber nicht die einzige und nicht die allumfassende.
 
Hallo Marcel,

ich kenne dieses "geh' ganz in dieses GEfühl rein, spüre es, fühle es ....."
Ich gebe zu: das fällt mir oft sehr schwer, manchmal gelingt es (?), und dann strömen die Tränen nur so dahin...

Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob das tatsächlich das Durchgehen durch den Schmerz bedeutete oder nicht eher eben das Heraufholen von alten Emotionen/Gefühlen/Erlebtem?
Wie hast Du das denn gemacht? Mit einer bestimmten Methode?

Ich bin sonst ja weiter dafür, neue Wege zu finden, um damit von alten eingefahrenen Wegen endgültig weg zu kommen. Das ist auch der Grund, warum ich z.B. Psychoanalyse fragwürdig finde: sie holt alte Geschichten immer wieder hoch und läßt damit ständig alten Stress wieder aufleben.

Grüsse,
Oregano
 
Es ist ein sehr wichtiger und wirksamer
Bestandteil meiner eigenen Bewältigung.


Hallo Marcel

Was immer da war oder auch noch ist,
fühle Dich umarmt und fest gedrückt.

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Liebe
Grüße
Bodo
 
Volle Aufmerksamkeit ist volle Annahme, ist Hingabe. Indem du volle Aufmerksamkeit gibst, benutzt du die Macht der Gegenwart, die Kraft deiner Präsenz. Kein versteckter Überrest eines Widerstands kann in dieser Kraft überleben. Gegenwartsbewusstsein löscht Zeit aus, und ohne Zeit kann Leiden, kann Negativität nicht überleben.

Marcel,
das (volle Aufmerksamkeit geben Können, vollkommene Akzeptanz dessen was ist in dem Moment) setzt bereits ein gewisses Maß an Bewusstheit und Reife voraus.
Tolle hat Recht, aber er spricht aus der Sicht eines bereits Erfahren-Habenden.
Wenn ein Mensch nicht weiß, wie er da hinkommt, dann wird er fliehen - sich innerlich dem Widersetzen, weil die Angst, das was schmerzt würde noch schmerzhafter, wenn man es ansieht, (oft) grösser sein dürfte.
Deswegen gibt es auf der einen Seite die verschiedenen Formen der Psychotherapie, die Menschen hoffentlich auf den jeweiligen Stufen abholen und weiter begleiten kann und auf einem anderen, dem spirituellen Weg, gibt es das wunderbare "Mittel" der Meditation.
Acceptance and surrender.
Ich finde, akzeptieren und hineingehen alleine reicht oft nicht.
Akzeptieren, Hineingehen und abgeben an die Liebe.

Ein Satz von Ashok Gupta, den ich als einen meiner spirituellen Lehrer bezeichne ist: Acceptance and surrender to love.
Es ist die Liebe die heilt.
In der Meditation kannst du/man all das, was schmerzt (z.B im Falle des Todes eines geliebten Menschen) heilen.
Dich. Deinen Schmerz. Ihn, seinen Schmerz.
In voller Aufmerksamkeit kannst du dich zu Beginn der Meditation im Schoss deiner höheren Macht niederlassen, die die Arme um dich legt, während du da sitzt. Die höhere Macht kann und darf ruhig auch einfach "die Liebe sein". du begibst dich in die Meditation und kannst dich, den anderen einfach innerlich dabei im Arm halten, während du auch gehalten wirst. (dir das vorstellst)
Umhüllst dich und den anderen mit Liebe. Sitzt einfach da und hältst dich, begibst dich mitten hinein. Haltend und gehalten. Einfacher ist das, wenn man da stimmlich dann geführt wird z.B. durch eine geführte Meditation auf Liebe.
Ich weiß nicht, wie jemand, der diesen zutiefst heilsamen Weg (in der Meditation) noch nicht kennt und gehen kann mit tiefem Schmerz fertig werden soll. Vielleicht setzt da ja dann der Weg "zum Glauben" bei manchen ein. Zum Gebet. Hinwendung zum Göttlichen, zum Größeren.

Liebe Grüße von Felis
 
Hallo ,

im Anhang steht etwas zum Schmerz . Es ist aus einer Anthroposophischen Zeitung / Merkurstab .

LG
 

Anhänge

  • RB 38,1 M. Glöckler - Schmerz 2008.pdf
    953.4 KB · Aufrufe: 10
Wie kommt es zum Schmerz ? Z.B.In meinem Falle aus wahrscheinlich der Bedürftigkeit heraus ( zum Teil )
geliebt zu sein - In meiner Stadt werden hunderte alte Gärten platt gemacht , für Wohnungen etc.
Wie besessen pflückte ich alte Sorten Äpfel , Birnen , Pflaume etc und verschenkte es .
Immer helfe ich , natürlich gratis . Schneide Bäume , mache Umzüge , passe auf Gärten auf (einmal 5 Stück gleichzeitig ) .
Das Alles und noch viel mehr mit einer kaputten Halswirbelsäule und der hohen Bedürftigkeit nach "nur " einem guten Gespräch .
Ich verhungere in dieser Welt und bekomme Schmerzen .
Das ist nun meine Erkenntnis von mir und es ist gar nicht so schwer , nein zu sagen und eben die Bedürftigkeit nach Liebe , nach Gemeinsinn , in anderen Bereichen versuchen , zu stillen.

Es ist auch gar nicht so schwer , sich einzugestehen , wie man ist . Jawohl , es ist unangenehm und auch eckelig .
Hier spreche ich von Läuterung .

Der Rückzug auf sich selbst , macht Angst . Es geht um Vertrauen . Kann ich mir selbst Vertrauen . Spätestens jetzt , kann bei dem , der so denkt , erstmal alles zusammen brechen .

LG
 
Also zu tolle, ich frage mich ja, wie er den Schmerz fühlen können will, den er beschreibt, wenn er nach seinem Erlebnis dauerhaft erleuchtet ist? Wen das Thema hingeben zum Schmerz interessiert, den kann ich einen sehr guten Text, in meinen Augen, von jemanden posten, der einen solchen Ansatz, nur besser wie Tolle, beschreibt. Tolle hatte von jetzt auf gleich die Meditation und einen Schmerz in diesem Zustand zu akzeptieren, ist ganz anders, wie wenn man mit dem Ego identifiziert ist. Insofern beschreibt Tolle nur etwas, das man machen kann, wenn man meditativ ist, für jemand ohne dieser Fähigkeit, ist dies nur bedingt anwendbar. Zudem behauptet Tolle, vor dem Erlebnis sehr starken emotionalen Schmerz gefühlt zu haben, danach aber gar keinen mehr. Wie also kann er zu diesem Zustand gekommen sein? Hat er das jemals erklärt? Oder hat er nun doch nach der "Erleuchtung" Schmerz? Das ist mir irgendwie schwer zu erklären... oder sollen das rein Beobachtungen von anderen sein? Ist man nicht in der Meditation, muss man sich gedanklich darauf vorbereiten, dass man Schmerz akzeptiert, das geht nicht einfach so. Ist man dagegen meditativ, braucht man keinerlei Anleitung, weil man das automatisch macht. Tolle beschreibt hier einen Zustand, ohne den Weg in diesen.

Oder sieht das jemand anders, der Tolle besser kennt, versteht?
 
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