Themenstarter
- Beitritt
- 16.03.10
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- 1.248
ANMERKUNG:
Abgespalten von hier.
AO
Hallo castor,
Vielen Dank für deinen klasse Beitrag !
Ich finde ergänzend hierzu passen ganz gut Aussagen von Dr. Müller, die er in dem Gespräch vom 18.08.`12 beim Selbsthilfetreff macht:
in-engen-grenzen.de/selbsthilfe-treff-cfs-im-fernsehen/sendung-vom-18-08-2012/
Wenn ich mich recht erinnere so ca. bei Minute 40 und gegen Ende des Gesprächs (aber man kann sich ruhig mal alles ansehen
.
Ich versuche mal, mit meinen eigenen Worten zusammen zu fassen.
Dr. Müller erklärt hier, dass er bereits vor Jahren Kollegen versucht hat zu motivieren, sich für ein erweitertes Honorar zur Betreuung von ME-Patienten einzusetzen, da die Behandlung hier zeitintensiv ist.
Jedoch stieß seine Anregung auf kein Interesse.
Für mich schließe ich daraus kein Interesse an diesem komplexen Krankheitsbild.
Zudem wurde erläutert, dass es in den letzten Jahren sehr umfassende erweiterte Erkenntnisse gab, die jedoch auf die universitäre Ebene gehieft werden müssen, da sie dort noch lange nicht angekommen sind.
(Wer ist dafür verantwortlich?)
Auch die heutige Kommunikation unter Medizinern wurde bemängelt.
Dr. Müller sei seit über 35 Jahren als Arzt tätig. Der früher gepflegte Austausch unter Kollegen (auch und gerade über einzelne Fälle) sei vor einigen Jahren eine Selbstverständlichkeit gewesen, die so heute schlichtweg nicht mehr stattfände und somit komplett weg falle.
(So viel zum Thema Wissens- und Erfahrungsaustausch. So bleibt jeder Arzt Fachidiot für sein Interessensgebiet, was bezogen auf eine MULTIsystemerkrankung die Stagnation weiter aufrecht hält)
EIne Frage an die anwesende Gesundheitsministerin (von ich glaube Rheinland Pfalz),
wie die Politik sich für die Krankheit in irgendeiner Form stark machen kann, wurde mit der Problematik beantwortet, dass die Ärzteschaft eben dem Prinzip der SELBSTVERWALTUNG unterliegt und die Politok hier kaum bis keinen Handlungsspielraum habe.(So kann man sich auch geschickt vor Verantwortung drücken)
Was Selbstverwaltung im Detail bedeutet, hat castor hier schon mehrfach erläutert.
Nur daher habe ich überhaupt eine Vorstellung davon, welche Macht, oder auch Machtlosigkeit sich hinter diesem Wörtchen verbirgt.
Im Grunde können die Ärztekammern machen, was sie wollen - oder eben nicht machen, was sie nicht wollen - was absolut nichts mit Verschwörungstheorien zu tun hat.
Viele Grüße - tiga
Abgespalten von hier.
AO
Immer wieder liest man, auch in Form von Zitaten von Professoren, CFS/ME sei keine Diagnose oder die Diagnose sei unwahrscheinlich und es gäbe keine allgemein (!) anerkannte Behandlungsmethode.
Hier liegt ein grundsätzlicher Denkfehler zugrunde, der in dem überkommenen Festhalten an der Evidenzbasierten Medizin (EbM) besteht. Die EbM fordert durchgehend eng problemspezifische Studien mit Gruppen homogener Studienteilnehmer. Nach den offiziell gängigen Auswahlkriterien für CFS sind allerdings diese annähernd vollkommen homogenen Kohorten gar nicht zu bilden. Die Vielfalt der potentiell zusammentreffenden Ursachen und Symptomkomplexe („Multisystemerkrankung“) ist so groß, dass die Ergebnisse nie ein Relevanzniveau erreichen können, wie bei vergleichsweise einfachen Erkrankungen. Genau dies verlangt die EbM aber, ihrem sturen Schubladendenken folgend.
Senkt man via Erhöhung der Gruppenhomogenität, zwecks Erzielung eindeutigerer Ergebnisse die Zahl der Studienteilnehmer, sinken gleichzeitig – bei oberflächlicher Betrachtung – die Aussagekraft und potentielle Allgemeingültigkeit des jeweiligen Studienergebnisses. Vice versa sinkt die prozentuale Trefferquote des Erfolgspotentials einer Maßnahme mit einer Erhöhung der Studienteilnehmerzahl, weil die Gruppenheterogenität als Automatismus unweigerlich steigt. Man darf nicht übersehen, dass dies ein grundsätzliches, wesensimmanentes Problem bei CFS/ME ist. Genau das wird jedoch von unserem indoktrinierten Gesundheitssystem vorsätzlich übersehen, um positive Studienergebnisse zu verhindern oder später klein zu reden.
Nun gibt es zwei Herangehensweisen.
a) Man gibt sich mit der Nichterklärbarkeit zufrieden und psychiatrisiert die Kranken schlimmstenfalls. Dieses Abkanzeln ist derzeit gängige Praxis.
b) Man verlässt die überkommene Sicht der EbM und begibt sich in den Bereich der personalisierten Medizin. Jeder Patient wird als individueller Fall betrachtet und sein neuroendokrinimmunologisches System wird anhand der vorliegenden Symptomatik nach logischen Kriterien in Einzelteile zerlegt und analysiert. Dies erfordert sehr viel Erfahrung, weil jeder Patientenfall quasi eine eigenständige Studie ist und nur mittels ähnlich gelagerten Vergleichsfällen überhaupt eine zielgerichtete Diagnostik und Therapie durchführbar ist. Ob ein Behandler ein CFS-Spezialist oder Nichtspezialist ist, bemisst sich einzig und allein nach dem Erfahrungsschatz. Die alleinige Kenntnis des aktuellen Forschungsstands ist kein Ersatz für Erfahrung, allenfalls notwendige Bedingung.
Aus diesem Grund ist es auch unredlich, wenn Universitätsprofessoren als Referenz genannt oder als Gutachter bestellt werden, obwohl sie selbst keinerlei klinische Erfahrung mit der Behandlung von CFS gesammelt haben.
Mit dieser Darstellung möchte ich auch verständlich machen, warum nach wie vor der Anschein erweckt werden kann, die Medizin sei machtlos. Tatsächlich ist jedoch das störrische Beharren auf unzweckmäßigen, ja unwissenschaftlichen Denkweisen schuld an dem Stillstand. Den Vertretern der Variante a) kommt zupass, dass die Variante b) derzeit noch viel arbeitsaufwendiger und kostenintensiver ist und auf dieser Schiene prächtig diffamiert werden kann - Stichwort „Abzocke“. Das Betrachtungsfeld der Anhänger von Variante a) fokussiert sich damit auf sachfremde Erwägungen, um von der eigenen Unfähigkeit, Bequemlichkeit und Geldgier (Abzocke von Sozialabgaben ohne Gegenleistung) abzulenken.
In Wirklichkeit ist der Heilige Gral der Evidenzbasierten Medizin ein Auslaufmodell! Die Möglichkeiten haben sich durch den Fortschritt der Grundlagenforschung verändert. Jetzt müssen die rückständigen Methoden angepaßt werden. Ärzte müssten endlich Intellekt entwickeln, unzweckmäßig grobe „Bedienungsanleitungen für die Maschine Mensch“ weglegen und selbst zu denken anfangen. Sind sie dazu nicht bereit oder fähig, sollten sie ihren Beruf an den Nagel hängen.
Grüsse!
Hallo castor,
Vielen Dank für deinen klasse Beitrag !
Ich finde ergänzend hierzu passen ganz gut Aussagen von Dr. Müller, die er in dem Gespräch vom 18.08.`12 beim Selbsthilfetreff macht:
in-engen-grenzen.de/selbsthilfe-treff-cfs-im-fernsehen/sendung-vom-18-08-2012/
Wenn ich mich recht erinnere so ca. bei Minute 40 und gegen Ende des Gesprächs (aber man kann sich ruhig mal alles ansehen
.
Ich versuche mal, mit meinen eigenen Worten zusammen zu fassen.
Dr. Müller erklärt hier, dass er bereits vor Jahren Kollegen versucht hat zu motivieren, sich für ein erweitertes Honorar zur Betreuung von ME-Patienten einzusetzen, da die Behandlung hier zeitintensiv ist.
Jedoch stieß seine Anregung auf kein Interesse.
Für mich schließe ich daraus kein Interesse an diesem komplexen Krankheitsbild.
Zudem wurde erläutert, dass es in den letzten Jahren sehr umfassende erweiterte Erkenntnisse gab, die jedoch auf die universitäre Ebene gehieft werden müssen, da sie dort noch lange nicht angekommen sind.
(Wer ist dafür verantwortlich?)
Auch die heutige Kommunikation unter Medizinern wurde bemängelt.
Dr. Müller sei seit über 35 Jahren als Arzt tätig. Der früher gepflegte Austausch unter Kollegen (auch und gerade über einzelne Fälle) sei vor einigen Jahren eine Selbstverständlichkeit gewesen, die so heute schlichtweg nicht mehr stattfände und somit komplett weg falle.
(So viel zum Thema Wissens- und Erfahrungsaustausch. So bleibt jeder Arzt Fachidiot für sein Interessensgebiet, was bezogen auf eine MULTIsystemerkrankung die Stagnation weiter aufrecht hält)
EIne Frage an die anwesende Gesundheitsministerin (von ich glaube Rheinland Pfalz),
wie die Politik sich für die Krankheit in irgendeiner Form stark machen kann, wurde mit der Problematik beantwortet, dass die Ärzteschaft eben dem Prinzip der SELBSTVERWALTUNG unterliegt und die Politok hier kaum bis keinen Handlungsspielraum habe.(So kann man sich auch geschickt vor Verantwortung drücken)
Was Selbstverwaltung im Detail bedeutet, hat castor hier schon mehrfach erläutert.
Nur daher habe ich überhaupt eine Vorstellung davon, welche Macht, oder auch Machtlosigkeit sich hinter diesem Wörtchen verbirgt.
Im Grunde können die Ärztekammern machen, was sie wollen - oder eben nicht machen, was sie nicht wollen - was absolut nichts mit Verschwörungstheorien zu tun hat.
Viele Grüße - tiga
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