Hallo Hexe,
Du steigst also aus Deinem Thema aus - völlig OK. Wie Felis finde ich aber Deine dahingeworfene Begründung nicht in Ordnung und sogar falsch. Ich komme nochmal auf Deinen ersten Beitrag zurück:
Unzulässigerweise gehst Du davon aus, daß ALLE Frauen Minderwertigkeitsgefühle haben. Das mag Deine Beobachtung sein, stimmt so aber nicht. Richtig ist, daß immer wieder Situationen entstehen, in denen Frau oder Mann mit sich hadert - aber das geschieht nicht aus Minderwertigkeitsgefühlen heraus, sondern weil man spürt, daß etwas nicht stimmig ist, der Grund wird gesucht, um das zu korrigieren.
Du wirfst alles in den Topf "Minderwertigkeitsgefühl", obwohl das nicht zutrifft. Für viele Deiner sog. Belege dafür, gibt es völlig andere Ursachen, um sie zu erkennen muß man tiefer hineingehen..., vor allem jedes Mal hinterfragen, wie eine bestimmte Verhaltenweise überhaupt entstanden ist!
Ich greife mal einige heraus:
* Im Neid auf erfolgreiche Frauen zeigt es sich.
* Im Beruf, wenn wir uns mit unserem Arbeitsplatz arrangieren und nicht weiter nach oben streben.
* Wenn sich Frauen auf einen Job nicht bewerben, weil sie 20 oder 30 Prozent der Anforderungen (noch) nicht erfüllen.
* wenn sie eine Aus- oder Fortbildung an die andere hängen. Aus dem Gefühl heraus, "nicht gut genug zu sein".
* Unser Aussehen

- wie sehr starren wir Frauen auf Mängel. Schwachstellen vergrößern, sie geradezu suchen.
* Neid findet sich bei Mann und Frau gleichermaßen und mit Minderwertigkeitsgefühlen hat das erst mal gar nichts zu tun. Es ist eher Ausdruck von Gier all das haben, können, wollen, was andere bereits haben. Der Neider fragt auch nicht danach wieviel harte Arbeit der Beneidete investiert hat, um dort hinzukommen, wo er/sie steht.
* Viele Frauen wollen gar keine Karriere machen, weil ihnen der Preis dafür zu hoch ist. Ich selbst machte mit ca. 38 einen Schnitt, nach unzähligen beruflichen Auslandsflugreisen, 60- und 80-Stunden Wochen, im Jahr ca. 6 Monate von zuhause abwesend, hatte ich es Dicke, denn ein Privatleben hatte ich dadurch überhaupt nicht mehr, der Streß fraß mich auf. Ich suchte mir einen Job, ohne Reisen und mit verkürzter Arbeitszeit. Baute mein Privatleben wieder auf und war so viel glücklicher als vorher. Mit Minderwertigkeitsgefühlen hatte das nichts zu tun. Für mich hatte ich erkannt, daß mir ein Privatleben wichtiger war. Die so wiedergewonnene Freizeit/Freiheit konnte ich für berufsfremde Ausbildungen nutzen, die mich persönlich wirklich interessierten oder mir halfen mir selbst zu helfen. Auch das hatte mit Minderwertigkeitsgefühlen nichts zu tun.
* Sich auf einen Job bewerben, wenn man 20-30% der Erfordernisse nicht erfüllt ist Zeitverschwendung, ebenso wenn man stark überqualifiziert ist. Im ersten Falle merkt der potentielle Arbeitgeber sofort, der/die kann das nicht. Im zweiten Falle weiß er im Vorhinein, der Arbeitnehmer wird im Job unzufrieden sein, weil er/sie nicht alles einbringen kann. Sich unter diesen Voraussetzungen nicht zu bewerben ist schlicht vernünftig und hat mit Minderwertigkeitsgefühlen überhaupt nichts zu tun.
* Aus- und Fortbildungen geschehen nicht aus Minderwertigkeitsgefühlen heraus, sondern weil erkannt wird, daß man bestimmte Qualifikationen braucht, wenn man überhaupt einen Job oder einen Besseren bekommen will. Auch das hat mit einer vernünftigen Abwägung der Situation zu tun, aber nichts mit Minderwertigkeitsgefühlen.
* Zum Aussehen hatte ich schon einiges gesagt. Hier richten sich Frauen, oft genug aber auch Männer, nach den Informationen aus den Medien und anderen Quellen, von denen sie viel stärker beeinflußt werden als sie vermuten. Der männliche Muskelprotz oder das superschlanke Model wird ihnen als unbedingt zu erreichendes und erwünschtes Ziel vorgegaukelt. Beide Geschlechter vergleichen sich nur noch mit diesem fiktiven Idealbild und wollen genau so sein. Häufig sind sich selbst fast Skelette noch zu dick

- dann setzen sie noch einen drauf. Das ist krankhaft, hier wird das Minderwertigkeitsgefühl von außen her erzeugt, war vorher oft genug gar nicht vorhanden. Dabei vergessen sie, daß 99,9% der Menschen diesem Bild nie werden entsprechen können. Um das zu erkennen, braucht man nur mal in der Fußgängerzone spazieren gehen und sich die Menschen um einen herum genau anzuschauen.
Echte Minderwertigkeitsgefühle entstehen schon in der Kindheit, wenn ständig an dem Kind herumgemeckert wird, es sei dumm, faul, frech usw. Für zerrüttete Familienverhältnisse geben sich Kinder oft selbst die Schuld, obwohl sie gänzlich unschuldig sind. Kurz, wenn Aufbauendes fehlt. Bei Kindern gibt es noch viele Ursachen, die Minderwertigkeitsgefühle entstehen lassen können, das trifft aber nicht nur auf Mädchen, sondern in gleichem Maße auf Jungen zu.
Andere Gefühle können entstehen, wenn man viele Jahre für die Familie lebt, sich dabei selbst vernachlässigt und dann plötzlich merkt, daß man selbst gar nicht gelebt hat. Aber auch das ist kein Minderwertigkeitsgefühl im eigentlichen Sinne. Vieles, was das wirkliche Ich gern getan hätte, wurde nicht gelebt, weil andere immer vorrangig waren. Das Gefühl vieles versäumt zu haben ist kein Minderwertigkeitsgefühl. Andererseits hatte man in den Jahren zuvor andere Prioritäten, die man sich selbst gesetzt hatte und teils von äußeren Erfordernissen bestimmt wurden. Deshalb war Frau nicht schwach oder minderwertig, im Gegenteil, sie handelte fast übermenschlich stark. Mit meiner Schilderung der evolutionären Entwicklung der Familie, der uralten Rollenverteilung, habe ich das bereits angesprochen.
- das Ur-Weibliche zu stärken! Warum ist es überhaupt schwach?
Es ist nicht schwach, im Gegenteil: das Urweibliche ist extrem stark und ausdauernd!!! Ohne diese Stärke und Kraft hätte Frau die vielen Jahre der Selbsverleugnung zum Vorteile der restlichen Familie gar nicht bewältigen können.
Liebe Grüße,
Clematis