Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr

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Wenn ich mir die Lebensläufe einschließlich charakterlicher und anderer Fähigkeiten von alten Menschen so anschaue, komme ich immer mehr zu dem Schluß, daß das Umfeld von Kindheit an einen riesengroßen Einfluß auf die Entwicklung eines Menschen hat.
Gerade Tätigkeiten und Verhaltensweisen, die früh Einfluß haben, weil sie zum täglichen Leben gehören, werden verinnerlicht und sind nicht mehr im Bewußtsein.
Das kann zu positiven Entwicklungen führen, es kann zu negativen Entwicklungen führen. Vor allem kann das im späteren Leben zu Schwierigkeiten führen, weil gar nicht erkannt wird, daß da ein eingefahrenes Muster eine starke Rolle spielt, was aber nicht bewußt wird.

Beispiele:
- Ein Kind, das in einem Hotelhaushalt aufwächst, wo es jederzeit etwas Gutes in der Küche bekommen kann, wird das auch später erwarten.
- Ein Kind, das mit Hilfskräften aufgewachsen ist (Putzfrau z.B.), wird annehmen, dass es normal ist, eine Putzfrau zu haben.
- Ein Kind, das immer Geld zur Verfügung hatte, wird nicht lernen, mit wenig Geld auszukommen.
...
Natürlich gibt es auch andere Entwicklungen. Wie immer kann man nicht verallgemeinern.

Trotzdem: obwohl junge Menschen meinen, das Elternhaus und das soziale Umfeld spiele keine Rolle in ihrer Beziehung(sfähigkeit), denke ich, daß es eine große Rolle spielt. Deshalb lohnt es immer, einen Blick auf das Elternhaus eines Menschen zu werfen, um dadurch einen gewissen Überblick über die Einflüsse, die von dort kamen/kommen, zu erkennen und zu verstehen.

Eltern sind auch Menschen, auch sie waren einstens Hänschens, auch sei haben ihre Prägungen. Wenn sie nie auf die Idee gekommen sind, sich ihre eigenen Eltern und ihr Umfeld anzuschauen und Verhaltensmuster abzulegen, die schädlich sein können, wird es immer so weiter gehen: Aus Hänschen werden Hanse, Muster werden weiter gegeben. Ein Kreislauf...


Grüsse,
Oregano
 
wundermittel
Das ist alles tendenziell richtig, trotzdem ist es durchaus möglich, dass der Hans bei entsprechender Motivation noch die tollsten Dinge lernt. Auch das Umdenken und Lernen kann man trainieren, indem man bewusst und in kleinen Schritten mit alten Denkweisen und Gewohnheiten bricht und etwas Neues ausprobiert. Da gibt es sehr viel zu entdecken und man bleibt geistig jung und fit. :cool:
 
Hallo MaxJoy,

da gebe ich Dir Recht :) . Das ist möglich, eben WENN alte Denkweien und Gewohnheiten klar und bewußt werden und dann die Bereitschaft vorhanden ist, neue Wege zu gehen.

Der Spruch läßt sich auch anders formulieren: Was Hänschen gelernt (erfahren) hat , läßt sich auch wieder verlernen (vergessen).

Grüsse,
Oregano
 
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naturheilkunde
Früher hat man geglaubt, dass die Lernfähigkeit mit dem Erwachsenwerden schwindet. Das ist aber totaler Quatsch. Jeder kann bis zu seinem letzten Atemzug noch neue Tricks lernen. Voraussetzung ist aber, dass man sich erlaubt, Fehler zu machen wie ein kleines Kind. Denn der Weg zur Erkenntnis ist mit Irrtümern gepflastert. :)
 
man muss sich entscheiden, bewusst integer zu sein und Verantwortung für jede Entscheidung übernehmen.
 
Es kann auch sein, dass das Elternhaus Flexibilität vermittelt, so dass man sich den verschiedenen Lebensverhältnissen anpassen kann. In meiner frühen Kindheit herrschte Krieg. Flexibilität war lebenswichtig. Magere Kost und Entbehrung war angesagt. Da wurden aus Vorhängen Kleider genäht, aus beim Ährenlesen gesammelter Gerste Kaffee geröstet, Bucheckern zur Ölpresse getragen, Tabak angebaut und auf der Wäscheleine getrocknet. Das hat wohl Teile der Generation geprägt. Ich habe das noch auf meine Kinder übertragen. Ich bedauerte meine Tochter, in welcher jämmerlichen Studentenbude sie 2 Semester hauste. Aber sie wollte das so, obwohl sie zuhause mehr Komfort gewöhnt war. Auch mein Sohn war im Studium recht anspruchslos. Beide haben nun beruflich und privat ihren guten Weg gemacht, nicht zuletzt durch ihre Flexibilität.
 
Dass die Grundsteine in der Persönlichkeit schon sehr früh und vermutlich auch zu wesentlichen Teilen bereits genetisch festgelegt werden, das sehe ich auch so. Aber ich denke nicht, dass man den Spruch "Was Hänschen nicht lernt..." verallgemeinern kann. Persönlichkeitsfeintuning und dazu lernen geht mit Anstrengung immer. Wobei aber zum Beispiel bei einem späten Beginn von Fremdsprachenerwerb tatsächlich praktisch nie mehr ein Muttersprachlerniveau erreicht werden kann. Das hat man leichter, wenn man jung zu lernen beginnt.
 
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